Donnerstag, 26. September 2024

Nebenwerte-Comeback: Familienunternehmen rücken in den Fokus

 In diesem Jahr schauen viele Anlageexperten mit dem Start der Zinssenkungen insbesondere auf Nebenwerte oder sogenannte Small- und Mid-Cap-Aktien. Die stark ansteigenden Zinsen und Rezessionsängste der letzten beiden Jahre haben dafür gesorgt, dass diese hinter den Aktien großer Unternehmen zurückgeblieben sind. Sie gelten daher aktuell als besonders günstig bewertet. Innerhalb dieses Anlagesegments lohnt es sich besonders, auf familiengeführte Unternehmen zu schauen.

Europäische Small Caps wachsen solide

In den letzten Jahren haben sich an den europäischen Aktienmärkten grundlegende Verschiebungen ereignet. Traditionell galten Aktien von Nebenwerten, also Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung, als profitabler als die von großen Unternehmen. Diese Regel schien jedoch seit September 2021 außer Kraft gesetzt. Der MSCI Europe Small Cap Index, der die Performance kleinerer Unternehmen misst, liegt seitdem fast sechs Prozent im Minus, während der MSCI Europe Large Cap Index, der die großen Unternehmen abbildet, um mehr als 25 Prozent zulegen konnte. Europäische Nebenwerte sind damit aktuell im Vergleich zu großen Unternehmen so günstig bewertet wie zuletzt während der Finanzkrise 2008.

Vergleich Kursindex MSCI Europe Large Cap und MSCI Europe Small Cap

Eine der Ursachen für die schwache Entwicklung der Small Caps war die aggressive Zinspolitik der Notenbanken seit März 2022. Diese führte zu Ängsten vor einer Rezession, die kleinere, oft konjunkturabhängige Unternehmen besonders hart traf. Auch der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten spielte eine Rolle: Während große Unternehmen leichter an langfristige Anleihen mit festen Zinsen kommen, sind kleinere Unternehmen stärker auf variabel verzinste Bankkredite angewiesen und wurden daher von den Zinserhöhungen härter getroffen.

Die aktuelle Zinssenkungspolitik der Notenbanken könnte jedoch eine Trendwende einleiten

Sinkende Refinanzierungskosten werden vor allem den kleinen Unternehmen zugutekommen. Auch konjunkturell gibt es Hoffnung: Die US-Wirtschaft scheint einer Rezession zu entgehen und auch in Europa gibt es Anzeichen für eine Stabilisierung, was den Nebenwerten zusätzliche Unterstützung bieten könnte. Zudem vermehrt sich die Aktivität von Übernahmen kleinerer Unternehmen durch große Konzerne oder Private-Equity-Firmen, was als weiteres positives Signal gewertet wird.

Besonders interessant sind aktuell die Entwicklungen in den USA, wo sich die Aktienkurse von Unternehmen mit kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung stärker erholen als der Gesamtmarkt. Der Russell 2000 Index, der kleine und mittlere Unternehmen abbildet, verzeichnete im Juli einen Anstieg von mehr als neuneinhalb Prozent, während der S&P 500 Index nur um rund anderthalb Prozent zulegte. Die gestiegene Sorge vor Klumpenrisiken bei den großen Technologiewerten hat ganz entscheidend zu dieser Entwicklung beigetragen.

Auch in Europa, insbesondere in Deutschland, könnten die Nebenwerte vor einem Comeback stehen. Der MDAX, der Index für mittelgroße Unternehmen, und der SDAX für kleinere Unternehmen haben seit Mitte 2022 deutlich schlechter abgeschnitten als der Leitindex DAX. Doch diese Unterbewertung könnte jetzt Chancen bieten.

So erfolgreich sind deutsche Familienunternehmen

Insgesamt scheinen die Vorzeichen für ein Comeback der Small Caps in Europa und den USA damit günstiger denn je. Die Kombination aus günstigen Bewertungen, möglichen Zinssenkungen und konjunkturellen Hoffnungen könnte das lang ersehnte Revival der kleinen und mittelgroßen Unternehmen einläuten. Besonders interessant sind in diesem Segment familiengeführte Unternehmen, da sie durch einige vorteilhafte Charakteristika auszeichnen.

Nebenwerte sind nicht alle gleich - Manche haben Aufholpotenzial und manche nicht

Gerade Deutschland ist für die Vielzahl seiner „Hidden Champions“ bekannt, also für Weltmarktführer in Nischenmärkten, und Familienunternehmen spielen dabei eine zentrale Rolle. Diese Unternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft: Rund 90 Prozent aller Unternehmen sind hierzulande inhaber- oder familiengeführt und sie machen etwa 40 Prozent der börsennotierten Unternehmen aus. Die größten 1000 Familienunternehmen in Deutschland erzielen einen Jahresumsatz von beeindruckenden 2,06 Billionen Euro, wobei 253 dieser Unternehmen jeweils über eine Milliarde Euro umsetzen.

Familienunternehmen zeichnen sich durch eine langfristige Ausrichtung und eine konservative Finanzstrategie aus, was sie besonders interessant für Anleger macht. Im Gegensatz zu managergeführten Firmen, die oft kurzfristige Quartalsergebnisse im Blick haben, verfolgen Familienunternehmen eine nachhaltige Wachstumsstrategie. Dies führt oft zu einer stabileren Kursentwicklung an den Börsen, da diese Unternehmen weniger anfällig für kurzfristige Marktschwankungen sind und sich besser auf wirtschaftliche Turbulenzen einstellen können.

Studien belegen diese Eigenschaften und den daraus resultierenden Erfolg: Im Zeitraum von 2009 bis 2018 stiegen die Erlöse von Familienunternehmen um 122 Prozent, während Nicht-Familienunternehmen lediglich ein Plus von 50 Prozent verzeichneten.

Hohe Eigenkapitalquote bringt in Krisenzeiten Familienunternehmen Vorteile

Auch die Eigenkapitalquote ist bei Familienunternehmen im Durchschnitt deutlich höher, was ihnen in Krisenzeiten zugutekommt. Diese Unternehmen neigen weniger zu hohen Verschuldungen und verfolgen meist organisches Wachstum, was eine potenzielle Schieflage verhindert. Der DAXplus Family 30, ein Index der 30 größten familiengeführten Unternehmen in Deutschland, zeigt deutlich, wie erfolgreich diese Unternehmen sein können. Über einen Zeitraum von zehn Jahren erzielte dieser Index 59 Prozent mehr Ertrag als der DAX. Dies unterstreicht, dass ein Investment in Familienunternehmen nicht nur eine konservative, sondern auch eine gewinnbringende Strategie sein kann.

Für Anleger, die in familiengeführte Unternehmen investieren möchten, bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Sie können entweder in einzelne Aktien investieren oder sich für spezialisierte Fonds oder ETFs entscheiden, die in solche Unternehmen investieren. Diese Investmentstrategie kann besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit vorteilhaft sein, da Familienunternehmen in der Regel widerstandsfähiger gegenüber Marktschwankungen sind und langfristig eine bessere Performance erzielen.

Fazit

Insgesamt sind familiengeführte Unternehmen und Small Caps nicht nur für die Wirtschaft unverzichtbar, sondern bieten auch für Anleger interessante Möglichkeiten. Ihre geringere Korrelation zu Large Cap-Aktien erhöht die Diversifikation im Portfolio und senkt damit das Gesamtrisiko im Depot. Außerdem sind sie weniger von internationalen Märkten abhängig, wodurch das Portfolio gegenüber globalen Risiken abgeschirmt wird. Besonders hervorzuheben sind in diesem Segment familiengeführte Unternehmen, deren langfristige Ausrichtung, finanzielle Stabilität und die enge Verbindung zwischen Eigentümern und Unternehmen gerade in unsicheren Zeiten von Vorteil sind.

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Montag, 16. September 2024

US-Wahl 2024: Trump oder Harris - Die Qual der Wahl für Anleger?

 US-Präsidentschaftswahlen haben in der Regel immer eine ganz eigene Dramatik. Dies gilt insbesondere für bevorstehende Wahl in diesem Jahr: Ein versuchtes Attentat und ein Kandidatenrückzug innerhalb weniger Tage. Heftige verbale Attacken und eine gespaltene US-Gesellschaft. Das Ergebnis der Wahl ist dabei noch vollständig offen, wird aber unabhängig vom Wahlsieger in jedem Fall auch Auswirkungen auf Europa und die Börsen haben. Daher soll in diesem Beitrag ein Blick auf die möglichen Folgen einer Trump- oder Harris-Präsidentschaft für die Anleger geworfen werden.

Kandidatenwechsel der Demokraten sorgt für Spannung

Mit dem Verzicht von Präsident Joe Biden auf eine erneute Kandidatur rückt Kamala Harris, die derzeitige Vizepräsidentin der USA, als neue Kandidatin der Demokraten ins Rampenlicht. Der Aufstieg von Harris zur Präsidentschaftskandidatin könnte weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Wirtschaftssektoren haben, insbesondere auf die Technologiebranche. Ihre engen Verbindungen zu Silicon Valley, ihre politische Agenda sowie ihre früheren Handlungen als Generalstaatsanwältin von Kalifornien können Hinweise auf die wirtschaftlichen Konsequenzen ihrer Präsidentschaft geben.

