Dienstag, 25. August 2020

Wasserstoff - der blaue Energieträger der Zukunft?

 Auch wenn es für eine Entwarnung noch zu früh ist, scheint der Höhepunkt der COVID-19-Welle in immer mehr Ländern doch überschritten: Die Fallzahlen gehen vielerorts zurück und die Überlegungen für eine schrittweise Rückkehr zur Normalität werden endlich konkreter. Grund genug mit einem echten Zukunftsthema nach vorn zu blicken, dass auch für eine langfristige Geldanlage von Bedeutung sein kann.

Schon seit Langem preisen Wissenschaftler Wasserstoff als den idealen Treibstoff
Die NASA verwendet Wasserstoff bereits seit den 1970er Jahren, um Raumfähren zu starten und Raketen in die Umlaufbahn zu schießen. Flüssiger Wasserstoff ist Schätzungen zufolge mindestens dreimal effizienter als Benzin und andere fossile Brennstoffquellen. Doch allen Verheißungen zum Trotz: Aus kommerzieller Sicht ist Wasserstoff bisher ein Flop. Da ist nicht nur das Problem der teuren Herstellung, auch Speicherung und Transport sind schwierig. Da Wasserstoff außergewöhnlich reaktionsfreudig ist, muss er in komprimierter Form unter einem Druck von rund 70 bar aufbewahrt oder bei einer Temperatur von –253 °C verflüssigt werden. Ungeachtet dieser Nachteile gibt es vielerorts Bemühungen, das Potenzial des Wasserstoffs nachhaltig nutzbar zu machen. So unterstützen inzwischen zahlreiche Länder, darunter beispielsweise die EU, Japan und die USA, Wasserstoff-Technologien und -Anwendungen, mit Subventionen. Mögliche zukünftige Anwendungsbereiche liegen dabei insbesondere in der Brennstoffzellen-Technologie (saubere und effiziente Antriebe) und in der Energiespeicherung.

Wasserstoff-Absatzes an Tankstellen in Deutschland

Herstellung, Versorgung und Logistik bremsen noch den kommerziellen Erfolg
Das Hauptproblem liegt derweil in der Herstellung von Wasserstoff und der Versorgung und Logistik mit Wasserstoff, die momentan noch zu teuer und aufwendig ist, um kommerziell erfolgreich zu sein. Traditionell gibt es bei der Herstellung von Wasserstoff zwei Möglichkeiten. Die erste ist die sogenannte Reformierung, bei der Dampf mit sehr hohen Temperaturen von bis zu 1.000 °C eingesetzt wird, um den Wasserstoff aus Methan herauszulösen. Dieses Verfahren ist jedoch problematisch, da es teuer ist und Treibhausgase freisetzt.

Die zweite etablierte Methode zur Gewinnung von Wasserstoff ist die Elektrolyse, bei der Strom durch Wasser geleitet wird, um Wasserstoff und Sauerstoff voneinander zu trennen. Das ist zwar umweltfreundlicher als die Reformierung, aber ebenso teuer. Je nachdem, welche Energiequelle zur Herstellung von Wasserstoff genutzt wird, spricht man von „grauem“, „blauem“ oder „grünen“ Wasserstoff. Grauer Wasserstoff wird mithilfe von fossilen Energien, insbesondere Erdgas produziert und liefert daher keinen CO2 Vorteil. Der Herstellungspreis ist daher auch vom Gaspreis abhängig und liegt aktuell bei circa 1,50 Euro pro kg. Dazu kommt, dass der graue Wasserstoff durch seine CO2 Emissionen auch vom CO2 Preis abhängig ist und daher momentan weder wirtschaftlich noch ökologisch eine Lösung darstellt.
Blauer Wasserstoff ist effektiv grauer Wasserstoff mit Karbon-Abscheidung und Speicherung (CCS). Zusätzlich zu den Herstellungskosten von grauem Wasserstoff fallen also auch noch die Kosten für CCS an, die etwas höher als die Erlöse aus den CO2 Zertifikaten, so dass die Gesamtkosten etwas über den des grauen Wasserstoffs liegen. Grüner Wasserstoff wird dagegen mit Strom aus erneuerbaren Energien (Solar und/oder Wind) produziert und kostet aktuell mehr als das Doppelte im Vergleich zu grauem Wasserstoff. Die Herstellungskosten sollten allerdings über die nächsten 10 Jahre um bis zu 70 Prozent fallen. Derzeit sind globale Elektrolysekapazitäten noch sehr begrenzt, so dass grüner Wasserstoff frühestens im Jahr 2025 ökonomisch und ökologisch sinnvoll sein wird.

