Mittwoch, 31. Januar 2024

Geldanlagen im 4. Quartal 2023 - Schwellenländer bleiben Stabilisatoren und sorgen für maßvolle globale Konjunkturdynamik

 Im vierten Quartal 2023 setzte sich gekennzeichnet von maßvoller Konjunkturdynamik in der Weltwirtschaft die bisherige Entwicklung an den Kapitalmärkten fort. Das vom IWF im Oktober 2023 ausgerufene Ziel von 3 Prozent realem Wachstums sollte erreicht werden. Das Wachstum blieb global ungleich verteilt. Die Industrieländer werden 2023 um circa 1,5 Prozent zulegen, während die aufstrebenden Länder die Wirtschaftsleistung um rund 4 Prozent ausweiten werden.

Indien und China führend bei den aufstrebenden Ländern

Unterstrichen wurde diese Tendenz zu Gunsten der aufstrebenden Länder durch die außer der Reihe vorgenommene Anpassung der BIP-Prognose für China im Oktober von 5,0 Prozent auf 5,4 Prozent Wachstum der Wirtschaftsleistung für das Jahr 2023 und von 4,2 Prozent auf 4,6 Prozent für das Jahr 2024. Die aufstrebenden Länder Asiens sind und bleiben gemäß IWF World Economic Outlook (WEO) mit einer BIP-Expansion in Höhe von 5,2 Prozent per 2023 der globale Wachstumstreiber, allen voran Indien (6,3 Prozent) und China (5,4 Prozent).

Innerhalb der großen Industrienationen kam es im vierten Quartal 2023 konjunkturell zu Verschiebungen. Unter Zugrundelegung der Einkaufsmanagerindices als Bewertungsmaßstab verlor Japan seine konjunkturelle Führungsrolle. Demnach führt Großbritannien im gesamtwirtschaftlichen Zuschnitt (Composite Index) mit 51,7 Punkte vor den USA mit 51,0 Zählern, Japan mit 50,4 Punkten, der Eurozone mit 47,0 Zählern und Deutschland mit 46,7 Punkten (Scheidewert zwischen Wachstum und Kontraktion 50 Punkte).

Maßgebliche Hintergründe des maßvollen Konjunkturszenarios waren fortgesetzt belastende Auswirkungen der geopolitischen Lage

Während sich im Ukraine-Konflikt Erschöpfungszustände abzeichnen, die perspektivisch verstärkte Wahrscheinlichkeiten in Richtung einer diplomatischen Lösung eröffnen, kam es im Nahen Osten zu einem neuen Konfliktherd, der Unsicherheit in der globalen Ökonomie schürte. Geopolitik ist und bleibt der entscheidende Grund für Zurückhaltung der Wirtschaftssubjekte weltweit.

Entspannung für die Weltwirtschaft ergab sich im vierten Quartal 2023 an der Inflationsfront. Grundlage waren unter anderem sinkende Ölpreise. Im Verlauf kam es zu Preisrückgängen von mehr als 90 USD auf zwischenzeitlich unter 75 USD (Nordseesorte Brent) pro Fass. In der Folge stellte sich seit September 2023 in der Eurozone ein Rückgang der Verbraucherpreise von 4,30 Prozent auf 2,40 Prozent, in den USA von 3,70 Prozent auf 3,10 Prozent und in China von 0,00 Prozent auf -0,50 Prozent ein. Als Konsequenz setzten die großen westlichen Zentralbanken (Federal Reserve, EZB, Bank of England) ihren Zinserhöhungszyklus aus.

Während des Quartals bauten sich Zinssenkungserwartungen für das kommende Jahr auf. Losgelöst davon wirken Zinserhöhungen sich erst voll mit einem Zeitversatz von 12 und mehr Monaten aus. Entsprechend ist und bleibt zunächst das erhöhte Zinsniveau ein derzeit die Konjunktur bremsender Einfluss.

Die Vereinigten Staaten lieferten ein durchwachsenes Datenbild

Der Dienstleistungssektor ist Anker des Wachstums. Der private Konsum generierte moderate Wachstumsimpulse. Der industrielle Sektor verlor in den ersten beiden Monaten leicht an Boden. Die durch Zinserhöhungen belasteten Immobilienmärkte befinden sich in einer Bodenbildung, gleiches gilt für den Bausektor. Arbeitsmärkte zeigten sich fortgesetzt in positiver Verfassung.

In der westlichen Hemisphäre fiel Kontinentaleuropa bezüglich der Wirtschaftslage im relativen Vergleich trotz einer Stabilisierung weiter zurück. Per 3. Quartal 2023 kam es zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent im Quartalsvergleich. Im vierten Quartal 2023 setzten sich im industriellen Sektor und im Einzelhandel rezessive Tendenzen fort. Die Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende Gewerbe (44,2), den Dienstleistungssektor (48,1) und die Gesamtwirtschaft (47,0) signalisieren mit Indexständen deutlich unter 50 fortgesetzte Kontraktion. Positiv stach die Anomalie starker oder zumindest widerstandsfähiger Arbeitsmärkte (nachlaufende Wirtschaftsindikatoren) ins Auge.