Wie

Technologie und Big Tech: Eine enge Beziehung mit Vor- und Nachteilen

Kamala Harris hat sich im Laufe ihrer politischen Karriere ein umfangreiches Netzwerk in der Technologiebranche aufgebaut. Führende Tech-Investoren wie Reid Hoffman (LinkedIn-Mitgründer) und Ron Conway haben ihre politischen Ambitionen früh unterstützt. Harris' tiefe Wurzeln in der Bay Area und ihre Verbindungen zu Schlüsselfiguren der Branche könnten Technologieaktien zugutekommen. Analysten prognostizieren, dass ihre Präsidentschaft den Tech-Sektor weiter beflügeln könnte.

Die Märkte haben bereits positiv auf die Aussicht einer Harris-Kandidatur reagiert. Nach Bidens Rückzugsankündigung stiegen die Kurse von Tech-Giganten wie Alphabet, Meta und Nvidia um etwa 2 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass Investoren auf eine Fortsetzung des positiven Trends spekulieren sollten, sollte Harris ins Weiße Haus einziehen.

Trotz ihrer engen Beziehungen zur Tech-Industrie hat Harris auch für strengere Regulierungen der Branche plädiert. Als Generalstaatsanwältin von Kalifornien verklagte sie Unternehmen wie eBay wegen wettbewerbswidriger Praktiken und zwang das Startup Houzz, einen Datenschutzbeauftragten einzustellen. Zudem setzte sie sich gegen das Verbreiten von „Rachepornos“ in sozialen Medien ein, was dazu führte, dass Unternehmen wie Meta und Google teure Maßnahmen ergreifen mussten, um entsprechende Inhalte zu entfernen.

Die Unterstützung von Harris für strengere Regulierungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) zeigt sich in ihrer Unterstützung für eine Verordnung von Biden, die einen stärkeren Schutz der Verbraucher vorsieht. Bei Treffen mit führenden Technologiemanagern warnte sie vor den potenziellen Gefahren der KI und betonte die moralische Verpflichtung der Unternehmen, Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Steuerpolitik: Höhere Abgaben für Reiche und Unternehmen

Eine Präsidentschaft von Harris könnte darüber hinaus zu höheren Steuern für Topverdiener und Unternehmen führen. Harris hat bereits in ihrer Präsidentschaftskampagne 2019 eine Anhebung des Unternehmenssteuersatzes auf 35 Prozent gefordert und plant, Kapitalerträge zu regulären Einkommensteuersätzen zu besteuern. Diese Maßnahmen könnten die Gewinne einiger Unternehmen belasten, jedoch auch Investitionen in Infrastruktur und Sozialprogramme finanzieren.
Ein zentraler Punkt ihrer wirtschaftspolitischen Agenda ist die Einführung einer Finanztransaktionssteuer zur Finanzierung von „Medicare for All“.

Konkret sieht ihr Plan vor, Aktientransaktionen mit einem Steuersatz von 0,2 Prozent zu belegen. Diese Steuer stößt jedoch auf heftigen Widerstand an der Wall Street, da sie Kleinanleger und Sparer benachteiligen könnte und negative Auswirkungen auf die Marktliquidität und die Markteffizienz befürchtet werden.

Klima und Energie: Priorität auf saubere Energie

Harris teilt Bidens Positionen zu Klima und Energie, wobei sie saubere Energie und Umweltgerechtigkeit priorisiert. Als Generalstaatsanwältin von Kalifornien führte sie Klagen gegen die Ölindustrie und unterstützte Maßnahmen zum Umweltschutz. Ihre Teilnahme an internationalen Klimaverhandlungen und ihre Zusage von drei Milliarden Dollar für den Grünen Klimafonds unterstreichen ihr Engagement für den Klimaschutz.

Mit Ihren politischen Zielen bietet sie aber auch Angriffsfläche für die Republikaner. Ex-Präsident Donald Trump kritisiert die wirtschafts- und finanzpolitischen Pläne von Harris scharf, besonders ihre Steuererhöhungen. Er wird die höheren Unternehmensabgaben als jobfeindlich und wachstumsschädlich anprangern, da sie Arbeitsplätze vernichten und Investitionen bremsen könnten. Auch die vorgeschlagene Finanztransaktionssteuer wird bereits als Angriff auf die Altersvorsorge der Mittelschicht dargestellt.

Trump bezeichnet die Pläne in seinen letzten Ansprachen als Teil einer "linksradikalen" Agenda und behauptet, sie verfolgen einen "sozialistischen" Kurs, der die US-Wirtschaft untergräbt. Ihre engen Verbindungen zur Tech-Branche und zu China bieten ihm weitere Angriffsflächen, um sie als zu nachgiebig gegenüber Peking darzustellen. Er selbst wird voraussichtlich die Politik aus seiner ersten Amtszeit fortführen.

Handelskonflikte: Risiken für deutsche Wirtschaft und Autoindustrie

Trumps "America First"-Doktrin könnte ein Wiederaufleben der Handelskonflikte nach dem Muster seiner ersten Amtszeit bedeuten. Besonders die deutsche Autoindustrie müsste sich auf mögliche Strafzölle einstellen, die laut ifo-Institut die deutsche Wirtschaft rund 5 Milliarden Euro kosten könnten. Simulationen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen, dass ein 10-prozentiger Zoll auf alle US-Importe das deutsche BIP-Niveau bis 2028 um 1,2 bis 1,4 Prozent senken könnte, was kumulierte BIP-Verluste von 120 bis 150 Milliarden Euro bedeuten würde.

Unternehmenssteuern: Entlastung für Firmen geplant

Trotz dieser Risiken wird eine Trump-Regierung auch wirtschaftsfreundliche Maßnahmen ergreifen, wie Steuersenkungen, von denen auch deutsche Firmen mit US-Töchtern profitieren könnten. Während seiner ersten Amtszeit stieg der S&P 500 immerhin um 70 Prozent, was auf eine positive Marktreaktion auf seine Steuer- und Deregulierungspolitik hinweist.

Regulierung: Einfluss auf Sektoren und Tech-Welt

Trump wird voraussichtlich eine lockerere Regulierung und höhere Handelszölle anstreben. Der Energie- und Finanzsektor könnte von weniger Regulierung profitieren, während europäische Banken Wettbewerbsnachteile befürchten müssen. Gleichzeitig könnten höhere Militärausgaben in Europa Unternehmen in dieser Branche zugutekommen.

Ein besonderer Fokus vom möglichen Vizepräsidenten J.D. Vance liegt auf der Regulierung der großen Tech-Unternehmen wie Google, Apple und Amazon, die er als zu mächtig betrachtet. Trumps Haltung gegenüber TikTok und anderen Tech-Giganten könnte ebenfalls zu einer strengeren Regulierung und sogar möglichen Zerschlagungen führen.

Auswirkungen auf die Halbleiterbranche

Die Aussicht auf Trumps Wahlsieg hat bereits die Aktien der großen Halbleiterkonzerne wie Nvidia und AMD unter Druck gesetzt. Trumps Zweifel an der Verteidigung Taiwans im Falle eines chinesischen Angriffs und seine Erwägung neuer Strafzölle auf Ausfuhren aus China könnten die Halbleiterbranche empfindlich treffen. Taiwan ist ein zentraler Akteur in der globalen Chipproduktion, und Unsicherheiten in dieser Region könnten massive Auswirkungen auf die Technologieindustrie haben.

Fazit

Anleger sollten mit Blick auf die US-Wahl nicht die anderen Faktoren für die globale Wirtschaftsentwicklung aus den Augen verlieren. So dominant der Kampf um das „Weiße Haus“ in den Medien auch sein wird, für die Aktienmärkte sind die Wahlergebnisse in der Regel von geringerer Bedeutung. Wahljahre waren in der Historie sogar eher von geringeren Schwankungen geprägt. Auch in diesem Jahr werden die Entscheidungen der Notenbanken zu weiteren Zinssenkungen, Inflationserwartungen und Geopolitik eine entscheidendere Rolle spielen und die Richtung an den Börsen vorgeben.

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Donnerstag, 8. August 2024

Europäische Zentralbank - Kommt die Wende bei der Zinswende?

 Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit der Zinssenkung im Juni 2024 die Zinswende eingeleitet. Anders als noch zu Jahresanfang erwartet worden war, sogar vor der Federal Reserve System (Fed) in den USA. Trotzdem erwarten Experten, dass die Rückkehr zu niedrigen Zinsen in den Industrienationen noch länger auf sich warten lässt. Sollte die Inflation weiterhin nur langsam zurückgehen, werden die Notenbanken bei den Senkungen auf die Bremse drücken. Was könnte dies für Anleger und Sparer bedeuten?

EZB und Fed mit unterschiedlichen Herangehensweisen

Anders als bei den Zinssenkungen, war bei der Erhöhung noch die amerikanische Notenbank der Vorreiter. Als sich vor etwas mehr als zwei Jahren die Inflation auf hohem Niveau einpendelte und den höchsten Stand seit 40 Jahren erreichte, erhöhte Fed-Chef Jerome Powell die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte. Obwohl die Geldentwertung auch in Europa rekordverdächtig voranschritt, zögerte die EZB mit ihrer Reaktion. Der erste Zinsschritt erfolgte erst drei Monate nach den US-Amerikanern. Ökonomen kritisierten die späte Reaktion im Juli 2022 als verspätet und zu zurückhaltend.

