Freitag, 28. Oktober 2022

Anlagekommentar September 2022 - Für die Fed hat die Inflationsbekämpfung oberste Priorität und behält deshalb ihren rasanten geldpolitischen Straffungskurs bei

 Für die Inflationsbekämpfung ist zumindest für einige Quartale ein unterdurchschnittliches Wirtschaftswachstum nötig. Dies wird durch eine Kombination aus höheren Zinsen und Inflation entstehen. In den USA wird die Geldpolitik einen wichtigen Teil beitragen müssen, während in Europa der Inflation eine größere Rolle zukommt.

Die US-Notenbank Fed hat im September 2022 die Leitzinsen noch einmal deutlich um 75 Basispunkte angehoben, während der Zinspfad danach allmählich flacher ausfallen wird. Die Herausforderung für die Federal Reserve System (Fed) besteht darin, dass die Wirkung vergangener Zinserhöhungen auf die Wirtschaft einigermaßen gut abgeschätzt wird, um dem Ziel eines Soft-Landings möglichst nahe zu kommen. Zinserhöhungen gab es auch in der Eurozone, der Schweiz und in Großbritannien. Dagegen hat China die Zinsen im August 2022 gesenkt, während in Japan weiterhin keine Änderungen anstehen.

Entwicklung der Anlagemärkte im September 2022

Die Angst vor einer globalen Rezession und zu hohen Zinsen traf die Kapitalmärkte im September mit voller Wucht. In der Folge gab der globale Aktienindex MSCI World Index um -9,5 Prozent nach. Obwohl sich die Wirtschaftsaussichten in der Eurozone stärker eintrübten als in den USA, verloren US-Aktien und US-Anleihen überdurchschnittlich. Die Ursache lag an den überraschend aggressiven Tönen des Fed-Präsidenten Jerome Powell auf dem Notenbanktreffen in Jackson Hole Ende August 2022. Dort standen der geldpolitische Pfad der US-Zentralbank und die Inflationszahlen im Fokus der Anleger.

Der marktbreite S&P 500 Index gab -9,3 Prozent ab und der technologielastige NASDAQ Composite verlor mit -10,5 Prozent sogar zweistellig. In Europa konnten sich die Leitindizes Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Großbritanniens mit Verlusten von -4 bis -6 Prozent vergleichsweise gut behaupten. Auch in Asien ging es bergab, was beim NIKKEI 225 Index zu einem Rückgang von -7,7 Prozent führte und der chinesische  Hang Seng Index verlor dagegen noch mehr und landete bei -13,7 Prozent.

DAX Entwicklung

An den Rentenmärkten kamen auch in der Folge der Zinserhöhungen der Notenbanken die globalen Investmentgrade-Anleihen massiv unter die Räder und fielen um 5,1 Prozent. Hauptursache war, dass die US-Notenbank ihren Straffungszyklus mit einem großen Zinsschritt von 75 Basispunkten fort setzte. Die Federal Reserve System (Fed) bekräftigte, den eingeschlagenen schnellen Zinspfad unvermindert beizubehalten, bis sich eine nachhaltige Abschwächung der Inflationsrate zeigt. Für die Marktteilnehmer war die Fed-Aussage, auch eine Rezession in Kauf zu nehmen, um den Preisauftrieb zu brechen, ein starkes Warnsignal. In der Folge stiegen die Finanzierungskosten und die Hypothekenzinsen auf den höchsten Stand seit 2008 und gaben Sorgen vor einer Immobilienkrise und einem heftigen Konjunktureinbruch neue Nahrung.

Auch Großbritannien trug seinen Anteil zu den Verwerfungen der Anleihemärkte bei. Dabei sorgte der neue Finanzminister mit der Aussage, die von der Vorgängerregierung geplante Erhöhung der Unternehmenssteuern nicht zu realisieren, eine Krise am britischen Markt für Staatsanleihen aus. Die Turbulenzen waren so heftig, dass sich Premierministerin Truss in Schadensbegrenzung übte und mehrere britische Immobilienfonds die Rückgabemöglichkeiten einschränkten. Auch die Bank of England war gezwungen, sich Anleihenkäufe in dreistelliger Milliardenhöhe genehmigen zu lassen und verstärkt Staatsanleihen aufzukaufen, um Ausfälle bei britischen Pensionsfonds zu verhindern.

