Montag, 20. Dezember 2021

Ausblick 2022 – Chancen und Risiken im Überblick

 Das Jahr 2021 neigt sich dem Ende zu. Zum Jahresschluss herrscht auf medialer und politischer Ebene und an Finanzmärkten begrenzte Zuversicht für die nähere Zukunft. Risikowahrnehmung ist durch die Themen Corona, Inflation, Zinspolitik, Stagflation, Staatsdefizite und geopolitische Risiken bestimmt.

Corona: Ein Überblick

Das Thema Corona wird die Welt auch 2022 bewegen. Wird in eine Pandemie hineingeimpft, werden Mutationen ausgelöst. Derzeit belastet die Corona-Mutante-Omikron. Saisonal ergeben sich in den kalten Jahreszeiten verschärfte Infektionsszenarien, die sich durch Gegenmaßnahmen und dem jahreszeitlichen Wechsel abschwächen werden. Mutationen schwächen sich in ihrer Gefährlichkeit im Zeitverlauf grundsätzlich ab. Ausnahmen bestätigen die Regel. Entsprechend ist verantwortliches Handeln gefragt. Pandemien sind nachweislich endliche Herausforderungen. Per 1. Dezember 2021 ergab sich global laut WHO folgendes Bild:

WHO Corona Pandemie

Bezüglich der Sterblichkeit bietet die WHO eine globale Darstellung kombiniert mit den Inzidenzen an. Es ist erkennbar, dass trotz steigender Inzidenz auf globaler Ebene, die Sterblichkeit stabil ist. Das bestätigt den Wirkungsmechanismus der beschlossenen Maßnahmen.

Globale Corona Statistik

Die Daten und Maßnahmen deuten keine dauerhafte Verschärfung der Krisensituation an.

Inflation: Basiseffekte und Kernrate

Die Preisinflation erreicht derzeit die höchsten Niveaus seit mehreren Jahrzehnten. Sie fällt höher aus als prognostiziert. In dem Euro-Raum betrug der Anstieg der Verbraucherpreise im letzten Monat 4,9 Prozent und in den USA 6,2 Prozent im Jahresvergleich.

Dieser Preisanstieg wird durch mehrere Treiber getragen. Die derzeitigen Lieferengpässe werden laut Expertenmeinung noch bis in das 2. Halbjahr 2022 Inflationsakzente setzen. Eine wichtige Größe stellen Rohstoffpreise dar (u.a. fossile Brennstoffträger). Der im Vorjahr stattgefundene Einbruch dieser Preise durch die Corona-Pandemie verstärkt die Basiseffekte. Im Jahr 2022 fallen die Basiseffekte mit hoher Wahrscheinlichkeit aus und dürften die inflationäre Gesamtsituation entspannen. Ob der aktuelle Einbruch der Rohstoffpreise (siehe Chart) zusätzlich eine dauerhafte Entspannungsindikation darstellt, ist ungewiss.

CRB Rohstoffpreisindex Entwicklung

Nach der quantitativen Analyse schauen wir auf die qualitative Analyse der Preisentwicklung. Eine Zentralbank kann nicht direkt Rohstoffpreise oder globale Lieferketten beeinflussen. Zentralbanken müssen auf die Inflationsquellen innerhalb der Volkswirtschaft reagieren. Die werden von der Kernrate der Verbraucherpreise abgebildet. Sie legte im Euro-Raum zuletzt auf 2,6 Prozent zu, deutlich unter der Gesamtrate (4,9 Prozent). Die Wahrscheinlichkeit, dass im Zeitfenster des 4. Quartals 2021 die Spitzen der Inflationsentwicklung erreicht werden, ist hoch.

Die Verringerung der Anleiheankäufe durch die Zentralbanken, die in den USA begonnen hat, wird zeitversetzt global fortschreiten und kann als ein Indiz einer Stabilisierung gewertet werden. Das Thema Zinserhöhungen kann im 2. Halbjahr 2022 greifen. Diese Schritte wären kein Trendwechsel der repressiven Zentralbankpolitik, sondern sie wären Ausdruck eines erhöhten Inflationsbilds um 0,5 Prozent - 1,0 Prozent (Vergleich zu vor sechs Monaten) im Rahmen einer Parallelverschiebung Inflation/Zins. Real negative Zinsen werden am westlichen Geldmarkt und in weiten Teilen des Kapitalmarktes bestimmend bleiben. Eine Trendwende der repressiven westlichen Zentralbankpolitik ist nicht erkennbar.