Diese Kritik scheint bei EZB-Chefin Christine Lagarde jedoch angekommen zu sein. In der Folge erhöhten die Notenbanken in den USA und Europa beinahe im Gleichschritt – und in einem Rekord-Tempo! Bis zum Sommer 2023 erhöhte die Fed die Zinsen elfmal auf einen Korridor zwischen 5,25 und 5,5 Prozent. Die EZB erreichte hingegen einen Zinshöhepunkt von 4,5 Prozentpunkten. So hohe Leitzinsen hatten die Märkte seit mehr als 15 Jahren nicht mehr erlebt. In der Folge gingen Wirtschaftswachstum sowie die Kurse von Aktien und Anleihen teilweise deutlich zurück. Aber auch das erklärte Ziel, die Senkung der Inflation, wurde langsam aber sicher erreicht.

Hoffnungen schneller Zinssenkungen scheitern an Zielen der Zentralbanken

So machte sich Ende 2023 die Hoffnung breit, dass 2024 die Zinsen wieder deutlich gesenkt werden könnten. Doch diese Hoffnung schien etwas verfrüht. Nach Ablauf des ersten Halbjahres haben wir in Europa nun eine zaghafte Senkung gesehen, die womöglich erstmal die Einzige bleiben könnte und die USA lassen den zeitlichen Rahmen der Zinswende noch vollkommen offen. Doch woran liegt das?
Zunächst muss man feststellen, dass die Situation in den USA und Europa auseinandergedriftet ist. Dem Ziel der Notenbanken, über eine Abkühlung der Konjunktur den Preisauftrieb einzuschränken, ist Europa deutlich nähergekommen als die USA.

Euroraum-Inflation nähert sich Vorkriegswert an

Während auf unserem Kontinent die Inflation im Mai bei 2,6 Prozent lag, pendelte sich der Wert auf der anderen Seite des Atlantiks bei 3,3 Prozent ein. Von der erklärten Zielmarke von 2 Prozent sind damit beide zwar noch entfernt, trotzdem wird vor diesem Hintergrund klar, warum die Europäische Zentralbank (EZB) zuerst reagieren konnte. Erst wenn die Inflation in den USA einen klaren Abwärtstrend zeigt, ist auch dort mit Zinssenkungen zu rechnen. Vorher wird die Federal Reserve System (Fed) ihr Pulver trocken halten und auch weitere Kriterien für ihre Entscheidung berücksichtigen. Dazu gehören die (bisher) überraschend guten Arbeitsmarktdaten, welche in der Regel Löhnen und damit indirekt Preisen Auftrieb geben.

Neben den positiven Job- und Wirtschaftsdaten könnte auch ein weiteres Ereignis Einfluss auf den Zeitpunkt der ersten US-Zinssenkungen nehmen: die Präsidentschaftswahlen im November. Auch wenn die Fed für sich beansprucht, unpolitisch zu agieren, neigen die Notenbanker zur Zurückhaltung vor Wahlen oder wegweisenden Entscheidungen der Politik.

Inflationsraten sind für die Notenbanken noch zu hoch

Während Finanzexperten im März noch von drei Zinssenkungen in diesem Jahr ausgegangen sind, rechnen die meisten Marktbeobachter inzwischen nur noch mit einer Senkung. Es finden sich sogar einige Ökonomen, die gar keine Zinssenkungen mehr in 2024 prognostizieren. Getreu dem Motto „Higher for longer“, übersetzt „höher für länger“, könnte das Zinsniveau in Europa und den USA weiter auseinander gehen. Dies hätte Folgen für die größte Volkswirtschaft der Welt. Hohe Zinsen bremsen die Wirtschaftstätigkeit, verteuern Investitionen und würden zu einer Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro sorgen.

Inwieweit sich dies auf die Aktienmärkte auswirken könnte, ist umstritten. Eine konjunkturelle Abkühlung ist laut vieler Experten bereits in den Aktienkursen eingepreist. Hier muss insbesondere zwischen den großen Technologiewerten und beinahe dem gesamten Rest der US-Wirtschaft unterschieden werden. Die weiterhin hohen Stände der US-Indizes täuschen darüber hinweg, dass die Kursentwicklung von wenigen Unternehmen wie Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia und Meta getrieben wird. Ohne die zehn größten Unternehmen im S&P 500 wäre der Index nicht um bisher 15 Prozent in diesem Jahr gestiegen, sondern die restlichen 490 Unternehmen hätten sogar ein Minus erzielt.

EZB weitere Zinssenkung möglich - Fed hat es nicht so eilig

Für die US-Wirtschaft und ihre Robustheit gegenüber einem höheren Zinsniveau spricht aber, dass die Fiskalpolitik weiterhin expansiv bleibt. Die US-Regierung stützt über große Konjunkturpakete die heimische Wirtschaft und dies sollte sich auch mit der Wahl im November nicht entscheidend verändern. Bei allen Unterschieden zwischen Biden und Trump ist die Stärkung der US-Wirtschaft für beide Kandidaten ein wichtiger Kern ihrer Politik. Sollten die Vereinigten Staaten eine Rezession vermeiden können, bleiben Sie damit für Anleger interessant. Gerade europäische Anleger hätten dabei die Chance, zusätzlich von der Währungsaufwertung des Dollars zu profitieren.

Doch wie geht es bei der EZB weiter? Auch wenn die Federal Reserve weiter zögern sollte, könnte die Europäische Zentralbank schon im Herbst eine weitere Zinssenkung durchführen. Grundsätzlich treibt ein sinkendes Zinsniveau die Kurse von Anleihen und Aktien nach oben. Alte Anleihen sind in diesem Szenario attraktiver, da sie eine höhere Rendite erzielen können als neu ausgegebene Zinspapiere. Aktien profitieren davon, dass sie im Vergleich zu Anleihen interessanter werden. Dies ließ sich auch gut an den Kursen seit November 2023 ablesen. Die erwarteten Zinssenkungen gaben Aktien einen Schub und sorgten für eine Rallye, die bis in den Mai 2024 anhielt.

Tages- und Festgelder - Euphorie hat sich gelegt

Negativ würden sich fallende Leitzinsen in Europa aber auf Tages- und Festgelder auswirken, da Banken den gesunkenen Einlagenzins an ihre Kunden weitergeben. Auffällig war zuletzt, dass viele Anbieter ihre Angebote schon vor dem aktuellen Zinsentscheid deutlich angepasst haben. In der Tendenz sollte das Parken von Geld damit immer unattraktiver werden.

Fazit

Wie schnell und in welchem Umfang die Notenbanken hier vorgehen können, wird überwiegend von der Preisstabilität abhängen. Kommt die Inflation weiter zurück, werden auch die Notenbanken am (Zins-)Drücker bleiben. Anleger sollten aber bei allen genannten Vorteilen nicht darauf hoffen, dass die EZB nach ihrer Zaghaftigkeit in 2022 nun überhastet vorgeht. Sollte die Inflation wieder ansteigen, würde dies zu einer Verunsicherung am Markt sorgen und die Märkte ins Minus treiben. Die positive Entwicklung der letzten zwölf Monate könnte sich dann schnell umkehren. Anleger sollten daher EZB-Chefin Christine Lagarde die Daumen drücken, dass sie in diesem komplizierten Umfeld Fingerspitzengefühl beweist.

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Montag, 29. Juli 2024

Geldanlagen im 2. Quartal 2024 - Zarte aufgehellte globale Konjunkturdynamik und Europa fällt zurück

 Das zweite Quartal 2024 war fortgesetzt gekennzeichnet von maßvoller, aber zart erhöhter Konjunkturdynamik in der Weltwirtschaft. Der Internationale Währungsfonds erhöhte im April 2024 die Wachstumsprognose gegenüber der Januar-Prognose für das Wirtschaftswachstum der Weltwirtschaft im laufenden Jahr von 3,1 Prozent auf 3,2 Prozent (2023 revidiert von 3,1 Prozent auf 3,2 Prozent). Das Wachstum bleibt global ungleich verteilt. Industrieländer werden laut aktueller IWF-Prognose 2024 um 1,7 Prozent (Januar-Prognose 1,5 Prozent) zulegen, während die aufstrebenden Länder die Wirtschaftsleistung um 4,2 Prozent (Oktober-Prognose 4,1 Prozent) ausweiten werden.

Globaler Süden bleibt weiter der Taktgeber und Stabilisator der Weltwirtschaft

Innerhalb des Globalen Südens ist Asien bezüglich der Wirtschaftsentwicklung dominant. Die IWF-Prognose für den asiatischen Raum liegt weiter bei 5,2 Prozent. China (5,0 Prozent, Anpassung per Mai von 4,6 Prozent auf 5,0 Prozent) und Indien (6,8 Prozent) sind und bleiben starke Katalysatoren für das globale Wachstum. Russlands BIP-Prognose wurde per 2024 markant von zuvor 2,6 Prozent auf 3,2 Prozent heraufgesetzt und per 2023 von 3,0 Prozent auf 3,6 Prozent revidiert.