Bei den Rohstoffen stürzte der Ölpreis um fast -11 Prozent ab. Der US-Dollar fungierte in den zunehmend volatileren globalen Währungsmärkten als sicherer Hafen und um +2,5 Prozent gegenüber dem Euro aufwerten. Dagegen konnte Gold seine Sicherheitsfunktion mit einem Abschlag von -3 Prozent im September 2022 nicht erfüllen.

Rentenmärkte - Gut gerüstet in eine neue Zeit in der die Inflation im Mittelpunkt steht

Durch die Turbulenzen an den Rentenmärkten wurden die Anleger auf eine harte Probe gestellt. So war jahrelang für die Kapitalmärkte das Wirtschaftswachstum ein zentrales Thema – jetzt rückt die Inflation in den Mittelpunkt. Und so das Jahr 2022 als das Jahr in Erinnerung bleiben, an dem sich die Rahmenbedingungen an den Rentenmärkten grundlegend geändert haben. In den entwickelten Ländern wurden Inflationsschocks verzeichnet, wie sie seit den Ölpreisschocks der Siebzigerjahre nicht mehr gesehen wurden.

Seit Ende der Neunzigerjahre hatte die Inflation nicht mehr so im Zentrum der gestanden, um im Jahr 2022 dagegen wieder in den Mittelpunkt zu rücken. In der Folge wurden steigende Preise zum wichtigsten Einflussfaktor für die Geldpolitik und die Finanzmärkte. Für manche jüngere Marktteilnehmer fühlt sich dies gänzlich neu an, denn die Rentenmarktindizes mussten im historischen Vergleich außerordentlich hohe Verluste hinnehmen. Im bisherigen Jahresverlauf konnten die Anleger praktisch an keinem Markt für Staatsanleihen auch nur ein bisschen Sicherheit finden.

Entwicklung ausgewählter internationaler Rentenfonds

Die Verluste am Rentenmarkt sind nach wie vor außerordentlich hoch, allerdings hat sich jedoch ihre Struktur im Jahresverlauf in gewissem Umfang geändert. Im ersten Quartal 2022 wurden die Kursrückgänge vor allem dadurch ausgelöst, dass Anleihen sensibel auf Zinsanhebungen reagierten, was auch als „Durationsrisiko“ bezeichnet wird. Die Renditen von relativ sicheren Staatsanleihen und von chancenreicheren Staatsanleihen und Unternehmensanleihen stiegen im Gleichschritt an. Im zweiten Quartal 2022 hielten die Verluste an, weil die Bonitätsrisiken als größer eingeschätzt wurden: Die Differenz zwischen den Renditen für sicherere bzw. riskantere Papiere weitete sich aus, weil erstere sanken und letztere weiter anstiegen.

Derzeit sind keine Anzeichen für ein Abklingen der Marktvolatilität zu erkennen. Dennoch können die Kurzrückgänge für langfristige Anleger eine interessante Einstiegsphase bedeuten.

Ausblick auf die zukünftige Kapitalmarktentwicklung

In einem Umfeld, dass derzeit durch unüblich viele Unwägbarkeiten geprägt ist, fungieren mittelfristige Szenarien als ein Sicherheitsanker. So kann in einem vernünftigen Szenario, bei dem zu Grunde gelegt wird, dass die überhöhte Inflationsphase in spätestens drei Jahren endet, kann eine wirtschaftliche Entwicklung ähnlich wie vor der Pandemie verlaufen. Dies bedeutet, dass das globale Wirtschaftswachstum verhalten ist und die Inflation weitgehend unter Kontrolle ist. Die aktuellen Anleiherenditen in Europa entsprechen etwa diesem mittelfristigen Szenario, während sie in den USA derzeit leicht über dem mittelfristigen Gleichgewichtswert liegen.

An den Kapitalmärkten wird derzeit, anders als noch vor einigen Monaten, davon ausgegangen, dass es den führenden Notenbanken gelingen wird, die Inflation auf ihr Ziel von 2 Prozent zurückführen. Diese veränderte Markteinschätzung zeigt sich etwa im Rückgang der Inflationserwartungen an den Anleihemärkten. Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass viele Investoren mittlerweile etwas weniger auf die kurzfristigen wirtschaftlichen Verwerfungen als auf eine Rückkehr von Normalität in der mittleren Frist fokussiert sind.

