Mittwoch, 18. Dezember 2024

Was bedeutet die Wiederwahl von Donald Trump für Geldanleger?

 Mit dem Wahlsieg von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten wird ein Wendepunkt mit weitreichenden Konsequenzen markiert – nicht nur politisch, sondern auch für die Weltwirtschaft und die internationalen Finanzmärkte. Donald Trumps zweite Präsidentschaft steht für eine neue Ära wirtschaftlicher und handelspolitischer Ausrichtung, deren Auswirkungen Anleger, Unternehmen und ganze Volkswirtschaften vor neue Herausforderungen stellen.

Dieser Beitrag beleuchtet die möglichen Folgen seiner Politik für die globale und deutsche Wirtschaft, analysiert die Reaktionen der Finanzmärkte und gibt Einblicke in potenzielle Chancen und Risiken für Anleger. In einer Zeit geopolitischer Unsicherheiten ist es wichtiger denn je, die Entwicklungen kritisch zu verfolgen und klug zu handeln. Die folgenden Seiten sollen dabei helfen, die wirtschaftlichen Szenarien besser zu verstehen und eine fundierte Einschätzung der Lage zu gewinnen.

Die Entscheidung war deutlich: Donald Trump hat die US-Präsidentschaft gewonnen

Nicht nur das, denn die Republikaner behalten zudem die Mehrheit in Senat und Repräsentantenhaus. Außerdem steht die Partei mit überraschender Geschlossenheit hinter dem neuen Präsidenten. Kurz um: Noch selten hatte ein US-Präsident eine solche Handlungsfreiheit und Macht seine Pläne umzusetzen. Was könnte das Ergebnis der Wahl für die Weltwirtschaft, aber auch ganz konkret für Deutschland bedeuten?

In seiner Siegesrede kündigte der künftige „POTUS“ an, Kriege zu beenden, Grenzen zu sichern, die Inflation zu besiegen, Schulden abzubauen und das Wachstum zu fördern. Er versprach ein „Goldenes Zeitalter“ für die USA. Fraglich ist jedoch, wie realistisch diese Ziele sind, besonders angesichts des Konflikts zwischen Schuldenabbau, Steuersenkungen und Inflationsbekämpfung.

Mit Blick auf die erste Wahl Trumps 2016 und diverse Wahlkampfaussagen, lassen sich zumindest einige Szenarien für die Börsen ableiten: Europa und China müssen sich auf harte Verhandlungen und einen erneuten Handelskonflikt einstellen, der die Weltwirtschaft insgesamt belasten könnte. Trump ist bekannt als Befürworter des Protektionismus. Das bedeutet, dass er die heimische Wirtschaft schützen möchte, auch auf Kosten anderer Länder. Ausländische Wettbewerber sollen auf dem inländischen Markt benachteiligt werden, damit US-Anbieter besser abschneiden.

Für Donald Trump sind Zölle das Maß der Dinge

Um dies zu erreichen, kündigte Trump während seines Wahlkampfes zahlreiche wirtschaftspolitische Maßnahmen an. Der zukünftige US-Präsident beabsichtigt zunächst die Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China erheblich zu erhöhen. „Am 20. Januar werde ich als eine meiner ersten Amtshandlungen alle notwendigen Dokumente unterzeichnen, um Mexiko und Kanada mit einem Zoll von 25 Prozent auf ALLE Produkte zu belegen, die in die USA kommen“, schrieb er erst Ende November auf dem Kurznachrichtendienst Truth Social. Darüber hinaus ist geplant, zusätzliche Strafzölle von zehn Prozent auf Importe aus China zu erheben.

Dies wirkt im Vergleich zu den im Wahlkampf angedrohten 60 Prozent auf den ersten Blick noch zurückhaltend, könnte aber noch erhöht werden. Gegenzölle werden eine wahrscheinliche Folge sein und wurden von Mexiko auch bereits angedroht. Die ersten wirtschaftlichen Auswirkungen des Programms des zukünftigen Präsidenten sind damit absehbar.

Der Fokus auf das Wachstum der US-Wirtschaft (um jeden Preis) wird fortgesetzt

China scheint besser auf den bevorstehenden wirtschaftlichen Wettbewerb vorbereitet zu sein als Europa. Dennoch wird China seine Verbraucher unterstützen müssen, die weiterhin unter den Folgen der geplatzten Immobilienblase leiden. Weitere Konjunkturmaßnahmen, wie zuletzt im September, bleiben also wahrscheinlich. Zudem wird China verstärkt auf seine neuen Partner im globalen Süden setzen müssen, um ihnen Waren zu verkaufen, die der Norden mit hohen Zöllen belegen könnte. Während die Inflation in den USA steigen wird, könnte der globale Süden von einem Anstieg der Importe günstiger chinesischer Waren profitieren.

Deutschland wird voraussichtlich erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen zu spüren bekommen, da die USA der wichtigste Handelspartner im Außenhandel sind. Im Jahr 2023 exportierte Deutschland Waren im Wert von fast 158 Milliarden Euro in die USA. In einer aktuellen Umfrage des „ifo Instituts“ erwarten die meisten Ökonomen negative Wachstumseffekte: 20 Prozent rechnen mit sehr negativen und 69 Prozent mit eher negativen Effekten. Nur 7 Prozent sehen keinen Einfluss und 2 Prozent erwarten eher positive Effekte. Ähnlich sieht es für Europa aus: 11 Prozent erwarten hier sehr negative und 76 Prozent eher negative Auswirkungen. Nur 9 Prozent sehen keinen Einfluss und 2 Prozent eher positive Effekte.

Auswirkungen der Wahl von Donald Trump auf das Wirtschaftswachstum

Für die USA sind die Experten hingegen optimistischer. Die angekündigten Steuersenkungen für Unternehmen und Konjunkturmaßnahmen sollten die US-Wirtschaft weiter stützen, aber auch wieder das Schreckgespenst hoher Inflation auf den Plan rufen. Profitieren könnten kurz- bis mittelfristig US-Aktien sowie der Dollar. Insbesondere kleinere US-Unternehmen (sogenannte „Small- und Midcaps“), die weniger von Einfuhrzöllen getroffen werden und von einem erstarkten Binnenmarkt profitieren, haben als unmittelbare Reaktion auf das Wahlergebnis an den Börsen zugelegt. Auch Branchen wie die Öl- und Finanzindustrie werden aktuell noch zu den möglichen Nutznießern einer angekündigten Deregulierung der Trump-Regierung gezählt.

Bei aller Euphorie rund um die US-Börsen, steht die neue Regierung vor einer gewaltigen Aufgabe

Ein Schuldenberg von über 35 Billionen US-Dollar hat sich über die letzten Jahrzehnte aufgetürmt – eine Summe, die das jährliche Bruttoinlandsprodukt der USA weit übersteigt und fast doppelt so hoch ist wie vor zehn Jahren. Die neue Regierung muss sich diesem Schuldenproblem entschlossen stellen. Es geht nicht nur um Geld, sondern auch um das Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität der USA. Ohne politische Entschlossenheit könnte das Modell des Wachstums durch expansive Fiskalpolitik an seine Grenzen stoßen, trotz des Privilegs der US-Notenbank, Geld zu drucken.

Die Federal Reserve ist in dieser Situation nicht zu beneiden: Während andere Zentralbanken weltweit die Zinsen senken, könnte die USA mit einer steigenden Inflation konfrontiert werden. Dies würde die Fed dazu zwingen, die Zinsen stabil zu halten oder sogar zu erhöhen, um die Inflation zu bekämpfen. Diese gegensätzliche Entwicklung würde nicht nur das Wirtschaftswachstum, sondern auch die geldpolitischen Strategien der USA und der Eurozone weiter auseinanderdriften lassen.

Die Konsequenzen wären weitreichend: Der US-Dollar könnte weiter an Wert gewinnen

Die würde den internationalen Handel stark beeinflussen. Zudem würde die wachsende Kluft zwischen den Wirtschaftsräumen und die unklare Richtung der US-Notenbank zu erheblicher Unsicherheit und erhöhter Volatilität an den Finanzmärkten führen. Anleger und Unternehmen müssten sich auf turbulente Zeiten einstellen, in denen schnelle und unvorhersehbare Kursbewegungen zur neuen Normalität werden könnten. In dieser angespannten Lage ist es wichtiger denn je, die Entwicklungen genau zu beobachten und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Die Finanzmärkte könnten in den kommenden Monaten von starken Schwankungen geprägt sein, was sowohl Risiken als auch Chancen mit sich bringt.

Die vorübergehende Unsicherheit lenkt das Interesse der Investoren aber auch auf „sichere Häfen“, wie etwa Anleihen. Immerhin verweilen die Zinsen weiterhin auf hohem Niveau, was in den USA nach der Wahl noch länger so bleiben könnte. Unabhängig von Trump bleiben Aktien aber ein wesentlicher Bestandteil für den langfristigen Erhalt des realen Vermögens. Besonders in Phasen, in denen inflationsbedingte Risiken durch hohe Verschuldung zunehmen, wird der Sachwertcharakter von Aktien noch wichtiger.

Welches Fazit bleibt für den Geldanleger? 

Über allen Überlegungen zu einzelnen Märkten oder Anlageklassen steht aus unserer Sicht mehr denn je eine breite Streuung von Anlagen im Fokus. Zu unvorhersehbar ist aktuell die geopolitische Gemengelage und die US-Politik der nächsten vier Jahre. Dementsprechend sollten Portfolios auf diese Situation vorbereitet und diversifiziert werden. Dies erlaubt es, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und die Gewichtung verschiedener Anlagen je nach Bedarf anzupassen. So lassen sich Unsicherheiten besser überstehen und Vermögen langfristig schützen.

Für Anleger, die eine defensivere Anlagestrategie wählen möchten oder von der Sorge um den richtigen Einstiegszeitpunkt gelähmt werden, bietet sich ein schrittweises Vorgehen an. Auch eine Kombination beider Strategien ist denkbar. So kann ein Teil des verfügbaren Kapitals direkt investiert werden, während der Rest über einen Sparplan regelmäßig angelegt wird. Diese Kombination erlaubt es, von den Vorteilen beider Strategien zu profitieren und gleichzeitig das Risiko eines ungünstigen Einstiegszeitpunkts zu verringern.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Sonderkündigungsrecht Kfz-Versicherung: Auch nach Ablauf der Wechselfrist ist eine Kündigung möglich
Für teure Musikinstrumente ist eine Spezial-Versicherung sinnvoll
Sind Bitcoin, Ethereum & Co. eine sinnvolle Anlageergänzung?

Bildnachweis

Mittwoch, 13. November 2024

Tagesgeld - Warum zahlen Banken ihren Kunden so niedrige Zinsen?

 Lange galten Tagesgeldkonten als eine sichere und flexible Möglichkeit sein Geld anzulegen. Doch obwohl die Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) gestiegen sind, geben viele Banken die höheren Zinsen nur sehr schleppend an ihre Kunden weiter. Das wirft die Frage auf: Warum zahlen Banken ihren Kunden so niedrige Tagesgeldzinsen? Folgend werden fünf Hauptgründe analysiert, die für diese Entwicklung verantwortlich sind.

Das die Banken, gerade im Bereich des Tagesgeldes nur einen kleinen Teil der Zinsen weitergeben ist vielen bekannt. Doch woran liegt das eigentlich? Welches sind die Gründe dafür und welche Möglichkeiten gibt es, bei vergleichbarer Sicherheit trotzdem von den höheren Zinsen zu profitieren?