Innerhalb der großen Industrienationen kam es im ersten Quartal 2024 konjunkturell zu einer Bestätigung der Verschiebungen zu Lasten Europas. Die BIP-Prognose des IWF für die USA wurde gegenüber der Januar-Prognose von 2,1 Prozent auf 2,7 Prozent erhöht. Dagegen wurde die Prognose für die Eurozone von 0,9 Prozent auf 0,8 Prozent verringert. Insbesondere wurde die Vorhersage für das BIP Deutschlands von 0,5 Prozent auf 0,2 Prozent reduziert. Für Großbritannien wurde die Wachstumsprognose von 0,6 Prozent auf 0,5 Prozent zurückgenommen. Japans BIP-Prognose wurde bei 0,9 Prozent beibehalten.

Unter Zugrundelegung der aktuellen Einkaufsmanagerindices (Sentiment-Indikatoren, Frühindikatoren) als Bewertungsmaßstab ergibt sich bezüglich der großen westlichen Länder laut Erstschätzungen per Juni folgende Konstellation. Demnach führen die USA im gesamtwirtschaftlichen Zuschnitt (Composite Index) mit 54,6 Punkten vor Großbritannien mit 52,7 Zählern, der Eurozone mit 50,8 Punkten (Deutschland 50,6) und Japan mit 50,0 Punkten (Scheidewert zwischen Wachstum und Kontraktion 50 Punkte).

Maßgebliche Hintergründe des fortgesetzt maßvollen globalen Konjunkturszenarios waren weiterhin belastende Auswirkungen der geopolitischen Lage. Der Ukraine-Konflikt stellt mittlerweile eine latent eskalierende Auseinandersetzung zwischen dem Westen und Russland auf dem Boden der Ukraine dar, der die wirtschaftlichen Probleme allen voran in Europa verstärkt. Im Gaza-Konflikt nahm die Eskalation im zweiten Quartal zu. Das Risiko einer Ausweitung des Konflikts in Nachbarländer mit weltwirtschaftlich belastenden Folgen steht im Raum. Geopolitik ist und bleibt der entscheidende Grund für Zurückhaltung der Wirtschaftssubjekte weltweit.

Globale Inflationsentwicklungen lieferten im zweiten Quartal differenzierte Entwicklungen

Großbritannien stach im Zeitfenster von März bis Mai mit einem Rückgang der Verbraucherpreise von 3,2 Prozent auf 2,0 Prozent positiv hervor. In der Eurozone kam es von März bis Mai zu einem Anstieg von 2,4 Prozent auf 2,6 Prozent, in den USA zu einem Rückgang von 3,5 Prozent auf 3,3 Prozent und in Japan zu einer Zunahme von 2,7 Prozent auf 2,8 Prozent. Im Verlauf des zweiten Quartals bestätigte sich das Disinflationsbild in China mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 0,3 Prozent und einem Rückgang der Erzeugerpreise um 1,4 Prozent.

Das zweite Quartal war bezüglich der Zentralbankpolitik gekennzeichnet von Zinssenkungen in Europa. Die Schweizer Nationalbank preschte im Juni mit der zweiten Zinssenkung im Jahr 2024 um 0,25 Prozent auf jetzt 1,25 Prozent vor. Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte den Leitzins im Juni von 4,50 Prozent auf 4,25 Prozent. Trotz sehr hohen positiven Realzinses (Leitzins abzüglich der Inflationsrate) von 3,25 Prozent und dem Rückgang der Verbraucherpreise auf 2,0 Prozent verzichtete die Bank of England im Juni auf eine erste Zinssenkung. In den USA wurde die Zinssenkungsdebatte (positiver Realzins bei circa 2 Prozent) kontrovers geführt. Sowohl in Großbritannien als auch in den USA wird mit einer ersten Zinssenkung im zweiten Halbjahr gerechnet.

Die Vereinigten Staaten lieferten im 2. Quartal 2024 bei den harten Daten ein tendenziell von Dynamikverlusten geprägtes Konjunkturbild. Die Wachstumsprognosen für das 1. Quartal 2024 wurden in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung von 1,6 Prozent auf 1,3 Prozent reduziert (4. Quartal 2023 3,4 Prozent). Der private Konsum (Einzelhandelsumsätze) generierte inflationsbereinigt keine Wachstumsimpulse. Von März bis Mai schwächte sich der nicht inflationsbereinigte Anstieg von 4,0 Prozent auf 2,3 Prozent ab (Verbraucherpreise 3,3 Prozent). Die Indices der Verbrauchervertrauens verloren gegenüber Märzständen an Boden. Der industrielle Sektor konnte leichtes Wachstum verzeichnen.

Immobilienmärkte stehen unter Druck

Seit März legte die Kapazitätsauslastung von 78,4 Prozent auf 78,7 Prozent zu. Die durch das hohe Zinsniveau belasteten Immobilienmärkte standen unter Druck. Gleiches gilt für den Bausektor. Sentiment-Indikatoren dieser Branchen verloren im Laufe des Quartals an Boden (u.a. NAHB Housing Market Index). Arbeitsmärkte zeigten im Verlauf des Quartals erste Fissuren (JOLTS Report, Employment Trend Index, Arbeitslosenerstanträge).

Einkaufsmanagerindices befinden sich auf einem positiven Trend

In der westlichen Hemisphäre fiel die Eurozone bezüglich der Wirtschaftslage im relativen Vergleich trotz fortgesetzter Stabilisierung weiter zurück. Per 1. Quartal 2024 kam es zu einem Wachstum im Quartalsvergleich um 0,3 Prozent und Jahresvergleich um 0,4 Prozent. Im zweiten Quartal 2024 setzten sich im industriellen Sektor und im Einzelhandel rezessive Tendenzen fort. Die Einkaufsmanagerindices (Frühindikatoren) lieferten per Juni in der Gesamtheit ein positiveres Bild als per März. Der Index des Verarbeitenden Gewerbes fiel zwar von 46,1 auf 45,6 Zähler und unterstreicht damit das Problem mangelnder Konkurrenzfähigkeit, aber dagegen stieg der Dienstleistungsindex seit März von 51,5 auf 52,6 Punkte.

Der Index der Gesamtwirtschaft legte von 50,3 per März auf 50,8 Zähler laut Erstschätzung per Juni zu. Positiv stach weiterhin die Anomalie starker oder zumindest widerstandsfähiger Arbeitsmärkte (nachlaufende Wirtschaftsindikatoren) ins Auge. Innerhalb der Eurozone verlor Deutschland trotz leichter Stabilisierung im relativen Vergleich weiter an Boden. Die im 2. Quartal 2024 für das 1. Quartal 2024 veröffentlichten Daten der Wirtschaftsleistung lieferten mit einer Veränderung um 0,2 Prozent im Quartalsvergleich und -0,2 Prozent im Jahresvergleich schwache Werte. Die Frühindikatoren (Einkaufsmanagerindices, Konsumklima) erholten sich. Traktion in den harten Daten war jedoch weder im Einzelhandel noch in der Industrieproduktion messbar.

Die Bau- und Immobilienbranche bewegt sich in einer ausgeprägten Rezession. Positiv stachen Daten bezüglich Tourismus hervor. Das Inflationsbild ist trotz des Anstiegs der Verbraucherpreise von 2,2 Prozent (März) auf 2,4 Prozent (Mai) unausgeprägt. Die Bundesbank konstatierte eine verhaltene Nachfrage nach Bankkrediten und stellte fest, dass die Erholung der deutschen Wirtschaft im 1. Quartal 2024 in Teilen wetterbedingt war (Monatsbericht 05/2024). Aus Sichtweise der Bundesbank hellen sich die Konjunkturaussichten allmählich auf.

Das Risiko der mittel- und langfristigen Energieversorgungssicherheit und das akute Thema der nicht vorhandenen Konkurrenzfähigkeit bei Energiepreisen als energieintensivster Industriestandort des Westens wirkten weiter belastend und werden von den Wirtschaftsverbänden fortgesetzt als primärer Belastungsfaktor moniert.

Bezüglich der Preisinflation ergab sich im 2. Quartal eine neue Konstellation

Die Zeit der markanten Rückgänge ist überwiegend abgeschlossen. Das hängt maßgeblich mit auslaufenden Basiseffekten zusammen. Ölpreise (Brent) gaben im Vergleich zum Ultimo März 2024 von 87,30 USD auf derzeit 85,24 USD unter Schwankungen (Bandbreite 77,50 USD – 91,10 USD) nach. Die Erdgaspreise nahmen in Europa im 2. Quartal 2024 dagegen deutlich um rund 20 Prozent zu. Im Vergleich zum Vorjahr waren sie Stand 21. Juni 2024 kaum verändert.

An den Metallmärkten ergaben sich im Quartalsverlauf Preisanstiege. So legte Kupfer um 8.6 Prozent zu. Der Aluminiumpreis stieg um 6,5 Prozent. Der Nickelpreis nahm um 0,8 Prozent zu. Bei den Lebensmitteln war das Bild im 2. Quartal 2024 überwiegend inflationär geprägt. Die Preise legten im Quartalsverlauf für Schweinefleisch um 5,7 Prozent, für Mastrind um 7,5 Prozent, für Weizen um 9,3 Prozent, für Orangensaft um 12 Prozent und für Kaffee um 19,5 Prozent zu. Dagegen sanken die Preise für Zucker um 13,6 Prozent. Kakao war im Quartalsvergleich kaum verändert.