Innerhalb der Eurozone verlor Deutschland trotz zarter Stabilisierung der Einkaufsmanagerindices auf ermäßigten Niveaus weiter an Boden. Die im 4. Quartal 2023 für das 3. Quartal 2023 veröffentlichten Daten des Bruttoinlandsprodukts lieferten mit einer Veränderung um -0,4 Prozent im Jahresvergleich die schwächsten Werte der G-7 Länder. Die Wachstumsprognose des IWF wurde im Oktober im WEO des IWF für das Gesamtjahr 2023 von -0,3 Prozent auf -0,5 Prozent revidiert. Prekär fielen die Frühindikatoren (Einkaufsmanagerindices, Konsumklima) im Vergleich zu den großen Wirtschaftsnationen aus. Die Bundesbank erwartet für das 4. Quartal 2023 eine leichte Kontraktion der Wirtschaftsleistung (Quartalsvergleich).

Die verfügbaren Daten des Konsums, der Industrie, der Baubranche und des Immobilienmarktes weisen rezessive Werte aus

Investitionen lassen sich zu großen Teilen nur durch massive Subventionen (Halbleitersektor, Batterien) realisieren, da die Konkurrenzfähigkeit des Standorts schwach ist. Das Risiko der mittel- und langfristigen Energieversorgungssicherheit und das akute Thema der nicht vorhandenen Konkurrenzfähigkeit bei Energiepreisen als energieintensivster Industriestandort des Westens wirkten belastend. Zusätzlich belastete der Akt um einen verfassungskonformen Haushalt. Die von der Regierung getroffenen Maßnahmen stellen für Teile der Wirtschaft (Automobile, Agrarsektor) einen Vertrauensbruch dar. Planungssicherheit als unverzichtbare Grundlage einer auskömmlichen Investitionstätigkeit ist nicht gewährleistet.

Die Entspannung bei der Preisinflation nahm im vierten Quartal 2023 weit überwiegend wieder Fahrt auf. Sinkende Ölpreise waren unter anderem verantwortlich. So sank der Preis der Ölsorte Brent seit dem Ultimo September 2023 von 92,15 USD auf 77,19 USD pro Fass um circa 16 Prozent (Stand 18.12.2023). Im Jahresvergleich kam es im Vergleich zum Ultimo Dezember 2022 zu einem Rückgang um rund 7 Prozent. Die Erdgaspreise waren in Europa im 4. Quartal unter Schwankungen wenig verändert. An den Metallmärkten ergaben sich mit Ausnahme Kupfers (+3,5 Prozent) tendenziell eher entlastende Entwicklungen.

So sank der Nickelpreis seit Ende des 3. Quartals 2023 um rund 13 Prozent und der Aluminiumpreis um circa 2 Prozent. Bei den Lebensmitteln war das Bild im 4. Quartal 2023 zumeist entspannt. Während die Preise gegenüber dem Ultimo des 3. Quartals bei Weizen (-4,0 Prozent), bei Schweinefleisch (-8,0 Prozent), bei Mastrind (-15 Prozent) und bei Zucker (-20 Prozent) sanken, kam es bei Kaffee (+30 Prozent) und bei Kakao (+18 Prozent) beispielsweise zu Preiserhöhungen.

Die Inflationsentwicklungen auf globaler Ebene bezüglich der letzten drei Monate liefern ein Bild der Entspannung mit der Ausnahme Russlands. Die Zentralbanken der westlichen Hemisphäre entschieden sich für eine abwartende Haltung. Japan hielt unverändert an der Negativzinspolitik fest (Leitzins -0,10 Prozent). Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im vierten Quartal auf den beiden Sitzungen den Leitzins bei 4,50 Prozent belassen, ebenso die Federal Reserve System (Fed) bei 5,375 Prozent, die Bank of England bei 5,25 Prozent und die Schweizer Nationalbank bei 1,75 Prozent. Trotz des deflationären Umfelds in China verzichtete die Zentralbank Chinas im vierten Quartal 2023 auf Zinssenkungen.

Entwicklung der Inflation im Quartalsverlauf

Fazit

Die Weltwirtschaft stabilisierte sich auf dem ermäßigten Wachstumsniveau, konnte im vierten Quartal 2023 jedoch keine nennenswerte erhöhte Dynamik entwickeln. Die Homogenität zwischen den Wirtschaftsräumen der Weltwirtschaft nimmt im Konjunkturverlauf weiter ab. Während sich der „Globale Süden“ enger aneinanderbindet, sich untereinander weiter globalisiert und organisiert, Effizienzen erhöht und Wachstumspotentiale generiert, fällt der „Westen“ durch eine Abgrenzungspolitik perspektivisch zurück.