Bei einer längerfristig ausgelegten Geldanlage durch aus einen Blick wert
Mittel- bis langfristig könnten wasserstoffbasierte Technologien und Anwendungen also durchaus eine wichtige Rolle beim Wandel hin zu einer kohlenstoffarmen Welt spielen, allerdings sind sie heute ohne Subventionen noch nicht wirtschaftlich. Aktuell schreibt noch keines der wenigen „Pure-Play“ Wasserstoff Unternehmen schwarze Zahlen, obwohl die Bewertungen dieser Unternehmen in den letzten Quartalen teilweise deutlich angestiegen sind. Deshalb kann eine Beobachtung der weiteren Entwicklung dieser Unternehmen nicht Schaden.

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Donnerstag, 20. August 2020

Geldanlagen im 2. Quartal 2020 - Die Notenbanken gehen „all in“

 COVID-19 hat die Kapitalmärkte weiterhin im Griff. Aber gibt es möglicherweise ein Drehbuch für die Krise, bezogen auf den Verlauf und ihre langfristigen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte? Irgendwelche Anhaltspunkte als Blaupause, möglicherweise aus der Finanzkrise 2008/09? Leider ist das nicht so einfach. Eine Einschätzung dazu von Dr. Bert Flossbach, Gründer und Vorstand der Flossbach von Storch AG in Köln.

Schauen wir zunächst zurück. Die Zeit seit Jahresanfang lässt sich grob in vier Phasen unterteilen:

Phase 1 markiert die Zeit bis zum 21.2.2020, einem Freitag. Der MSCI World Index, nehmen wir ihn an dieser Stelle als Referenz für den Gesamtmarkt, notiert bis dahin rund sieben Prozent im Plus, trotz der wachsenden Corona-Sorgen. An jenem Freitag werden dann die ersten Todesfälle in Italien vermeldet. Uns dämmert, dass Covid-19 und seine wirtschaftlichen Folgen nicht auf Asien begrenzt bleiben, sondern auch den Rest der Welt, allen voran Europa hart treffen könnte. Wir haben daraufhin in den Fonds Teile unseres Aktienanteils gegen Kursverluste abgesichert und das Sicherungsnetz in den folgenden Wochen noch enger gezogen.

Phase 2 (24.2.-23.3.2020) lässt sich als Corona-Crash beschreiben. In dieser Zeit verliert der MSCI World Index, in Euro gerechnet, im Vergleich zum Jahresbeginn rund 30 Prozent an Wert. Mithilfe der Absicherungen lässt sich der scharfe Rücksetzer an den Kapitalmärkten relativ gut abfedern. Wir haben die Rücksetzer zudem genutzt, um selektiv Beteiligungen auf- bzw. auszubauen.

Phase 3 beginnt mit dem 23. März 2020, vermutlich einem der bedeutsamsten Tage in dieser Krise, zumindest bezogen auf die Kapitalmärkte. Der Tag, an dem die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) „all in“ geht und mit ihrem neuerlichen Anleihekaufprogramm ein unlimitiertes Beistandsversprechen abgibt (siehe folgende. Grafik). Mit diesem Versprechen startet die Erholung an den Börsen. Eine solche Erholungsphase ist nach so heftigen Rücksetzern keine Seltenheit, sondern eher ein halbwegs verlässliches Muster. Wir haben in dieser Phase unsere Absicherung etwas zurückgefahren. Phase 3 endet mit dem 15.5.2020.

Bilanzsummen der Notenbanken Juni 2020

Phase 4 lässt sich mit dem Begriff „Rally“ überschreiben. Der DAX Index beispielsweise klettert am 18.5.2020 um rund 6 Prozent und damit wieder über die Marke von 11.000 Punkten. Gefragt sind allen voran die konjunkturabhängigen Titel: Banken, Fluggesellschaften oder Ölkonzerne. Eine solche Bewegung haben wir uns - zu diesem Zeitpunkt - nicht vorstellen können. Wie nachhaltig sie ist, wird abzuwarten sein. Unsere Teilabsicherung kostet in dieser Phase Rendite; außerdem kommt Gegenwind von der Währungsseite, da der US-Dollar schwächelt. Beides zusammen belastet die Wertentwicklung, zumindest temporär.

