Montag, 31. Mai 2021

Sind Bitcoin, Ethereum & Co. eine sinnvolle Anlageergänzung?

 Das Interesse an Bitcoin, Ethereum & Co. hat zuletzt stark zugenommen. Viele Anleger stellen sich die Frage, ob sie Kryptowährungen als Anlageklasse auch künftig ignorieren können. Eine allgemeingültige Antwort, ob und wie man investieren sollte, gibt es nicht, zumal geeignete Produkte noch rar gesät sind. Gerade bei jüngeren und technikaffinen Anlegern ist das Interesse oftmals groß. Aber auch klassische Investoren stellen sich mit Blick auf die zuletzt herausragende Wertentwicklung von Kryptowährungen die Frage, ob sie es sich leisten können, diese Anlageklasse zukünftig zu ignorieren. Nachstehend soll daher das Für und Wider abgewogen werden.

Warum sind Kryptowährungen so nachgefragt?

Hierfür gibt es zwei Hauptargumente: Erstens sorgt die ungezügelte Politik des „Gelddruckens“ der Notenbanken für ein wachsendes Misstrauen vieler Marktteilnehmer gegenüber dem System des „Fiatgeldes“. Dieser Begriff bezeichnet eine nationale Währung, die mengenmäßig nicht begrenzt ist und zudem nicht mit etwas „Realem“ wie einem wertvollen Edelmetall hinterlegt ist. Für die Akzeptanz einer solchen Währung ist das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Regierung und/oder die Zentralbank des jeweiligen Landes unabdingbar. Zunehmend entsteht die Befürchtung, dass die eigentlich unabhängigen Notenbanken de facto zum reinen Erfüllungsgehilfen der Politik mit der Folge einer ungehemmten Verschuldungspolitik degradiert werden.

Somit gibt es den Wunsch nach einer Währung, deren Volumen strikt begrenzt ist. Hierfür ist der Bitcoin ein populäres Beispiel. Dessen Höchstmenge ist auf 21 Millionen Stück limitiert, wovon bisher rund 19 Millionen Stück bereits erschaffen bzw. „geschürft“ wurden. Zusätzlich sind Kryptowährungen nicht an einzelne Staaten bzw. Währungsräume gebunden, was ein Höchstmaß an Unabhängigkeit garantiert.

Zweitens ist es zumindest in der Theorie ausgesprochen praktisch, Zahlungen durchzuführen, ohne dass es des Umwegs über eine Bank und/oder des komplizierten Umtauschs von einer Währung in die andere bedarf. Außerdem können Zahlungen in Kryptowährungen anonymisiert erfolgen. Diese Möglichkeit sollte man allerdings differenziert betrachten: Einerseits ist es mittlerweile ein Bedürfnis vieler freiheitsliebender Menschen, die eigene „Datenspur“ aus prinzipiellen Überlegungen so gering wie möglich zu halten. Andererseits beinhaltet ebendiese Anonymität die Gefahr, dass kriminelle Geschäfte wie Geldwäsche über Kryptowährungen betrieben werden.

Wie in Kryptowährungen investieren?

Zunächst war die Verwahrung von Kryptowährungen in elektronischen Geldbörsen, sogenannten Wallets, die einzige Möglichkeit. Dies setzte allerdings für wenig technikaffine Anleger hohe Hürden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit von Verlusten, etwa durch Cyberkriminalität. Auch andere Beispiele wurden bekannt – etwa die tragikomische Geschichte des Inhabers einer Festplatte mit darauf gespeicherten Bitcoins, die versehentlich auf der Müllkippe landete. Der ehemalige Besitzer führt laut eigenen Angaben seit Jahren Verhandlungen mit der Stadt, um die Müllkippe durchsuchen zu dürfen.

Um einem breiteren Personenkreis eine einfache Investition in Kryptowährungen zu bieten, offerieren Anbieter bereits Möglichkeiten, dies über depotverwahrte Wertpapiere zu realisieren. Naheliegend wäre hier zunächst einmal ein spezialisierter Investmentfonds. Allerdings gibt es bei diesen hohe regulatorische Hürden. Die Folge: Derzeit sind keine Investmentfonds, die ausschließlich in Kryptowährungen investieren, in Deutschland für den unmittelbaren Vertrieb an Privatkunden zugelassen. Alternativ gibt es jedoch eine Reihe von Anbietern, die sogenannte ETC oder ETN herausgegeben haben. Es handelt sich hierbei um Schuldverschreibungen von Gesellschaften, die 1:1 die Entwicklung der zugrunde liegenden Kryptowährung bzw. des Kryptowährungskorbes abbilden sollen. Bei solchen Papieren sind Sicherungsmechanismen wie eine faktische Hinterlegung mit der jeweiligen Kryptowährung obligatorisch. Hierdurch sollen die Risiken im Fall einer Pleite des Emittenten abgewendet werden. Trotz dieser Reduzierung des Emittentenrisikos gilt die Anlage in regulierten Fonds allgemein als sicherer.