1. Eigeninteresse der Banken: Profitmaximierung

Der Hauptgrund für die niedrigen Tagesgeldzinsen liegt im Eigeninteresse der Banken. Wenn Banken die Zinsen auf Tagesgelder niedrig halten, während sie auf der anderen Seite Kredite zu höheren Zinsen vergeben, steigern sie ihre Gewinnmargen. Nach Berichten der WirtschaftsWoche profitierten viele Banken in den letzten Jahren von steigenden Leitzinsen, da sie höhere Erträge durch ihre Kredite erzielen konnten. Die Differenz zwischen den Kredit- und Einlagenzinsen ist eine wichtige Einnahmequelle, und Banken zögern, diese Marge zu verkleinern, indem sie höhere Tagesgeldzinsen anbieten. Dieses Verhalten zielt darauf ab, die eigenen Profite zu maximieren.

Welche Möglichkeiten der Geldanlage nutzen Sie aktuell?

2. Mangelnde Konkurrenz und Kundenbindung

Ein weiterer Grund für die niedrigen Tagesgeldzinsen ist die geringe Konkurrenz im Bankensektor, insbesondere unter den traditionellen Filialbanken. Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben in Deutschland eine starke Marktposition und eine treue Kundenbasis, die nicht so leicht zu Online-Banken oder alternativen Anlagemöglichkeiten wechselt. Laut einem Artikel im Tagesspiegel können sich diese Banken auf die Loyalität ihrer Kunden verlassen, auch wenn sie niedrigere Zinsen zahlen. Kunden, die sich bei ihrer Bank wohlfühlen und die einfache Handhabung von Giro- und Tagesgeldkonten schätzen, sind oft weniger bereit, wegen besserer Zinsen zu einer anderen Bank zu wechseln. Dies verringert den Wettbewerbsdruck, höhere Tagesgeldzinsen anzubieten.

Die passende Strategie für sinnvolles Investieren und einen sicheren Vermögensaufbau
Es gibt verschiedene Formen der Geldanlage, die attraktive Möglichkeiten bieten, sein Geld durch Zinsen und Renditen zu vermehren. Denn Geld allein bringt keine Rendite. Die richtige Mischung aus Sicherheit und Flexibilität ist entscheidend, denn den „einen Geheimtipp“ gibt es nicht. Man kann Kapitalanlagen in Form von Aktien oder Gold kaufen, in Fonds oder ETFs investieren oder mit Tagesgeld oder Festgeld ein Guthaben ansparen. Mehr Informationen zu diesem Thema >>>

3. Vorsicht vor Marktunsicherheiten

Viele Banken argumentieren, dass die wirtschaftliche Unsicherheit und die unvorhersehbaren Bewegungen auf den globalen Finanzmärkten sie dazu zwingen, vorsichtig zu handeln. Sie halten daher höhere Zinsen zurück, um ihre eigenen Reserven zu stärken und für mögliche Krisen gerüstet zu sein. Laut der Süddeutschen Zeitung bauen viele Banken in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit gezielt Rücklagen auf, um Risiken abzufedern. Die Zinsdifferenz nutzen sie, um ihre Bilanzen zu stabilisieren und möglichen zukünftigen Schocks auf den Finanzmärkten besser begegnen zu können. Diese Zurückhaltung bei der Weitergabe von Zinsen an die Kunden wird daher als eine Art Sicherheitsmaßnahme gesehen.

4. Langsame Anpassung der Geschäftsmodelle

Die Umstellung von Niedrigzinsphasen auf ein Umfeld mit höheren Zinsen ist für viele Banken eine Herausforderung. Während die Europäische Zentralbank (EZB) bereits mehrmals den Leitzins angehoben hat, passen sich Banken nur zögerlich an das neue Zinsniveau an. Ein Artikel von Finanzfluss erläutert, dass Banken oft länger brauchen, um ihre Geschäftsmodelle an ein Umfeld höherer Zinsen anzupassen, da sie sich über Jahre an eine Niedrigzinsstrategie gewöhnt haben. Die Umstellung ist besonders für Banken, die stark auf Einlagenzinsen und Kreditzinsen angewiesen sind, kosten- und zeitintensiv. Es besteht daher eine gewisse Trägheit in der Anpassung an neue Marktzinsen.

Entwicklung Tagesgeld

5. Fehlende Transparenz und Informationsdefizite bei Kunden

Ein weiterer Faktor ist, dass viele Kunden nicht ausreichend über den Zinsmarkt informiert sind oder ihre Optionen nicht wahrnehmen. Die Transparenz der Banken hinsichtlich der Zinsgestaltung lässt oft zu wünschen übrig, was es für Verbraucher schwieriger macht, die besten Konditionen zu finden. Viele Banken setzen darauf, dass ihre Kunden den niedrigen Zinsen keine große Beachtung schenken und nicht aktiv nach Alternativen suchen. Dies führt dazu, dass die Banken wenig Druck verspüren, ihre Tagesgeldzinsen zu erhöhen. Laut einem Bericht von MDR übersehen viele Sparer die Möglichkeit, durch den Wechsel zu einer anderen Bank bessere Konditionen zu erhalten, wodurch die Banken weiterhin niedrige Zinsen anbieten können, ohne Kundenschwund zu riskieren.

Fazit

Die niedrigen Zinsen auf Tagesgeldkonten sind das Ergebnis einer Mischung aus Profitstreben der Banken, mangelndem Wettbewerb, Vorsicht vor wirtschaftlichen Risiken und einer zögerlichen Anpassung an höhere Marktzinsen. Gleichzeitig führt ein Informationsdefizit bei vielen Kunden dazu, dass Banken nur wenig Anreiz verspüren, ihre Zinsen zu erhöhen. Für Sparer bedeutet dies, dass sie aktiv auf der Suche nach besseren Konditionen bleiben und gegebenenfalls alternative Anlagemöglichkeiten in Betracht ziehen sollten. Der Druck auf die Banken, ihre Zinsen anzuheben, könnte sich erst dann erhöhen, wenn mehr Kunden ihre Unzufriedenheit durch Wechsel zu besser verzinsten Angeboten ausdrücken.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

100 Jahre Weltspartag – Wie sich das Sparen verändert hat und sich immer noch lohnt
Autoversicherung - Wechseln ist sinnvoll und kleingedrucktes zu beachten ist angeraten
Tagesgeld – Welches Konto bietet die attraktivsten Zinsen?

Bildnachweis

Mittwoch, 6. November 2024

100 Jahre Weltspartag - Wie sich das Sparen verändert hat und sich immer noch lohnt

 Der Weltspartag ist im Jahr 2024 etwas Besonderes, denn er feiert seinen 100. Geburtstag. Sei es für den Führerschein, für das erste eigene Auto oder für den Traum zum Eigenheim – der Weltspartag erinnert seit 100 Jahren daran, wie wichtig Sparen für die Erfüllung der eigenen Wünsche ist.

Die Deutschen sind Sparweltmeister – das war einmal. Mittlerweile haben uns laut Daten der OECD die Schweizer und Niederländer überholt. Die Eidgenossen legen 18,4 Prozent ihres verfügbaren Einkommens auf die hohe Kante. Und in den Niederlanden werden pro 100 Euro 12,70 Euro gespart. Dann kommt erst Deutschland mit einer Sparquote von 11,1 Prozent.

Die Geschichte des Weltspartages

Der Weltspartag findet jedes Jahr offiziell am 31. Oktober statt. Da dieser Tag jedoch in manchen Bundesländern ein Feiertag ist (Reformationstag), wird er gemeinhin einen Tag vorgezogen, nämlich am letzten Arbeitstag vor dem 31.10. im Monat Oktober. Die Idee geht auf den 1. Internationalen Sparkassenkongress vom Oktober 1925 in Mailand (Italien) zurück. Dieser ersten Veranstaltung wohnten 354 Delegierte aus 27 Ländern bei. Sinn und Zweck dieses besonderen Tages war es, den Menschen und insbesondere den Kindern das Sparen schmackhaft zu machen und den Wert des Sparens auf der ganzen Welt zu verbreiten.

Damals war das Sparbuch noch die wichtigste Vermögensquelle der Deutschen. Seither hat sich die Welt aber deutlich gewandelt. Zinsen auf Spareinlagen gibt es schon lange keine mehr, entsprechend ist der langfristige Vermögensaufbau allein mit dem Sparbuch kaum mehr möglich. Auch die Idee des Weltspartags ist rückläufig, beispielsweise ist sie in Frankreich nahezu ausgestorben und gleiches gilt für andere Teile der Welt.

Die passende Strategie für sinnvolles Investieren und einen sicheren Vermögensaufbau
Es gibt verschiedene Formen der Geldanlage, die attraktive Möglichkeiten bieten, sein Geld durch Zinsen und Renditen zu vermehren. Denn Geld allein bringt keine Rendite. Die richtige Mischung aus Sicherheit und Flexibilität ist entscheidend, denn den „einen Geheimtipp“ gibt es nicht. Man kann Kapitalanlagen in Form von Aktien oder Gold kaufen, in Fonds oder ETFs investieren oder mit Tagesgeld oder Festgeld ein Guthaben ansparen. Mehr Informationen zu diesem Thema >>>

Sparen ist nicht gleich sparen - Besser vom Sparer zum Investor wechseln

Viele können sich bestimmt noch ganz genau daran erinnern, wie Eltern und Großeltern zur Sparkasse gegangen sind und dort die Spardose entleert haben. Das Geld kam dann auf das Sparbuch und ein  entsprechendes Spielzeug oder Geschenk durfte man sich als Kind auch aussuchen. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Es ist jedoch an der Zeit, mal vom sparen zum investieren zu kommen.

Geld auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto zu haben, ist sicherlich als „Notgroschen“ sinnvoll, hat aber nichts mit dem eigentlichen Sparen – also der Vermögensbildung zu tun. Sparen und Anlegen mit Aktienfonds und Aktienfondssparplänen ist sinnvoller, denn dadurch wird man zum Investor und beteiligt sich am Produktivvermögen. Hier sind höhere Renditen als beim Tagesgeld oder Sparkonto möglich. Wichtig bei allen Strategien: Das zur Verfügung stehende Geld sollte auf die verschiedene Anlagemöglichkeiten verteilt werden. Wer alles auf eine Karte setzt, geht ein hohes Risiko ein. Diversifizierung (Streuung) heißt dies in der Fachsprache.

Anlagemärkte Entwicklung

Weltspartag - Möglichkeit den Nachholbedarf in der Finanzbildung an Schulen zu kompensieren

Beim Thema Sparen sehen Finanzexperten allerdings Nachholbedarf bei Kindern und Jugendlichen: Denn es gibt ein grundsätzliches Defizit in der Finanzbildung an Schulen. Laut Vermögensbarometer halten sich lediglich knapp 40 Prozent der jungen Menschen unter 30 Jahren für gut über Wertpapiere informiert, bei den Älteren sind es sogar noch weniger. Deshalb kann auch der Weltspartag einen sinnvollen Beitrag dazu zu leisten, dass das Wertpapierwissen in der Bevölkerung weiter gestärkt wird. Hätten die Bankiers doch vor 100 Jahren besser den Weltaktionärstag ersonnen! Dann gäbe es heute wirklich etwas zu feiern.

Ob nun Sparbuch oder Aktienfonds, dies ist für Kinder nicht greifbar. Es soll eher darum gehen, dass sich regelmäßiges Sparen lohne und man gleichzeitig noch etwas über das Finanzwesen lernen kann. Getreu dem bekannten Spruch: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Halloween-Streiche: Welche Schäden zahlt die Versicherung und was nicht
Autoversicherung - Mit welchen Stellschrauben sich viel Geld sparen lässt
So können Sie bei Versicherungsprämien richtig sparen

Bildnachweis

Donnerstag, 17. Oktober 2024

Geldanlagen im 3. Quartal 2024 - Maßvolle globale Konjunkturdynamik und der Beginn der Zinssenkungspolitik

 Das 3. Quartal 2024 war gekennzeichnet von einer maßvollen Konjunkturdynamik in der Weltwirtschaft. Geopolitik wirkte sich durch Eskalationen und verschärfte Sanktionsregime belastend aus. Die Eskalationen im Ukraine- (Waffengattungen, Kursk) und Nahost-Konflikt (Libanon) setzten sich im 3. Quartal fort. Geopolitik ist und bleibt der entscheidende Grund für Zurückhaltung der Wirtschaftssubjekte weltweit.