Wir haben die Bruttoaktienquote in den Portfolios zuletzt angehoben, während wir Absicherungen weiter reduziert haben. Entscheidend für uns ist die Qualität der Unternehmen, in die wir investieren. Das war es schon immer, gilt in Zeiten von Covid-19 aber umso mehr. Wir definieren Qualität als eine Mischung aus dem Wachstumspotenzial eines Unternehmens und dessen „Immunsystem“. Letzteres machen im Wesentlichen zwei Komponenten aus: die Widerstandsfähigkeit der Erträge und die Qualität der Bilanz. Etwa ein Drittel der Unternehmen, an denen wir beteiligt sind, haben keine Schulden. Zum Vergleich: Bei den 30 DAX-Mitgliedern trifft das auf gerade einmal zwei Konzerne zu. Weitere rund 50 Prozent „unserer“ Unternehmen haben nur sehr niedrige Schulden. Wobei das allein natürlich nicht ausreicht: Wenn die Erträge nicht widerstandsfähig genug sind, können auch wenig Schulden zu viel sein.

Selbst wenn eine „Zweite Welle“ käme, erscheint es aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, dass die dann zu treffenden Maßnahmen ein ähnliches Ausmaß hätten wie die bislang verfügten. Massive Einschränkung wie einen flächendeckenden Lockdown dürfte es unseres Erachtens nicht mehr geben, auch nicht in China. Das gewonnene Wissen über das Virus, die Ansteckungsmöglichkeiten und die Mortalität, dürften helfen, um künftig gezielter vorzugehen, selbst wenn noch kein Impfstoff gefunden ist.

Ohne die Entwicklung des Infektionsgeschehens vorhersagen zu wollen, konzentrieren wir uns auf die langfristigen Auswirkungen der Pandemie als Basis unserer Anlagestrategie: Den Trend zu mehr Digitalisierung, die ansteigende Verschuldung insbesondere der öffentlichen Haushalte und die Verfestigung des Nullzinsumfelds. Durch die gigantischen Rettungspakte vieler Staaten, allen voran der USA, und die nahezu grenzenlose Bereitschaft der Notenbanken, diese zu finanzieren, scheint die Gefahr eines Rückschlags der Aktienmärkte auf die Tiefststände von März u.E. als unwahrscheinlich. So oder so: Langfristig kommen Investoren unseres Erachtens nicht um erstklassige liquide Sachwerte herum, allen voran Aktien sehr guter Unternehmen.

Quartalsbericht Q2 2020

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Quelle: Flossbach von Storch

Samstag, 15. August 2020

Anlagekommentar Juni 2020 - Nach Achterbahnfahrt in der ersten Jahreshälfte sorgen die ersten Lockerungen der Lockdowns für euphorisierte Anleger

 An den westlichen Anlagemärkten waren neben den neuen Fiskalpaketen auch die unerwartet schnellen Lockdown-Lockerungen die Stützen der Aufwärtsbewegung für risikoreiche Wertpapiere. Mehrere europäische Länder planten so bereits ab der zweiten Junihälfte für den internationalen Tourismus eine schrittweise Wiederöffnung. Während die Zahlen für Corona-Neuinfizierte in den schwer betroffenen europäischen Staaten deutlich und in den USA leicht zurückging, sorgte Brasilien als das größte lateinamerikanische Land, für einen neuen „Corona-Hotspot“. Auch weltweit war von einem Abebben der Coronavirus-Welle nichts zu spüren.

Die neuen Fiskalpakete und weiteren geldpolitischen Maßnahmen sorgten im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie für weitere Intensität. So sorgte der Vorschlag der EU-Kommission über ein 750 Mrd. Euro schweres Hilfsprogramm für Begeisterung, welches zu rund zwei Dritteln aus Direktzahlungen und nur zu einem Drittel aus Krediten und Garantien bestehen soll. Auch Japan und China beschlossen neue Rettungsmaßnahmen, die im Umfang von rund sechs Prozent der jeweiligen Wirtschaftsleistung liegen. In Frankreich wurde ein Hilfspaket für den besonders getroffenen Automobilsektor angekündigt und in Deutschland wurde ein Neun-Milliarden-Rettungspaket für die angeschlagene Lufthansa ausgearbeitet. Auch die die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) setzte in ihrer Geldpolitik mehrere neue Maßnahmen ein, um kleine und mittelgroße Unternehmen stärker zu unterstützen. Gleichzeitig positionierte sich Zentralbankchef Jerome Powell jedoch recht eindeutig gegen negative Leitzinsen.