Die Perspektive verheißt Stabilität

Eine kurzfristige Trendwende zu erhöhter globaler Wirtschaftsdynamik ist am Ende des vierten Quartals 2023 für das erste Quartal 2024 nicht erkennbar. Eine Fortsetzung des ermäßigten Wachstums ist zu erwarten. Die unausgeprägte Konjunkturdynamik in den Industrieländern bedingt durch Geopolitik und deren ökonomischen Folgen als auch die andauernden Wirkungen des aggressivsten Zinserhöhungszyklus in der westlichen Welt ex Japan, der im vierten Quartal zwar beendet wurde, der jedoch nachwirkt, zeitigen weiter bremsende Konjunktureinflüsse. Das beeinträchtigt auch die Schwellenländer, ohne jedoch deren positive Grundtendenz zu gefährden.

In den letzten zehn Jahren wuchsen die Binnenverkehre des „Globalen Südens“ überproportional und forcierten damit eine zunehmende Abkoppelung von dem westlichen Konjunkturzyklus. Die Emanzipation des Globalen Südens von westlicher Dominanz erfuhr im vierten Quartal 2023 einen Dämpfer. Nach den Wahlen verkündete der neue Präsident Argentiniens, dass man den BRICS-Ländern nicht beitreten wolle und sich stärker Richtung USA ausrichten werde. Damit wird BRICS+ ab Januar zehn und nicht elf Mitgliedsländer ausweisen. Weitere circa 20 Länder sind Aspiranten, die den BRICS-Ländern beitreten wollen. Italiens Regierung verabschiedete sich offiziell von der „Belt and Road Initiative“ unter Führung Chinas.

Losgelöst von diesen Dämpfern bietet sich als Fazit an, dass diese neue Struktur das Potenzialwachstum dieser Gruppe positiv beeinflussen wird. Es werden sich auch positive Wechselwirkungen mit den Industrienationen ergeben, die der Weltwirtschaft perspektivisch mehr Widerstandskraft und Wachstumspotenzial verleihen werden. Der Globale Süden, allen voran Asien, bleiben die Wachstumstreiber im kommenden ersten Quartal 2024.

Die in die Zukunft gerichteten Wirtschaftsdaten deuten in Richtung unausgeprägter Konjunkturdynamik in einer globalen Betrachtung

Der von JP Morgan für die Weltwirtschaft ermittelte Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft (Global Composite PMI) markierte per Oktober im Quartal mit 50,0 Punkten einen Tiefpunkt, um sich dann per November auf 50,4 Zähler zu erhöhen. Der Durchschnitt dieses Index liegt in den letzten 10 Jahren bei 52,29 Zählern. Die Werte des Einkaufsmanagerindex stehen im Einklang mit einer globalen BIP-Prognose per 2024 um die Marke von 3 Prozent.

Die Einkaufsmanagerindices (Frühindikatoren) signalisieren in dem Sektor des Verarbeitenden Gewerbes für die Länder des Westens nach vorne schauend fortgesetzte Kontraktion. Stabilisierungstendenzen sind erkennbar. Die Erstschätzungen der Einkaufsmanagerindices für diesen Sektor liegen per Dezember 2023 jedoch weiter unter 50 Punkten, der Marke die zwischen Wachstum und Kontraktion unterscheidet (USA 48,3, Japan 47,7, UK 46,4, Eurozone 44,2, Deutschland 43,1).

Besser sehen die aktuell verfügbaren Werte der Länder des Globalen Südens für diesen Sektor aus (Indien 56,0, Russland 53,8, Brasilien 49,4, China 49,0). Anzumerken ist, dass der Sektor des Verarbeitenden Gewerbes bezüglich des Themas Energiepreise sensibel ist. Europa ist und bleibt durch die eigene Politik im Vergleich zu den USA und Japan in einer kritischeren Situation. Der globale Süden ist nach vorne schauend deutlich besser aufgestellt.

Der Dienstleistungssektor bewegte sich im vierten Quartal 2023 laut Einkaufsmanagerindices in einer Gesamtbetrachtung im Quartalsvergleich global in einer Seitwärtsbewegung auf positivem Terrain, fortgesetztes Wachstum implizierend. Die Heterogenität zwischen den Ländern ist erheblich. Großbritannien und die USA stachen im vierten Quartal positiv hervor, anders die Eurozone und Deutschland (Indien 56,9, UK 52,7, Japan 52,0, USA 51,3, China 50,4, Deutschland 48,4, Eurozone 48,1). Global betrachtet steuert dieser Sektor fortgesetzt zum Wachstum bei.

Innerhalb der Weltwirtschaft ergeben sich heterogene Dynamiken, die mit den Themen der Energieversorgungssicherheit als auch der Energiepreise (Konkurrenzfähigkeit), aber auch der westlichen Politik der Ab- und Ausgrenzung (Sanktionspolitiken) korreliert sind. Je länger ein global unausgewogenes Szenario diesbezüglich dominiert, desto größer wird die Divergenz der strukturellen und konjunkturellen Entwicklungen gegenüber den diesbezüglich benachteiligten westlichen Regionen werden, allen voran gegenüber Westeuropa und maßgeblich gegenüber Deutschland.