Der Internationale Währungsfonds bestätigte im Juli 2024 die Wachstumsprognose gegenüber der April-Prognose für das Wirtschaftswachstum der Weltwirtschaft im laufenden Jahr bei 3,2 Prozent (2023: 3,3 Prozent). Das Wachstum bleibt laut IWF global ungleich verteilt. Industrieländer werden laut aktueller IWF-Prognose 2024 um 1,7 Prozent zulegen, während die aufstrebenden Länder die Wirtschaftsleistung um 4,3 Prozent ausweiten werden.

Der so genannte Globale Süden bleibt der Taktgeber und Stabilisator der Weltwirtschaft

Innerhalb des Globalen Südens ist Asien bezüglich der Wirtschaftsentwicklung dominant. Die IWF-Prognose für den asiatischen Raum liegt bei 5,4 Prozent. Innerhalb der großen Industrienationen kam es im 3. Quartal 2024 zu geringfügigen Verschiebungen, die grundsätzlich die konjunkturelle Schwäche Europas bestätigten. Die BIP-Prognose des IWF für die USA wurde gegenüber der April-Prognose geringfügig von 2,7 Prozent auf 2,6 Prozent reduziert, während die Prognose für die Eurozone von 0,8 Prozent auf 0,9 Prozent erhöht wurde. Deutschlands bleibt mit 0,2 Prozent Wachstum das Schlusslicht der westlichen Welt.

Unter Zugrundelegung der aktuellen Einkaufsmanagerindices (Sentiment-Indikatoren, Frühindikatoren, Scheidewert zwischen Wachstum und Kontraktion 50 Punkte) als Bewertungsmaßstab ergibt sich zum Ende des Quartals ein heterogenes Bild zu Lasten Kontinentaleuropas. Die USA führen im gesamtwirtschaftlichen Zuschnitt (Composite Index) mit 55,4 Zählern vor Großbritannien mit 52,9 Punkten, Japan mit 52,5 Zählern und der Eurozone mit 48,9 Punkten (Deutschland 47,2).

Die Inflationsentwicklungen lieferten im 3. Quartal überwiegend Entspannungssignale

Wesentlicher Hintergrund war der sinkende Ölpreis. Im Ultimovergleich kam es bei der Sorte Brent zu einem Rückgang von knapp 85 USD auf circa 72 USD (-15,3 Prozent). In der Eurozone ergab sich ein Rückgang der Verbraucherpreise in der Phase von Juni bis August von 2,5 Prozent auf 2,2 Prozent, in den USA kam es zu einem Rückgang von 3,0 Prozent auf 2,5 Prozent, dagegen in Japan zu einer Zunahme von 2,8 Prozent auf 3,0 Prozent.

Großbritannien verzeichnete von Juni bis August einen Anstieg 2,0 Prozent auf 2,2 Prozent. Im Verlauf des 3. Quartals bestätigte sich das Disinflationsbild in China mit einem Anstieg der Verbraucherpreise zuletzt um 0,6 Prozent und einem Rückgang der Erzeugerpreise um 1,8 Prozent. Das 3. Quartal war bezüglich der Zentralbankpolitik gekennzeichnet von Zinssenkungen in der Eurozone, den USA und im UK. Die EZB senkte den Leitzins im September von zuvor 4,25 Prozent auf 3,65 Prozent.

Die Federal Reserve startete den Zinssenkungszyklus mit einer Reduktion um 0,50 Prozent auf ein Zielband der Fed Funds Rate bei 4,75 Prozent-5,00 Prozent. Das Entscheidungsgremium der Bank of England veranlasste die erste Zinssenkung im August von zuvor 5,25 Prozent auf 5,00 Prozent.

Fazit

Die Weltwirtschaft hält trotz Krisenherden das Niveau der Dynamik. Die Homogenität zwischen den Wirtschaftsräumen des Westens und des Globalen Südens im Konjunkturverlauf wird fragmentierter und verringert sich strukturell. Während sich der „Globale Süden“ untereinander weiter globalisiert und organisiert, Effizienzen erhöht und Wachstumspotentiale generiert, läuft der „Westen“ das Risiko durch Abgrenzungspolitik gegenüber China und Russland unterproportional zu wachsen.

Die Perspektive: Seichte Erosion der Wirtschaftsdynamik

Eine kurzfristige Trendwende zu nachhaltig erhöhter globaler Wirtschaftsdynamik ist am Ende des 3. Quartals 2024 für das vierte Quartal 2024 vor dem Hintergrund von Dynamikverlusten (PMIs) nicht erkennbar. Eine seichte Erosion des moderaten Wachstumsclips ist zu erwarten. Die vom Westen forcierte Geopolitik mit verschärften Sanktionsregimen zeitigen bremsende und spaltende Konjunktureinflüsse. Diese Politik beeinträchtigt auch die Schwellenländer, ohne deren positive Grundtendenz zu gefährden. Um dieser Belastung durch den Westen entgegen zu wirken, werden die Strukturen des Globalen Südens weiterentwickelt, allen voran die BRICS-Organisation (BRICS Treffen in Kasan im Oktober), die vor einer weiteren deutlichen Ausweitung steht.

Die in die Zukunft gerichteten Wirtschaftsdaten deuten in Richtung einer etwas unausgeprägteren Konjunkturdynamik. Der von JP Morgan für die Weltwirtschaft ermittelte Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft (Global Composite PMI) signalisierte per August 2024 mit 52,8 Punkten (Mai 53,7) eine Abschwächung der Dynamik. Die Einkaufsmanagerindices (PMIs) signalisieren in dem Sektor des Verarbeitenden Gewerbes nur noch für das UK Wachstum (51,5 Punkte). Für die USA (47,0 Punkte) und Japan (49,6 Punkte) implizieren die Indexstände moderate bis leichte Kontraktion. Dagegen sind die Vorzeichen für die Eurozone (44,8 Punkte) und Deutschland (40,3 Zähler) in Richtung einer fortgesetzten Rezession in diesem Sektor ausgerichtet.

Die aktuell verfügbaren Werte der Länder des Globalen Südens für diesen Sektor aus Indien (56,7), aus Russland (52,1) und aus Brasilien (50,4) belegen die positive Divergenz zu Gunsten des Globalem Südens. Chinas PMI stellte sich zuletzt auf 49,8 Punkte. Ende September verfügte China ein massives Wirtschaftspaket, um Wachstum zu fördern. Der Dienstleistungssektor bewegte sich im ersten Quartal 2024 laut Einkaufsmanagerindices in einer Gesamtbetrachtung im Quartalsvergleich global in einer Aufwärtsbewegung.

Dienstleistungssektor mit einer großen Bedeutung

Der Dienstleistungssektor ist der bedeutendste Sektor der Gesamtwirtschaft mit einem Anteil zwischen 60 Prozent-70 Prozent der Gesamtwirtschaft. Dieser Sektor war im 3. Quartal der entscheidende Katalysator des Wachstums. Der Dienstleistungssektor der Eurozone verlor im 3. Quartal an Dynamik. Die USA verzeichneten weiter eine starke Dynamik. Großbritannien und Japan gewannen an Momentum. Russland verzeichnete eine Trendumkehr zu Wachstum. Indien hält weiter den Spitzenplatz, Brasilien knapp das respektable Niveau. China verliert an Momentum.

Die vollzogenen Zinssenkungen als auch die Erwartung weiterer Zinssenkungen liefern für die Verstetigung der Wirtschaftsaktivität Unterstützung. Neben den damit einhergehenden reduzierten Finanzierungskosten ergibt sich eine psychologische Unterstützung für die Wirtschaftsakteure durch die Zinssenkungen. Die bisherigen Leitzinssenkungen als auch die unterstellten Leitzinspolitiken hatten auf den Rentenmärkten einen die Rendite reduzierenden Einfluss. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe sank im Quartalsvergleich von 2,48 Prozent auf aktuell 2,14 Prozent. In den USA kam es zu einem Renditerückgang im Ultimovergleich von 4,39 Prozent auf 3,76 Prozent.

Der Rohstoffsektor entlastete die Weltwirtschaft und die Weltfinanzmärkte im 3. Quartal. Der Ölpreis (Brent) sank im Quartalsvergleich um rund 15 Prozent. Bei den Erdgaspreisen kam es in Europa zu einem Rückgang im Quartalsvergleich um 8,9 Prozent. In den USA ergab sich ein Anstieg um 16,9 Prozent. Bei Industriemetallen kam es zu keinen klaren Tendenzen. Gleiches gilt bei Agrarrohstoffen. Preissteigerungen und Preisrückgänge hielten sich weitgehend die Waage. Nach vorne schauend sind kurzfristig keine markanten Verwerfungen an den Rohstoffmärkten auszumachen.

Die verfügbaren Fakten liefern keine Grundlagen für einen starken Trendwechsel in Richtung der Weltkonjunktur in zeitlicher Nähe. Die Spreizung bezüglich der Konjunkturentwicklungen zwischen den Industrienationen wird sich zu Gunsten der Schwellenländer fortsetzen. Die Spreizung der Konjunkturentwicklungen innerhalb der Eurozone zu Lasten Deutschlands wird ohne massive Umsteuerung in Berlin nicht abnehmen.

Der Finanzmarkt und die Wirtschaft leben weiter eine ausgeprägte Risikobereitschaft

An den Finanzmärkten ergab sich im Sommerquartal nach dem kurzfristigen Einbruch Anfang August eine ausgeprägte Risikobereitschaft. Entscheidende Faktoren waren die rückläufigen Inflationsentwicklungen in Europa und den USA, die zu Zinssenkungen und Zinssenkungserwartungen führten. Weder das konjunkturelle Umfeld noch die geopolitische Lage lieferten entscheidende positive Impulse.

Aktienmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q3-2024

Das Sommerquartal reüssierte mit vielen neuen Rekordständen an den internationalen Aktienmärkten. Im Verlauf des Quartals wurden neue Kursrekorde im MSCI World, im DAX, im EuroStoxx 50, im S&P 500, im US Tech 100, im Nikkei und im Sensex markiert. Der MSCI World Index verzeichnete einen Anstieg im Ultimovergleich um 6,02 Prozent und markierte zum Quartalsende eine neue historische Höchstmarke (27.09.2024).

Im Sommerquartal war der breite US-Markt gefragter als der Tech-Sektor. Während der S&P 500 um 5,48 Prozent zulegte, verzeichnete der US Tech 100 ein Plus in Höhe von 1,94 Prozent. Japans Aktienmarkt unterlag großen Schwankungen. Nach Markierung einer neuen historischen Höchstmarke am 11. Juli (42.426,77) kam es zu Verwerfungen (Tiefpunkt Nikkei am 5. August 31.458,42, Zinsunsicherheit, Auflösung von JPY-Carry-Trades), die nur in Teilen im weiteren Verlauf des Quartals neutralisiert wurden. Am Ende kam es zu einem Rückgang im Quartalsvergleich um 4,20 Prozent.

Europäische Aktienmärkte konnten nach dem zwischenzeitlichen Einbruch Anfang August markant an Boden gewinnen

Dabei spielten die günstigen Bewertungen im internationalen Vergleich, die Eindeckung von Leerverkäufen, die EZB-Zinssenkung und milde Inflationsdaten eine Rolle. Die Vorteile des US-Wirtschaftsraums gegenüber Europa bezüglich der Themen Innovationspolitik, Regulatorik, Energiepolitik, Steuerpolitik und Subventionspolitik wirkten und wirken an den Märkten grundsätzlich zu Gunsten der Allokation in US-Werte.