Die Inflationsentwicklungen (Verbraucherpreise) liefern auf globaler Ebene im Vergleich des Märzwertes zu den aktuellen Daten per Mai 2024 mit der Ausnahme Russlands ein weitgehend unkritisches Bild.

Fazit

Die Weltwirtschaft gewinnt trotz diverser Krisenherde marginal an Dynamik. Die Homogenität zwischen den Wirtschaftsräumen des Westens und des Globalen Südens im Konjunkturverlauf wird immer fragmentierter und verringert sich strukturell. Während sich der „Globale Süden“ enger aneinanderbindet, sich untereinander weiter globalisiert und organisiert, Effizienzen erhöht und Wachstumspotentiale generiert, fällt der „Westen“ durch die Abgrenzungspolitik gegenüber China und Russland und den damit verbundenen Sanktionsregimen zurück.

Die Perspektive ist Verhalten in positiver Stabilität

Eine kurzfristige Trendwende zu nachhaltig erhöhter globaler Wirtschaftsdynamik ist am Ende des zweiten Quartals 2024 für das dritte Quartal 2024 zunächst nicht erkennbar. Eine Fortsetzung des moderaten Wachstumsclips mit leicht positiven Vorzeichen ist zu erwarten. Die vom Westen forcierte Geopolitik mit teilweise massiven Sanktionsregimen zeitigen bremsende und spaltende Konjunktureinflüsse.

Diese Politik beeinträchtigt auch die Schwellenländer, ohne jedoch deren positive Grundtendenz zu gefährden. Um dieser Belastung durch den Westen entgegenzuwirken, werden die Strukturen des Globalen Südens weiterentwickelt, allen voran die BRICS-Organisation, die vor einer weiteren deutlichen Ausweitung steht. In den letzten zehn Jahren wuchsen die Binnenverkehre des „Globalen Südens“ überproportional und forcierten damit eine zunehmende Abkoppelung von dem westlichen Konjunkturzyklus. Dieser Prozess nimmt an Dynamik zu.

Die in die Zukunft gerichteten Wirtschaftsdaten deuten in Richtung einer etwas belebteren Konjunkturdynamik in einer globalen Betrachtung. Der von JP Morgan für die Weltwirtschaft ermittelte Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft (Global Composite PMI) markierte per Mai 2024 mit 53,7 Punkten (März 52,3) den höchsten Indexstand seit Mai 2023 (54,4). Der Durchschnitt dieses Index liegt in den letzten zehn Jahren bei 52,29 Zählern. Die Werte des Einkaufsmanagerindex stehen im Einklang mit einer globalen BIP-Prognose per 2024 von mehr als 3 Prozent.

Die Einkaufsmanagerindices (Frühindikatoren) signalisieren in dem Sektor des Verarbeitenden Gewerbes für die USA (51,7 Punkte), das UK (51,4 Zähler) und Japan (50,1) Wachstum. Dagegen sind die Vorzeichen für die Eurozone (45,6 Punkte) und Deutschland (43,4 Zähler) in Richtung einer fortgesetzten Rezession in diesem Sektor ausgerichtet. Die aktuell verfügbaren Werte der Länder des Globalen Südens für diesen Sektor aus Indien (58,5), aus Brasilien (52,1), aus Russland (54,4) und aus China (51,7), unterstreichen die positive Divergenz zu Gunsten des Globalen Südens und zu Lasten des Westens.

Anzumerken ist, dass der Sektor des Verarbeitenden Gewerbes bezüglich des Themas Energiepreise sensibel ist

Europa ist und bleibt durch die eigene Politik im Vergleich zu den USA und Japan in einer kritischeren Situation. Der globale Süden ist derzeit und zukünftig deutlich besser aufgestellt. Der Dienstleistungssektor bewegte sich im ersten Quartal 2024 laut Einkaufsmanagerindices in einer Gesamtbetrachtung im Quartalsvergleich global in einer Aufwärtsbewegung, erhöhtes Wachstum in diesem Sektor implizierend.

Der Dienstleistungssektor ist der bedeutendste Sektor der Gesamtwirtschaft mit einem Anteil zwischen 60 Prozent-70 Prozent der Gesamtwirtschaft. Europas Dienstleistungssektor holte im zweiten Quartal auf. Die USA verzeichneten eine unerwartet starke Dynamik. Dagegen verloren Großbritannien und Japan an Momentum. Im Globalen Süden stachen Indien bezüglich des Niveaus und China und Brasilien hinsichtlich des Anstiegs im Quartalsvergleich positiv hervor. Russland verlor dagegen an Dynamik.

Das Thema Zinssenkungen spielt im zweiten Halbjahr voraussichtlich eine unterstützende Rolle für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Nachdem die Schweizer Nationalbank im ersten Halbjahr die Leitzinsen zweimal um 0,25 Prozent senkte, folgte die EZB per Juni mit einem ersten Zinsschritt um 0,25 Prozent. Zinssenkungen seitens der Bank of England und der US-Notenbank sind im weiteren Verlauf des Jahres in höchstem Maße wahrscheinlich. Neben den damit einhergehenden reduzierten Finanzkosten ergibt sich eine psychologische Unterstützung für die Wirtschaftsakteure durch die Zinssenkungen.

Die bisherigen Leitzinssenkungen als auch die unterstellten Leitzinspolitiken hatten auf den Rentenmärkten keinen positiven Einfluss. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe liegt im Quartalsvergleich bei 2,40 Prozent und damit 0,11 Prozent höher als Ende März 2024. In den USA kam es zu einer Zinsversteifung um 0,05 Prozent auf 4,26 Prozent. Damit impliziert sich nach vorne schauend eine steilere Zinskurve. Die ökonomischen Entlastungseffekte der Leitzinssenkungen für die Ökonomien werden sich maßgeblich in dem Laufzeitband von bis zu drei Jahren ergeben.

Der Rohstoffsektor belastete die Weltwirtschaft und die Weltfinanzmärkte im zweiten Quartal unterschwellig

Der Ölpreis mäanderte in bekannten Fahrwassern und gab im Quartalsvergleich leicht nach. Bei den Erdgaspreisen kam es mit einem Anstieg im Quartalsvergleich um 20 Prozent zu nennenswerten Belastungen. Bei Industriemetallen dominierten ebenso wie bei Agrarrohstoffen Preissteigerungen. Nach vorne schauend sind nur kurzfristig keine markanten Verwerfungen an den Rohstoffmärkten auszumachen. Die verschärfte globale Auseinandersetzung durch vom Westen eskalierte Sanktionsregime gegen Russland und China und die Etablierung sekundärer Sanktionsregime forcieren Preissteigerungsrisiken. Der Angriff auf etablierte Lieferketten erhöht Kosten und ist Inflationstreiber.

Die Perspektiven für den Technologiesektor bleiben volkswirtschaftlich positiv ausgerichtet. Die erwartete Zinsentspannung unterstützt hintergründig die kapitalintensive Branche. Das Thema Künstliche Intelligenz ist bezüglich des Potentials weiter im Fokus. Perspektivisch wirkt Künstliche Intelligenz durch massive Erhöhung der Effizienz reduzierend auf Inflation.

Die verfügbaren Fakten liefern keine Grundlagen für einen stärkeren Trendwechsel in Richtung der Weltkonjunktur in zeitlicher Nähe. Sie implizieren aber zunächst eine leichte Erhöhung der Dynamik. Die Spreizung bezüglich der Konjunkturentwicklungen zwischen den Industrienationen wird sich zu Gunsten der Schwellenländer fortsetzen. Die Spreizung der Konjunkturentwicklungen innerhalb der Eurozone zu Lasten Deutschlands wird ohne massive Umsteuerung in Berlin nicht abnehmen.

Der Finanzmarkt und die Wirtschaft haben eine heterogene ausgeprägte Risikobereitschaft

An den Finanzmärkten ergab sich im Frühjahrsquartal eine heterogen ausgeprägte Risikobereitschaft. Überwiegend positive Entwicklungen der Sentiment-Indikatoren und die Erhöhung der globalen Wachstumsprognose des IWF hatten nur bedingt oder temporär Marktwirkungen zur Folge. Gleiches gilt für die Zinssenkungen der SNB und der EZB.

Aktienmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q2-2024

Es kam nach dem starken ersten Quartal 2024 zu einem durchwachsenen Verlauf der Aktienmärkte im zweiten Quartal 2024. Der MSCI World Index verzeichnete auch dank einer starken US-Gewichtung einen Anstieg um 2,07 Prozent. Im Verlauf des Quartals fielen zunächst viele Kursrekorde an (MSCI World, DAX, EuroStoxx 50, S&P 500, US Tech 100, Sensex). Während die US-Märkte, getragen von Tech-Werten, trotz leichter Gewinnmitnahmen zum Quartalsende die hohen Niveaus weitgehend halten konnten, galt das nicht für europäische Märkte, die ab Mitte Mai unter Verkaufsdruck kamen. Japans Märkte konsolidierten den massiven Anstieg des Vorquartals.