Das Thema Zinserhöhungen hat in der westlichen Welt hinsichtlich des deutlichen Rückgangs der Inflation im vierten Quartal zunächst sein Ende gefunden. Das vierte Quartal lieferte den Bruch mit diesem Politikansatz. Die Vorreiterrolle nahmen die USA ein. Dort wird frühestens ab März 2024 mit Zinssenkungen gerechnet. Sowohl die EZB als auch die Bank of England zeigen sich weniger bereit, das Thema Zinssenkungszyklus zu forcieren. Hier sind früheste Schritte ab Mitte des Jahres möglich, sofern es nicht zu Verwerfungen bei der Inflation kommt.

Zunächst setzen sich damit realwirtschaftlich grundsätzlich die Belastungen der Zinserhöhungspolitik in großen, aber nicht in allen Teilen fort. Die westliche Wirtschaft profitierte im vierten Quartal von den markant rückläufigen Kapitalmarktzinsen. Das sollte sich im ersten Quartal 2024 fortsetzen. Der Druck durch hohe Kapitalmarktzinsen auf die Bau- und Immobilienbranche nahm ab. Das eröffnet nach vorne schauend Stabilisierungs- oder sogar Belebungstendenzen für diese Branchen im kommenden Quartal und potentiell im Jahresverlauf 2024.

Der Rohstoffsektor belastete die Weltwirtschaft und die Weltfinanzmärkte kaum. Der Ölpreis sank gegenüber den Jahreshöchstständen bei 93 USD pro Fass per September 2023 auf bis unter 75 USD, um sich dann um die Marke von 80 USD zu stabilisieren. Auch bei den Erdgaspreisen kam es zu keinen nennenswerten Belastungen. Die Lager im Westen waren zur Herbstsaison gut gefüllt. Bei Industriemetallen gab es bei den einzelnen Metallen Volatilitäten, ohne jedoch markanten Einfluss auf das Inflationsgeschehen zu nehmen.

Bei Agrarrohstoffen kam es zu markanten Preissteigerungen bei Reis, Kaffee und Kakao. Dagegen nahmen der Weizenpreis, der Zuckerpreis, Mastrindpreise und Preise für mageres Schweinefleisch ab. Nach vorne schauend sind zunächst keine Verwerfungen an den Rohstoffmärkten auszumachen. Bezüglich der Risiken für die Energiemärkte muss der Fokus auf der Entwicklung im Gaza-Konflikt liegen. Die Situation ist und bleibt prekär. Die Perspektiven für den Technologiesektor oder zumindest für Teile dieses Sektors bleiben positiv ausgerichtet.

Die erwartete Zinsentspannung unterstützt hintergründig die kapitalintensive Branche. Das Thema Künstliche Intelligenz ist bezüglich des Potentials weiter im Fokus. Perspektivisch wirkt Künstliche Intelligenz durch massive Erhöhung der Effizienz mittel- und langfristig reduzierend auf Inflation.

Die verfügbaren Fakten liefern keine Grundlagen für einen Trendwechsel in Richtung einer belebteren Gangart der Weltkonjunktur in zeitlicher Nähe. Die Spreizung bezüglich der Konjunkturentwicklungen zwischen den Industrienationen wird sich zu Gunsten der Schwellenländer tendenziell ausweiten. Die Spreizung der Konjunkturentwicklungen innerhalb der Eurozone zu Lasten Deutschlands wird ohne Umsteuerung in Berlin nicht abnehmen.

Der Finanzmarkt zeigte eine erhöhte Risikobereitschaft der Kapitalanleger

An den Finanzmärkten ergab sich im Herbstquartal erhöhte Risikobereitschaft getragen von stabilisierten Einkaufsmanagerindices in der westlichen Hemisphäre und von rückläufiger Preisinflation und dadurch induzierten Zinssenkungserwartungen. Hoffnungswerte auf die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung des Ukraine-Konflikts unterstützten gleichfalls. Der Gaza-Konflikt wurde und wird aktuell als regionaler Konflikt bewertet. Die Divergenz zwischen der Konjunkturentwicklung in den Industrienationen im Vergleich zu den Schwellenländern wird an diversen Märkten kaum oder weiter nicht diskontiert.

Aktienmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q4-2023

Innerhalb dieses Korrekturmodus liefen US-Märkte weiterhin besser als die europäischen Märkte. Die Vorteile des US-Wirtschaftsraums gegenüber Europa bezüglich der Themen Innovationspolitik, Regulatorik, Energiepolitik, Steuerpolitik und Subventionspolitik wirkten und wirken zu Lasten der Finanzmärkte Europas und zu Gunsten der Märkte USA.

Die Schwäche an Chinas Aktienmärkten (CSI, Hangseng) war im Quartalsvergleich im internationalen Vergleich ausgeprägt. Weiter verfingen Themen wie Chinas Wachstumsvorteile, Zinssenkungspotentiale, hoher Realzins oder konservative Bewertungskriterien nicht. Erkennbar spielten und spielen geopolitische Erwägungen in der Kapitalallokation westlicher Teilnehmer eine belastende Rolle für Chinas Märkte.

Indien, das eine geopolitische Ambivalenz zwischen dem Westen und Osten lebt, ist nicht vom Bannstrahl durch westliche Kapitalsammelstellen betroffen. Der Aktienmarkt lief besser als in Europa, aber weniger stark im Vergleich zu den US-Märkten. Japans Aktienmärkte gewannen im vierten Quartal 2023 leicht an Boden. Die im Vergleich zu den USA und Europa schwächere Performance war und ist korreliert mit schwächeren ökonomischen Fundamentaldaten.