Die steuerliche Situation

Es besteht Konsens, dass eine Investition unmittelbar in Kryptowährungen (also ohne Wertpapiere) steuerlich unter die Regelungen eines „privaten Veräußerungsgeschäfts“ gemäß § 23 EStG fällt. Konkret bedeutet dies: Kursgewinne können nach Ablauf eines Kalenderjahres steuerfrei vereinnahmt werden. Bei einer Veräußerung innerhalb eines Jahres ist hingegen eine Besteuerung zum persönlichen Steuersatz vorzunehmen, sofern der Ergebnissaldo aller im jeweiligen Kalenderjahr getätigten steuerbaren Veräußerungsgeschäfte die Freigrenze von 600 Euro überschreitet. Ergebnisse aus Wertpapieren mit Bezug zu Kryptowährungen unterliegen hingegen den üblichen Regelungen der Abgeltungssteuer gemäß § 20 EStG. Gewinne sind somit derzeit unabhängig von der Haltedauer mit maximal 25 Prozent (zzgl. Soli und evt. KiSt) zu versteuern.

Die Frage, welche Besteuerungsform die günstigere ist, hängt somit von zwei Faktoren ab: Dem wirtschaftlichen Ergebnis und der Haltedauer. Eine pauschale Antwort, was für den Anleger steuerlich günstiger ist, kann es aus diesem Grund nicht geben.

Chancen und Risiken

Die Möglichkeit einer Investition in Kryptowährungen wurde im Verlauf des vergangenen Jahres zunehmend salonfähig. Gerade bei vermögenden Anlegern sorgt die völlig ungeklärte Frage, wie jemals die immensen staatlichen Schulden zurückgeführt werden sollen, für Unbehagen. Bei dieser Klientel ist die Sorge besonders groß, dass das eigene, oft mühsam aufgebaute Vermögen durch die Notenbankpolitik des Gelddruckens gefährdet ist. Das große Dilemma dieser Anleger: Sollte diese Geldvermehrung sich irgendwann einmal in einer stark steigenden Inflation niederschlagen, so ist die vermeintlich vorsichtigste Variante der Geldanlage – Cash auf dem Konto – plötzlich die schlechtestmögliche Anlageform.

Insofern sehen gerade vermögende Anleger Investitionen in Kryptowährungen nicht unbedingt als normale Geldanlage, sondern als Katastrophenversicherung. Es liegt in der Natur der Sache, dass der eigentliche Wunsch darin besteht, dass eine solche Katastrophenversicherung niemals erforderlich sein wird. Überspitzt gesagt: Kunden, die aus Absicherungsgründen einen kleinen Teil in Kryptowährungen investieren, sollten im Grunde hoffen, dass das damit versicherte Unglück nicht eintrifft und sich dieser Teil der Gesamtanlage daher schlecht entwickelt.

Auch der Begriff „Versicherung” ist allerdings mit Vorsicht zu genießen: Denn die Wertentwicklung von Kryptowährungen war in den vergangenen Monaten fulminant, obwohl die Inflation sich weiter moderat entwickelte. Aus Sicht investierter Kunden ist ein solches Szenario natürlich besonders erfreulich. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch: Ob die Absicherung im Krisenfall wirklich funktioniert, ist ebenfalls nicht zu 100 Prozent sicher. Zu Beginn der Coronakrise zumindest war die Wertentwicklung des Bitcoins im Gleichschritt mit den Aktienkursen zunächst stark abwärts gerichtet.

Bei der Beurteilung von Risiken der Kryptowährungen sind zwei Aspekte zu unterscheiden: Zum einen steht die Frage im Raum, ob sich künftig Kryptowährungen nach und nach durchsetzen und eine zunehmende praktische Relevanz im Zahlungsverkehr erlangen könnten. Hierfür spricht einiges: Immer mehr Anbieter präsentieren Pläne für die Möglichkeit, unmittelbar mit Kryptowährungen zu bezahlen. Die andere Frage lautet: Wenn sich Kryptowährungen durchsetzen: Welche dieser Währungen werden „die Gewinner” sein?
Aus heutiger Sicht scheint die Antwort klar: Der Bitcoin hat eine herausragende Dominanz innerhalb der Kryptowährungen. Es ist jedoch nicht ohne weiteres möglich, eine führende Marktposition der Gegenwart ungefiltert auf die Zukunft zu projizieren. Die Behavioral Finance Forschung spricht bei diesem verbreiteten Gedankenfehler vom sogenannten „Recency Effekt”.