Deshalb sind die die aktuellen Anleiherenditen im Vergleich zu Geldmarktanlagen interessanter. Zudem haben sich mit der nachlassenden konjunkturellen Dynamik die Aussichten für Anleihen verbessert. Bei Zukäufen sollten kürzere bis mittlere Laufzeiten, mit dem Ziel, Anleihen auf Verfall zu halten bevorzugt werden.

Anlagemärkte Entwicklung

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Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet. Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
  • Bereich “Rentenmärkte - Gut gerüstet in eine neue Zeit in der die Inflation im Mittelpunkt steht“ von  Allianz Global Investors GmbH

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Donnerstag, 27. Oktober 2022

Immobilien befinden sich derzeit in einem schwierigen Umfeld - Worauf muss man achten?

 Die Anlageklasse der offenen Immobilienfonds gehörte in den letzten Jahren zu den schwankungsärmsten Anlageformen am Anlagemarkt. Auch während der Coronakrise konnten sie ihre Robustheit unter Beweis stellen. Derzeit stehen die defensiven Portfoliobausteine aber gleich vor mehreren Herausforderungen: Stark ansteigende Zinsen, hohe Inflation und eine Eintrübung der Wirtschaft. In diesem Beitrag soll der Zustand des Immobilienmarktes näher betrachtet und herausgestellt werden, worauf man bei der Auswahl von Immobilienfonds achten sollte.

Steigende Baukosten und Zinsen lassen den Traum vom Eigenheim für viele Mittelstandsfamilien platzen

Laut einer Meinungsumfrage des Immobilienfinanzierungsvermittlers „Engels & Völkers Finance“ geben zwei Drittel der Deutschen an, dass sie sich ohne eine Schenkung oder Erbschaft nicht in der Lage sehen, eine Immobilie zu finanzieren. Vielen fehlt das notwendige Eigenkapital und für Vollfinanzierungen sind die Hürden deutlich höher geworden. „Die Banken sind bei der Vergabe von Krediten zunehmend restriktiver, sodass Finanzierungen ohne Eigenkapital nur dann bewilligt werden, wenn andere Faktoren die Kreditwürdigkeit positiv beeinflussen“, berichtet Rebecca Scheidler, Geschäftsführerin von Engel & Völkers Finance Germany. Viele Kaufinteressenten strömen daher wieder auf den Mietermarkt. So registrierte das Immobilienportal „Immowelt“ innerhalb eines Jahres eine Abnahme der Kaufanfragen um 17 Prozent. Parallel dazu stieg die Anzahl der Anfragen für Mietimmobilien um 34 Prozent.

Trotz zögerlicher Nachfrage hat sich der Immobilienmarkt aber relativ robust gezeigt. Preiseinbrüche sind ausgeblieben und Experten konnten in der aktuellen Herbstbefragung 2022 sogar eine Aufhellung der zuletzt angespannten Stimmung bei den Immobilienfirmen feststellen. Die Immobilienpreise scheinen zu einem neuen Gleichgewicht zu finden. Die eher zögerliche Nachfrage trifft zunehmend auf ein niedrigeres Angebot. Denn hohe Kosten für Rohstoffe und Finanzierungen treffen aktuell nicht nur Verbraucher, sondern auch Bauunternehmen und Projektentwickler.

Auch am Markt für Büroimmobilien sehen große Anbieter wieder einen gestiegenen Bedarf

Im ersten Halbjahr nahm der Flächenumsatz in den sieben größten deutschen Büromärkten sogar um 45 Prozent zu. Nachdem in der Coronakrise das „Zeitalter des Home-Office“ ausgerufen wurde, zeigt sich nun, dass dies nicht zwangsläufig zu verwaisten Büros und der Rückgabe von Flächen führen muss. Auch wenn viele Unternehmen seit Beginn der Pandemie flexiblere Arbeitszeiten und die Option des Arbeitens von zu Hause bieten, führt dies eher zu größeren Büroflächen. So entstehen etwa zusätzliche Gemeinschaftsbereiche oder Gruppen- und Meetingräume. Im Ausland scheint der Trend ebenfalls wieder in Richtung Rückkehr zum festen Arbeitsplatz zu gehen. Gerade in den USA und China beordern immer mehr Unternehmen ihre Angestellten in die Büros zurück.