Fazit für die Aktienmärkte im vierten Quartal 2023

Der Aufwärtsmodus an den Aktienmärkten war mit Ausnahme Chinas und Honkongs und mit Abstrichen in Japan ausgeprägt. Die Bewertungsniveaus an den Märkten mit Ausnahme der Märkte in China und Hongkong implizieren für das erste Quartal 2024 im Verlauf moderate Korrekturrisiken.

Rentenmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q4-2023

Die Rentenmärkte setzten ihren positiven Verlauf im vierten Quartal fort. Unter Schwankungen kam es zu deutlich sinkenden Kaitalmarktzinsen.

Vergleich der Rendite-Entwicklungen an den Rentenmärkten

Getragen war die Entwicklung von zum Teil unerwartet starken Rückgängen bei den Inflationsraten in der westlichen Hemisphäre, die zu Zinssenkungserwartungen in den USA per 2. Quartal führten. Für die Eurozone und Großbritannien sind die Erwartungen moderater und zielen in Richtung des dritten Quartals 2024. Anders als in den USA und Großbritannien ergibt sich für die Eurozone ein besonderes Problem. Die Spreizung des Verbraucheranstiegs ist innerhalb der Länder der Eurozone ausgeprägt. So liegt der Anstieg in Portugal bei 1,40 Prozent und in Österreich bei 5,35 Prozent. Auch dieser Umstand wird zu einer zögerlichen Vorgehensweise der EZB beitragen. Rückläufiger Inflationsdrucks hat sich im vierten Quartal 2023 auch dank starker Basiseffekte eingestellt.

Fazit für die Rentenmärkte im vierten Quartal 2023

In den letzten beiden Quartalen kam es zu einem merklichen Rückgang der Kapitalmarktzinsen, getragen von einem markanten Rückgang der Preisinflation. Die auslaufenden Basiseffekte implizieren, dass diese Entwicklung nicht fortgeschrieben wird. Es zeichnet sich eine Bodenbildung bei den Kapitalmarktzinsen ab.

Devisenmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q4-2023

An den Devisenmärkten bestimmten Zinserwartungen und weniger Konjunkturthemen die Märkte. Darunter litt der USD im Quartalsverlauf gegenüber allen anderen Hauptwährungen. Die fiskalische Schwäche der USA (hohe Haushaltsdefizite) und die negativen Wendungen in der Geopolitik, die den Westen isolierter dastehen lassen, als auch die Emanzipation des Globalen Südens wirkten sich weniger gegenüber den anderen westlichen Hauptwährungen, aber sehr wohl gegenüber nicht korrelierten Alternativen, hier Gold und Bitcoin aus.

Devisenmärkten im Quartalsverlauf

Fazit für die Devisenmärkte im vierten Quartal 2023

Die Dynamik der Veränderungen in der Weltwirtschaft (Glaubwürdigkeit, Anteile, Momentum) flankiert von den Veränderungen der globalen politischen Struktur (u.a. BRICS+) führen zu Neubewertungen, die nicht korrelierte Alternativen (Gold, Krypto-Anlagen) zu westlichen Währungen stärken. Zwischen den westlichen Währungen spielen zunächst primär Zinserwartungen und sekundär Konjunkturerwartungen für die Bewertungen der einzelnen Währungen eine hervorgehobene Rolle. Damit sollte sich der Druck auf den USD gegenüber den anderen Hauptwährungen im ersten Quartal 2024 fortsetzen.

Quartalsbericht Q4 2023

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Mittwoch, 17. Januar 2024

Small Caps: Darum bieten kleine Unternehmen aktuell große Chancen

 Kleine Unternehmen, die sogenannten "Small Caps," sind ein faszinierender Teil des Aktienmarktes. Small- und Mid- Caps bieten oft das Potenzial für beeindruckende Renditen, aber auch erhebliche Schwankungen. Grundsätzlich kann die Aufnahme von Small Caps in ein Portfolio die Diversifikation erhöhen und so das Gesamtrisiko der Portfolios reduzieren. Außerdem sind Small und Midcaps im historischen Vergleich überwiegend sehr günstig bewertet. Warum dies so ist, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Die Vorteile von Small Caps liegen in ihrem Wachstumspotenzial

Die starkansteigenden Zinsen und Rezessionsängste der letzten beiden Jahre haben dafür gesorgt, dass Small Caps hinter den Aktien großer Unternehmen zurückgeblieben. Es lohnt sich aber genau hinzuschauen, warum dies so ist und insbesondere wann dieses Verhältnis wieder kippen könnte.
Small Caps sind Unternehmen mit einer vergleichsweise geringen Marktkapitalisierung. Die genaue Definition kann je nach Börse und Region variieren, aber im Allgemeinen sind Small Caps typischerweise Unternehmen, deren Marktwert im Bereich von einigen Millionen bis zu einigen Milliarden Dollar liegt. Diese Unternehmen sind in der Regel kleiner als ihre "Large Cap" und "Mid Cap" Pendants, die oft in den Schlagzeilen stehen.

verschiedene Anlageklassen im Renditevergleich von 2003 bis 2023

Kleine Unternehmen haben oft erhebliches Wachstumspotenzial. Sie können schneller expandieren, neue Märkte erschließen und innovative Produkte oder Dienstleistungen entwickeln. Zudem sind Small Caps in der Regel agiler und flexibler als große Konzerne. Sie können sich schnell an Veränderungen in der Geschäftsumgebung anpassen und Chancen nutzen, die sich bieten. Dies ist besonders wichtig in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen oder sich ändernder Marktdynamiken.