Ein prägnantes Beispiel hierfür ist der Markt für Mobiltelefone: Zu Beginn des Jahrtausends war klar, dass der Markt vor einem gigantischen Wachstum steht. Seinerzeit war Nokia eindeutiger Marktführer und schien unangreifbar. Aus heutiger Sicht zeigt sich jedoch: Obgleich der Mobilfunktmarkt wie erwartet stark gewachsen ist, spielt heute die Firma Nokia als Hersteller von Smartphones keine signifikante Rolle mehr.

Übertragen auf Kryptowährungen heißt das: Auch wenn Kryptowährungen in Gänze künftig immer stärker nachgefragt werden sollten, ist nicht unbedingt gesagt, dass der bisherige „Platzhirsch Bitcoin” diesen Status auch verteidigen kann.

Zusätzlich ist folgendes zu bedenken: Eine steigende Bedeutung von Kryptowährungen hat im Gegenzug einen schwindenden Einfluss der Notenbanken zur Folge, was aus politischer Sicht ungelegen kommen dürfte. Es sind somit staatliche Restriktionen des Handels bis hin zum Verbot denkbar. Andererseits wird seitens einiger Staaten selbst über die Einführung eigener Kryptowährungen nachgedacht. Inwieweit diese eine ernstzunehmende Konkurrenz zu den bisherigen Kryptowährungen darstellen oder aber sogar für einen Popularitätsschub für Kryptowährungen als Ganzes sorgen würde, bleibt abzuwarten.

Neben der Absicherung von Inflationsszenarien ist aus Sicht von Investoren noch eine weitere Chance gegeben: Wenn immer mehr Leute in ein nahezu gleichbleibendes Angebot investieren möchten, wird dies unweigerlich zu einem Preisanstieg führen. Allerdings ist zu beachten: Eine fundamentale Bewertung von Kryptowährungen, wie man sie von Aktien oder Immobilien kennt, ist nicht möglich. Ein intrinsischer Wert nach konventionellen Rechenmaßstäben ist schlicht nicht ermittelbar.

Fazit

Unterm Strich bleiben Kryptowährungen zum jetzigen Zeitpunkt ein hochriskantes Spekulationsobjekt in einem weitestgehend rechtsfreien Raum, das sich nicht zur systematischen Vermögensbildung eignet. Die Risiken, die über die reinen Wertschwankungen von Kryptowährungen hinausgehen, zeigt aktuell der Fall der türkischen Krypto-Börse Thodex: Ihr Geschäftsführer ist auf der Flucht, während rund 400.000 vor allem Kleinanlegern der Zugriff auf insgesamt zwei Milliarden US-Dollar Vermögen womöglich für alle Zeiten verwehrt bleibt. Abschreiben sollten Anleger die Assetklasse Kryptowährungen deshalb natürlich nicht. Sehr hilfreich wäre es sicherlich, wenn gestandene Marktteilnehmer regulierte Investmentprodukte mit attraktivem Chance- Risiko-Verhältnis für die breite Masse inizieren. Hier dürfte bereits einiges in der Pipeline sein. Wir halten Sie hierzu selbstverständlich auf dem Laufenden.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Todesfall – Eine Steuererklärung kann für Hinterbliebene verpflichtend sein
Nicht vorschnell kündigen – Richtige Reaktion auf eine Beitragserhöhung bei der Wohngebäudeversicherung
Baukredit: Der BGH erklärt Gebühren bei einer Umschuldung für unzulässig

Bildnachweis

Donnerstag, 13. Mai 2021

Anlagekommentar April 2021 – Die Aktienmärkte laufen, laufen, laufen… und die lange gesuchte Inflation kommt wieder zurück

 Bereits seit Ende letzten Jahres sind die Begriffe Reflation, reflationäre Maßnahmen und reflationäre Geschäfte unter Ökonomen und in Finanzkreisen beliebte Themen für Diskussionen. Die Finanzmärkte verfolgen aufmerksam den Anstieg der Inflationserwartungen und bewerten die Auswirkungen der zyklischen Erholung auf die Renditen von Staatsanleihen und die Maßnahmen der Notenbanken. Für den Kapitalanleger stellt sich hier die Frage: Warum ist das so wichtig und welche Auswirkungen könnten die aktuellen makroökonomischen Entwicklungen für die Finanzmärkte in den kommenden Quartalen haben?