Entwicklung der Anlagemärkte
Die sinkenden Corona-Neuinfektionen in der westlichen Welt, sowie zusätzliche Konjunkturpakete in Europa, Japan und China und die Stabilisierung der globalen Unternehmensstimmungen haben die Aktienmärkte im vergangenen Monat angetrieben. Die wieder zugenommenen Spannungen zwischen den USA und China und der tiefe Fall der weltweiten Konjunkturindikatoren konnten die Kapitalmärkte nur zeitweilig belasteten.

So konnten Technologie- und Wachstumswerte und stärker zyklisch geprägte Indizes wie dem DAX Index oder dem japanischen NIKKEI 225 Index die besten Wertentwicklung erzielen. Beim marktbreiten amerikanische S&P 500 Index gab es nur ein Zuwachs von 1,8 Prozent. Dagegen konnten die technologielastigen NASDAQ Composite Index einen Zuwachs von 6,8 Prozent verbuchen und der NASDAQ 100 Index um 6,3 Prozent zu legen. Die europäischen Märkte folgten diesem Trend. So konnte der deutsche DAX Index um 6,3 Prozent zulegen, der Eurostoxx 50 Index folgte mit 6,0 Prozent Zuwachs und der britische FTSE 100 Index schaffte mit 1,6 Prozent auch ein positives Ergebnis. Der japanische NIKKEI 225 Index konnte mit 1,9 Prozent zwar auch ein positives Ergebnis erzielen, allerdings nicht mehr so dynamisch wie im Vormonat. Für den weltweiten MSCI World Index (EUR) gab es global auch einen kleinen Zuwachs von 1,5 Prozent.

DAX Entwicklung

Ab der Monatsmitte legten jene zyklischen Werte zu, welche in den ersten Wochen der Corona-Krise überproportional verloren hatten. Dabei versuchten Investoren mit der Aussicht auf eine allmähliche Normalisierung, die den Aktienmärkten bislang ferngeblieben waren und einen Großteil der Kurssteigerungen verpasst hatten, Performance gutzumachen.

Die sicheren Staatsanleihen verloren dagegen in diesem risikofreudigeren Umfeld leicht an Boden. So stieg die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe auf minus 0,45 Prozent und in den USA näherte sich die Rendite der zweijährigen Staatspapiere der Nullprozentgrenze, während die zehnjährigen Titel unverändert rentierten. Bei den Anlegern kam allerdings auch die Frage auf, wie denn die enormen Summen für die Rettungspakete bei diesem unattraktiven Zinsniveaus am Kapitalmarkt untergebracht werden sollen. So konnten Unternehmensanleihen die Verluste von der Zinsseite durch die Einengung der Kreditaufschläge überkompensieren und in der zweiten Monatshälfte Kursgewinne erzielen. Bei den Unternehmensanleihen fiel die Erholung im Gegensatz zu den Aktienmärkten aber deutlich gedämpfter aus. Der Goldpreis konnte dagegen seinen Aufwärtstrend fort setzen und markierte zwischenzeitlich sogar ein Sieben-Jahreshoch.

Geldanlegen in der Post-Coronazeit
Durch den Ausbruch
der Corona-Pandemie ist die Welt im Eiltempo auf den Kopf gestellt worden. Das Coronavirus hat unser tägliches Leben fest in den Griff genommen und die Auswirkungen konfrontieren uns permanent. Doch für mittel und langfristig orientierte Investoren lohnt sich bereits jetzt der Blick auf die Anlagewelt für die Zeit danach!

Auf die beispiellose Krise reagieren die Notenbanken und Staaten schnell, effektiv und unkonventionell, um die kurzfristigen negativen wirtschaftlichen Auswirkungen einzudämmen. Es ist jetzt schon erkennbar, dass der Staat seine Rolle grundsätzlich neu definiert. Dies ist besonders in Europa feststellbar. Der Ruf der Öffentlichkeit nach einem starken Staat wird hier immer lauter, dass dieser die ökonomischen Folgen insbesondere von Privatunternehmen abschirmt. Allerdings ist die zentrale Frage, welche nachhaltigen und langfristigen Auswirkungen diese Eingriffe auf die Wirtschaft haben werden, noch nicht so präsent. Zweifel an den Fähigkeiten des Staates, langfristig ein guter Unternehmer zu sein, sind aus der Vergangenheit nicht unbegründet. Das diese Dekade durch einen starken Staat gekennzeichnet sein wird, steht jedenfalls fest.