Auch die Tatsache, dass Small Caps oft weniger im Rampenlicht stehen, kann von Investoren genutzt werden. Da sie von den meisten Investoren übersehen werden, können sie unterbewertet sein und Fondsmanagern die Möglichkeit bieten, günstige Aktien zu finden. Im Gegensatz dazu werden größere Unternehmen ständig und sehr genau analysiert, sodass ich in diesem Segment seltener echte „Schnäppchen“ finden lassen. Schließlich sind kleine Unternehmen oft Innovationsführer und entwickeln neue Produkte oder Dienstleistungen, die den Markt verändern können. Investoren, die auf der Suche nach innovativen Ideen sind, könnten in Small Caps fündig werden.

Allerdings sind auch Nachteile mit Small Caps verbunden

Das Wachstumspotenzial von Small Caps geht in der Regel mit höheren Risiken einher. Kleinere Unternehmen sind anfälliger für Marktvolatilität, Finanzprobleme und Wettbewerbsdruck. Zudem haben Small Caps oft geringere Handelsvolumina als große Unternehmen, was zu geringerer Liquidität an den Börsen führt. Es kann schwieriger sein, Aktien zu kaufen oder zu verkaufen, insbesondere in größeren Mengen. Dies kann unter Umständen zu starken (Tages-)Schwankungen führen.

Des Weiteren verfügen kleine Unternehmen in der Regel über begrenztere finanzielle und personelle Ressourcen im Vergleich zu großen Konzernen, was sich auf ihre Fähigkeit auswirken kann, Wachstumsziele zu erreichen oder sich von Krisen zu erholen. Außerdem bedeutet die geringere Anzahl an Analysten, die Small Caps verfolgen und analysieren, dass gerade Privatanleger schwieriger an Informationen gelangen.

Der aktuelle Abschwung seit Beginn des Jahres 2022 wurde allerdings noch von weiteren Faktoren begünstigt. Die Zentralbanken der entwickelten Märkte haben auf die hohe Inflation mit aggressiven Zinserhöhungen reagiert. Infolgedessen zieht sich die Inflation von ihren Höchstständen im Sommer zurück, insbesondere in den USA. Sie bleibt jedoch noch über den Zielraten vieler Zentralbanken, insbesondere in Großbritannien und Europa. Zum Beispiel betrug die Inflation in der Eurozone im September immer noch 4,3 Prozent, verglichen mit dem 2 Prozent Ziel der EZB.

Small Caps reagieren besonders stark auf die steigenden Zinssätze

Dies liegt unter anderem in ihrem häufig höheren Verschuldungsniveau. Viele Small Caps sind auf Fremdkapital angewiesen, um zu wachsen oder ihre Geschäftstätigkeiten zu finanzieren. Wenn die Zinssätze steigen, erhöhen sich die Kosten für die Bedienung von Schulden, was die Gewinne der Unternehmen belastet. Dies kann dazu führen, dass die finanzielle Situation von Small Caps instabiler wird, da sie unter dem Druck steigender Zinsen leiden. Darüber hinaus wird die Fähigkeit dieser Unternehmen beeinträchtigt, neues Kapital aufzunehmen, insbesondere wenn sie in der Vergangenheit auf Kredite oder Anleihen angewiesen waren, um ihre Expansionspläne zu finanzieren.

Eine eingeschränkte Kapitalverfügbarkeit kann das Wachstumspotenzial von Small Caps erheblich beeinträchtigen. Zudem tendieren Anleger oft dazu, in Zeiten steigender Zinsen ihr Kapital aus riskanteren Anlagen abzuziehen und in sicherere Anlagen wie Staatsanleihen oder größere, etablierte Unternehmen zu investieren. Dies führt zu einem Rückgang der Nachfrage nach Small-Cap-Aktien und kann deren Preise drücken. Infolgedessen können Small Caps in Zeiten steigender Zinsen Schwierigkeiten haben, ihre Aktienkurse aufrechtzuerhalten.

Geldvermögens der privaten Haushalte in Deutschland im Jahr 2022

Für das Jahr bedeutete 2022 dies konkret: Konnte sich der DAX im Vorjahr mit einem Minus von rund 12 Prozent vergleichsweise passabel aus der Affäre ziehen, standen beim SDAX satte 27 Prozent Verlust zu Buche. Auch seit Jahresbeginn 2023 liefen die Kurse der Small Caps den Large Caps nur hinterher.