Entwicklung der Anlagemärkte im April 2021

Die Kapitalmärkte konnten im April durch robuste Konjunkturindikatoren, den rasanten Impfprozess in den USA, fallende Anleiherenditen sowie einem starken Start der Berichtssaison die Aufwärtsbewegung weiter stützen.  So konnten die amerikanischen Aktienmärkte einen starken April, unterstützt von einer kräftigen Abwertung des US-Dollars verzeichneten . So konnten der marktbreite S&P 500 Index mit +5,2  Prozent als auch der NASDAQ 100 Index mit +5,9 Prozent neue Rekordstände markierten. Der Dow Jones Industrial Average Index handelte dabei erstmals über 34.000 Punkten. Auf dem europäischen Kontinent fiel die Bilanz dagegen gemischter aus. Während deutsche und skandinavische Börsen nur leichte Kursgewinne verzeichneten, konnten Frankreichs und Spaniens Leitindizes deutlich zulegen.

DAX Entwicklung

Der DAX Index kam auf einen Zuwachs von +0,9 Prozent und auch der Eurostoxx 50 Index legte um +1,4 Prozent zu. Der britische FTSE 100 Index stieg aufgrund der Öffnungsperspektive nach dem schnellen Impffortschritt um 3,8 Prozent an und zog den marktbreiten europäischen STOXX Europe 600 Index mit auf ein neues Allzeithoch. Dagegen schwächelten die asiatischen Aktienmärkte, wodurch beispielsweise der NIKKEI 225 Index 1,3 Prozent verlor und zusätzlich unter der starken japanischen Währung litt. Auch der MSCI World Index (EUR) kam nur auf einen leichten Zuwachs von +2,1 Prozent.

Die kräftige Wirtschaftserholung zeigte jedoch auch ihre Kehrseite, was sich in dem weltweiten beschleunigenden Preistrend wiederspiegelte. Die Konsumentenpreise in den USA verzeichneten den stärksten monatlichen Preisanstieg seit dem Jahr 2013. Die Kernrate des Preisindex der Konsumausgaben stieg rasant in Richtung der gewünschten Zwei-Prozent-Zielmarke der US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) an. Die Notenbanken ließen sich allerdings durch die anziehenden Inflationsraten nicht aus der Ruhe bringen. Sie sehen dies wegen der Corona-Pandemie nur als eine temporäre Anstiegssituation. Die entspannte Haltung der Notenbanken sorgte auch an den Anleihemärkten für Ruhe. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen sank wieder und der deutsche Pendant stieg nur marginal auf -0,24 Prozent.

Anleger sollten die Begriffe Reflation und Inflation nicht verwechseln

Um nachzuvollziehen, warum das Thema Reflation derzeit so stark im Fokus steht, muss zunächst einmal verstanden werden, was Reflation bedeutet, was ein reflationäres Umfeld ausmacht und wie es sich von einem inflationären Umfeld unterscheidet.

Die Reflation kann allgemein als die Anfangsphase einer wirtschaftlichen Erholung nach einer kontraktiven oder deflationären Phase definiert werden. Zudem umfasst sie auch die Aussicht auf eine schrittweise Rückkehr von Produktion und Inflation zu ihren langfristigen Trends nach einer Rezession oder einem deflationären Schock (wie zum Beispiel dem Schock, den wir durch die Corona-Pandemie erlebt haben). Obwohl ein reflationäres Umfeld einen Anstieg der Inflation mit sich bringt, wird dies für die Weltwirtschaft im allgemeinen als positiv  gesehen, da es mit einer Rückkehr zur Normalität in Verbindung gebracht wird. Ein reflationäres Umfeld ist durch einen Anstieg der Gesamtnachfrage, eine Annäherung an die Vollbeschäftigung und ein Preisniveau gekennzeichnet, das sich schrittweise dem 2 Prozent-Inflationsziel der Zentralbanken nähert.

Inflationsprognossen

Der Unterschied zu einem inflationären Umfeld liegt darin, dass dieses normalerweise mit einem schrittweisen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus zu einer Zeit verbunden ist, in der die Wirtschaft mit voller Kapazität arbeitet. Eine Reflation wird also als eine positive Entwicklung angesehen. Dagegen ist eine Standardinflation eher als negativ zu sehen, sofern die Preissteigerungen dazu tendieren, die langfristigen Trends und die Ziele der Zentralbanken zu übersteigen. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie und der ersten Lockdown-Phase im Jahr 2020 brachten die Regierungen und Notenbanken auf der ganzen Welt beispiellose politische Unterstützungsmaßnahmen auf den Weg. Damit sollten die durch die Pandemie verursachten deflationären Kräfte umgekehrt und verhindert werden, dass eine globale Rezession zu einer Depression wird. Diese reflationären Maßnahmen in Verbindung mit der Entwicklung und dem fortschreitenden Einsatz von Covid-19-Impfstoffen haben die Voraussetzungen für ein reflationäres Umfeld im Jahr 2021 geschaffen.

Wie sind die mittelfristigen Aussichten für Reflation und Inflation?