Europäische Aktienmärkte verloren im Quartalsvergleich nach der Aufholjagd im Vorquartal (u.a. Eindeckung von Leerverkäufen). Ein wesentlicher Aspekt ist dabei, dass Europa im Sektor Hi-Tech nur wenig Attraktivität im Vergleich zu den USA hat. Zusätzlich belastet die Geopolitik Europa stärker als andere wesentliche Wirtschaftsräume der Welt. Zudem wird die innenpolitische Lage in der EU nach den EU-Wahlen aus Sicht ausländischer Investoren zunehmend diffuser, was zu Kapitalabzug führt.

US-Wirtschaft profitiert von Binnennachfrage

Die Vorteile des US-Wirtschaftsraums gegenüber Europa bezüglich der Themen Innovationspolitik, Regulatorik, Energiepolitik, Steuerpolitik und Subventionspolitik wirkten und wirken an den Märkten grundsätzlich zu Gunsten der Allokation in US-Werte. Entscheidend war im abgelaufenen Quartal das Kaufinteresse an US-Tech-Werten, allen voran Nvidia.

Die Schwäche an Chinas Aktienmarkt (CSI 300) war im Quartalsvergleich im internationalen Vergleich im Hinblick auf Performance im relativen Vergleich unausgeprägter (-1,18 Prozent) als im DAX und EuroStoxx 50. Weiter verfingen Themen wie Chinas Wachstumsvorteile, Zinssenkungspotentiale, hoher Realzins oder konservative Bewertungskriterien nicht. Erkennbar spielten und spielen geopolitische Erwägungen in der Kapitalallokation westlicher Teilnehmer eine belastende Rolle für Chinas Markt.

Das galt nicht für den Aktienmarkt Hongkongs. Der Hangseng Index legte markant um 8,99 Prozent zu. Sehr niedrige Bewertungsniveaus als auch Eindeckung von Leerverkäufen spielten eine wesentliche Rolle für die Aufwärtsbewegung. Indien lebt eine politische Ambivalenz zwischen dem Westen und Osten und ist bisher nicht von politisch motivierter Kapitalallokation seitens des Westens betroffen. Indiens Sensex Aktienmarktindex stieg nach der Konsolidierung im Vorquartal um 4,89 Prozent.

Fazit für die Aktienmärkte im zweiten Quartal 2024

Der Aufwärtsmodus an den Aktienmärkten verlor im 2. Quartal 2024 an Dynamik. Die Tatsache, dass nur wenige Hi-Tech Titel in den USA die US-Indices (S&P 500, US Tech 100) vor sich hertreiben, wirft Schatten bezüglich der Qualität und damit der Nachhaltigkeit des Aufwärtsmodus der US-Märkte. Das Thema der politischen Asset-Allokation spielt unverändert eine wesentliche Rolle für die individuelle Performance der Aktienmärkte, insbesondere des Globalen Südens. Länder, die nicht auf der Seite des Westens stehen oder an den Westen angelehnt sind, werden unverändert grundsätzlich gemieden.

Die grundsätzliche Attraktivität der europäischen Märkte ist fortgesetzt rückläufig wegen einerseits der geopolitischen Lage (potentieller Kriegsschauplatz), der nicht gegebenen Vertretung eigener außenpolitischer Interessen als auch der Frage der innenpolitischen Stabilität (EU-Wahlen) und der Konkurrenzfähigkeit als Standort (Energie, Reformfähigkeit).

Rentenmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q2-2024

Die Rentenmärkte der USA und Europas zeigten sich im Verlauf des Quartals schwach, um dann zum Ende des Quartals den zwischenzeitlichen Renditeanstieg weitgehend zu korrigieren. Japans Rentenmärkte heben sich von diesen Entwicklungen ab, da dort weitere milde Zinserhöhungen unterstellt werden. Zunächst belasteten Unsicherheiten über den Kurs der Zinspolitik der US-Notenbank. In der Spitze rentierten US-Staatsanleihen Ende April bei 4,70 Prozent. Im weiteren Quartalsverlauf führten unerwartet schwache US-Konjunkturdaten einerseits als auch moderate US-Preisentwicklungen zu freundlicheren Rentenmärkten (Stand 21. Juni 2024 4,26 Prozent).

Die 10-jährige Bundesanleihe markierte am 10 Juni mit 2,67 Prozent den Renditehöchststand des Quartals, um dann den Anstieg zuvor zu korrigieren (Stand 21. Juni 2024 2,40 Prozent). In Japan führt die Zinserhöhungsdebatte zu erhöhten Renditeanstiegen, auch wenn die unterstellte Dosis zukünftiger Zinserhöhungen als sehr moderat eingestuft werden muss. Im Quartalsvergleich kam es zu leichten Renditeerhöhungen in den USA (+0,05 Prozent), in Deutschland (+0,11 Prozent), in Großbritannien (+ 0,16 Prozent) und zu einem stärkeren Anstieg in Japan (+0,24 Prozent). Dagegen sank die Rendite chinesischer Staatsanleihen leicht (-0,03 Prozent).

Fazit für die Rentenmärkte im zweiten Quartal 2024

Die erfolgten als auch die erwarteten Zinsschritte der Notenbanken erscheinen von den Rentenmärkten bei den aktuellen Renditeniveaus weitgehend diskontiert zu sein.

Devisenmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q2-2024

An den Devisenmärkten kam der Yen (JPY) im zweiten Quartal 2024 an den internationalen Devisenmärkten unter erheblichen Druck. Unter den Hauptwährungen verlor der Euro gegenüber dem US-Dollar (USD), dem britischen Pfund (GBP) und dem Schweizer Franken (CHF) im Quartalsvergleich, konnte sich aber gegenüber dem Yen deutlich befestigen.

Das Thema Zinsdifferenzen spielte und spielt in der Bewertung eine maßgebliche Rolle. Die vom Markt als zu wenig ambitioniert interpretierte Zinspolitik der Notenbank Japans lastet auf dem JPY. Der JPY weist am Geldmarkt einen real negativen Realzins (Leitzins abzüglich der Inflationsrate) von 2,75 Prozent aus, der USD dagegen einen real positiven Realzins von circa 2 Prozent (Differenz 4,75 Prozent).

In Erwartung und im Zuge der EZB-Zinssenkung verabschiedete sich der Euro von den Höchstständen gegenüber dem USD bei 1,0907 am 3. Juni, um dann deutlich nachzugeben (Stand 21.Juni 1,0690). Der Euro ist bezüglich des Nominalzinses weniger attraktiv als der US-Dollar. Zudem belasten hintergründig die Themen mangelnder Konkurrenzfähigkeit, mangelnder außenpolitischer Vertretung, zunehmender innenpolitischer Friktionen in den Ländern der Eurozone und das Risiko Kriegsschauplatz zu werden.

Die relative Stabilität generiert der Euro aus der Substanz des Standorts, der aber insbesondere in Deutschland, der größten Wirtschaftsnation der EU, erodiert, messbar an den höchsten Nettokapitalabflüssen der Historie in den letzten drei Jahren. Der Schweizer Franken notierte gegenüber dem Euro bis Ende Mai schwächer (EUR-Höchstkurs 26. Mai 0,9919), um dann deutlich an Boden zu gewinnen (21. Juni 0,9563). Die Zinssenkung der Schweizer Nationalbank hatte nur geringe Marktreaktionen zur Folge.

Fazit für die Devisenmärkte im zweiten Quartal 2024

Fundamentale Daten, beispielsweise die unerwartete Phalanx schwächerer US-Konjunkturdaten, hatten für die Devisenmärkte nur unterschwellige Relevanz in der Tagesbewertung. Im Quartalsvergleich zeigt sich eine maßgeblich zinssensitive Bewertung.

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Externe Quellen:

  • Netfonds AG

Geldanlagen im zweiten Quartal 2024 als ePaper lesen

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Mittwoch, 3. Juli 2024

Investmentfonds und Steuern - Ihre Gebrauchsanweisung für 2024

 Entscheidend ist nicht, wie hoch das angelegtes Vermögen ist und wie erfahren man im Umgang mit Fonds bereits ist: Die steuerliche Seite seiner Geldanlage sollte man als Anleger kennen und verstehen. Denn durch die Investmentsteuerreform mit Wirkung zum 1. Januar 2018 hat sich die Besteuerungssystematik bei Investmentfonds grundlegend verändert.

Wesentlich ist hierbei die Abkehr vom bisher geltenden Transparenzprinzip mit dem Ziel, die Besteuerung für Fondsanleger einfacher und nachvollziehbarer zu gestalten. Dies soll durch ein sogenanntes pauschales Besteuerungssystem bei Investmentfonds erreicht werden. Deshalb sollte sich jeder Anleger auch mit der steuerlichen Seite seiner Geldanlage befassen.

Publikation Investmentfonds und Steuern 2024

Der Fondsanbieter Allianz Global Investors stellt ihnen eine aktualisierte, verständliche und anschauliche Publikation zu dem Thema "Investmentfonds und Steuern 2024" für Privatanleger zur Verfügung. Eines der wichtigsten Anliegen war es, dem Verbraucher das zweifelsohne nicht immer ganz einfache Steuerrecht in einer verständlichen Form nahezubringen.