Stagflation: Eine Bewertung

Im 3. Quartal 2021 wurde der Begriff Stagflation diskutiert. Eine Stagflation definiert eine Situation eines Währungsraumes, in der wirtschaftliche Stagnation und Inflation als auch abnehmende Beschäftigung miteinander einhergehen.

Die Weltwirtschaft wächst gemäß Prognosen des IWF 2021 mit 5,9 Prozent und 2022 mit 4,9 Prozent über ihrem Potenzial. Globale Arbeitsmärkte entwickeln sich positiv. Lohnsummen als auch Kaufkraft steigen und Sozialsysteme werden entlastet. Im Euro-Raum nähert sich die Arbeitslosenrate mit 7,3 Prozent dem niedrigsten Wert in der Gesamthistorie bei 7,1 Prozent (2008). Die Inflation ist Ausdruck erhöhter Nachfrage (Lieferengpässe). Der Index des deutschen Auftragseingangs hat im letzten Berichtsmonat den höchsten Wert in der Geschichte dieses Index geliefert, der mehr als 20 Prozent oberhalb des Niveaus vor Ausbruch der Corona-Krise liegt. Die aktuelle und weltweit prognostizierte Entwicklung steht in keinem Zusammenhang mit Inhalten der Stagflation.

Staatsdefizite: Bruttoschulden/Schuldentragfähigkeit

Im Zuge der Corona-Krise sind die Staatsdefizite angeschwollen. Das ist hinsichtlich einer Bruttoschuldenbetrachtung kritisch. Entscheidender ist die Schuldentragfähigkeit. Die hat sich nicht verschlechtert, da die Zinsniveaus niedrig sind. Japans gute Bonität (S&P Rating A+) trotz Bruttoschulden in Höhe von circa 240Prozent des BIP belegt, dass Schuldentragfähigkeit die entscheidende Größe ist. Staatsdefizite sind mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 7 - 8 Jahren finanziert. Alte Schulden mit höheren Zinsen wurden und werden mit Neuemissionen mit niedrigerem Zins refinanziert. Neuschulden werden mit Niedrigzins aufgenommen. Die Schuldentragfähigkeit erlaubt trotz hoher Bruttoschulden die Umsetzung der geplanten Wirtschaftsprogramme. Auf Sicht der kommenden 12 - 18 Monate ergibt sich aus der Entwicklung der Staatsdefizite mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Krisenpotential für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte.

Geopolitische Risiken

Die geopolitischen Risiken bleiben 2022 und darüber hinaus erhalten. Ein heißer Krieg ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf der Agenda. Dafür sind die internationalen Abhängigkeiten (u.a. elementare Rohstoffe) von Russland und China zu ausgeprägt. Auch ist das Niveau der Wehrtechnik sowohl in Russland als auch in China auf einem Plateau, das für den Westen zu viele Risiken mit sich brächte. Die Machtauseinandersetzungen werden sich jedoch fortsetzen. Sie schränken ökonomische Potenziale ein. Bei Entspannung eröffneten sich weltweit durch Multiplikatoreffekte deutlich erhöhte Wachstums- und Wohlstandschancen.

Wirtschaft und Märkte 2022

Die positive Grundtendenz sollte in der Weltwirtschaft anhalten. So erwartet der IWF 2022 ein globales Wachstum in Höhe von 4,9 Prozent. Das BIP der USA soll um 4,9 Prozent, das des Euro-Raums um 4,3 Prozent und das Chinas um 5,7 Prozent steigen. Die global aufgesetzten und noch nicht umgesetzten Wirtschaftsprogramme bieten über 2022 hinaus positive Wachstumsperspektiven für die Weltwirtschaft und die globalen Aktienmärkte, denn diese Programme müssen durch Unternehmen umgesetzt werden.

Auch die politischen Maßnahmen, die global verfügt werden, um Klimaschutzziele zu erreichen, zwingen Unternehmen in Neuinvestitionen, die weitere Wachstumsimpulse liefern werden. Neben den zu erwartenden positiven Impulsen aus dem Investitionssektor ergeben sich durch absehbar starke Arbeitsmärkte Lohnsummeneffekte, die auf den internationalen Konsum positiv durchwirken.

Die zuvor dargestellten Risiken sind im kommenden Jahr geeignet, der globalen Wirtschaft zeitlich begrenzt Dellen zuzufügen und Märkte in zeitlich begrenzte Korrekturen zu zwingen. Der positive Grundtenor für Ökonomie und Aktienmärkte bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit erhalten.