offene Immobilienfonds Entwicklung 2016 bis 2022

Die Manager von Immobilienfonds gehen vor diesem Hintergrund mit Optimismus in das zweite Halbjahr. Einige Gesellschaften korrigierten sogar ihre Renditeaussichten leicht nach oben. Immerhin fällt mit den steigenden Leitzinsen auch das leidige Thema Strafzins für die Fonds weg. Immobilienfonds halten nämlich üblicherweise eine höhere Cashquote als andere Fonds, da Mittelzuflüsse nicht unmittelbar in neue Immobilienzukäufe umgesetzt werden können und für Abflüsse immer ein ausreichender Liquiditätspuffer bereitgestellt werden muss. Werden auf diesen Betrag nicht nur keine Zinsen gezahlt, sondern auch noch Gebühren fällig, drückt das selbstverständlich die Rendite. Dies ist Dank gestiegenem Zinsniveau nun nicht mehr der Fall.

Trotzdem sollten Anleger die Herausforderungen für den Immobilienmarkt nicht ignorieren. Dieser ist träge und eine Abkühlung des wirtschaftlichen Umfelds kann sich auch erst mit Verzögerung auf Bewertungen auswirken. Bei der Auswahl des passenden Fonds sollte daher genau hingeschaut und einige wichtige Kriterien berücksichtigt werden.

Beginnen wir mit der schon angesprochenen Liquiditätsquote

Ist diese zu hoch, kann dies das Ergebnis des Fonds verwässern oder dazu führen, dass das Management überhastet in unrentable Immobilien investiert. Ist die Liquiditätsquote aber zu niedrig, müssen Käufe womöglich über (teure) Kredite finanziert werden. Außerdem besteht das Risiko, dass ein Fonds schließen muss, wenn er Mittelabflüsse nicht mehr bedienen kann. Diese Gefahr ist seit einer Gesetzesänderung aus dem Jahr 2018 aber relativ gering. Um Anleger zu schützen, wurden vom Gesetzgeber Haltefristen von zwei und eine Rückgabefrist von einem Jahr eingeführt. Ein kurzfristig eintretender Liquiditätsengpass bei Immobilienfonds ist daher unwahrscheinlich geworden.

Die Beurteilung der Qualität des Immobilienportfolios der Fonds ist für Außenstehende in der Regel schwierig. Einige Rahmenbedingungen können aber gute Anhaltspunkte für Stabilität und Erfolg der Anlage geben. Da wäre zum einen die Größe, also das Fondsvolumen und die Anzahl der Immobilien. Befinden sich nur wenige Immobilien im Portfolio oder haben einzelne Immobilien eine sehr hohe Gewichtung, kann das Gesamtergebnis von nur einer einzigen Fehlinvestition massiv beeinflusst werden. Größere Immobilienfonds können in der Regel eine breite Streuung auf verschiedene Immobilien erreichen und so das Risiko des Portfolios verringern.

Apropos Streuung: Diese sollte nicht einfach nur naiv auf möglichst viele Einzelimmobilien verteilt sein

Wichtig für die Stabilität des Fonds ist auch, dass die Immobilien über verschiedene Regionen verteilt sind. Die geographische Diversifikation verhindert, dass lokale Preisschwankungen sich zu stark auf das Fondsergebnis auswirken. Bei Investitionen im Euro-Ausland sollte aber immer berücksichtigt werden, dass hier Währungsrisiken entstehen können. Diese führen unter Umständen zu Kursschwankungen oder erhöhen die Kosten des Fonds durch teure Währungsabsicherungen. Generell gelten selbstverständlich ähnliche Regeln wie bei Aktien- oder Anleihemärkten. Investitionen in Schwellenländer sind meist mit höheren Risiken verbunden als in den großen Industrienationen.