Der Beginn der US-Zinssenkungspolitik Mitte September als auch schwache Inflationsdaten sorgten für einen freundlichen Quartalsschluss. Die Schwäche an Chinas Aktienmarkt (CSI 300) war bis zum 23. September ausgeprägt. Mit den dann folgenden Ankündigungen eines umfassenden Wirtschaftsprogramms (Zinssenkungen, massive Wirtschaftsmaßnahmen, Deregulierung) ging es in der letzten Quartalswoche bis zum Ultimo um 25 Prozent in die Höhe (Höchststand seit Mai 2023).

Von dieser Entwicklung in Festlandchina profitierte auch der Aktienmarkt Hongkongs. Der Hangseng Index legte in der letzten Berichtswoche um 15,8 Prozent zu. Indien lebt eine politische Ambivalenz zwischen dem Westen und Osten und ist bisher nicht von politisch motivierter Kapitalallokation seitens des Westens betroffen. Indiens Wirtschaft liefert ein starkes Wachstumsbild bei sinkender Inflation. Indiens Sensex Aktienmarktindex stieg um 6,66 Prozent.

Fazit für die Aktienmärkte im dritten Quartal 2024

Der Aufwärtsmodus an den Aktienmärkten gewann im 3. Quartal 2024 ex Japan an Dynamik. Zinssenkungen und Zinssenkungserwartungen in der westlichen Hemisphäre ex Japan basierend auf unerwartet stark rückläufigen Inflationstrends einerseits und das massive Wirtschaftspaket Chinas andererseits trugen die positiven Entwicklungen nach der temporären Schwäche Anfang August ausgehend von Japan.

Rentenmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q3-2024

Die Rentenmärkte der USA und Europas zeigten sich im Verlauf des Quartals in freundlicher Verfassung. Auch an Japans Rentenmärkte ergibt trotz zarter Anhebung des Leitzinses auf 0,25 Prozent eine Entspannung. Das zu größten Teilen entspanntere Inflationsszenario insbesondere in der westlichen Welt wirkte sich nahezu durchgehend unterstützend für die Rentenmärkte aus. So wurden die Renditespitzen für 10-jährige US-Staatspapiere am 1. Juli mit 4,49 Prozent markiert.

Die tiefste Rendite wurde am 16. September bei 3,62 Prozent verzeichnet (Stand 30. September 3,76 Prozent). Die 10-jährige Bundesanleihe markierte am 1. Juli mit 2,61 Prozent den Renditehöchststand des Quartals, um dann einen Renditetiefststand am 11. September bei 2,09 Prozent zu erreichen (Stand 30. September 2024 2,14 Prozent). Im Quartalsvergleich kam es zu Rückgängen der Renditen in den USA (-0,63 Prozent), in Deutschland (-0,35 Prozent), in Großbritannien (-0,14 Prozent), in Japan (-0,19 Prozent) und in China (-0,03 Prozent).

Fazit für die Rentenmärkte im dritten Quartal 2024

Leichte Fissuren in der Dynamik der Weltwirtschaft als auch stärkere Inflationsrückgänge lieferten Steilvorlagen für freundliche Rentenmärkte. Diese Tendenzen sollten sich im 4. Quartal zunächst bis zu den US-Präsidentschaftswahlen fortsetzen.

Devisenmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q3-2024

An den Devisenmärkten konnte der Euro gegenüber dem USD an Boden gewinnen. Hintergrund der freundlichen Verfassung des Euros sind stärkere US-Zinssenkungserwartungen. Die Schwäche des Euros gegenüber JPY, CHF und GBP erklärt sich maßgeblich durch die schwache Verfassung der Wirtschaftsstruktur als auch der Konjunktur Deutschlands. Sowohl JPY, CHF und GBP haben gegenüber dem USD stärker Boden gewonnen als der EUR.

Fazit für die Devisenmärkte im dritten Quartal 2024

Die Bewertung des USD alterniert stark mit Zinssenkungserwartungen. Die Bewertung des EUR ist gegenüber dritten Währungen dagegen konjunkturabhängiger. Dieses Muster sollte sich zunächst im vierten Quartal fortsetzen.

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Externe Quellen:

  • Netfonds AG

Geldanlagen im dritten Quartal 2024 als ePaper lesen

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Vorsicht vor herabfallenden Baumfrüchten – Kfz-Versicherung zahlt nicht jeden Schaden am Auto
M+S-Reifen ohne Winterreifenstatus: "Alpine"-Symbol ab 1. Oktober 2024 Pflicht
Autoversicherung vergleichen – Die richtige Kfz-Versicherung finden und bares Geld sparen

Bildnachweis

Donnerstag, 26. September 2024

Nebenwerte-Comeback: Familienunternehmen rücken in den Fokus

 In diesem Jahr schauen viele Anlageexperten mit dem Start der Zinssenkungen insbesondere auf Nebenwerte oder sogenannte Small- und Mid-Cap-Aktien. Die stark ansteigenden Zinsen und Rezessionsängste der letzten beiden Jahre haben dafür gesorgt, dass diese hinter den Aktien großer Unternehmen zurückgeblieben sind. Sie gelten daher aktuell als besonders günstig bewertet. Innerhalb dieses Anlagesegments lohnt es sich besonders, auf familiengeführte Unternehmen zu schauen.

Europäische Small Caps wachsen solide

In den letzten Jahren haben sich an den europäischen Aktienmärkten grundlegende Verschiebungen ereignet. Traditionell galten Aktien von Nebenwerten, also Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung, als profitabler als die von großen Unternehmen. Diese Regel schien jedoch seit September 2021 außer Kraft gesetzt. Der MSCI Europe Small Cap Index, der die Performance kleinerer Unternehmen misst, liegt seitdem fast sechs Prozent im Minus, während der MSCI Europe Large Cap Index, der die großen Unternehmen abbildet, um mehr als 25 Prozent zulegen konnte. Europäische Nebenwerte sind damit aktuell im Vergleich zu großen Unternehmen so günstig bewertet wie zuletzt während der Finanzkrise 2008.

Vergleich Kursindex MSCI Europe Large Cap und MSCI Europe Small Cap

Eine der Ursachen für die schwache Entwicklung der Small Caps war die aggressive Zinspolitik der Notenbanken seit März 2022. Diese führte zu Ängsten vor einer Rezession, die kleinere, oft konjunkturabhängige Unternehmen besonders hart traf. Auch der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten spielte eine Rolle: Während große Unternehmen leichter an langfristige Anleihen mit festen Zinsen kommen, sind kleinere Unternehmen stärker auf variabel verzinste Bankkredite angewiesen und wurden daher von den Zinserhöhungen härter getroffen.

Die aktuelle Zinssenkungspolitik der Notenbanken könnte jedoch eine Trendwende einleiten

Sinkende Refinanzierungskosten werden vor allem den kleinen Unternehmen zugutekommen. Auch konjunkturell gibt es Hoffnung: Die US-Wirtschaft scheint einer Rezession zu entgehen und auch in Europa gibt es Anzeichen für eine Stabilisierung, was den Nebenwerten zusätzliche Unterstützung bieten könnte. Zudem vermehrt sich die Aktivität von Übernahmen kleinerer Unternehmen durch große Konzerne oder Private-Equity-Firmen, was als weiteres positives Signal gewertet wird.

Besonders interessant sind aktuell die Entwicklungen in den USA, wo sich die Aktienkurse von Unternehmen mit kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung stärker erholen als der Gesamtmarkt. Der Russell 2000 Index, der kleine und mittlere Unternehmen abbildet, verzeichnete im Juli einen Anstieg von mehr als neuneinhalb Prozent, während der S&P 500 Index nur um rund anderthalb Prozent zulegte. Die gestiegene Sorge vor Klumpenrisiken bei den großen Technologiewerten hat ganz entscheidend zu dieser Entwicklung beigetragen.

Auch in Europa, insbesondere in Deutschland, könnten die Nebenwerte vor einem Comeback stehen. Der MDAX, der Index für mittelgroße Unternehmen, und der SDAX für kleinere Unternehmen haben seit Mitte 2022 deutlich schlechter abgeschnitten als der Leitindex DAX. Doch diese Unterbewertung könnte jetzt Chancen bieten.

So erfolgreich sind deutsche Familienunternehmen

Insgesamt scheinen die Vorzeichen für ein Comeback der Small Caps in Europa und den USA damit günstiger denn je. Die Kombination aus günstigen Bewertungen, möglichen Zinssenkungen und konjunkturellen Hoffnungen könnte das lang ersehnte Revival der kleinen und mittelgroßen Unternehmen einläuten. Besonders interessant sind in diesem Segment familiengeführte Unternehmen, da sie durch einige vorteilhafte Charakteristika auszeichnen.

Nebenwerte sind nicht alle gleich - Manche haben Aufholpotenzial und manche nicht

Gerade Deutschland ist für die Vielzahl seiner „Hidden Champions“ bekannt, also für Weltmarktführer in Nischenmärkten, und Familienunternehmen spielen dabei eine zentrale Rolle. Diese Unternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft: Rund 90 Prozent aller Unternehmen sind hierzulande inhaber- oder familiengeführt und sie machen etwa 40 Prozent der börsennotierten Unternehmen aus. Die größten 1000 Familienunternehmen in Deutschland erzielen einen Jahresumsatz von beeindruckenden 2,06 Billionen Euro, wobei 253 dieser Unternehmen jeweils über eine Milliarde Euro umsetzen.

Familienunternehmen zeichnen sich durch eine langfristige Ausrichtung und eine konservative Finanzstrategie aus, was sie besonders interessant für Anleger macht. Im Gegensatz zu managergeführten Firmen, die oft kurzfristige Quartalsergebnisse im Blick haben, verfolgen Familienunternehmen eine nachhaltige Wachstumsstrategie. Dies führt oft zu einer stabileren Kursentwicklung an den Börsen, da diese Unternehmen weniger anfällig für kurzfristige Marktschwankungen sind und sich besser auf wirtschaftliche Turbulenzen einstellen können.

Studien belegen diese Eigenschaften und den daraus resultierenden Erfolg: Im Zeitraum von 2009 bis 2018 stiegen die Erlöse von Familienunternehmen um 122 Prozent, während Nicht-Familienunternehmen lediglich ein Plus von 50 Prozent verzeichneten.

Hohe Eigenkapitalquote bringt in Krisenzeiten Familienunternehmen Vorteile

Auch die Eigenkapitalquote ist bei Familienunternehmen im Durchschnitt deutlich höher, was ihnen in Krisenzeiten zugutekommt. Diese Unternehmen neigen weniger zu hohen Verschuldungen und verfolgen meist organisches Wachstum, was eine potenzielle Schieflage verhindert. Der DAXplus Family 30, ein Index der 30 größten familiengeführten Unternehmen in Deutschland, zeigt deutlich, wie erfolgreich diese Unternehmen sein können. Über einen Zeitraum von zehn Jahren erzielte dieser Index 59 Prozent mehr Ertrag als der DAX. Dies unterstreicht, dass ein Investment in Familienunternehmen nicht nur eine konservative, sondern auch eine gewinnbringende Strategie sein kann.

Für Anleger, die in familiengeführte Unternehmen investieren möchten, bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Sie können entweder in einzelne Aktien investieren oder sich für spezialisierte Fonds oder ETFs entscheiden, die in solche Unternehmen investieren. Diese Investmentstrategie kann besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit vorteilhaft sein, da Familienunternehmen in der Regel widerstandsfähiger gegenüber Marktschwankungen sind und langfristig eine bessere Performance erzielen.