Trotz oder gerade wegen dieser Entwicklung, sollten sich Anleger gerade jetzt wieder mit den kleinen Unternehmen auseinandersetzen. Denn die genannten negativen Faktoren werden auf den Kopf gestellt, wenn wir aus einer Phase steigender Zinsen oder einer Rezession herauskommen. In Erholungsphasen übertreffen kleinere Unternehmen normalerweise ihre größeren Konkurrenten. Aufgrund ihrer Natur sind Small Caps wendiger und können schneller auf Veränderungen in der Geschäftsumgebung reagieren als Large Caps.

Kleinere Unternehmen können daher von den neuen Chancen profitieren, die eine wachsende Wirtschaft bietet. Der daraus resultierende Anstieg des Risikoappetits der Investoren hilft auch kleinen Unternehmen.

Auch die aktuellen Bewertungen sind attraktiv

In Europa handeln kleinere Unternehmen historisch betrachtet eigentlich mit einem Aufschlag gegenüber großen Unternehmen aufgrund ihres überlegenen Wachstums- und Ertragspotenzials. Nach der schwachen Performance des letzten Jahres handeln europäische Small Caps derzeit allerdings wieder mit einem Rabatt gegenüber ihren größeren Pendants. Angesichts des potenziellen Aufschwungs beim Verlassen von Abschwüngen könnte dies einen attraktiven Einstiegspunkt für langfristige Investoren darstellen.

In den USA spielt sich eine ähnliche Dynamik ab. Hier ist der Bewertungsabschlag von Small Caps gegenüber Large Caps so groß wie seit mehr als 40 Jahren nicht mehr. Ein Einstieg sollte sich also langfristig lohnen. Tatsächlich haben Small-Cap-Aktien in den USA nach einem ähnlichen Niveau der "Günstigkeit" Anfang 2001 in den folgenden drei, fünf und zehn Jahren deutlich besser abgeschnitten.
Grundsätzlich kann die Aufnahme von Small Caps in ein Portfolio die Diversifikation erhöhen und somit das Gesamtrisiko eines Portfolios reduzieren.

  • Erstens weisen Small Caps oft eine geringere Korrelation zu Large-Cap-Aktien auf, was die Risikostreuung im Portfolio verbessert.
  • Zweitens sind Small Caps weniger von internationalen Märkten abhängig, wodurch das Portfolio gegenüber globalen Risiken abgeschirmt wird.
  • Drittens agieren Small Caps in verschiedenen Branchen und Sektoren, was Chancen in Nischenmärkten eröffnet.

Die Einbeziehung dieser Unternehmen kann dazu beitragen, das Portfolio gegenüber internationalen Risiken zu schützen und Renditechancen in vielfältigen Marktbedingungen zu bieten.

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Montag, 15. Januar 2024

Vorabpauschale für 2023 - Anstieg vom Basiszins auf 2,55 Prozent und die Folgen für ETF & Fonds

 Da sich im Kalenderjahr 2023 der Basiszinssatz erstmals seit Jahren wieder deutlich im positiven Bereich befindet, rückt für Kapitalanleger, welche in ETFs und Investmentfonds investiert sind, die Vorabpauschale wieder in den Fokus. Nachfolgend soll verdeutlicht werden, was es damit auf sich hat und welche Folgen daraus resultieren. Anhand einer Beispielkalkulation, wird die gegebenenfalls zu zahlende Vorabpauschale für das Jahr 2023 berechnet. Die Zahlung, beziehungsweise Belastung durch das Anlageinstitut erfolgt Anfang 2024.

Positiver Basiszins für 2023 kann eine vorzeitige Steuerbelastung auslösen

Bei der Prüfung, ob es durch die Vorabpauschale zu einer Steuerbelastung kommt oder nicht und wie hoch eine etwaige Steuerbelastung ausfällt, ist ein sehr komplexes Verfahren. Hierbei spielt der sogenannte Basiszinssatz eine wichtige Rolle. Der Basiszinssatz leitet sich aus der langfristig erzielbaren Rendite für öffentliche Anleihen ab und wird jeweils vom Bundesministerium der Finanzen (BMF) zum Beginn eines jeden Kalenderjahres veröffentlicht.

Basiszinssätze für die Berechnung der Vorabpauschale für die Kalenderjahre 2018 bis 2023:

Jahr Basiszinssatz
20180,87 %
20190,52 %
20200,07 %
2021-0,45 %
2022-0,05 %
20232,55 %

Nachdem der Basiszinssatz in den vergangenen Jahren jeweils sehr gering, bzw. sogar negativ war, wurde der Basiszinssatz für das Jahr 2023 vor kurzem mit +2,55 Prozent festgestellt. Mit einem solchen positiven Basiszinssatz ist eine der Grundvoraussetzungen für eine Steuervorabbelastung für Fonds für das Kalenderjahr 2023 gegeben. Eine derartige Belastung erfolgt dann zum Jahresbeginn 2024. Für die Jahre 2021 und 2022 erfolgte keine Vorwegsteuerbelastung für die Anleger, das der Basiszinssatz negativ war.