Als eine wesentliche Erkenntnis aus der Corona-Pandemie wird die neue Dimension der Staatsverschuldung rund um den Globus sein. Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) besagen, dass die Verschuldungsquote in Relation zum Brutto-Inlandsprodukt in den Industrieländern von 105 Prozent auf 122 Prozent steigen wird. In den USA wird die Verschuldung um nahezu 20 Prozent auf 131 Prozent ansteigen, in Deutschland von 60 Prozent auf rund 80 Prozent und in der Schweiz von 39 Prozent auf 46 Prozent. Hohe Schuldenstände, gepaart mit niedrigem strukturellem Wachstum und demographischen Wandel, werden insbesondere in den Industrienationen das Niedrigzinsumfeld für Jahrzehnte hinweg zementieren.

Durch diese Veränderungen wird ein neues Denken in traditionellen Investitionsparadigmen impliziert, um mittels Geldanlage langfristig sein Vermögen zu erhalten oder real vermehren zu können. So genießen dividendenorientierte Unternehmen eine immer größere Bedeutung in der Vermögensallokation, bleiben aber in dem aktuellen Umfeld nicht von den Auswirkungen der staatlichen Eingriffe und der Corona-Pandemie verschont. Um einen erheblichen Ausfall an Dividenden, wie dies derzeit bei Dividenden-ETFs zu beobachten ist, zu vermeiden, rücken zunehmend unternehmensspezifische Aspekte im Selektionsprozess in den Mittelpunkt. Besonnene und langfristige Investoren sollten sich auf die Zeit nach der Pandemie konzentrieren und die derzeitigen Bewertungsabschläge aktiv nutzen, um in attraktive Geschäftsmodelle mit guter Marktpositionierung, starken Managementteams sowie guten Dividendenaussichten zu investieren.

Ein Blick auf die aktuellen Anlagestrategien
Während es im Regelfall marginale Änderungen der Wirtschaftsdaten sind, welche die Trends an den Kapitalmärkten beeinflussen, wird in den kommenden Monaten die Entwicklung rund um Covid-19 und das Ausmaß der Erholung der Volkswirtschaften nach den beispiellosen Lockdowns im Zentrum stehen. Da allmählich die sozialen Distanzierungsmaßnahmen gelockert werden, kann sich die Angebotsseite der Wirtschaft rasch erholen, während die Konsumnachfrage insgesamt mehr Zeit benötigen wird. So dürften insgesamt die Aktienmärkte und Unternehmensanleihen vorerst gestützt bleiben. Gleichzeitig können die Restrisiken allerdings nicht vernachlässigt werden, wenngleich sie sich, wenn überhaupt, eher im späteren Verlauf des Jahres auswirken dürften. Angesichts der Tatsache, dass sich das Paradigma eines lediglich verhaltenen Wirtschaftswachstums und einer tiefen Inflation mittelfristig nicht ändern wird und die Coronakrise auch mittelfristig Abwärtsrisiken impliziert, bleibt es ratsam, sich auf Qualitätsgeldanlagen zu konzentrieren. Daher sollte eine Anlagestrategie defensiv gestaltet sein. Gleichzeitig ergeben sich aber besonders bei Aktien auch Chancen für mittelfristig und langfristig agierende Anleger. In der aktuellen Phase sind Unternehmen zu bevorzugen, die sich bisher in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt haben, eine solide Bilanz aufweisen und selbst bei anhaltenden Notmaßnahmen gegen Covid-19 nur einen begrenzen Einfluss auf die Nachfrage sehen würden.

Weiterhin sorgen dennoch Dividendenwerte für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Als interessantes langfristiges Thema zur Depotbeimischung kann der Fokus auf eine „Alternde Gesellschaft“ gelegt werden und über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten abgebildet werden. Auch globale Immobilienaktienfonds können zur Depotdiversifikation beitragen, denn stabile Dividendenzahlungen durch regelmäßige Mieterträge und die Partizipation an aussichtsreichen Langfristtrends zeichnen diesen Anlagebereich aus. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen. In diesem Umfeld sollten Unternehmensanleihen aus dem gesamten Euroraum weiter den Vorzug bekommen.