Steuerregeln für Investmentfonds

Dort finden Sie interessante Informationen zu:

  • Eine Art Gebrauchsanweisung für Investmentfonds
  • Investmentfonds und Steuern auf einen Blick
  • Abgeltungssteuer auf Investmenterträge
  • Übergangsvorschriften 2017/2018
  • Befreiung von der Abgeltungssteuer
  • Investmenterträge in der Einkommensteuererklärung 2023
  • So füllen Sie die Anlage KAP und KAP-INV aus
  • Beantragen der Arbeitnehmer-Sparzulage
  • Beantragen der staatlichen „Riester-Förderung“
  • Potenzielle Meldepflichten aus der Fondsanlage
  • Häufig gestellte Fragen
  • Steuer-ABC

Das ePaper für Privatvermögen 2024 können Sie hier herunterladen

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Ebenfalls erhältlich ist eine Publikation für Investmentfonds im Betriebsvermögen. Diese möchte inländischen Firmenkunden die Prinzipien der Fondsbesteuerung und die damit verbundenen Bilanzierungsgrundsätze nach den Regeln des deutschen Handelsgesetzbuches (HGB) erläutern.

Das ePaper für Betriebsvermögen 2024 können Sie hier herunterladen

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Die steuerliche Behandlung von Kapitalerträgen hängt von den persönlichen Verhältnissen des Anlegers ab und kann künftig Änderungen unterworfen sein. Für Einzelfragen, insbesondere unter Berücksichtigung seiner individuellen steuerlichen Situation, sollte man sich an seinen persönlichen Steuerberater wenden. Bei einer Anlageentscheidung ist auch die persönliche außersteuerliche Situation des Anlegers zu berücksichtigen.

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Donnerstag, 13. Juni 2024

Der demografische Wandel - Chancen für die Anlagestrategie nutzen

 In der Regel lassen sich wichtige und marktrelevante Entwicklungen nur extrem schwer vorhersagen. Eine der wenigen Ausnahmen ist der demografische Wandel. Die Alterung der Bevölkerung in den Industrienationen sowie das Bevölkerungswachstum in den Schwellenländern wird sich unaufhaltsam fortsetzen und die Börsen nachhaltig beeinflussen. Anleger sollten sich dies zu Nutze machen und auf die vielen Facetten dieser Entwicklung vorbereitet sein.

Lebenserwartung steigt Jahr für Jahr an

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts überstieg die durchschnittliche Lebenserwartung in keinem Land der Welt 40 Jahre. Heute übertreffen hingegen alle Länder diese Marke. Die aktuelle durchschnittliche weltweite Lebenserwartung ist nun höher als die Lebenserwartung des gesündesten und wohlhabendsten Landes im Jahr 1950. Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung immer weiter. Nach Berechnungen der Vereinten Nationen wird die Weltbevölkerung bis 2050 von derzeit 8,1 Milliarden auf 9,7 Milliarden Menschen anwachsen. Bis zum Jahr 2100 soll die Bevölkerungszahl fast 11 Milliarden erreichen. Mehr Menschen benötigen natürlich mehr Wohnraum, Energie und vor allem ausreichend Lebensmittel.

Die weltweite Lebenserwartung steigt aus mehreren Gründen: Fortschritte in der Medizin, bessere Diagnosemöglichkeiten und effektivere Behandlungen haben viele Krankheiten heilbar oder besser behandelbar gemacht. Impfprogramme, gesteigerte Hygienestandards und Zugang zu sauberem Trinkwasser haben ebenfalls erheblich zur Steigerung der Lebenserwartung beigetragen. Zudem sind Mangelernährung und Hunger in vielen Regionen auf dem Rückzug. Dass die Lebenserwartung global steigt, ist grundsätzlich eine gute Nachricht. Es ergeben sich aus dieser Entwicklung aber auch Herausforderungen, auf die sich Staaten und Unternehmen erst einstellen müssen.

Demografie in Deutschland

Mit der schnellen Alterung der Bevölkerung in den großen Volkswirtschaften wird die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen in den kommenden Jahrzehnten stark ansteigen. Bis 2050 wird jeder sechste Mensch weltweit 65 Jahre oder älter sein – eine Altersgruppe, die in der Regel dreimal so viel für medizinische Leistungen ausgibt wie jüngere Generationen. In Deutschland ist laut Robert Koch-Institut bereits heute jeder Fünfte älter als 65. Im Jahr 2060 soll es jeder Dritte sein.

Während der Gesundheitssektor insgesamt von der demografischen Entwicklung profitieren könnte, liegen einige der größten Wachstumschancen voraussichtlich in Innovationen, die auf altersbedingte Krankheiten abzielen, wie Alzheimer, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Orthopädie. Auch der Dienstleistungssektor im Bereich Gesundheit sollte weiter wachsen – etwa die Segmente Rehabilitation und Pflege.

Demografische Wandel weitreichende Auswirkungen in vielen Lebensbereichen

Gleichzeitig hat der demografische Wandel weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Neben der wachsenden Bedeutung einer effizienten Gesundheitsversorgung entstehen neue Bedürfnisse. Der steigende Anteil älterer Menschen mit hoher Kaufkraft wird das Konsumverhalten erheblich beeinflussen. Viele Senioren sind bei Renteneintritt noch fit, aktiv und konsumfreudig. Sie reisen gerne und investieren in Gesundheitsprävention.

Wer lernen will, wie man mit diesen Herausforderungen umgehen kann, sollte genau auf Japan schauen. Keine andere Industrienation altert so schnell, und gleichzeitig unternimmt kaum ein anderes Land so viele Anstrengungen, um die Probleme der alternden Gesellschaft zu bewältigen. So sind japanische Unternehmen wie Toyota und Honda Vorreiter bei der Entwicklung von Assistenzrobotern, die Routineaufgaben für pflegebedürftige oder hilfsbedürftige Menschen übernehmen, sodass diese weiterhin selbstständig zu Hause leben können.

Auch in anderen Ländern entwickeln Unternehmen seit vielen Jahren eine Vielzahl von Produkten, die Senioren ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen sollen. Beispielsweise hat der Automobilhersteller BMW einen Nothalteassistenten für ältere Menschen entwickelt, der in medizinischen Notfällen automatisch die Steuerung übernimmt: Das Auto aktiviert selbstständig die Warnblinkanlage und manövriert kontrolliert an den rechten Straßenrand, wo es sicher anhält. Gleichzeitig sendet das Fahrzeug einen Notruf ab.

Demografie-Trend wird nicht nur in Themenfonds abgebildet

Viele Themenfonds, die mit dem Trend „Demografie“ Gewinne erwirtschaften, setzen aber nicht nur auf die Überalterung der Gesellschaft und ihre Folgen. Stattdessen werden auch Unternehmen in die Portfolios aufgenommen, die von der wachsenden Weltbevölkerung und dem steigenden Wohlstand in den Schwellenländern profitieren. Dazu gehören viele klassische Konsumtitel, Online-Plattformen und Luxusgüter-Hersteller, die sich großer Beliebtheit bei der wachsenden Mittelschicht in Asien und Lateinamerika erfreuen.

Der Blick vieler Fondsmanager und Anleger richtet sich dabei besonders auf China: Laut der Unternehmensberatung McKinsey wird die Zahl der Haushalte der oberen Mittelschicht (mit einem Einkommen von über 22.000 US-Dollar) bis 2023 um 70 Prozent steigen. Die Regierung in Peking strebt bis 2035 an, das Land zu einem Staat mit moderatem Wohlstand zu entwickeln. Dazu führt sie verstärkt Maßnahmen ein, um die Selbstversorgung und den Binnenkonsum zu fördern. Es wird erheblich in Technologie und Innovation investiert, insbesondere in grüne Technologien, Telekommunikation und Robotik. Die Urbanisierung und damit verknüpftes Konsumverhalten nehmen weiter zu.

Volkswirtschaft profitiert von demografischer Entwicklung

Ein weiterer Bereich, der weltweit vom demografischen Wandel beeinflusst wird, ist die Infrastruktur. Dazu zählen zum Beispiel Stromnetze, Windparks, Wasserleitungen, Straßen, öffentliche Gebäude sowie Flughäfen, die für das Funktionieren und die Entwicklung einer Volkswirtschaft unerlässlich sind. Aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung erfreuen sich Infrastruktureinrichtungen oft einer monopolistischen Marktsituation und hoher Eintrittsbarrieren. Dies bietet Investoren Sicherheit und Aussicht auf eine stabile Rendite.

Wie hoch der Stellenwert einer funktionierenden und sich weiterentwickelnden Infrastruktur auch in den Industrienationen ist, lässt sich gut an den Milliardenprogrammen erkennen, die von Regierungen auf den Weg gebracht wurden. Allein die US-Regierung hat bis 2026 1,2 Billionen Dollar an staatlichen Fördermitteln zur Verfügung gestellt, um die dortige Infrastruktur zu modernisieren. Diesen Januar hat die EU (unter anderem) mit einem 252 Millionen Euro „Programm zur Stärkung der Digitalen Infrastruktur“ nachgezogen.