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Quelle: Folker Hellmeyer

Donnerstag, 16. Dezember 2021

Anlagekommentar November 2021 - Rohstoffe treiben die Inflation und die Energiemärkte befinden sich im Ausnahmezustand

 

In Europa ist Erdgas derzeit ein knappes Gut, wodurch es zu massiven Preisanstiegen gekommen ist. Aufgrund von Störungen bei Zulieferern aus Russland und Norwegen, welche fast die Hälfte des europäischen Erdgases liefern, konnten die nach dem letzten kalten Winter geleerten Gaslager nicht wieder wunschgemäß aufgefüllt werden. Gleichzeitig stieg die Nachfrage wegen eines geringen Windaufkommens. Auch auf globaler Ebene ist eine außergewöhnliche Konstellation temporärer Faktoren, beispielsweise überschwemmte Kohle-Bergwerke in China, wenig Hydroelektrizität in Brasilien als Folge geringer Niederschläge eine weitere Ursache für die Anspannung der Energiemärkte.

Die Energienachfrage sinkt selbst kurzfristig bei den stark steigenden Preisen nur wenig, da der aktuelle Bedarf, z.B. für Heizung, Mobilität und in der Industrie weitgehend groß ist. Somit kann schon ein geringes Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage zu enormen Preisschwankungen führen. Die Politik versucht zwar derzeit, Engpässen entgegenzuwirken, dennoch können Kursausschläge nach oben wesentlich größer ausfallen als Kursrückschläge. Die Energiewende ist bei Öl- und Gasunternehmen mit erheblichen Unsicherheiten verbunden, weshalb in den letzten Jahren außerordentlich wenig in neue Förderkapazitäten investiert wurde. Bei einem weiter steigenden Bedarf, dürften die Risiken von Preisausschlägen bei Erdöl und Erdgas in den kommenden Jahren vergleichsweise hoch bleiben.

Entwicklung der Anlagemärkte im November 2021

Obwohl der November 2021 ein eher ruhiger Börsenmonat war, musste er zum Monatsende eine leichte Marktkorrektur nach unten verkraften. So schaffte der globale Anlageindizes MSCI World Index (EUR) nur +0,5 Prozent Zuwachs. Bei den amerikanischen Anlageindizes gab es ein gegensätzliches Bild, der S&P 500 Index ging um -0,8 Prozent nach unten und der NASDAQ 100 Index schaffte +1,8 Prozent Zuwachs. Die europäischen Werte mussten geschlossen Federn lassen. Der deutsche DAX Index ging mit -3,4 Prozent, der Eurostoxx 50 Index mit -4,4 Prozent und der britische FTSE 100 Index mit -2,5 Prozent nach unten. Auch der japanische NIKKEI 225 Index konnte sich dem Abwärtstrend nicht entziehen musste mit -3,7 Prozent einen weiteren Rückgang zum Vormonat verkraften.

DAX Entwicklung

Die Rentenmärkte leiden weiter unter der Niedrigzins-Phase. Hier sorgte lediglich die Federal Reserve System (Fed) mit der weiter verfolgten Abkehr der bisherigen Zinspolitik für klare Positionen. Die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt dagegen auf ihrem bisherigen Kurs. Im Rohstoffbereich ging beispielsweise der Rohölpreis von seinen Höchstständen Ende Oktober 2021 wieder deutlich zurück. Auch der Goldpreis war vom weltweiten Anziehen der Inflationsraten völlig unbeeindruckt und hat sich kaum verändert. Ähnliches gilt auch für die wichtigen Industriemetalle. Insgesamt passierte an dem Rohstoffmarkt im November 2021 relativ wenig und wirkte eher richtungslos.

Ausblick auf die zukünftige Kapitalmarktentwicklung

Für die Kapitalmärkte bleibt die wirtschaftliche Normalisierung das Kernthema. Dies impliziert eine positive Grundtendenz. Nach der ausgeprägten Aktien-Rallye seit den ersten Lockdowns 2020 stehen in den kommenden sechs bis zwölf Monaten sicherlich tiefere Erträge an, da sich weder Wirtschaft noch Börsen in der Frühphase der Erholung befinden. Damit sind auch eher Korrekturen zu erwarten, wobei Rückschläge als Einstiegsmöglichkeit genutzt werden können. Zu den Chancen gehört derzeit ein besseres konjunkturelles Momentum, als Folge gesunkener Corona-Fallzahlen in den USA und einer in den letzten Wochen markant erhöhten Impfrate im aufstrebenden Asien. Seit Monaten gibt es  angebotsseitige Störungen, wie ein starker Anstieg der Erdgaspreise, Engpässe und Lieferverzögerungen bei Komponenten, Zwischenprodukten und im Transportwesen, was die Weltwirtschaft insgesamt und ausgewählte Unternehmen belasten. Allerdings werden die positiven Grundtrends dadurch nicht in Frage gestellt.

