Montag, 28. November 2022

Anlagekommentar Oktober 2022 - Internationale Anleger kehren China wegen zunehmenden autokratischem Führungsstil den Rücken

 Für die Finanzmärkte war im letzten Monat am unruhigsten die politische Entwicklung in China, was dafür sorgte, dass der Leitindex Shanghai Composite -4,3 Prozent verlor. Der chinesische Präsident Xi hatte auf dem Parteitag der KP Chinas alle reformorientierten Mitglieder des höchsten Machtorgans gegen treue Gefolgsleute ausgetauscht. Dazu wurde der bisherige Präsidenten Hu Jintao medienwirksam aus dem Kongresssaal geführt und Präsident Xi lies sich nach einer Verfassungsänderung ein drittes Mal wählen.

Der zunehmend autokratische Führungsstil und Xis Präferenz, das Sozialwohl vor das Wirtschaftswachstum zu stellen, verunsicherten vor allem die internationalen Anleger, die ihr Geld en masse aus dem Aktienmarkt abzogen. Gleichzeitig bekräftigte Xi seine unnachgiebige Haltung in punkto Null-Covid-Strategie, die Chinas Wirtschaft in diesem Jahr bereits mächtige Einbußen beschert hat und das Wachstumsziel von 5,5 Prozent immer unwahrscheinlicher erscheinen lässt.

Entwicklung der Anlagemärkte im Oktober 2022

Bei den Anlegern war im Oktober 2022 die Hoffnung auf einen gemäßigteren Zinsstraffungszyklus in den westlichen Volkswirtschaften und eine besser als befürchtete US-Quartalsberichtssaison die Grundlage dafür, dass trotz meist schwächerer Konjunkturindikatoren eine Erholung der Kapitalmärkte einsetzte. So konnte der weltweite MSCI World Index in US-Dollar um +7,1 Prozent zulegen. Der marktbreite S&P 500 Index profitierte dadurch auch kräftig und zog um +8,0 Prozent an. Beim technologielastigen NASDAQ Composite Index belasteten die schwächeren Quartalsergebnisse bzw. vorsichtigen Ausblicke einiger US-Technologieriesen wie Alphabet, Amazon oder Meta, so dass es nur zu einem Zuwachs von +3,9 Prozent reichte.

DAX Entwicklung

Deutschlands und Italiens Leitindizes übernahmen mit +9,4 Prozent beim DAX Index respektive +9,7 Prozent beim FTSE MIB Index die Führungsrolle und keiner der europäischen Länderindizes musste Ende Oktober 2022 einen monatlichen Verlust ausweisen. Am schlechtesten entwickelte sich der britische FTSE 100 Index von den wichtigen Indizes in  Europa und stieg mit +2,9 Prozent unterproportional. Am unruhigsten war jedoch die Entwicklung in China. Der chinesische SSE Composite Index verlor -4,3 Prozent. Präsident Xi hatte auf dem Parteitag der KP Chinas den zunehmend autokratischen Führungsstil weiter befeuert.

Globale Staatsanleihen notierten – nach einer wahren Achterbahnfahrt – zum Monatsende relativ unverändert und an den Rohstoffmärkten sorgten die zunehmenden Wachstumssorgen für gemischte Reaktionen. So sank der als wirtschaftlicher Frühindikator angesehene Kupferpreis um rund -2 Prozent und der Goldpreis reduzierte sich um -1,6 Prozent. Der Ölpreis konnte dagegen einen Preisanstieg von fast +10 Prozent verzeichnen.

Schwellenländer sind für eine Markterholung gut gerüstet

Die Schwellenländer stehen derzeit aus unterschiedlichen Gründen sehr stak im Rampenlicht. Dies beginnt mit dem Russland-Ukraine-Konflikt, gefolgt von der Verhängung massiver Lockdowns in China im April, was weltweite Verwerfungen der Lieferketten auslöste. Für Geldanleger waren die Schwellenländer dadurch schon das ganze Jahr über ein Thema. Experten gehen davon aus, dass zahlreiche Schwellenländer von der makroökonomischen Lage und der Dynamik der Rohstoffmärkte künftig stärker profitieren werden als die Industrieländer.