Fazit

Insgesamt sind familiengeführte Unternehmen und Small Caps nicht nur für die Wirtschaft unverzichtbar, sondern bieten auch für Anleger interessante Möglichkeiten. Ihre geringere Korrelation zu Large Cap-Aktien erhöht die Diversifikation im Portfolio und senkt damit das Gesamtrisiko im Depot. Außerdem sind sie weniger von internationalen Märkten abhängig, wodurch das Portfolio gegenüber globalen Risiken abgeschirmt wird. Besonders hervorzuheben sind in diesem Segment familiengeführte Unternehmen, deren langfristige Ausrichtung, finanzielle Stabilität und die enge Verbindung zwischen Eigentümern und Unternehmen gerade in unsicheren Zeiten von Vorteil sind.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

US-Wahl 2024: Trump oder Harris – Die Qual der Wahl für Anleger?
Zusatzdarlehen für eine bereits finanzierte Immobilie
Starkregen-Risiko in Deutschland steigt – Darauf sollten Immobilienbesitzer und Mieter jetzt achten

Bildnachweis

Montag, 16. September 2024

US-Wahl 2024: Trump oder Harris - Die Qual der Wahl für Anleger?

 US-Präsidentschaftswahlen haben in der Regel immer eine ganz eigene Dramatik. Dies gilt insbesondere für bevorstehende Wahl in diesem Jahr: Ein versuchtes Attentat und ein Kandidatenrückzug innerhalb weniger Tage. Heftige verbale Attacken und eine gespaltene US-Gesellschaft. Das Ergebnis der Wahl ist dabei noch vollständig offen, wird aber unabhängig vom Wahlsieger in jedem Fall auch Auswirkungen auf Europa und die Börsen haben. Daher soll in diesem Beitrag ein Blick auf die möglichen Folgen einer Trump- oder Harris-Präsidentschaft für die Anleger geworfen werden.

Kandidatenwechsel der Demokraten sorgt für Spannung

Mit dem Verzicht von Präsident Joe Biden auf eine erneute Kandidatur rückt Kamala Harris, die derzeitige Vizepräsidentin der USA, als neue Kandidatin der Demokraten ins Rampenlicht. Der Aufstieg von Harris zur Präsidentschaftskandidatin könnte weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Wirtschaftssektoren haben, insbesondere auf die Technologiebranche. Ihre engen Verbindungen zu Silicon Valley, ihre politische Agenda sowie ihre früheren Handlungen als Generalstaatsanwältin von Kalifornien können Hinweise auf die wirtschaftlichen Konsequenzen ihrer Präsidentschaft geben.

Wie

Technologie und Big Tech: Eine enge Beziehung mit Vor- und Nachteilen

Kamala Harris hat sich im Laufe ihrer politischen Karriere ein umfangreiches Netzwerk in der Technologiebranche aufgebaut. Führende Tech-Investoren wie Reid Hoffman (LinkedIn-Mitgründer) und Ron Conway haben ihre politischen Ambitionen früh unterstützt. Harris' tiefe Wurzeln in der Bay Area und ihre Verbindungen zu Schlüsselfiguren der Branche könnten Technologieaktien zugutekommen. Analysten prognostizieren, dass ihre Präsidentschaft den Tech-Sektor weiter beflügeln könnte.

Die Märkte haben bereits positiv auf die Aussicht einer Harris-Kandidatur reagiert. Nach Bidens Rückzugsankündigung stiegen die Kurse von Tech-Giganten wie Alphabet, Meta und Nvidia um etwa 2 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass Investoren auf eine Fortsetzung des positiven Trends spekulieren sollten, sollte Harris ins Weiße Haus einziehen.

Trotz ihrer engen Beziehungen zur Tech-Industrie hat Harris auch für strengere Regulierungen der Branche plädiert. Als Generalstaatsanwältin von Kalifornien verklagte sie Unternehmen wie eBay wegen wettbewerbswidriger Praktiken und zwang das Startup Houzz, einen Datenschutzbeauftragten einzustellen. Zudem setzte sie sich gegen das Verbreiten von „Rachepornos“ in sozialen Medien ein, was dazu führte, dass Unternehmen wie Meta und Google teure Maßnahmen ergreifen mussten, um entsprechende Inhalte zu entfernen.

Die Unterstützung von Harris für strengere Regulierungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) zeigt sich in ihrer Unterstützung für eine Verordnung von Biden, die einen stärkeren Schutz der Verbraucher vorsieht. Bei Treffen mit führenden Technologiemanagern warnte sie vor den potenziellen Gefahren der KI und betonte die moralische Verpflichtung der Unternehmen, Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Steuerpolitik: Höhere Abgaben für Reiche und Unternehmen

Eine Präsidentschaft von Harris könnte darüber hinaus zu höheren Steuern für Topverdiener und Unternehmen führen. Harris hat bereits in ihrer Präsidentschaftskampagne 2019 eine Anhebung des Unternehmenssteuersatzes auf 35 Prozent gefordert und plant, Kapitalerträge zu regulären Einkommensteuersätzen zu besteuern. Diese Maßnahmen könnten die Gewinne einiger Unternehmen belasten, jedoch auch Investitionen in Infrastruktur und Sozialprogramme finanzieren.
Ein zentraler Punkt ihrer wirtschaftspolitischen Agenda ist die Einführung einer Finanztransaktionssteuer zur Finanzierung von „Medicare for All“.

Konkret sieht ihr Plan vor, Aktientransaktionen mit einem Steuersatz von 0,2 Prozent zu belegen. Diese Steuer stößt jedoch auf heftigen Widerstand an der Wall Street, da sie Kleinanleger und Sparer benachteiligen könnte und negative Auswirkungen auf die Marktliquidität und die Markteffizienz befürchtet werden.

Klima und Energie: Priorität auf saubere Energie

Harris teilt Bidens Positionen zu Klima und Energie, wobei sie saubere Energie und Umweltgerechtigkeit priorisiert. Als Generalstaatsanwältin von Kalifornien führte sie Klagen gegen die Ölindustrie und unterstützte Maßnahmen zum Umweltschutz. Ihre Teilnahme an internationalen Klimaverhandlungen und ihre Zusage von drei Milliarden Dollar für den Grünen Klimafonds unterstreichen ihr Engagement für den Klimaschutz.

Mit Ihren politischen Zielen bietet sie aber auch Angriffsfläche für die Republikaner. Ex-Präsident Donald Trump kritisiert die wirtschafts- und finanzpolitischen Pläne von Harris scharf, besonders ihre Steuererhöhungen. Er wird die höheren Unternehmensabgaben als jobfeindlich und wachstumsschädlich anprangern, da sie Arbeitsplätze vernichten und Investitionen bremsen könnten. Auch die vorgeschlagene Finanztransaktionssteuer wird bereits als Angriff auf die Altersvorsorge der Mittelschicht dargestellt.

Trump bezeichnet die Pläne in seinen letzten Ansprachen als Teil einer "linksradikalen" Agenda und behauptet, sie verfolgen einen "sozialistischen" Kurs, der die US-Wirtschaft untergräbt. Ihre engen Verbindungen zur Tech-Branche und zu China bieten ihm weitere Angriffsflächen, um sie als zu nachgiebig gegenüber Peking darzustellen. Er selbst wird voraussichtlich die Politik aus seiner ersten Amtszeit fortführen.

Handelskonflikte: Risiken für deutsche Wirtschaft und Autoindustrie

Trumps "America First"-Doktrin könnte ein Wiederaufleben der Handelskonflikte nach dem Muster seiner ersten Amtszeit bedeuten. Besonders die deutsche Autoindustrie müsste sich auf mögliche Strafzölle einstellen, die laut ifo-Institut die deutsche Wirtschaft rund 5 Milliarden Euro kosten könnten. Simulationen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen, dass ein 10-prozentiger Zoll auf alle US-Importe das deutsche BIP-Niveau bis 2028 um 1,2 bis 1,4 Prozent senken könnte, was kumulierte BIP-Verluste von 120 bis 150 Milliarden Euro bedeuten würde.

Unternehmenssteuern: Entlastung für Firmen geplant

Trotz dieser Risiken wird eine Trump-Regierung auch wirtschaftsfreundliche Maßnahmen ergreifen, wie Steuersenkungen, von denen auch deutsche Firmen mit US-Töchtern profitieren könnten. Während seiner ersten Amtszeit stieg der S&P 500 immerhin um 70 Prozent, was auf eine positive Marktreaktion auf seine Steuer- und Deregulierungspolitik hinweist.

Regulierung: Einfluss auf Sektoren und Tech-Welt

Trump wird voraussichtlich eine lockerere Regulierung und höhere Handelszölle anstreben. Der Energie- und Finanzsektor könnte von weniger Regulierung profitieren, während europäische Banken Wettbewerbsnachteile befürchten müssen. Gleichzeitig könnten höhere Militärausgaben in Europa Unternehmen in dieser Branche zugutekommen.

Ein besonderer Fokus vom möglichen Vizepräsidenten J.D. Vance liegt auf der Regulierung der großen Tech-Unternehmen wie Google, Apple und Amazon, die er als zu mächtig betrachtet. Trumps Haltung gegenüber TikTok und anderen Tech-Giganten könnte ebenfalls zu einer strengeren Regulierung und sogar möglichen Zerschlagungen führen.

Auswirkungen auf die Halbleiterbranche

Die Aussicht auf Trumps Wahlsieg hat bereits die Aktien der großen Halbleiterkonzerne wie Nvidia und AMD unter Druck gesetzt. Trumps Zweifel an der Verteidigung Taiwans im Falle eines chinesischen Angriffs und seine Erwägung neuer Strafzölle auf Ausfuhren aus China könnten die Halbleiterbranche empfindlich treffen. Taiwan ist ein zentraler Akteur in der globalen Chipproduktion, und Unsicherheiten in dieser Region könnten massive Auswirkungen auf die Technologieindustrie haben.

Fazit

Anleger sollten mit Blick auf die US-Wahl nicht die anderen Faktoren für die globale Wirtschaftsentwicklung aus den Augen verlieren. So dominant der Kampf um das „Weiße Haus“ in den Medien auch sein wird, für die Aktienmärkte sind die Wahlergebnisse in der Regel von geringerer Bedeutung. Wahljahre waren in der Historie sogar eher von geringeren Schwankungen geprägt. Auch in diesem Jahr werden die Entscheidungen der Notenbanken zu weiteren Zinssenkungen, Inflationserwartungen und Geopolitik eine entscheidendere Rolle spielen und die Richtung an den Börsen vorgeben.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Warnung vor Phishing mit QR-Codes per Briefpost von Bankinstituten
Kreditkarten: Welche unterschiedlichen Arten gibt es
Energiekosten sparen – So klappt ein Anbieterwechsel

Bildnachweis

Donnerstag, 8. August 2024

Europäische Zentralbank - Kommt die Wende bei der Zinswende?

 Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit der Zinssenkung im Juni 2024 die Zinswende eingeleitet. Anders als noch zu Jahresanfang erwartet worden war, sogar vor der Federal Reserve System (Fed) in den USA. Trotzdem erwarten Experten, dass die Rückkehr zu niedrigen Zinsen in den Industrienationen noch länger auf sich warten lässt. Sollte die Inflation weiterhin nur langsam zurückgehen, werden die Notenbanken bei den Senkungen auf die Bremse drücken. Was könnte dies für Anleger und Sparer bedeuten?

EZB und Fed mit unterschiedlichen Herangehensweisen

Anders als bei den Zinssenkungen, war bei der Erhöhung noch die amerikanische Notenbank der Vorreiter. Als sich vor etwas mehr als zwei Jahren die Inflation auf hohem Niveau einpendelte und den höchsten Stand seit 40 Jahren erreichte, erhöhte Fed-Chef Jerome Powell die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte. Obwohl die Geldentwertung auch in Europa rekordverdächtig voranschritt, zögerte die EZB mit ihrer Reaktion. Der erste Zinsschritt erfolgte erst drei Monate nach den US-Amerikanern. Ökonomen kritisierten die späte Reaktion im Juli 2022 als verspätet und zu zurückhaltend.