Vorteile offener Immobilienfonds

Mindestens genauso wichtig wie die Streuung über Regionen ist die Streuung über Gebäudetypen und Nutzungsarten. Wie bereits beschrieben, können sich verschiedene Immobiliensektoren sehr unterschiedlich oder sogar gegenläufig zueinander entwickeln. Grob kann der Immobilienmarkt in Wohn- und Gewerbeimmobilien aufgeteilt werden. Während der Markt für Wohnimmobilien vergleichsweise homogen ist, gibt es im Bereich der Gewerbeimmobilien große Unterschiede bei den Nutzungsarten. Die wichtigste Gruppe sind hierbei die klassischen Büroimmobilien, welche die meisten Portfolios der Immobilienfonds dominieren.

Klare Gewinner waren dabei in den letzten Jahren großflächige Bürogebäude in den struktur- und wirtschaftsstarken Metropolen. Denn wie bei allen Immobilien galt und gilt auch hier die Weisheit: Lage, Lage, Lage!

Neben den Büros können aber auch andere gewerbliche Immobilien eine entscheidende Rolle in den Portfolios spielen

Dazu gehören etwa Shopping-Center, Logistikgebäude oder auch Rechenzentren. Gerade im Handel sind in den letzten Jahren einige Trends zu beobachten. Durch die gestiegene Anzahl der Onlinebestellungen haben Einzelhändler – auch in Toplagen – immer stärker zu leiden. Häufigere Mieterwechsel und Leerstände machen das Segment daher immer unattraktiver für Investoren. Genau das Gegenteil gilt für Nahversorgungszentren mit Fokus auf Lebensmittel- und Drogeriemärkte. Gerade zum Höhepunkt der Coronapandemie wurden diese für essenziell erklärt und die Mieter daher kaum von Einschränkungen betroffen.

Solche krisenfesten Bausteine hat selbstverständlich jeder Manager gerne im eigenen Fonds.
Eine andere Besonderheit bei Gewerbeimmobilien kann gerade in der aktuellen Marktphase wichtig werden. Zum einen sind die Mietverträge mit häufig über 10 Jahren sehr langfristig festgelegt und die Mieten sind in den allermeisten Fällen an die Inflation gebunden. Bei der aktuellen Preisentwicklung können Büroimmobilien daher einen Beitrag zum Schutz des Depots vor Inflation leisten.

Einige Daten zu Immobilienfonds sind für Anleger leider schwerer zugänglich, aber ebenfalls wichtig für die Beurteilung der Qualität eines Immobilienfonds. Dazu gehört etwa die Vermietungsquote der Immobilien in den Portfolios. Denn ohne Mieter auch keine Einnahmen und damit Ausschüttungen an die Anleger. Als geeignete Orientierung sollte hier eine Quote von 95 Prozent nicht deutlich oder längerfristig unterschritten werden. Kurzfristig, etwa aufgrund einer Vielzahl von Neubauten oder umfassenden Sanierungen, kann aber auch ein sehr guter Fonds diese Grenze unterschreiten.

Fazit

Die aktuelle Krise macht auch vor dem Immobilienmarkt nicht halt. Berücksichtigt man aber die genannten Kriterien, können Immobilienfonds ein Depot weiter diversifizieren und zur Stabilität des Portfolios beitragen. Bei der Auswahl des passenden Immobilienfonds sollte die Zusammensetzung des Portfolios und auch die Historie des Fonds umfassend betrachtet werden.

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Freitag, 14. Oktober 2022

Geldanlagen im 3. Quartal 2022 - Inflation und Deflation werden gleichzeitig zur Herausforderung – Bestandsaufnahme und Chancen

 Die Herausforderungen für die Bevölkerungen in Europa waren selten größer als derzeit. So werden Menschen und Unternehmen von zwei Seiten in die Zange genommen, einerseits durch Inflation, also Kaufkraftverluste der Einkommen, und andererseits gleichzeitig durch Deflation der Vermögensgegenstände. Für private Haushalte und Unternehmen sind Existenzrisiken als auch Wohlstandsverluste und Verarmungstendenzen sind die Folge.