Die Weltwirtschaft schrumpfte im Jahr 2020 um ca. -3,5 Prozent. Im Hinblick auf die außerordentliche politische Unterstützung und des Einsatzes von Covid-19-Impfstoffen erwartet der IWF nun, dass sich die Weltwirtschaft im Jahr 2021 um etwa 5,5 Prozent erholen kann. Wenn keine unerwarteten größeren Rückschläge erfolgen, sollte das reflationäre Umfeld zu einem soliden Wirtschaftswachstum beitragen. Allerdings wird dieses Wachstum auch im Jahr 2021 regional ungleichmäßig ausfallen und weiterhin erheblich von der Entwicklung der Corona-Pandemie abhängig sein.

Nach der globalen Finanzkrise vor mehr als einem Jahrzehnt blieben in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften die Inflationsraten über einen längeren Zeitraum hinweg auf einem niedrigen Niveau. In vielen Ländern gab es Phasen mit einem negativem Preiswachstum. Als die Covid-19-Pandemie die Weltwirtschaft traf, hatte die Inflation noch nicht wieder das Vor-Krisen-Niveau erreicht. Die Inflation wird in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften im ersten Halbjahr des Jahres 2021 tendenziell teilweise stärker ansteigen, was vor allem auf höhere Energie- und Rohstoffpreise, Angebotsengpässe und einen positiven Basiseffekt zurückzuführen ist. Aus heutiger Sicht kann man davon ausgehen, dass die Inflation im zweiten Quartal dieses Jahres ihren Höhepunkt erreichen wird.

Insgesamt dürfte die Inflation jedoch auf absehbare Zeit verhalten bleiben. Dies ist auf eine negative Produktionslücke, Gegenwind durch strukturelle Einflüsse, wie Demografie, Globalisierung und Technologie und ein wachsendes Ungleichgewicht zwischen Ersparnissen und Investitionen zurückzuführen. Da die Inflation derzeit weiter unter dem gewünschten Zielwert liegt, werden die Zentralbanken in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften wahrscheinlich über vorübergehende Inflationsschübe hinwegsehen und ihre lockere Politik über einen längeren Zeitraum beibehalten – das sogenannte „Low for Long“.

Was bedeutet das für die Finanzmärkte?

Ein reflationäres Umfeld, welches durch eine zyklische Konjunkturerholung, eine äußerst unterstützende makroökonomische Politik und moderat steigende Preise gekennzeichnet ist, wird im Allgemeinen als positiv für die Aktienmärkte und Risikoanlagen angesehen.

Die wichtigsten Aktienindizes stiegen von den Tiefstständen im März 2020 um etwa 75 Prozent und erreichten im März dieses Jahres neue Höchststände. Diese Aktienrallye wurde durch eine von den Zentralbanken herbeigeführte Liquiditätsflut und einen verbesserten Wirtschaftsausblick angetrieben. Die Aussicht auf zusätzliche fiskalische Unterstützung in den USA und die Entwicklung von Covid-19-Impfstoffen haben die Reflationsdynamik verstärkt und die sogenannte „Reflation Trades“ ausgelöst.

„Reflation Trades“ begünstigen tendenziell Vermögenswerte, die mit einem schnelleren Wirtschaftswachstum verbunden sind. Zudem fördern sie in der Regel eine Rotation in die Vermögenswerte, die während der Rezessionsphase am meisten gelitten haben. Aktien- und Rohstoffmärkte entwickeln sich tendenziell besser als andere Märkte, Aktienmärkte in Schwellenländern besser als die in fortgeschrittenen Volkswirtschaften und Small Caps und zyklische Sektoren besser als Large Caps und Wachstumswerte. In einer Reflationsphase führen die Wachstumsaussichten und die steigenden Inflationserwartungen dazu, dass die Renditen von Staatsanleihen steigen und hochverzinsliche Anleihen besser abschneiden als Investment-Grade-Anleihen.

Ein reflationäres Szenario sorgt mit der Zeit aber auch für potenzielle Risiken am Horizont

Die Verabschiedung des 1,9 Billionen USD schweren US-Pandemie-Hilfsgesetzes hat zusammen mit der allmählichen Wiederbelebung der US-Wirtschaft und besseren Wirtschaftsdaten zu einem Anstieg der Inflationserwartungen und einem sprunghaften Anstieg der Renditen von Staatsanleihen geführt. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen stieg von 0,9 Prozent Ende 2020 auf 1,7 Prozent am Ende des ersten Quartals dieses Jahres. Seitdem ist die Rendite wieder etwas auf 1,6 Prozent gesunken. Die Renditen europäischer Staatsanleihen haben sich ähnlich entwickelt und sind fast auf die Niveaus von vor der Corona-Pandemie zurückgekehrt. Seit Mitte Februar führten die überzogenen Aktienbewertungen in Verbindung mit ersten Anzeichen einer Inflation und einem raschen Anstieg der Anleihenrenditen zu Marktturbulenzen, da die Aktienmärkte höhere Zinsen verarbeiten mussten. In den USA haben die Sorgen um den Anstieg der Inflation dazu geführt, dass Anleger befürchten, die Federal Reserve System (Fed) könnte ihre Politik früher als erwartet straffen.