Diese Kritik scheint bei EZB-Chefin Christine Lagarde jedoch angekommen zu sein. In der Folge erhöhten die Notenbanken in den USA und Europa beinahe im Gleichschritt – und in einem Rekord-Tempo! Bis zum Sommer 2023 erhöhte die Fed die Zinsen elfmal auf einen Korridor zwischen 5,25 und 5,5 Prozent. Die EZB erreichte hingegen einen Zinshöhepunkt von 4,5 Prozentpunkten. So hohe Leitzinsen hatten die Märkte seit mehr als 15 Jahren nicht mehr erlebt. In der Folge gingen Wirtschaftswachstum sowie die Kurse von Aktien und Anleihen teilweise deutlich zurück. Aber auch das erklärte Ziel, die Senkung der Inflation, wurde langsam aber sicher erreicht.

Hoffnungen schneller Zinssenkungen scheitern an Zielen der Zentralbanken

So machte sich Ende 2023 die Hoffnung breit, dass 2024 die Zinsen wieder deutlich gesenkt werden könnten. Doch diese Hoffnung schien etwas verfrüht. Nach Ablauf des ersten Halbjahres haben wir in Europa nun eine zaghafte Senkung gesehen, die womöglich erstmal die Einzige bleiben könnte und die USA lassen den zeitlichen Rahmen der Zinswende noch vollkommen offen. Doch woran liegt das?
Zunächst muss man feststellen, dass die Situation in den USA und Europa auseinandergedriftet ist. Dem Ziel der Notenbanken, über eine Abkühlung der Konjunktur den Preisauftrieb einzuschränken, ist Europa deutlich nähergekommen als die USA.

Euroraum-Inflation nähert sich Vorkriegswert an

Während auf unserem Kontinent die Inflation im Mai bei 2,6 Prozent lag, pendelte sich der Wert auf der anderen Seite des Atlantiks bei 3,3 Prozent ein. Von der erklärten Zielmarke von 2 Prozent sind damit beide zwar noch entfernt, trotzdem wird vor diesem Hintergrund klar, warum die Europäische Zentralbank (EZB) zuerst reagieren konnte. Erst wenn die Inflation in den USA einen klaren Abwärtstrend zeigt, ist auch dort mit Zinssenkungen zu rechnen. Vorher wird die Federal Reserve System (Fed) ihr Pulver trocken halten und auch weitere Kriterien für ihre Entscheidung berücksichtigen. Dazu gehören die (bisher) überraschend guten Arbeitsmarktdaten, welche in der Regel Löhnen und damit indirekt Preisen Auftrieb geben.

Neben den positiven Job- und Wirtschaftsdaten könnte auch ein weiteres Ereignis Einfluss auf den Zeitpunkt der ersten US-Zinssenkungen nehmen: die Präsidentschaftswahlen im November. Auch wenn die Fed für sich beansprucht, unpolitisch zu agieren, neigen die Notenbanker zur Zurückhaltung vor Wahlen oder wegweisenden Entscheidungen der Politik.

Inflationsraten sind für die Notenbanken noch zu hoch

Während Finanzexperten im März noch von drei Zinssenkungen in diesem Jahr ausgegangen sind, rechnen die meisten Marktbeobachter inzwischen nur noch mit einer Senkung. Es finden sich sogar einige Ökonomen, die gar keine Zinssenkungen mehr in 2024 prognostizieren. Getreu dem Motto „Higher for longer“, übersetzt „höher für länger“, könnte das Zinsniveau in Europa und den USA weiter auseinander gehen. Dies hätte Folgen für die größte Volkswirtschaft der Welt. Hohe Zinsen bremsen die Wirtschaftstätigkeit, verteuern Investitionen und würden zu einer Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro sorgen.

Inwieweit sich dies auf die Aktienmärkte auswirken könnte, ist umstritten. Eine konjunkturelle Abkühlung ist laut vieler Experten bereits in den Aktienkursen eingepreist. Hier muss insbesondere zwischen den großen Technologiewerten und beinahe dem gesamten Rest der US-Wirtschaft unterschieden werden. Die weiterhin hohen Stände der US-Indizes täuschen darüber hinweg, dass die Kursentwicklung von wenigen Unternehmen wie Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia und Meta getrieben wird. Ohne die zehn größten Unternehmen im S&P 500 wäre der Index nicht um bisher 15 Prozent in diesem Jahr gestiegen, sondern die restlichen 490 Unternehmen hätten sogar ein Minus erzielt.

EZB weitere Zinssenkung möglich - Fed hat es nicht so eilig

Für die US-Wirtschaft und ihre Robustheit gegenüber einem höheren Zinsniveau spricht aber, dass die Fiskalpolitik weiterhin expansiv bleibt. Die US-Regierung stützt über große Konjunkturpakete die heimische Wirtschaft und dies sollte sich auch mit der Wahl im November nicht entscheidend verändern. Bei allen Unterschieden zwischen Biden und Trump ist die Stärkung der US-Wirtschaft für beide Kandidaten ein wichtiger Kern ihrer Politik. Sollten die Vereinigten Staaten eine Rezession vermeiden können, bleiben Sie damit für Anleger interessant. Gerade europäische Anleger hätten dabei die Chance, zusätzlich von der Währungsaufwertung des Dollars zu profitieren.

Doch wie geht es bei der EZB weiter? Auch wenn die Federal Reserve weiter zögern sollte, könnte die Europäische Zentralbank schon im Herbst eine weitere Zinssenkung durchführen. Grundsätzlich treibt ein sinkendes Zinsniveau die Kurse von Anleihen und Aktien nach oben. Alte Anleihen sind in diesem Szenario attraktiver, da sie eine höhere Rendite erzielen können als neu ausgegebene Zinspapiere. Aktien profitieren davon, dass sie im Vergleich zu Anleihen interessanter werden. Dies ließ sich auch gut an den Kursen seit November 2023 ablesen. Die erwarteten Zinssenkungen gaben Aktien einen Schub und sorgten für eine Rallye, die bis in den Mai 2024 anhielt.

Tages- und Festgelder - Euphorie hat sich gelegt

Negativ würden sich fallende Leitzinsen in Europa aber auf Tages- und Festgelder auswirken, da Banken den gesunkenen Einlagenzins an ihre Kunden weitergeben. Auffällig war zuletzt, dass viele Anbieter ihre Angebote schon vor dem aktuellen Zinsentscheid deutlich angepasst haben. In der Tendenz sollte das Parken von Geld damit immer unattraktiver werden.

Fazit

Wie schnell und in welchem Umfang die Notenbanken hier vorgehen können, wird überwiegend von der Preisstabilität abhängen. Kommt die Inflation weiter zurück, werden auch die Notenbanken am (Zins-)Drücker bleiben. Anleger sollten aber bei allen genannten Vorteilen nicht darauf hoffen, dass die EZB nach ihrer Zaghaftigkeit in 2022 nun überhastet vorgeht. Sollte die Inflation wieder ansteigen, würde dies zu einer Verunsicherung am Markt sorgen und die Märkte ins Minus treiben. Die positive Entwicklung der letzten zwölf Monate könnte sich dann schnell umkehren. Anleger sollten daher EZB-Chefin Christine Lagarde die Daumen drücken, dass sie in diesem komplizierten Umfeld Fingerspitzengefühl beweist.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Vermögenswirksame Leistungen – Was bringt VL-Sparen?
Beim Dachbodenausbau sollte ein Statiker mit hinzugezogen werden
Für Eigenleistungen am Bau ist eine realistische Planung wichtig

Bildnachweis

Montag, 29. Juli 2024

Geldanlagen im 2. Quartal 2024 - Zarte aufgehellte globale Konjunkturdynamik und Europa fällt zurück

 Das zweite Quartal 2024 war fortgesetzt gekennzeichnet von maßvoller, aber zart erhöhter Konjunkturdynamik in der Weltwirtschaft. Der Internationale Währungsfonds erhöhte im April 2024 die Wachstumsprognose gegenüber der Januar-Prognose für das Wirtschaftswachstum der Weltwirtschaft im laufenden Jahr von 3,1 Prozent auf 3,2 Prozent (2023 revidiert von 3,1 Prozent auf 3,2 Prozent). Das Wachstum bleibt global ungleich verteilt. Industrieländer werden laut aktueller IWF-Prognose 2024 um 1,7 Prozent (Januar-Prognose 1,5 Prozent) zulegen, während die aufstrebenden Länder die Wirtschaftsleistung um 4,2 Prozent (Oktober-Prognose 4,1 Prozent) ausweiten werden.

Globaler Süden bleibt weiter der Taktgeber und Stabilisator der Weltwirtschaft

Innerhalb des Globalen Südens ist Asien bezüglich der Wirtschaftsentwicklung dominant. Die IWF-Prognose für den asiatischen Raum liegt weiter bei 5,2 Prozent. China (5,0 Prozent, Anpassung per Mai von 4,6 Prozent auf 5,0 Prozent) und Indien (6,8 Prozent) sind und bleiben starke Katalysatoren für das globale Wachstum. Russlands BIP-Prognose wurde per 2024 markant von zuvor 2,6 Prozent auf 3,2 Prozent heraufgesetzt und per 2023 von 3,0 Prozent auf 3,6 Prozent revidiert.

Innerhalb der großen Industrienationen kam es im ersten Quartal 2024 konjunkturell zu einer Bestätigung der Verschiebungen zu Lasten Europas. Die BIP-Prognose des IWF für die USA wurde gegenüber der Januar-Prognose von 2,1 Prozent auf 2,7 Prozent erhöht. Dagegen wurde die Prognose für die Eurozone von 0,9 Prozent auf 0,8 Prozent verringert. Insbesondere wurde die Vorhersage für das BIP Deutschlands von 0,5 Prozent auf 0,2 Prozent reduziert. Für Großbritannien wurde die Wachstumsprognose von 0,6 Prozent auf 0,5 Prozent zurückgenommen. Japans BIP-Prognose wurde bei 0,9 Prozent beibehalten.

Unter Zugrundelegung der aktuellen Einkaufsmanagerindices (Sentiment-Indikatoren, Frühindikatoren) als Bewertungsmaßstab ergibt sich bezüglich der großen westlichen Länder laut Erstschätzungen per Juni folgende Konstellation. Demnach führen die USA im gesamtwirtschaftlichen Zuschnitt (Composite Index) mit 54,6 Punkten vor Großbritannien mit 52,7 Zählern, der Eurozone mit 50,8 Punkten (Deutschland 50,6) und Japan mit 50,0 Punkten (Scheidewert zwischen Wachstum und Kontraktion 50 Punkte).

Maßgebliche Hintergründe des fortgesetzt maßvollen globalen Konjunkturszenarios waren weiterhin belastende Auswirkungen der geopolitischen Lage. Der Ukraine-Konflikt stellt mittlerweile eine latent eskalierende Auseinandersetzung zwischen dem Westen und Russland auf dem Boden der Ukraine dar, der die wirtschaftlichen Probleme allen voran in Europa verstärkt. Im Gaza-Konflikt nahm die Eskalation im zweiten Quartal zu. Das Risiko einer Ausweitung des Konflikts in Nachbarländer mit weltwirtschaftlich belastenden Folgen steht im Raum. Geopolitik ist und bleibt der entscheidende Grund für Zurückhaltung der Wirtschaftssubjekte weltweit.

Globale Inflationsentwicklungen lieferten im zweiten Quartal differenzierte Entwicklungen

Großbritannien stach im Zeitfenster von März bis Mai mit einem Rückgang der Verbraucherpreise von 3,2 Prozent auf 2,0 Prozent positiv hervor. In der Eurozone kam es von März bis Mai zu einem Anstieg von 2,4 Prozent auf 2,6 Prozent, in den USA zu einem Rückgang von 3,5 Prozent auf 3,3 Prozent und in Japan zu einer Zunahme von 2,7 Prozent auf 2,8 Prozent. Im Verlauf des zweiten Quartals bestätigte sich das Disinflationsbild in China mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 0,3 Prozent und einem Rückgang der Erzeugerpreise um 1,4 Prozent.