Anlagemärkte Entwicklung

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

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Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet.
Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
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Freitag, 7. August 2020

Wie das Coronavirus den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) vorantreibt

 Im 19. Jahrhundert hatten die Menschen noch eine Lebenserwartung von durchschnittlich nur 36 Jahren, dagegen erreichen heute die meisten von uns ein hohes Alter. Dieser Fortschritt dürfte sich mit dem Erstarken Künstlicher Intelligenz (KI) sogar noch beschleunigen. Dabei könnte sich gerade die Coronavirus-Pandemie als guter Testlauf für KI herausstellen: Zwar ist es noch nicht möglich, Covid-19 direkt zu bekämpfen, das neue Virus hat jedoch deutlich gemacht, wie KI die moderne Medizin künftig verändern kann.

Wie kann KI helfen?
Heutzutage werden in der Medizin enorme Datenmengen gesammelt. Für den Menschen unmöglich kann KI diese Datenmassen nicht nur zügig sichten, sondern – Stichwort Maschinelles Lernen – auch in rasanter Geschwindigkeit Lösungen daraus ableiten. So kann KI im Fall Covid-19 etwa ermitteln, welche antiviralen Medikamente an ein spezifisches Protein in der Außenhülle eines Virus andocken und es damit blockieren. Diese Proteine ermöglichen es den Viren, in Zellen des menschlichen Körpers einzudringen und sich zu vermehren. KI kann auch mit Hilfe genetischer Daten virtuell zehntausende neuer Molekülverbindungen erstellen, die für eine Behandlung von Covid-19 potenziell in Frage kommen. Auch Medikamente gegen andere, nicht verwandte Leiden wie zum Beispiel rheumatoide Arthritis können daraufhin untersucht werden, ob sie zur Behandlung eingesetzt werden können. Und KI kann die klinische Entwicklung grundlegend reformieren. Ihr Einsatz kann klinische Tests beschleunigen, sie sicherer und deutlich billiger machen. All dies ist potenziell von großer Bedeutung, denn wenn wir schon heute über die entsprechende Technologie verfügen würden, hätte sie dazu beitragen können, die Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern. Noch sind wir jedoch nicht ganz so weit. Aber bereits jetzt wird KI auf neue Art und Weise eingesetzt, um das Virus zu entdecken und zu bekämpfen.

Milliardengeschäft mit der künstlichen Intelligenz

Entdeckung
Am 30. Dezember 2019 entdeckte das Start-up-Unterehmen BlueDot aus Toronto (dieses und alle im Folgenden erwähnten Unternehmen stellen keine Empfehlung oder Aufforderung zum Erwerb oder Veräußerung einzelner Wertpapiere dar) kurz nach Mitternacht eine Häufung ungewöhnlicher Lungenentzündungen rund um einen Fleischmarkt in Wuhan. Nur einige Stunden später wurden die ersten Fälle der neuartigen Coronavirus-Erkrankungen diagnostiziert. Noch am selben Tag informierte BlueDot seine Kunden in einem Bericht über seine Erkenntnisse. Das Unternehmen analysiert mit Hilfe KI-gestützter Algorithmen Mitteilungen öffentlicher Gesundheitsorganisationen, Meldungen zur Gesundheit des Viehbestands und demografische Daten. Wohlgemerkt: BlueDot hat Covid-19 nicht entdeckt. Die Angaben in seinem Bericht ermöglichten es jedoch menschlichen Analysten, die Bedrohung durch die neue Krankheit zu interpretieren und zu erkennen. Dessen ungeachtet zeigt der Fall, dass KI künftig dabei helfen kann, ein Virus frühzeitig einzudämmen, bevor es sich ausbreitet.

Diagnose
Auch in der Diagnose kann KI hilfreich sein. Derzeit setzt ein Ärzteteam im Krankenhaus von Zhongnan GPU-gestützte KI-Software ein, um visuelle Anzeichen für das Virus zu erkennen. Die entsprechenden GPU-Prozessoren können mehrere Rechenvorgänge gleichzeitig ausführen und werden normalerweise für hochwertige Videospiele verwendet. Aufgrund dieses Rechentempos sind sie auch für KI-Anwendungen beliebt: GPUs können die für KI erforderlichen parallelen Rechenvorgänge ausführen. Das Unternehmen Infervision aus Peking hat die Software entwickelt, mit deren Hilfe die Ärzte typische Symptome einer Virusinfektion erkennen. Sie suchen nach Anzeichen für eine Lungenentzündung. Mit Hilfe von GPUs des Typs NVIDIA V100 analysieren sie dafür Tausende von CT-Aufnahmen. Vor dem Covid-19-Ausbruch wurde diese Technologie für die Diagnose von Lungenkrebs verwendet. Wenn das Virus damit erfolgreich diagnostiziert werden kann, dürfte sich die Behandlung anderer Atemwegserkrankungen künftig grundlegend verändern.