Denn während sich Europa mit einer Energiekrise und steigender Inflation herumschlagen muss und in den USA angesichts der aggressiven geldpolitischen Straffung durch die Fed eine Konjunkturabkühlung unausweichlich erscheint, werden die Schwellenländer die Hauptnutznießer steigender Rohstoffpreise aufgrund des Ungleichgewichts an den Rohstoffmärkten sein. Bei seiner jüngsten Revision im Juli 2022 senkte der IWF seine Wachstumsprognosen für die USA um 1,3 Prozent auf 1 Prozent und in Deutschland um 1,9 Prozent auf 0,8 Prozent für das Jahr 2023. Auch in den Nicht-Industrieländern kam es zu Wachstumseinbußen, die aber bei den Schwellenländern wesentlich geringer als bei den Industrieländern ausfiel.

Die folgende Grafik zeigt das Wachstumsgefälle zwischen den wichtigsten Schwellen- und Industrieländern. Nach einem langfristigen Rückgang des Wachstumsgefälles wird das relative Wachstum der Schwellenländer voraussichtlich stark anziehen und könnte sich den Niveaus annähern, die zuletzt 2014 zu verzeichnen waren.

Schwellen- und Industrieländern - Vergleich der Wachstumsraten

Die Schwellenländer sind heute wesentlich robuster als während des Taper Tantrum im Jahr 2013

Dies kann man an 3 wesentlichen Punkten festmachen:

  1. Viele Schwellenländer haben ihre außenwirtschaftliche Position verbessert. So hat Indien beispielsweise seine Fremdwährungsreserven seit 2012 verdoppelt. Wenngleich seine Auslandsschulden ebenfalls gestiegen sind, geschah dies langsamer, sodass sich das Verhältnis von Fremdwährungsreserven zu Auslandsschulden und damit die Widerstandsfähigkeit des Landes gegen externe Einflüsse verbessert hat. Indien, Mexiko, China und Südkorea ist es gelungen, den Anteil der kurzfristigen Schulden an ihren Auslandsverbindlichkeiten zu verringern.
  2. Die Zentralbanken in Lateinamerika waren schneller als die US-Notenbank bei der Anhebung der Leitzinsen zur Eindämmung der Inflation. Brasilien, Mexiko, Peru und Kolumbien hatten schon 2021 mit der Erhöhung ihrer Leitzinsen begonnen. Dies hat massive Kapitalabflüsse verhindert und die Differenz der Realzinsen gegenüber den USA erhöht, was vor allem die Währungen Brasiliens und Mexikos gestützt hat.
  3. Die heimischen Anleihenmärkte der Schwellenländer sind heute größer als 2013, da ihnen zusätzliche Refinanzierungsoptionen zur Verfügung gestellt werden, insbesondere im Umfeld eines steigenden US-Dollars.

Der wichtigste Aspekt ist jedoch, dass die Unternehmen der Schwellenländer zu Beginn dieses Abschwungs solide Fundamentaldaten und damit eine hohe Stabilität aufwiesen. So lag die Nettoverschuldung zu Beginn dieses Jahres auf einem historisch niedrigen Niveaus. Im Vergleich mit dem Rest der Welt, sind Schwellenländerunternehmen auch weniger verschuldet als ihre Pendants in den USA und Europa. Das soll aber nicht heißen, dass sich alle Schwellenländer vom weltweiten Konjunkturabschwung und dem Anstieg der Finanzierungskosten verschont werden. Mit Sri Lanka, Kenia und Pakistan sind in diesem Jahr auch eine zunehmende Zahl von Ländern unter Druck geraten.