Das zweite Quartal war bezüglich der Zentralbankpolitik gekennzeichnet von Zinssenkungen in Europa. Die Schweizer Nationalbank preschte im Juni mit der zweiten Zinssenkung im Jahr 2024 um 0,25 Prozent auf jetzt 1,25 Prozent vor. Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte den Leitzins im Juni von 4,50 Prozent auf 4,25 Prozent. Trotz sehr hohen positiven Realzinses (Leitzins abzüglich der Inflationsrate) von 3,25 Prozent und dem Rückgang der Verbraucherpreise auf 2,0 Prozent verzichtete die Bank of England im Juni auf eine erste Zinssenkung. In den USA wurde die Zinssenkungsdebatte (positiver Realzins bei circa 2 Prozent) kontrovers geführt. Sowohl in Großbritannien als auch in den USA wird mit einer ersten Zinssenkung im zweiten Halbjahr gerechnet.

Die Vereinigten Staaten lieferten im 2. Quartal 2024 bei den harten Daten ein tendenziell von Dynamikverlusten geprägtes Konjunkturbild. Die Wachstumsprognosen für das 1. Quartal 2024 wurden in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung von 1,6 Prozent auf 1,3 Prozent reduziert (4. Quartal 2023 3,4 Prozent). Der private Konsum (Einzelhandelsumsätze) generierte inflationsbereinigt keine Wachstumsimpulse. Von März bis Mai schwächte sich der nicht inflationsbereinigte Anstieg von 4,0 Prozent auf 2,3 Prozent ab (Verbraucherpreise 3,3 Prozent). Die Indices der Verbrauchervertrauens verloren gegenüber Märzständen an Boden. Der industrielle Sektor konnte leichtes Wachstum verzeichnen.

Immobilienmärkte stehen unter Druck

Seit März legte die Kapazitätsauslastung von 78,4 Prozent auf 78,7 Prozent zu. Die durch das hohe Zinsniveau belasteten Immobilienmärkte standen unter Druck. Gleiches gilt für den Bausektor. Sentiment-Indikatoren dieser Branchen verloren im Laufe des Quartals an Boden (u.a. NAHB Housing Market Index). Arbeitsmärkte zeigten im Verlauf des Quartals erste Fissuren (JOLTS Report, Employment Trend Index, Arbeitslosenerstanträge).

Einkaufsmanagerindices befinden sich auf einem positiven Trend

In der westlichen Hemisphäre fiel die Eurozone bezüglich der Wirtschaftslage im relativen Vergleich trotz fortgesetzter Stabilisierung weiter zurück. Per 1. Quartal 2024 kam es zu einem Wachstum im Quartalsvergleich um 0,3 Prozent und Jahresvergleich um 0,4 Prozent. Im zweiten Quartal 2024 setzten sich im industriellen Sektor und im Einzelhandel rezessive Tendenzen fort. Die Einkaufsmanagerindices (Frühindikatoren) lieferten per Juni in der Gesamtheit ein positiveres Bild als per März. Der Index des Verarbeitenden Gewerbes fiel zwar von 46,1 auf 45,6 Zähler und unterstreicht damit das Problem mangelnder Konkurrenzfähigkeit, aber dagegen stieg der Dienstleistungsindex seit März von 51,5 auf 52,6 Punkte.

Der Index der Gesamtwirtschaft legte von 50,3 per März auf 50,8 Zähler laut Erstschätzung per Juni zu. Positiv stach weiterhin die Anomalie starker oder zumindest widerstandsfähiger Arbeitsmärkte (nachlaufende Wirtschaftsindikatoren) ins Auge. Innerhalb der Eurozone verlor Deutschland trotz leichter Stabilisierung im relativen Vergleich weiter an Boden. Die im 2. Quartal 2024 für das 1. Quartal 2024 veröffentlichten Daten der Wirtschaftsleistung lieferten mit einer Veränderung um 0,2 Prozent im Quartalsvergleich und -0,2 Prozent im Jahresvergleich schwache Werte. Die Frühindikatoren (Einkaufsmanagerindices, Konsumklima) erholten sich. Traktion in den harten Daten war jedoch weder im Einzelhandel noch in der Industrieproduktion messbar.

Die Bau- und Immobilienbranche bewegt sich in einer ausgeprägten Rezession. Positiv stachen Daten bezüglich Tourismus hervor. Das Inflationsbild ist trotz des Anstiegs der Verbraucherpreise von 2,2 Prozent (März) auf 2,4 Prozent (Mai) unausgeprägt. Die Bundesbank konstatierte eine verhaltene Nachfrage nach Bankkrediten und stellte fest, dass die Erholung der deutschen Wirtschaft im 1. Quartal 2024 in Teilen wetterbedingt war (Monatsbericht 05/2024). Aus Sichtweise der Bundesbank hellen sich die Konjunkturaussichten allmählich auf.

Das Risiko der mittel- und langfristigen Energieversorgungssicherheit und das akute Thema der nicht vorhandenen Konkurrenzfähigkeit bei Energiepreisen als energieintensivster Industriestandort des Westens wirkten weiter belastend und werden von den Wirtschaftsverbänden fortgesetzt als primärer Belastungsfaktor moniert.

Bezüglich der Preisinflation ergab sich im 2. Quartal eine neue Konstellation

Die Zeit der markanten Rückgänge ist überwiegend abgeschlossen. Das hängt maßgeblich mit auslaufenden Basiseffekten zusammen. Ölpreise (Brent) gaben im Vergleich zum Ultimo März 2024 von 87,30 USD auf derzeit 85,24 USD unter Schwankungen (Bandbreite 77,50 USD – 91,10 USD) nach. Die Erdgaspreise nahmen in Europa im 2. Quartal 2024 dagegen deutlich um rund 20 Prozent zu. Im Vergleich zum Vorjahr waren sie Stand 21. Juni 2024 kaum verändert.

An den Metallmärkten ergaben sich im Quartalsverlauf Preisanstiege. So legte Kupfer um 8.6 Prozent zu. Der Aluminiumpreis stieg um 6,5 Prozent. Der Nickelpreis nahm um 0,8 Prozent zu. Bei den Lebensmitteln war das Bild im 2. Quartal 2024 überwiegend inflationär geprägt. Die Preise legten im Quartalsverlauf für Schweinefleisch um 5,7 Prozent, für Mastrind um 7,5 Prozent, für Weizen um 9,3 Prozent, für Orangensaft um 12 Prozent und für Kaffee um 19,5 Prozent zu. Dagegen sanken die Preise für Zucker um 13,6 Prozent. Kakao war im Quartalsvergleich kaum verändert.

Die Inflationsentwicklungen (Verbraucherpreise) liefern auf globaler Ebene im Vergleich des Märzwertes zu den aktuellen Daten per Mai 2024 mit der Ausnahme Russlands ein weitgehend unkritisches Bild.

Fazit

Die Weltwirtschaft gewinnt trotz diverser Krisenherde marginal an Dynamik. Die Homogenität zwischen den Wirtschaftsräumen des Westens und des Globalen Südens im Konjunkturverlauf wird immer fragmentierter und verringert sich strukturell. Während sich der „Globale Süden“ enger aneinanderbindet, sich untereinander weiter globalisiert und organisiert, Effizienzen erhöht und Wachstumspotentiale generiert, fällt der „Westen“ durch die Abgrenzungspolitik gegenüber China und Russland und den damit verbundenen Sanktionsregimen zurück.

Die Perspektive ist Verhalten in positiver Stabilität

Eine kurzfristige Trendwende zu nachhaltig erhöhter globaler Wirtschaftsdynamik ist am Ende des zweiten Quartals 2024 für das dritte Quartal 2024 zunächst nicht erkennbar. Eine Fortsetzung des moderaten Wachstumsclips mit leicht positiven Vorzeichen ist zu erwarten. Die vom Westen forcierte Geopolitik mit teilweise massiven Sanktionsregimen zeitigen bremsende und spaltende Konjunktureinflüsse.

Diese Politik beeinträchtigt auch die Schwellenländer, ohne jedoch deren positive Grundtendenz zu gefährden. Um dieser Belastung durch den Westen entgegenzuwirken, werden die Strukturen des Globalen Südens weiterentwickelt, allen voran die BRICS-Organisation, die vor einer weiteren deutlichen Ausweitung steht. In den letzten zehn Jahren wuchsen die Binnenverkehre des „Globalen Südens“ überproportional und forcierten damit eine zunehmende Abkoppelung von dem westlichen Konjunkturzyklus. Dieser Prozess nimmt an Dynamik zu.

Die in die Zukunft gerichteten Wirtschaftsdaten deuten in Richtung einer etwas belebteren Konjunkturdynamik in einer globalen Betrachtung. Der von JP Morgan für die Weltwirtschaft ermittelte Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft (Global Composite PMI) markierte per Mai 2024 mit 53,7 Punkten (März 52,3) den höchsten Indexstand seit Mai 2023 (54,4). Der Durchschnitt dieses Index liegt in den letzten zehn Jahren bei 52,29 Zählern. Die Werte des Einkaufsmanagerindex stehen im Einklang mit einer globalen BIP-Prognose per 2024 von mehr als 3 Prozent.

Die Einkaufsmanagerindices (Frühindikatoren) signalisieren in dem Sektor des Verarbeitenden Gewerbes für die USA (51,7 Punkte), das UK (51,4 Zähler) und Japan (50,1) Wachstum. Dagegen sind die Vorzeichen für die Eurozone (45,6 Punkte) und Deutschland (43,4 Zähler) in Richtung einer fortgesetzten Rezession in diesem Sektor ausgerichtet. Die aktuell verfügbaren Werte der Länder des Globalen Südens für diesen Sektor aus Indien (58,5), aus Brasilien (52,1), aus Russland (54,4) und aus China (51,7), unterstreichen die positive Divergenz zu Gunsten des Globalen Südens und zu Lasten des Westens.

Anzumerken ist, dass der Sektor des Verarbeitenden Gewerbes bezüglich des Themas Energiepreise sensibel ist

Europa ist und bleibt durch die eigene Politik im Vergleich zu den USA und Japan in einer kritischeren Situation. Der globale Süden ist derzeit und zukünftig deutlich besser aufgestellt. Der Dienstleistungssektor bewegte sich im ersten Quartal 2024 laut Einkaufsmanagerindices in einer Gesamtbetrachtung im Quartalsvergleich global in einer Aufwärtsbewegung, erhöhtes Wachstum in diesem Sektor implizierend.

Der Dienstleistungssektor ist der bedeutendste Sektor der Gesamtwirtschaft mit einem Anteil zwischen 60 Prozent-70 Prozent der Gesamtwirtschaft. Europas Dienstleistungssektor holte im zweiten Quartal auf. Die USA verzeichneten eine unerwartet starke Dynamik. Dagegen verloren Großbritannien und Japan an Momentum. Im Globalen Süden stachen Indien bezüglich des Niveaus und China und Brasilien hinsichtlich des Anstiegs im Quartalsvergleich positiv hervor. Russland verlor dagegen an Dynamik.

Das Thema Zinssenkungen spielt im zweiten Halbjahr voraussichtlich eine unterstützende Rolle für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Nachdem die Schweizer Nationalbank im ersten Halbjahr die Leitzinsen zweimal um 0,25 Prozent senkte, folgte die EZB per Juni mit einem ersten Zinsschritt um 0,25 Prozent. Zinssenkungen seitens der Bank of England und der US-Notenbank sind im weiteren Verlauf des Jahres in höchstem Maße wahrscheinlich. Neben den damit einhergehenden reduzierten Finanzkosten ergibt sich eine psychologische Unterstützung für die Wirtschaftsakteure durch die Zinssenkungen.