Der Hintergrund dieser Entwicklungen ist maßgeblich exogener Natur

Der geopolitische Krisenpotpourri, allen voran der Ukraine-Krieg mit seinen Maßnahmenpaketen, ist einer der entscheidenden Treiber der Preisinflation neben der verfehlten Zins- und Geldpolitik der westlichen Zentralbanken in den vergangenen Jahren. Die von den Zentralbanken in diesem Jahr erwarteten entlastenden Basiseffekte im Rohstoffsektor verkehrten sich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine in Folge der vom Westen veranlassten Sanktionspolitik in das Gegenteil. Sie wurden zu entscheidenden Preistreibern. Zusätzlich belasteten die Lieferkettenprobleme mangels angemessener globaler Investitionstätigkeit in der Phase von 2017 bis heute.

Die Preisanstiege verringern die Kaufkraft der vorhandenen Einkommen in historisch einmaliger Art und Weise sowohl in Deutschland als auch in der Eurozone. Werfen wir zunächst den Blick auf den Wert der laufenden Einkommen, die elementar sind, um das Leben zu bestreiten oder bestreiten zu können. In Deutschland nahmen die Verbraucherpreise zuletzt per Berichtsmonat August um 7,9 Prozent zu. In der Eurozone stellte sich der Anstieg der Verbraucherpreise per August 2022 auf 9,1 Prozent, dem höchsten Anstieg in der bis 1991 zurückgehenden Historie.

Verbraucherpreise in der Eurozone

Bei den Erzeugerpreisen, die sich perspektivisch auf die Verbraucherpreise auswirken, ist das Bild prekär. Per August 2022 stellte sich der Anstieg in Deutschland auf 45,8 Prozent im Jahresvergleich, während sich der Anstieg in der Eurozone per Juli 2022 auf 37,8 Prozent stellte. Wir reden hier von historischen Höchstwerten.

Damit wurde und wird die Kaufkraft der Einkommen massiv in Mitleidenschaft gezogen, denn Löhne oder auch Sozialleistungen werden erst zeitversetzt und voraussichtlich nicht symmetrisch angepasst. Entsprechend nehmen die Stresszustände bei den privaten Haushalten und den Unternehmen zu. Zusätzlich nehmen aus dieser Konstellation Insolvenzrisiken bei Unternehmen zu mit negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Staatliche Ersatzeinkommen sind regelmäßig geringer als Arbeitseinkommen. Das wirkt sich auf Konsum und absehbar auf Produktion belastend aus. Sowohl in der Eurozone als auch in Deutschland ist als Konsequenz dieser Konstellation eine Rezession auf der Agenda. Es sind aber nicht nur die realen Einkommensverluste, die das Fundament der Stabilität Deutschlands und der Eurozone erodieren. Diese zuvor dargestellte Inflation trifft gleichzeitig auf eine Deflation bei maßgeblichen Vermögenswerten.

Der DAX-Index sank seit Jahresbeginn um circa 21 Prozent

Wer also im DAX beispielsweise via ETF investiert war, hat einen zusätzlichen Kaufkraftverlust von 21 Prozent. Ähnlich prekär sah es am Anleihemarkt aus. Auch wer Bitcoin als Alternative wählte, war schlecht beraten. Seit Jahresbeginn stellte sich eine negative Performance um circa 53 Prozent gegenüber dem Euro ein. An Immobilienmärkten zeigen sich bezüglich der Preisentwicklung negative Tendenzen im Jahresverlauf. Eine weitere Komponente ist von elementarer Wichtigkeit. Dabei dreht es sich nicht um eine inländische Betrachtung, sondern um die Betrachtung des Außenwerts unserer Währung. Hier stellte sich ein massiver Verlust gegenüber dem USD seit Jahresbeginn in Höhe von circa 13,5 Prozent. Dieser Verlust zeigt sich auch in der Handelsbilanz, die per Berichtsmonat Juli mit einem Defizit in Höhe von 40 Mrd. Euro ein historisch einmaliges Niveau erreichte. Dagegen waren die Defizite während der Eurokrise bei gut 10 Mrd. Euro förmlich „Peanuts“.

Handelsbilanz der Eurozone saisonal bereinigt

Dieser Mix aus hohen Kaufkraftverlusten der Einkommen nach innen und noch mehr nach außen (USD) bei gleichzeitig markanten Wohlstandsverlusten bei klassischen Anlagen, allen voran Aktien und Anleihen, ist für Deutschland und die Eurozone in einem begrenzten Zeitraum von nur sieben Monaten historisch einmalig.