Die Rohstoffmärkte profitieren vom Wandel zu umweltfreundlicheren Alternativen

Die eingeleitete Energiewende erfordert auch eine große Menge an Basismetallen. Kupfer, Nickel und Lithium sind nur einige der Erze, die für grüne Technologien gebraucht werden. Diese Basismetalle kommen vorwiegend aus den Schwellenländern. So stammen beispielsweise 40 bis 45 Prozent des Kupfers aus Chile, Peru und Mexiko, während 50 des Nickels aus Indonesien und von den Philippinen kommen. Die Nachfrage nach Erzen im Zusammenhang mit dem grünen Wandel wird sich bis 2040 voraussichtlich mindestens verdoppeln. Elektrofahrzeuge, die eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der grünen Agenda von Regierungen weltweit spielen, brauchen fast sechs Mal so viele Erze wie normale Autos. Zwischen der Entdeckung von Rohstoffvorkommen und dem Beginn ihrer Förderung liegen drei bis fünf Jahre, was folglich nur eins bedeutet: Höhere Preise.

Ausblick auf die zukünftige Kapitalmarktentwicklung

In einem Umfeld, dass derzeit durch unüblich viele Unwägbarkeiten geprägt ist, fungieren mittelfristige Szenarien als ein Sicherheitsanker. So kann in einem vernünftigen Szenario, bei dem zu Grunde gelegt wird, dass die überhöhte Inflationsphase in spätestens drei Jahren endet, kann eine wirtschaftliche Entwicklung ähnlich wie vor der Pandemie verlaufen. Dies bedeutet, dass das globale Wirtschaftswachstum verhalten ist und die Inflation weitgehend unter Kontrolle ist. Die aktuellen Anleiherenditen in Europa entsprechen etwa diesem mittelfristigen Szenario, während sie in den USA derzeit leicht über dem mittelfristigen Gleichgewichtswert liegen.

An den Kapitalmärkten wird derzeit, anders als noch vor einigen Monaten, davon ausgegangen, dass es den führenden Notenbanken gelingen wird, die Inflation auf ihr Ziel von 2 Prozent zurückführen. Diese veränderte Markteinschätzung zeigt sich etwa im Rückgang der Inflationserwartungen an den Anleihemärkten. Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass viele Investoren mittlerweile etwas weniger auf die kurzfristigen wirtschaftlichen Verwerfungen als auf eine Rückkehr von Normalität in der mittleren Frist fokussiert sind.

Deshalb sind die die aktuellen Anleiherenditen im Vergleich zu Geldmarktanlagen interessanter. Zudem haben sich mit der nachlassenden konjunkturellen Dynamik die Aussichten für Anleihen verbessert. Bei Zukäufen sollten kürzere bis mittlere Laufzeiten, mit dem Ziel, Anleihen auf Verfall zu halten bevorzugt werden.

Anlagemärkte Entwicklung

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Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet. Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
  • Bereich “Schwellenländer sind für eine Markterholung gut gerüstet“ von MainFirst GmbH

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Donnerstag, 17. November 2022

Gesundheitswerte im Anlagedepot können ein Stabilitätsanker sein

 „Gesundheitsaktien“ können gerade in Zeiten von geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheit ein sogenannter Stabilitätsanker für das Anlagedepot darstellen. Aber auch in der nächsten Erholungsphase sollten Aktien von Biotechnologie-, Pharma- und Medizintechnikunternehmen attraktive Renditen bieten. Die “Healthcare“-Branche profitiert nämlich gleich von zwei Megatrends: demografischer Wandel und Digitalisierung. Für die Erzielung einer breiteren Diversifikation können Gesundheitsaktien daher eine geeignete Beimischung sein.

Corona-Pandemie bringt Biotechnologie- und Pharmaunternehmen mediale Aufmerksamkeit

Die Biotechnologie- und Pharmaunternehmen sind im Zuge der Corona-Pandemie so präsent in den Medien gewesen wie selten zuvor. Die rasche Bereitstellung eines Covid-Impfstoffs wurde zum entscheidenden Faktor in der Pandemiebekämpfung erklärt und gestiegene Forschungsausgaben führten zu Innovationen, die über die aktuelle Virusbekämpfung hinausgehen. Fortschritte bei MRNA-Impfstoffen und Gentherapien sollen zukünftig zum Mittel der Wahl in der Bekämpfung von Krebs werden oder zumindest bisherige Therapien unterstützen.