Die bisherigen Leitzinssenkungen als auch die unterstellten Leitzinspolitiken hatten auf den Rentenmärkten keinen positiven Einfluss. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe liegt im Quartalsvergleich bei 2,40 Prozent und damit 0,11 Prozent höher als Ende März 2024. In den USA kam es zu einer Zinsversteifung um 0,05 Prozent auf 4,26 Prozent. Damit impliziert sich nach vorne schauend eine steilere Zinskurve. Die ökonomischen Entlastungseffekte der Leitzinssenkungen für die Ökonomien werden sich maßgeblich in dem Laufzeitband von bis zu drei Jahren ergeben.

Der Rohstoffsektor belastete die Weltwirtschaft und die Weltfinanzmärkte im zweiten Quartal unterschwellig

Der Ölpreis mäanderte in bekannten Fahrwassern und gab im Quartalsvergleich leicht nach. Bei den Erdgaspreisen kam es mit einem Anstieg im Quartalsvergleich um 20 Prozent zu nennenswerten Belastungen. Bei Industriemetallen dominierten ebenso wie bei Agrarrohstoffen Preissteigerungen. Nach vorne schauend sind nur kurzfristig keine markanten Verwerfungen an den Rohstoffmärkten auszumachen. Die verschärfte globale Auseinandersetzung durch vom Westen eskalierte Sanktionsregime gegen Russland und China und die Etablierung sekundärer Sanktionsregime forcieren Preissteigerungsrisiken. Der Angriff auf etablierte Lieferketten erhöht Kosten und ist Inflationstreiber.

Die Perspektiven für den Technologiesektor bleiben volkswirtschaftlich positiv ausgerichtet. Die erwartete Zinsentspannung unterstützt hintergründig die kapitalintensive Branche. Das Thema Künstliche Intelligenz ist bezüglich des Potentials weiter im Fokus. Perspektivisch wirkt Künstliche Intelligenz durch massive Erhöhung der Effizienz reduzierend auf Inflation.

Die verfügbaren Fakten liefern keine Grundlagen für einen stärkeren Trendwechsel in Richtung der Weltkonjunktur in zeitlicher Nähe. Sie implizieren aber zunächst eine leichte Erhöhung der Dynamik. Die Spreizung bezüglich der Konjunkturentwicklungen zwischen den Industrienationen wird sich zu Gunsten der Schwellenländer fortsetzen. Die Spreizung der Konjunkturentwicklungen innerhalb der Eurozone zu Lasten Deutschlands wird ohne massive Umsteuerung in Berlin nicht abnehmen.

Der Finanzmarkt und die Wirtschaft haben eine heterogene ausgeprägte Risikobereitschaft

An den Finanzmärkten ergab sich im Frühjahrsquartal eine heterogen ausgeprägte Risikobereitschaft. Überwiegend positive Entwicklungen der Sentiment-Indikatoren und die Erhöhung der globalen Wachstumsprognose des IWF hatten nur bedingt oder temporär Marktwirkungen zur Folge. Gleiches gilt für die Zinssenkungen der SNB und der EZB.

Aktienmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q2-2024

Es kam nach dem starken ersten Quartal 2024 zu einem durchwachsenen Verlauf der Aktienmärkte im zweiten Quartal 2024. Der MSCI World Index verzeichnete auch dank einer starken US-Gewichtung einen Anstieg um 2,07 Prozent. Im Verlauf des Quartals fielen zunächst viele Kursrekorde an (MSCI World, DAX, EuroStoxx 50, S&P 500, US Tech 100, Sensex). Während die US-Märkte, getragen von Tech-Werten, trotz leichter Gewinnmitnahmen zum Quartalsende die hohen Niveaus weitgehend halten konnten, galt das nicht für europäische Märkte, die ab Mitte Mai unter Verkaufsdruck kamen. Japans Märkte konsolidierten den massiven Anstieg des Vorquartals.

Europäische Aktienmärkte verloren im Quartalsvergleich nach der Aufholjagd im Vorquartal (u.a. Eindeckung von Leerverkäufen). Ein wesentlicher Aspekt ist dabei, dass Europa im Sektor Hi-Tech nur wenig Attraktivität im Vergleich zu den USA hat. Zusätzlich belastet die Geopolitik Europa stärker als andere wesentliche Wirtschaftsräume der Welt. Zudem wird die innenpolitische Lage in der EU nach den EU-Wahlen aus Sicht ausländischer Investoren zunehmend diffuser, was zu Kapitalabzug führt.

US-Wirtschaft profitiert von Binnennachfrage

Die Vorteile des US-Wirtschaftsraums gegenüber Europa bezüglich der Themen Innovationspolitik, Regulatorik, Energiepolitik, Steuerpolitik und Subventionspolitik wirkten und wirken an den Märkten grundsätzlich zu Gunsten der Allokation in US-Werte. Entscheidend war im abgelaufenen Quartal das Kaufinteresse an US-Tech-Werten, allen voran Nvidia.

Die Schwäche an Chinas Aktienmarkt (CSI 300) war im Quartalsvergleich im internationalen Vergleich im Hinblick auf Performance im relativen Vergleich unausgeprägter (-1,18 Prozent) als im DAX und EuroStoxx 50. Weiter verfingen Themen wie Chinas Wachstumsvorteile, Zinssenkungspotentiale, hoher Realzins oder konservative Bewertungskriterien nicht. Erkennbar spielten und spielen geopolitische Erwägungen in der Kapitalallokation westlicher Teilnehmer eine belastende Rolle für Chinas Markt.

Das galt nicht für den Aktienmarkt Hongkongs. Der Hangseng Index legte markant um 8,99 Prozent zu. Sehr niedrige Bewertungsniveaus als auch Eindeckung von Leerverkäufen spielten eine wesentliche Rolle für die Aufwärtsbewegung. Indien lebt eine politische Ambivalenz zwischen dem Westen und Osten und ist bisher nicht von politisch motivierter Kapitalallokation seitens des Westens betroffen. Indiens Sensex Aktienmarktindex stieg nach der Konsolidierung im Vorquartal um 4,89 Prozent.

Fazit für die Aktienmärkte im zweiten Quartal 2024

Der Aufwärtsmodus an den Aktienmärkten verlor im 2. Quartal 2024 an Dynamik. Die Tatsache, dass nur wenige Hi-Tech Titel in den USA die US-Indices (S&P 500, US Tech 100) vor sich hertreiben, wirft Schatten bezüglich der Qualität und damit der Nachhaltigkeit des Aufwärtsmodus der US-Märkte. Das Thema der politischen Asset-Allokation spielt unverändert eine wesentliche Rolle für die individuelle Performance der Aktienmärkte, insbesondere des Globalen Südens. Länder, die nicht auf der Seite des Westens stehen oder an den Westen angelehnt sind, werden unverändert grundsätzlich gemieden.

Die grundsätzliche Attraktivität der europäischen Märkte ist fortgesetzt rückläufig wegen einerseits der geopolitischen Lage (potentieller Kriegsschauplatz), der nicht gegebenen Vertretung eigener außenpolitischer Interessen als auch der Frage der innenpolitischen Stabilität (EU-Wahlen) und der Konkurrenzfähigkeit als Standort (Energie, Reformfähigkeit).

Rentenmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q2-2024

Die Rentenmärkte der USA und Europas zeigten sich im Verlauf des Quartals schwach, um dann zum Ende des Quartals den zwischenzeitlichen Renditeanstieg weitgehend zu korrigieren. Japans Rentenmärkte heben sich von diesen Entwicklungen ab, da dort weitere milde Zinserhöhungen unterstellt werden. Zunächst belasteten Unsicherheiten über den Kurs der Zinspolitik der US-Notenbank. In der Spitze rentierten US-Staatsanleihen Ende April bei 4,70 Prozent. Im weiteren Quartalsverlauf führten unerwartet schwache US-Konjunkturdaten einerseits als auch moderate US-Preisentwicklungen zu freundlicheren Rentenmärkten (Stand 21. Juni 2024 4,26 Prozent).

Die 10-jährige Bundesanleihe markierte am 10 Juni mit 2,67 Prozent den Renditehöchststand des Quartals, um dann den Anstieg zuvor zu korrigieren (Stand 21. Juni 2024 2,40 Prozent). In Japan führt die Zinserhöhungsdebatte zu erhöhten Renditeanstiegen, auch wenn die unterstellte Dosis zukünftiger Zinserhöhungen als sehr moderat eingestuft werden muss. Im Quartalsvergleich kam es zu leichten Renditeerhöhungen in den USA (+0,05 Prozent), in Deutschland (+0,11 Prozent), in Großbritannien (+ 0,16 Prozent) und zu einem stärkeren Anstieg in Japan (+0,24 Prozent). Dagegen sank die Rendite chinesischer Staatsanleihen leicht (-0,03 Prozent).

Fazit für die Rentenmärkte im zweiten Quartal 2024

Die erfolgten als auch die erwarteten Zinsschritte der Notenbanken erscheinen von den Rentenmärkten bei den aktuellen Renditeniveaus weitgehend diskontiert zu sein.

Devisenmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q2-2024

An den Devisenmärkten kam der Yen (JPY) im zweiten Quartal 2024 an den internationalen Devisenmärkten unter erheblichen Druck. Unter den Hauptwährungen verlor der Euro gegenüber dem US-Dollar (USD), dem britischen Pfund (GBP) und dem Schweizer Franken (CHF) im Quartalsvergleich, konnte sich aber gegenüber dem Yen deutlich befestigen.

Das Thema Zinsdifferenzen spielte und spielt in der Bewertung eine maßgebliche Rolle. Die vom Markt als zu wenig ambitioniert interpretierte Zinspolitik der Notenbank Japans lastet auf dem JPY. Der JPY weist am Geldmarkt einen real negativen Realzins (Leitzins abzüglich der Inflationsrate) von 2,75 Prozent aus, der USD dagegen einen real positiven Realzins von circa 2 Prozent (Differenz 4,75 Prozent).

In Erwartung und im Zuge der EZB-Zinssenkung verabschiedete sich der Euro von den Höchstständen gegenüber dem USD bei 1,0907 am 3. Juni, um dann deutlich nachzugeben (Stand 21.Juni 1,0690). Der Euro ist bezüglich des Nominalzinses weniger attraktiv als der US-Dollar. Zudem belasten hintergründig die Themen mangelnder Konkurrenzfähigkeit, mangelnder außenpolitischer Vertretung, zunehmender innenpolitischer Friktionen in den Ländern der Eurozone und das Risiko Kriegsschauplatz zu werden.

Die relative Stabilität generiert der Euro aus der Substanz des Standorts, der aber insbesondere in Deutschland, der größten Wirtschaftsnation der EU, erodiert, messbar an den höchsten Nettokapitalabflüssen der Historie in den letzten drei Jahren. Der Schweizer Franken notierte gegenüber dem Euro bis Ende Mai schwächer (EUR-Höchstkurs 26. Mai 0,9919), um dann deutlich an Boden zu gewinnen (21. Juni 0,9563). Die Zinssenkung der Schweizer Nationalbank hatte nur geringe Marktreaktionen zur Folge.

Fazit für die Devisenmärkte im zweiten Quartal 2024

Fundamentale Daten, beispielsweise die unerwartete Phalanx schwächerer US-Konjunkturdaten, hatten für die Devisenmärkte nur unterschwellige Relevanz in der Tagesbewertung. Im Quartalsvergleich zeigt sich eine maßgeblich zinssensitive Bewertung.

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Externe Quellen:

  • Netfonds AG

Geldanlagen im zweiten Quartal 2024 als ePaper lesen

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Solaratlas: Orientierung von möglichem Ertrag mit Solaranlagen vom eigenen Dach
Schicksalsschläge in der Familie: Für den Ernstfall ein Finanzpolster haben
Familiengeführte Unternehmen bieten klare Vorteile bei einer Investition

Bildnachweis