Höhere Renditen werden derzeit als eines der größten Risiken für die Finanzmärkte angesehen. Ein anhaltender und starker Anstieg der langfristigen US-Zinsen könnte der noch jungen Konjunkturerholung schaden, die Aufwärtsbewegung des Marktes zum Stillstand bringen und die „Reflation Trades“ zunichte machen. Zudem könnte das Risiko höherer US-Renditen auch den US-Dollar stärken und die Kapitalströme aus den Schwellenländern zurück in die USA lenken. Obwohl das reflationäre Umfeld bisher intakt ist, hat sich der Spielraum für weitere Gewinne bei Risikoanlagen verringert.

Ein Blick auf die aktuellen Anlagestrategien

Die Volkswirtschaften in Europa bleiben zwar von andauernden Lockdowns geprägt, in der für die Kapitalmärkte wichtigen US-Wirtschaft zeichnet sich aber der Beginn einer Normalisierung gegen Ende des zweiten Quartals ab. Als Risikofaktor für die Kapitalmärkte ist ein zu erwartender recht deutlicher Anstieg der Inflation in den kommenden Monaten zu nennen, während höhere Anleihe-Renditen als Einflussgröße in aller Regel überschätzt werden. Die Aussicht auf eine Normalisierung der US-Wirtschaft dürfte möglichen negativen Inflationseffekten allerdings entgegenwirken.

So sprechen mittelfristig in einem weiter anhaltenden Nullzinsumfeld die Dividendenrenditen und Ertragsaussichten für Aktien für Erfolg. Aufgrund des aktuellen Wirtschaftsszenarios werden konjunktursensitive Werte und damit auch das Segment kleinerer und mittelgroßer Unternehmen auf Erholungskurs bleiben. Aber auch bei Value-Aktien gibt es weiterhin Potenzial und auch defensive Unternehmen mit einer soliden Dividendenhistorie sollten besser abschneiden als Unternehmensanleihen mit Anlagequalität.

Nach der derzeitigen längeren Phase eines insgesamt positiven Börsentrends sind Gewinnmitnahmen weiter wahrscheinlicher geworden. Ohne signifikante negative Nachrichten sind Korrekturphasen jedoch meist von kurzer Dauer und würden eher weiter Einstiegsmöglichkeiten zum Nachkaufen bieten. Anlagestrategisch sprechen in einem anhaltenden Nullzinsumfeld die Dividendenrenditen und Ertragsaussichten für weiter Aktien. Die Verteilung von Impfstoffen hat sich mittlerweile verbessert, aber die neuen Mutationen des Coronavirus bleiben vermehrt im Fokus. Die aktuelle Datenlage zu den Impfstoffen spricht weiter nicht dafür, dass das wirtschaftliche Erholungsszenario gefährdet wäre. Die Wirtschafts- und Börsentrends werden aber auf jeden Fall nicht geradlinig verlaufen.

Trotz einer möglicherweise hohen Marktvolatilität in den kommenden Monaten, sollte man sich als Anleger zunehmend auf eine weitgehende Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität in den kommenden 12-24 Monaten einstellen. Zu berücksichtigen gilt auch, dass sich die relevanten Stellen, wie Regierungen, Gesundheitssysteme, Einzelpersonen und Unternehmen seit Monaten viel dazu gelernt haben, mit der Situation umzugehen. In der aktuellen Phase sind Unternehmen zu bevorzugen, die sich bisher in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt haben und eine solide Bilanz aufweisen.

Weiterhin sorgen dennoch Dividendenwerte für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Als interessantes langfristiges Thema zur Depotbeimischung kann der Fokus auf eine „Alternde Gesellschaft“ gelegt werden und über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten abgebildet werden. Auch globale Immobilienaktienfonds können zur Depotdiversifikation beitragen, denn stabile Dividendenzahlungen durch regelmäßige Mieterträge und die Partizipation an aussichtsreichen Langfristtrends zeichnen diesen Anlagebereich aus. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen. In diesem Umfeld sollten Unternehmensanleihen aus dem gesamten Euroraum weiter den Vorzug bekommen.

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet.
Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
Anlagekommentar April 2021 als eBook herunterladen

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Aus der Steuer-ID wird die Bürger-ID – Wie funktioniert die neue Bürgernummer
Gefahren auf der Baustelle
Worauf kommt es bei der Wahl der richtigen Fonds an?

Bildnachweis

Quelle: Bereich „Anleger sollten die Begriffe Reflation und Inflation nicht verwechseln“ von ETHENEA Independent Investors S.A.