Biotech-Unternehmen in Deutschland

In 2022 sind diese Aktien aber nicht nur aufgrund von erwarteten Entwicklungssprüngen interessant. Der Ukraine-Krieg, hohe Inflation und steigende Zinssätze lassen Anleger nach einem sicheren Hafen suchen. Hier spielen Gesundheitsaktien ihre Stärken aus: Die Nachfrage nach Medikamenten oder Medizintechnik ist relativ unabhängig von der wirtschaftlichen Konjunktur und die Ausgaben werden in der Regel von Versicherungen übernommen. Die hohen Gewinnspannen des Sektors schützen zudem die Erträge vor den Auswirkungen der Geldentwertung. In der Vergangenheit haben sich Pharmaaktien daher als krisenresistent gezeigt – egal ob in der Finanzkrise 2008/2009 oder zum Höhepunkt der Corona-Pandemie im März 2020. Gleiches gilt für das erste Halbjahr 2022, in dem der Biotechnologiesektor besser abschnitt als der breite Aktienmarkt.

Das heißt aber nicht, dass man Aktien von Biotechnologie-, Pharma- und Medizintechnikunternehmen nur in Krisen oder einem stagflationären Umfeld (Eintrübung des Wirtschaftswachstums bei gleichzeitig hoher Inflation) in das Depot holen sollte.

Gesundheitswerte waren auch schon vor der Corona-Pandemie empfehlenswerte Depotbeimischungen

Die stetige Alterung der Bevölkerung in den westlichen Gesellschaften und die beobachtete hohe Zahl von Zivilisationskrankheiten machen den Gesundheitssektor zu einer sehr vielversprechenden langfristigen Investition. Die Fälle von Gelenkkrankheiten, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Adipositas nehmen mit einer global wachsenden Mittelschicht immer weiter zu und die Behandlung ist kostenintensiv. Nach Angaben der Weltbank wurden in der Europäischen Union im Jahr 2019 pro Kopf etwa 3.500 Euro für die Gesundheitsversorgung ausgegeben. Studien haben gezeigt, dass inzwischen etwa 40 Prozent aller Deutschen an einer oder mehreren chronischen Krankheiten leiden. Fast ein Drittel davon lebt 20 Jahre oder länger mit ihrer Erkrankung. Diese Krankheiten müssen aufwendig behandelt werden, weshalb der Weltmarkt für verschreibungspflichtige Medikamente laut Experten zwischen 2001 und 2026 um durchschnittlich 6,4 Prozent pro Jahr wachsen soll.

Ein zusätzlicher Treiber für diese Entwicklung ist die demografische Entwicklung in den Schwellenländern. In Asien liegen die Gesundheitsausgaben im Vergleich zu Europa bisher noch bei weniger als einem Drittel – Tendenz stark steigend. Die Region ist damit ein gigantischer Wachstumsmarkt. Asien ist Heimat für fast 60 Prozent der Weltbevölkerung. Bereits im Jahr 2050 werden ca. eine Milliarde Menschen in der Region über 60 Jahre alt sein, davon allein in China etwa 500 Millionen. Doch nicht nur die schiere Größe des Marktes ist hier entscheidend, sondern auch der soziale Aufstieg innerhalb der Bevölkerung. Die wachsende Mittelschicht und damit steigende Kaufkraft wirken sich stark auf die Nachfrage nach Arzneimitteln, Therapien und medizinischen Geräten aus. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass in aufstrebenden Volkswirtschaften die Ausgaben für die Gesundheitsversorgung sogar stärker wachsen als das Bruttoinlandsprodukt insgesamt.