Fazit

Unternehmen, die zukünftig von der demografischen Entwicklung profitieren werden, haben gute Aussichten auf langfristiges Wachstum. Dieses Wachstum ist weitgehend unabhängig von wirtschaftlichen Schwankungen, da der demografische Wandel nur minimal von konjunkturellen Einflüssen betroffen ist. Die Senioren von morgen oder übermorgen sind längst geboren. Investoren sollten diesen wachsenden Markt daher auf keinen Fall ignorieren. Denn angesichts der jüngsten Prognosen ist eines offensichtlich: Diese gesellschaftliche Entwicklung ist nicht aufzuhalten.

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Dienstag, 21. Mai 2024

Wenn die Zinsen wieder fallen: Welche Aktien werden gewinnen?

 Die meisten Marktexperten sind sich einig: 2024 wird das Jahr der Zinswende. Uneinigkeit herrscht dabei nicht mehr über das „Ob“, sondern nur noch über das „Wann“. Vom aktuellen Zinshoch wird es damit wieder schrittweise heruntergehen. Davon sollten diverse Aktien und Branchen profitieren – doch wer wird wohl der größte Gewinner sein? Dieser Frage widmet sich eine aktuelle Studie der „HQ Trust“, welche die Daten vergangener Zinssenkungs-Perioden unter die Lupe genommen hat.

Das aktuelle Zinsniveau kann mit Fug und Recht als eine echte Ausnahmeerscheinung eingestuft werden. So liegen nach Jahren der Niedrig- oder sogar Minuszinsen die Leitzinsen in Europa und den USA auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren. Die schnell ansteigende Inflation in den Industrienationen hatte die Notenbanken zu diesen extremen Maßnahmen gezwungen. Mit dem Absinken der Teuerungsrate in die Nähe der „gewünschten“ drei Prozent sollte es aber nun zu entsprechenden Gegenmaßnahmen kommen.

EZB wird wohl vor der Fed den ersten Schritt für fallende Zinsen einleiten

Während die Experten zu Jahresbeginn noch von einer rascheren Senkung der Zinsen in den USA ausgegangen waren, prognostizieren Marktbeobachter jetzt sogar einen früheren Schritt der Europäischen Zentralbank (EZB), womöglich schon im Sommer. Die Bank of England sowie die Schweizerische Nationalbank könnten zeitnah folgen. Grund für das Zögern der US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) waren die zuletzt starken Wirtschafts- und insbesondere die Arbeitsmarktzahlen. Die Lohnsteigerungen in den USA könnten aktuell eher für mehr Kauflust sorgen und die Inflation noch länger als gedacht auf hohem Niveau halten. Fed-Chef Jerome Powell wird also vielleicht noch etwas abwarten – aber nicht ewig!

Diese Trendwende sollten Anleger genau im Blick behalten und ihre Depots frühzeitig darauf vorbereiten. Denn Zinssenkungen hatten in der Vergangenheit sehr unterschiedliche Auswirkungen auf verschiedene Aktiensegmente und Branchen. Beim Blick in die Vergangenheit haben Kapitalmarktanalysten hier klare Gewinner und Verlierer gefunden. In einer Studie der „HQ Trust“ wurde dafür die Performance von Aktien aus 20 verschiedenen Sektoren in insgesamt 13 Zinssenkungsphasen untersucht.

Das Ergebnis war dabei relativ eindeutig und könnte einige Anleger überraschen: Die größten Gewinner waren nicht etwa dynamische Technologiewerte, sondern Branchen, die eher als defensiv eingeschätzt werden. Spitzenreiter war in der Historie der Bereich der „Genuss-Konsumgüter“, also Nahrungsmittel, Getränke und Tabak. Auf Platz 2 folgt die Branche „Körperpflege, Drogerien und Lebensmittelgeschäfte“. Beide Marktsegmente schafften es sogar, in allen betrachteten Phasen den Gesamtmarkt zu outperformen.

Der Genusssektor entwickelte sich dabei um durchschnittlich 18,1 Prozent besser als der Gesamtmarkt, der Bereich Körperpflege immerhin um 14,2 Prozent. Gefolgt werden diese klassischen Konsum-Sektoren vom „Gesundheitsbereich“. Dieser schaffte es in zwölf von 13 Fällen, den breiten Markt zu schlagen, bei einer durchschnittlichen Überrendite von 14 Prozent.

Doch was macht diese Aktien gerade in Phasen fallender Zinssenkungen so stark?

Um diese Frage zu beantworten, muss man die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen genauer betrachten, welche während einer Zinsreduktionsphase vorliegen beziehungsweise diese auslösen. Notenbanken werden Leitzinsen insbesondere dann senken, wenn sich das Wirtschaftswachstum bereits etwas abgekühlt hat. Unternehmen, die aus einer Zeit hoher Zinsen kommen, werden durch diese belastet und dies schlägt sich häufig auch in den Gewinnen wieder. Zinssenkungen reduzieren diese Belastungen zwar wieder, allerdings wirkt sich die Entlastung in der Regel erst mit zeitlichem Verzug auf die Unternehmen und deren Aktienkurse aus.

Anleger fokussieren sich in diesen Zeiten daher gerne auf Unternehmen, die Gewinne stabil halten können. Unternehmen aus dem Bereich der Basiskonsumgüter oder dem Gesundheitsbereich bieten überwiegend Produkte und Dienstleistungen an, die auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten weiter nachgefragt werden (müssen). In diesem Zusammenhang muss auch die Branche der „Versorger“ genannt werden, welche Haushalte mit Energie oder Wasser beliefern. Unabhängig vom Gesamtmarkt können diese Unternehmen ihre Umsätze und Gewinne relativ stabil halten. Zusätzlich profitieren sie besonders von niedrigeren Finanzierungszinsen, da sie aufgrund des sehr kapitalintensiven Geschäfts oft einen hohen Verschuldungsgrad aufweisen.

Außerdem zeichnen sich die erfolgreichen Unternehmen in den betrachteten Phasen durch ihre Preissetzungsmacht aus. Nach den Preiserhöhungen zu Zeiten hoher Inflation sind diese Unternehmen nicht gezwungen, ihre Preise wieder zu senken oder können diese sogar erhöhen. Eine Fähigkeit, die gerade auch in der aktuellen Situation des Jahres 2024 von großer Bedeutung sein wird. Nicht eindeutig war das Ergebnis bei Branchen wie Versicherungen, Finanzdienstleistungen, Chemie, Telekommunikation, Reisen und Freizeit. Diese gehörten etwa genauso häufig zu den Gewinnern wie zu den Verlierern in Zeiten fallender Zinsen.

Aktienkurse - Branchen mit Aufholpotential

Es gibt allerdings auch eindeutige Verlierer der Studie

Zu diesen gehörten etwa die Unternehmen des Bereichs „Rohstoffe“. In elf von 13 Zeiträumen blieben diese Aktien hinter dem Gesamtmarkt zurück und sorgten für Anlegerfrust. Grund für diese „Underperformance“ war die üblicherweise sinkende Rohstoff-Nachfrage von Unternehmen, die in wirtschaftlichen Schwächephasen unter Auftragsmangel leiden oder weniger Investitionen in neue Projekte durchführen.

Sogenannte „zyklische Werte“ – die stark von der wirtschaftlichen Konjunktur abhängig sind – haben es daher in Zinssenkungsphasen eher schwer. Einen überraschend schwachen vorletzten Platz nehmen die Unternehmen der Technologiebranche ein. Immerhin gilt es unter Anlegern als Binsenweisheit, dass Technologiewerte gerade bei fallenden Zinsen besonders stark abschneiden. Der Gedanke dahinter ist, dass Unternehmen mit starkem Wachstum anhand der erwarteten Gewinne in der Zukunft bewertet werden.

Fallen die Zinsen, werden diese Erträge weniger stark abgezinst und damit höher bewertet

Dies führt in der Regel zu steigenden Kursen. Betrachtet man die Zahlen der Studie genauer, fällt bei Technologie-Unternehmen dann auch wirklich eine Besonderheit auf: Das Ergebnis des Sektors wird durch die extreme Schwächephase nach Platzen der Blase zu Beginn des Jahrtausends stark negativ beeinflusst. Rechnet man dieses Ausnahmeereignis aus den Zahlen heraus, rücken die Technologiewerte zur Spitzengruppe auf. Auch in der bisher letzten Zinssenkungsphase belegten sie sogar einen starken zweiten Platz hinter den Versorgern.

Fazit

Auch wenn die Studie ein paar interessante Anhaltspunkte für die Strategie in Zinssenkungsperioden gibt, bleibt sie am Ende ein Blick in den Rückspiegel, der keine Garantie für die aktuelle Marktphase liefern kann. Neben der historischen Performance muss selbstverständlich das aktuelle Bewertungsniveau berücksichtigt werden. Einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der einzelnen Branchen wird auch der Zeitpunkt der Zinswende haben.

Sollte diese sehr bald und in einer Phase wirtschaftlicher Schwäche einsetzen, könnten defensive Aktien besonders robust reagieren. Lassen sich die Notenbanken aber weiterhin viel Zeit und senken die Zinsen erst in eine Konjunkturerholung hinein, würden diese Aktien wohl immer noch profitieren, aber auch zyklische Werte würden wieder stärker in den Fokus der Anleger geraten.

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