Ermittlung der Vorabpauschale 2023 für ETF und Fonds

Ob eine Steuerbelastung 2023 erfolgt oder nicht, hängt aber noch von weiteren Faktoren ab

Zur Verdeutlichung bietet sich eine Beispielrechnung zur Ermittlung der Vorabpauschale bzw. der sich daraus ergebenden möglichen Steuerlast an.

Beispielrechnung zur Vorabpauschale 2023: Thesaurierender Aktienfonds, Fondsrücknahmepreis Anfang 2023 1.000 Euro

Es werden nacheinander nachstehende Rechnungen angestellt:

  • Rechnung 1: Es wird der Rücknahmepreis des Fonds zum Jahresbeginn mit 70 % des Basiszinssatzes multipliziert. Von dem Ergebnis werden ggf. im Kalenderjahr getätigte Ausschüttungen abgezogen. Wenn der Fonds teilfreigestellt ist, wird dieses ebenfalls berücksichtigt.
    • 1.000,00 Euro (Rücknahmepreis) * 2,55 % * 70 % (anteiliger Basiszinssatz) - 0,00 Euro (Ausschüttung) = 17,85 Euro
    • 17,85 Euro * 70 % (Teilfreistellung) = 12,495 Euro vorläufige Vorabpauschale
  • Rechnung 2: Als zweite Berechnung wird geprüft, welchen Wertzuwachs der Fonds im Kalenderjahr aufweist.
    Beispiel A: Wertzuwachs 100 Euro vom 01.01.23 - 31.12.2023
    100 Euro Wertzuwachs * 70 % (Teilfreistellung) = 70,00 Euro vorläufige Vorabpauschale
    Beispiel B: Wertzuwachs 10 Euro vom 01.01.23 - 31.12.2023
    10,0 Euro Wertzuwachs * 70 % (Teilfreistellung) = 7,00 Euro vorläufige Vorabpauschale
    Anmerkung: Ist die Wertentwicklung des Fonds im Kalenderjahr negativ, wird keine Vorabpauschale erhoben.
  • Rechnung 3: Die Ergebnisse der Rechnung 1 und der Rechnung 2 werden verglichen. Das niedrigere der beiden Ergebnisse stellt die endgültige Vorabpauschale dar.
    • Vergleich vorläufige Vorabpauschale 12,495 Euro aus Rechnung 1 versus vorläufige Vorabpauschale 70,00 Euro aus Rechnung 2, Beispiel 2 a: 12,495 Euro ist niedriger. In der Folge wäre im Beispiel 2 a die endgültige Vorabpauschale 12,495 Euro.
    • Vergleich vorläufige Vorabpauschale 12,495 Euro aus Rechnung 1 versus 7,00 Euro vorläufige Vorabpauschale aus Rechnung 2, Beispiel 2 b: 7,00 Euro ist niedriger. In der Folge wäre in der Variante 2 b die endgültige Vorabpauschale 7,00 Euro.

So errechnet sich die Abgeltungssteuer auf die Vorabpauschale 2023

Die so ermittelte endgültige Vorabpauschale stellt die Grundlage für die Berechnung der Steuerlast dar. Sind Verlustvorträge vorhanden oder liegt ein Freistellungsauftrag vor, so erfolgt hier eine Gegenrechnung und eine Berechnung der Abgeltungssteuer entfällt. Andernfalls erfolgt eine Belastung der Abgeltungsteuer.

Nachstehend die Belastungshöhe der Abgeltungsteuer aus den vorherigen Beispielen:

  • endgültige Vorabpauschale 12,495 Euro * 25 % Abgeltungssteuer = 3,12 Euro Abgeltungssteuer (zzgl. Soli und ggf. KiSt)
  • endgültige Vorabpauschale 7,00 Euro * 25 % Abgeltungssteuer = 1,75 Euro Abgeltungssteuer (zzgl. Soli und ggf. KiSt)

Folgende Dinge sind für Anleger auch wichtig:

  • Die Belastung der Vorabpauschale erfolgt immer rückwirkend.
  • Durch die Gegenrechnung von Ausschüttungen sind insbesondere thesaurierende und teilthesaurierende Fonds von der Vorabpauschale betroffen.
  • Die vorab gezahlte Steuer ist nicht verloren, sondern wird bei einem späteren Fondsverkauf steuermindernd berücksichtigt. Dies erhöht jedoch nochmals die Komplexität der Vorausberechnung der zu erwartenden Steuern bei einem späteren Fondsverkauf. Soll der Erlös aus Fondsverkäufen wieder reinvestiert werden, sollte daher entweder:
    a) eine leicht zeitversetzte Wiederanlage erfolgen, damit bereits die Verkaufsabrechnung vorliegt
    b) eine Voranfrage zur Ermittlung der voraussichtlichen Steuerlast an die depotführende Stelle gestellt werden
    c) ausreichend zusätzlicher Liquiditätspuffer auf dem Konto vorhanden sein.
  • Grundsätzlich erfolgt der Einzug der Steuer durch die depotführende Stelle. Ist ein Einzug nicht möglich, wird dies dem Finanzamt gemeldet.

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