Der Anlagemarkt bietet eine breite Palette an Investitionsmöglichkeiten

Für Anleger, die vom langfristigen Wachstum der Branche oder der Robustheit gegen Krisen profitieren wollen, bieten sich am Markt eine Vielzahl von Fondsalternativen. Bei der Auswahl des passenden Produkts gilt es im ersten Schritt die Schwerpunkte der vorhandenen Fonds oder Indizes zu erkennen. Denn inhaltlich können sich diese deutlich unterscheiden: Viele „Biotechnology“-Fonds legen den Fokus beispielsweise auf Pharmazeutika und Medikamentenhersteller. Daneben gibt es aber auch Fondsmanager, die sich auf Produzenten medizinischer Instrumente und von Technologielösungen spezialisiert haben. Dazu gehören etwa chirurgische Operationsroboter oder Analysetools, die auf Basis gigantischer Datenmengen Diagnosen stellen können. Wem dies noch nicht speziell genug ist, kann auch auf Produkte zurückgreifen, die sich der Bekämpfung einzelner Krankheiten wie etwa Krebs verschrieben haben und dafür nur in einen relativ engen Markt investieren. Das genaue Gegenteil sind sogenannte „Healthcare“-, „Life Science“- oder „Healthscience“-Fonds, welche versuchen den Gesundheitssektor möglichst breit abzudecken und zu den oben genannten Bereichen auch medizinische Dienstleistungen dem Anlageportfolio beimischen.

Aktienfonds Biotechnologie, Pharma und Gesundheit

Entscheidend für die Entwicklung der Gesundheitsfonds ist auch die Gewichtung von kleinen Wachstumsunternehmen im Verhältnis zu den großen Playern am Markt. Unternehmen mit marktbeherrschender Position (häufig auch als „Large Caps“ oder „Blue Chips“ bezeichnet) weisen in der Regel stabilere Erträge auf, da sie über eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte, hohe Forschungsbudgets und langlaufende Patente verfügen. Kleinere, aufstrebende Unternehmen („Small Caps“) verfügen zwar oft über höhere Wachstumsaussichten, die Aktienkurse unterliegen aber auch größeren Schwankungen. Zudem werden kleinere Firmen auch stärker von steigenden Zinsen getroffen, da sie üblicherweise einen höheren Verschuldungsgrad aufweisen und damit stärker durch zunehmende Finanzierungskosten getroffen werden. Hier gilt es für Fondsmanager, die richtige Balance zu treffen und flexibel auf sich ändernde Zinsniveaus zu reagieren.

Fazit

Die staatlichen Ausgaben für die Gesundheitsforschung erhielten durch die Pandemie einen ordentlichen Schub, weil Covid-19 die Bedeutung von Innovationen im Gesundheitswesen verdeutlichte. Auf absehbare Zeit sollte der Sektor damit vergleichsweise unabhängig von der Konjunkturentwicklung bleiben. Dafür spricht auch, dass die übrigen Treiber wie Alterung der Bevölkerung und steigende Gesundheitsausgaben weiter intakt bleiben werden – egal ob in den Industrienationen oder den Schwellenländern. Die defensiven Eigenschaften und geringe Korrelation zu anderen Branchen machen Gesundheitsaktien damit zu einem geeigneten Mittel, um im aktuellen Umfeld die Diversifikation von Anlegerportfolios zu verbessern.

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Freitag, 4. November 2022

Weltspartag - Ist so was von out oder doch noch mega in?

 Dieses Jahr am 28. Oktober 2022 ist wieder Weltspartag. Allerdings hat die 98 Jahre alte Idee mittlerweile vollends ihren Reiz verloren - zumindest für Sparer. Für jemand der dagegen einen Kredit aufnehmen will, der kann sich über die Minizinsen freuen. Denn die niedrigen Zinsen reduzieren die Darlehensrate. Doch auch bei laufenden Darlehen kann man sparen - was aber die wenigsten tun. Sparen - das Wort hatte früher einen fast magischen Klang. Ist das ist heute anders?

Erinnern Sie sich noch an den Weltspartag in der Kindheit?

Mit Münzen und manchmal auch „kleinen“ Scheinen, die man von Oma und Opa oder zu verschiedenen Anlässen erhalten hat, wurde unser Sparschwein voller Stolz das ganze Jahr über „gefüttert“. Am Weltspartag gingen wir dann mit unseren Eltern zur örtlichen Bank, haben das Sparschwein am Schalter abgegeben und mit großen Augen mitverfolgt, wie der Bankmitarbeiter das darin enthaltene Geld gezählt hat.

Dieser Betrag wurde dann ins Sparbuch eingetragen und wir waren stolz darauf, dass im Büchlein wieder ein paar Mark mehr verzeichnet waren. Und unser Sparfleiß wurde zusätzlich durch ein oder mehrere Geschenke von der örtlichen Bank belohnt. Die Verzinsung - damals deutlich höher als heute - wurde vielleicht nicht allumfassend verstanden, doch haben wir dadurch gelernt, dass sich Sparen lohnt. Auch den Zinseszins-Effekt konnten wir gut verfolgen, spätestens dann, wenn im Folgejahr die Zinsen nachgetragen wurden.