Deutsche geben künstlicher Intelligenz eine Chance

Suche nach einem Impfstoff
Bei der Entwicklung von Impfstoffen spielt die Genomsequenzierung eine wichtige Rolle. Damit lassen sich Genmuster erkennen, die auf die Virulenz einer Krankheit schließen lassen, und genetische Faktoren, die für Immunität sorgen oder eine erfolgreiche Impfantwort sicherstellen. Die Kosten einer Genomsequenzierung sind im vergangenen Jahrzehnt dank des technischen Fortschritts deutlich von 10 Millionen US-Dollar auf lediglich 1.000 US-Dollar gesunken. Auch das Tempo hat sich deutlich erhöht. Zahlreiche Biotechnologie-und Pharmaunternehmen investieren hohe Beträge in die Weiterentwicklung der Technologie. Interessanter¬weise sind seit dem Ausbruch von Covid-19 auch große Technologiekonzerne an diesem Markt aktiv und könnten für weitere positive Entwicklungssprünge sorgen. Die großen chinesischen Technologiekonzerne Baidu und Alibaba haben zum Beispiel ihre Instrumente und Anwendungen bereits zu einem frühen Zeitpunkt des Ausbruchs zur Bekämpfung des Virus zur Verfügung gestellt. Alibaba hat der Wissenschaft Gratiszugang zu seiner Genomsequenzierungs-KI angeboten. Baidu hat nachgezogen und bietet seine LinearFold-Algorithmen zur Unterstützung bei der Gensequenzierung an. Diese Technologien haben sich bereits bewährt. Die Zeit für eine Analyse der RNA-Sekundärstruktur des Virus konnte damit von 55 Minuten auf lediglich 27 Sekunden verkürzt werden.

KI könnte sich als positive disruptive Kraft im Gesundheitswesen erweisen
Durch Covid-19 könnte sich der Einsatz von KI in der modernen Medizin beschleunigen. KI dürfte sich künftig in zahlreichen weiteren Anwendungen bewähren. Derzeit werden Medikamente für den Massenmarkt entwickelt, was dazu führt, dass einige Patienten mit ernsthaften Nebenwirkungen zu kämpfen haben. Durch eine personalisierte Medizin könnten solche Nebenwirkungen möglicherweise vermieden werden, und es wäre möglich, die Behandlung zielgerichteter auf die genetische Ausstattung des einzelnen Patienten abzustimmen.

Dies wäre in der Vergangenheit viel zu kostspielig gewesen. Da KI die Gensequenzierung jedoch deutlich erschwinglicher gemacht hat, rückt diese Möglichkeit in greifbarere Nähe. Gentherapien wären ein weiterer möglicher Anwendungsbereich. Damit ließen sich etwa Leiden wie Krebs behandeln. Bei Gentherapien wird mit Hilfe von viralen Vektoren neues genetisches Material in die Körperzellen eines Patienten eingeschleust, um so ein Leiden an der Wurzel zu bekämpfen. KI wird bereits zur Beschleunigung und Verbilligung von Gensequenzierungen eingesetzt, was potenziell neue Behandlungsmöglichkeiten durch Gentherapie eröffnet. Auch Gene Editing könnte verbessert werden, und eventuell ließen sich Algorithmen entwickeln, die komplexere Krankheiten besser erfassen und so eine Gentherapie möglich machen. Langfristig könnten personalisierte Medizin und Gentherapie dank KI zum Standard in der Medizin werden. Das Gesundheitswesen würde sich dadurch grundlegend verändern.

Covid-19 wird möglicherweise dazu führen, dass wir über KI und Medizin in Zukunft ganz anders denken. KI kann potenziell jedoch alle Sektoren grundlegend verändern und die Wachstumsraten durch höhere Produktivität, Qualität, Effizienz und Zeitersparnis steigern. Die rasche Entwicklung der KI kann sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft insgesamt und die Wirtschaft sehr vorteilhaft sein.

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