Dienstag, 4. Mai 2021

Geldanlagen im 1. Quartal 2021 - Aktien mit Rekordständen und Anleihen mit Schwierigkeiten

 Der ungebrochene Optimismus der Anleger hat auch im ersten Quartal 2021 für neue Rekordstände an den Aktienmärkten gesorgt – trotz großer Unterschiede zwischen Regionen, Branchen und Anlageklassen. Dagegen taten sich insbesondere Staatsanleihen in einem Umfeld befürchteter Zinserhöhungen und steigender Inflation schwer. Für den Rest des Jahres geben Kapitalmarktexperten aber einen positiven Ausblick.

Während das Jahr 2020 schon mit einer Börsenrallye endete, sorgten die in der Breite anlaufenden Corona-Impfungen auch im ersten Quartal 2021 für Optimismus bei Anlegern. Weltweit erreichten Aktienmärkte neue Rekordstände. Zwischen verschiedenen Regionen, Branchen und Anlageklassen taten sich aber auch große Unterschiede auf. Verantwortlich hierfür waren die gestiegenen Erwartungen für Wachstum sowie Inflation in den USA und befürchteten Zinserhöhungen. Insbesondere Staatsanleihen taten sich in diesem Umfeld schwer. Für den Rest des Jahres geben Kapitalmarktexperten aber einen positiven Ausblick.

Die Corona-Impfungen lassen Börsianer jubeln

Mit dem weltweiten Start der Impfungen ist der Kampf gegen die Corona-Epidemie in eine neue Phase getreten. Die Zulassung immer weiterer Impfstoffe von verschiedenen Anbietern haben Auswahlmöglichkeiten sowie Verfügbarkeit für Regierungen deutlich erhöht und machten Hoffnung auf baldige Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Bisher hängt Deutschland bei der Durchimpfung der Bevölkerung leider vielen Industrienationen, wie etwa den USA oder Großbritannien, deutlich hinterher.

Nichtsdestotrotz blicken deutsche Anleger optimistisch in die Zukunft und sorgten für Kursgewinne heimischer Unternehmen. So konnte der DAX im März sogar ein absolutes Allzeithoch erklimmen und zeigte sich fast immun gegen schlechte Nachrichten zu Impf- oder Inzidenzzahlen. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch für den Rest Europas. Trotz der verzögerten wirtschaftlichen Erholung im Vergleich zu den anderen großen Wirtschaftsräumen, konnten die meisten europäischen Aktienindizes deutlich zulegen. Der Optimismus von Anlegern, wird aktuell auch von vielen Unternehmen geteilt. Diese rechnen mit weiterer staatlicher Unterstützung und von einer anziehenden Verbrauchernachfrage nach Monaten des Konsumverzichts.

Zahl der direkten Aktionäre in Deutschland von 1996 bis 2020

Erfolgreiche Impfkampagne und Wachstumshoffnungen in den USA

Inzwischen hat bereits ein Viertel der US-Bürger eine Erstimpfung erhalten und die Immunisierung der Bevölkerung geht mit hohem Tempo voran. Damit wird die Basis für einen wirtschaftlichen Neustart geschaffen und sorgt für robuste Wachstumserwartungen der Analysten. Befeuert wird diese Entwicklung von Konjunkturprogrammen der Biden-Regierung. In einem ersten Schritt hat Washington 1,9 Billionen Dollar als Covid-Hilfe gezahlt. Laut führenden US-Medien ist nun auch ein Programm für die amerikanische Infrastruktur geplant. Dieses soll 3 Billionen Dollar umfassen und in den Bau von Straßen sowie Brücken, in saubere Energie und Bildung fließen.

Zinserwartungen sorgen für Schwankungen bei Anleihen und Technologietiteln

Die optimistischeren Konjunkturprognosen haben zwischenzeitlich aber auch zu steigenden Inflationserwartungen bei Analysten geführt. Die Logik dahinter: Die Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität wird zu Nachholeffekten und Investitionen führen, was zumindest kurzfristig zu steigenden Preisen führen könnte. In der Folge erhöhten sich im Februar die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen auf 1,5 Prozent und ließen die Kurse am Anleihenmarkt fallen. Am Aktienmarkt waren hingegen Wachstumstitel betroffen, deren Bewertungen bisher stark von niedrigen Zinserwartungen profitierten. So mussten einige Technologietitel Kurseinbrüche verkraften, die im März aber in vielen Fällen wieder ausgeglichen werden konnten. Die überraschend klare Kommunikation der Notenbanken in den USA und Europa war hier der beruhigende Faktor.