Das Problem der Einkommensverluste lässt sich durch eigene diskretionäre Entscheidungen nicht oder kaum ändern. Sehr wohl kann dem Problem der Wohlstandsverluste der Vermögen durch aktives Handeln und smarte Entscheidungen entgegengewirkt werden. Wie in jeder Krise gibt es nicht nur Risiken, sondern den Risiken stehen Chancen gegenüber. Bezogen auf die globale Ökonomie verteilen sich die Karten neu. Europa inklusive der Ukraine und Russland sind bezüglich Wirtschaftsstruktur und Konjunktur zunächst die Verlierer. Die USA sind im westlichen Umfeld die Gewinner. Der USD hat deutlich an Boden gewonnen. Bei Fortsetzung der Krise oder Eskalation, die derzeit im Raum steht, wird der USD weiter an Boden gewinnen. Sollte es zu einer Deeskalation kommen, drehte sich das Bild. Zunächst sollte der USD international weiter an Boden gewinnen. Ergo sind grundsätzlich Anlagen im USD, beispielsweise am Geldmarkt bei hoher Risikoaversion, zunächst weiter zu bevorzugen.

Länder, die sich nicht an den Russland-Sanktionen beteiligen, bieten perspektivisch Chancen

Aber auch die Länder, die sich nicht an den Russland-Sanktionen beteiligen, das sind gut 60 Prozent der Weltwirtschaft, bieten dank besserer Versorgungssicherheit als in Europa und Preislichkeit dank Discounts auf den Import russischer Rohstoffe perspektivisch Chancen insbesondere nach den Rücksetzern an den jeweiligen Aktienmärkten. Beispielsweise sind die Inflationsdaten in vielen dieser Länder markant niedriger als in westlichen Ländern. So legten die Verbraucherpreise in China um lediglich 2,5 Prozent und die Erzeugerpreise um 2,3 Prozent per August im Jahresvergleich zu. Bei Anlageentscheidungen zu Gunsten dieses Sektors sollte darauf geachtet werden, dass die betreffenden Länder keine nennenswerten Leistungsbilanzdefizite und auch ansonsten stabile Strukturdaten aufweisen. Zu diesen Ländern gehört beispielsweise auch Vietnam.

Gold als Währung ohne Fehl und Tadel hat im Zuge der globalen USD-Präferenz gegenüber dem USD um 8,5 Prozent verloren, aber Gold hat seit Jahresanfang auf Basis der Eurobewertung um 6 Prozent zugelegt. Hier wird deutlich, dass Gold sich in akuten Krisen bewährt. Auch dieser Sektor stellt damit eine Alternative für europäische Investoren dar. Grundsätzlich ergeben sich nach den teilweise massiven Rücksetzern an Aktienmärkten unter mittel- und langfristigen Gesichtspunkten Chancen. Schlussendlich müssen rund 8,5 Milliarden Menschen grundversorgt werden. Mehr noch sind globale Lieferketten wegen globaler Unterinvestition seit 2017 ausgeprägt. Das gibt den produktions- und lieferfähigen Unternehmen die Möglichkeit, hinsichtlich der Preissetzungsmacht von der Krise zu profitieren. Es gibt auch eine „politische Ökonomie“. Dazu gehört beispielsweise der Rüstungssektor, der losgelöst von der Konjunkturlage reüssieren wird (nicht ESG konform). Anders ausgedrückt bedarf es individueller Analyse, um erfolgreiche Sektoren in der Weltwirtschaft zu erkennen und dort Investitionen vorzunehmen.

Fazit

Als Zusammenfassung bietet sich an, die Risiken ernst zu nehmen. Die in den Risiken erkennbaren Chancen gilt es zu nutzen, um Wohlstandsverluste zu vermeiden, entgegenzuwirken oder umzukehren. Die Politik bestimmt die Geschicke massiv. Aus diesem Grund ist ein hohes Maß an Reagibilität an den Märkten erforderlich. Eine Möglichkeit, sich hohe Reagibilität einzukaufen, ist der Erwerb bisher erfolgreich gemanagter aktiver Aktien- oder Mischfonds.

Quartalsbericht Q3 2022

Geldanlagen im dritten Quartal 2022 als ePaper lesen

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