Die attraktiven Zinsen auf dem Sparbuch sind längst passé, der aktuelle Satz liegt bei 0,1 Prozent

Einer Statista Research Erhebung vom 20.09.2022 zufolge haben 37,5 Mio. Bundesbürger ein Sparbuch. 12 Mio. nutzen lt. Statista (Januar 2022) Aktien oder Aktienfonds. Somit ist das Sparbuch immer noch sehr weit verbreitet und es gibt folglich noch viel Aufklärungspotenzial. Erfreulich: Mehr als jeder zweite Bundesbürger spart regelmäßig und könnte mehr aus seinem Geld machen. Die aktuelle Sparquote liegt lt. Statista Research bei 9,7 Prozent (veröffentlicht am 20.09.2022). Die Inflationsrate, die im September mit 10,0 Prozent (vorläufig) veröffentlicht wurde, wirkt auf das Ersparte wie die Hochsommersonne auf ein Speiseeis in der Hand: Es schmilzt!

Durchschnittspreise für eine Kugel Eis in Eisdielen deutsche Großstädte (in Euro)

Eine kühle Rechnung bei heißen Sommertemperaturen geht wie folgt: Zitroneneis kostete vor rund zehn Jahren 1,20 Euro pro Kugel. Im Jahr 2022 kratzt der Preis schon an der 2-Euro-Marke. Eis hat sich also mit einer Inflationsrate von 67 Prozent in nur einem Jahrzehnt verteuert.

Der Inflationsrechner zeigt deutlich und unerbittlich, welche Auswirkungen die Inflation auf die Kaufkraft des Geldes hat

Bei 10.000 EUR und 0 Prozent Verzinsung bedeutet dies, dass bei einer Inflationsrate von 8 Prozent (zum Vergleich in Klammern die Ergebnisse bei 4 Prozent Inflation):

  • nach 1 Jahr nur noch 9.259  (bei 4 Prozent: 9.615 EUR) Kaufkraft übrig bleibt
  • nach 5 Jahren nur noch 6.805 EUR (8.219 EUR)
  • nach 10 Jahren nur noch 4.632 EUR (6.756 EUR)
  • nach 25 Jahren nur noch eine Kaufkraft von 1.460 EUR (3.751 EUR) von der ehemaligen Kaufkraft in Höhe von 10.000 EUR übrig bleibt

Inflationsrechner – Berechnen Sie, wie viel Ihr Geld morgen noch wert ist!

Verlust der Kaufkraft bei verschiedenen Inflationsraten im Zeitlauf

Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?

Der Inflation mit Fondssparen „die eiskalte Schulter“ zeigen, sonst „macht Ihr Geld die Flatter“.  Was also tun, damit das Angesparte fit und kaufkräftig bleibt? Langfristiges Fondssparen, also immer wieder kleine oder größere Beträge in einen Aktienfonds einzuzahlen, ist eine Möglichkeit. Ihr Vermögen unterliegt dabei Schwankungen. Nach oben und unten. Auf lange Sicht betrachtet, können die Risiken überschaubar bleiben. Denn schaut man in die Vergangenheit, dann hat der deutsche Aktienindex DAX  noch jede Inflation in Deutschland geschlagen. Anleger konnten damit beispielsweise bei einem Investitionszeitraum von 20 Jahren im jährlichen Durchschnitt 8,9 Prozent Rendite erzielen. Langfristig kann das die Chance auf einen Spielraum gegen Jahre wie 2022 bieten, in dem uns die Kaufkraft rasant von der Waffel rinnt wie Zitroneneis, wenn wir nichts dagegen tun.

Sehen Sie in der nachfolgenden Grafik, wie sich verschiedene Fonds mit einem monatlichen Sparplan entwickeln können:

Fazit

Der Weltspartag bleibt mega in – nur die Sparform muss sich ändern.

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