Die EZB und Fed bleiben ihrer bisherigen Strategie treu

Zunächst legte hier die Europäische Zentralbank (EZB) vor und kündigte die Ausweitung der Anleihekäufe im Rahmen des „Pandemic Emergency Purchase Programme“ an. Der Markt soll also weiterhin mit neuem Geld versorgt werden und die Zinsen auf niedrigem Niveau verbleiben. Dies war in dieser Form bereits von Experten erwartet worden und so richteten sich alle Blicke auf den Chairman der Federal Reserve System (Fed) Jerome Powell. Mitte März „lieferte“ dieser: Unerwartet deutlich erklärte Powell, dass die Zentralbanken auch eine höhere Inflation als bisher akzeptieren und die Leitzinsen noch eine ganze Weile auf dem aktuellen Nullzinsniveau belassen würden. Von einer großen Zinswende kann also bisher keine Rede sein. Trotzdem werden die Inflationserwartungen auch für die nächsten Monate einer der entscheidenden Wirtschaftsindikatoren bleiben.

Starker Start für Schwellenländer in Asien und Lateinamerika fällt zurück

Deutlich früher als in den westlichen Industrienationen trat in Asien eine Normalisierung der wirtschaftlichen Verhältnisse ein. Wie schon im letzten Quartal zeigte China hier eine besonders starke Erholung zu Beginn des neuen Jahres. Über die letzten Wochen sorgten dann aber Störfeuer aus den USA wieder für einen leichten Rückgang der hohen Bewertungen. Neben den bereits erwähnten Sorgen um steigende Zinsen in den Vereinigten Staaten, trat hier der wiederaufflammende Handelskonflikt in den Vordergrund. Auch unter der Biden-Administration sind die Spannungen zwischen den beiden Wirtschaftsriesen nicht geringer geworden. Schon beim ersten Treffen zwischen Diplomaten beider Länder kam es zu offen ausgetragenem Streit und lassen eine baldige Einigung als eher unwahrscheinlich erscheinen. Der grundsätzliche Optimismus der Anleger für das Wachstum in China bleibt aber ungebrochen.

Schwächer präsentierte sich im letzten Quartal Lateinamerika. Auch wenn sich die Volkswirtschaften in der Karibik, Zentral- und Südamerika nur schwer miteinander vergleichen lassen, kann man festhalten, dass die Region von der Pandemie besonders stark betroffen wurde. Die Gesamtwirtschaftsleistung in der Region ist laut Internationalen Währungsfonds (IWF) im Jahr 2020 um 8,13 Prozent eingebrochen und auch für 2021 sehen aktuelle Prognosen für das Wirtschaftswachstum vergleichsweise düster aus. Hoffnung machen lediglich die anlaufenden Impfungen und die steigenden Rohstoffpreise, welche zu den wichtigsten Exportgütern der Region zählen.

Industriemetalle steigen auf Mehrjahreshoch und Edelmetalle können nicht profitieren

Mit der wirtschaftlichen Erholung ist auch die globale Nachfrage nach Rohstoffen wieder deutlich angezogen. Kupfer verteuerte sich etwa auf den höchsten Stand seit 10 Jahren. Aber auch Rohöl der Sorte Brent erreichte zumindest ein Ein-Jahreshoch und lag zwischenzeitlich bei über 65 Dollar. Überraschender für Analysten war da schon die negative Entwicklung des Goldpreises. Dieser konnte offensichtlich nicht von den zeitweise aufflammenden Inflationserwartungen oder der expansiven Geldpolitik der Notenbanken profitieren. Während zum Jahresstart noch die 2.000 Dollar pro Feinunze in Reichweite lag, fiel der Preis auf deutlich unter 1.800 Dollar im März. Trotzdem oder gerade deshalb sehen Experten aber für das nächste Jahr noch Aufholpotential bei Edelmetallen.

Fazit

Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken kann aktuell auch nicht von Sorgen um ansteigende Inflation ins Wanken gebracht werden. Trotz der Höchststände an den Börsen, bleibt das Umfeld für Aktien damit weiterhin günstig. Anleiheinvestments haben es hingegen ungleich schwerer. Auch wenn Experten den Kurseinbruch vom Februar eher unter die Kategorie „Übertreibung“ einordnen, muss auch in den nächsten Monaten mit leichteren Schwankungen gerechnet werden. Sollten Impfungen die Pandemie erfolgreich zurückdrängen und Öffnungen der Wirtschaft in den großen Industrienationen ermöglichen, spricht aber grundsätzlich nichts gegen ein weiteres positives Quartal in 2021.

Quartalsbericht Q1 2021

Geldanlagen im Quartal als eBook herunterladen

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Aus der Steuer-ID wird die Bürger-ID – Wie funktioniert die neue Bürgernummer
Wie ist ein Schaden am geliehenen Schullaptop versichert
Energiekosten sparen – So klappt ein Anbieterwechsel

Bildnachweis