Auch die gestiegenen Inflationsraten haben bisher die Kapitalmärkte nur wenig beeindruckt. Bezüglich US-Staatsfinanzen muss am 3. Dezember 2021 das Budget unter Dach und Fach sein, damit kein Government-Shutdown droht. Etwa zur gleichen Zeit muss auch die Schuldenobergrenze erhöht werden, was für den Erhalt der Zahlungsfähigkeit der USA unabdingbar ist. Demgegenüber dürften Steuererhöhungen für Unternehmen nicht länger Teil eines Budget-Deals sein. In der Summe bleibt die Anlagestrategie weiter vorwiegend auf Aktien und Unternehmensanleihen ausgerichtet. Regional sollte man aktienseitig auf Europa und die USA weiterhin fokussiert bleiben. Die Risiken im aufstrebenden Asien haben abgenommen, auch was die Marktstimmung betrifft. Dadurch kann man dort in den kommenden Monaten mit einem ähnliches Ertragsprofil wie in westlichen Industrieländern rechnen.

Anlagemärkte Entwicklung

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Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet.
Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London

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Freitag, 3. Dezember 2021

DAX 40 - Eine Revolution oder ein Rohrkrepierer?

 Der deutsche Leitindex musste trotz guter Performance immer wieder Kritik einstecken, nun soll mit dem neuen DAX 40 alles besser werden. Doch hatte das Börsenbarometer im internationalen Vergleich überhaupt solche Defizite? Und was bringen die Neuerungen für Anleger?

Wie der DAX gern verunglimpft wird

Was wurde nicht alles gelästert über den deutschen Leitindex? Angefangen bei der Namensgebung: Der zunächst favorisierte Vorschlag KISS, das Akronym von KursInformationSSystem, löste 1988 bei der Financial Times solch beißenden Spott aus, dass die Verantwortlichen in Frankfurt es damals vorzogen, ihre Wahl noch einmal zu überdenken. Der Legende nach soll dann ein Banker beim Spazieren mit seinem Dackel - englisch dachshund - die zündende Idee zum DAX gehabt haben.

„In Wahrheit ein Tummelplatz für Sin Stock“

Auch Anlass zu substantieller Kritik bot das deutsche Börsenbarometer seitdem reichlich. So dürften die Stichworte Dieselgate, Libor-Skandal oder Schienenkartell vielen noch geläufig sein, allerdings schon halb verdrängt durch den alles überschattenden Fall Wirecard. Diese und weitere Beispiele nährten den Verdacht, so Kai Lehmann in seiner Analyse „Der DAX: Leit- oder Leidindex?“ für das Flossbach von Storch Research Institute aus dem vergangenen Jahr, der vermeintliche Börsenolymp sei in Wahrheit „ein Tummelplatz für Sin Stock“.

 

Handelssaal Börse Frankfurt

Neben krassen Verfehlungen in Sachen Good Governance verfolgt den DAX zudem hartnäckig „[d]er Mythos vom Verlierer-Index“, wie „DIE WELT“ (17.08.2021) in einer Auswertung der langfristigen Performance schreibt. Das Spiegelbild der deutschen Wirtschaft enthalte für die Schar der Kritiker neben einem Kapitalvernichter, einem Restrukturierungsfall und einem gefallenen Börsenstar vor allem wenig profitable Konzerne mit gestrigen Geschäftsmodellen, unterm Strich „eine Riege von Problemunternehmen“.

Bei näherer Betrachtung halten viele dieser Kritikpunkte einer Überprüfung jedoch nicht stand, denn die Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache. Vor allem bei der langfristigen Performance muss sich der DAX im Konzert der wichtigsten europäischen Indizes absolut nicht verstecken. Lässt man für gleiche Bedingungen die Dividenden, die der DAX-Performance-Index automatisch als reinvestiert wertet, auch bei SMI, FTSE 100 & Co. in die Betrachtung einfließen, zeigt sich: Über einen Zeitraum von zehn Jahren (Stand 1. September 2021) muss sich der DAX in Sachen Performance nur dem Schweizer SMI geschlagen geben, wobei der eidgenössische Index sich zuletzt mit einem Wertzuwachs von knapp 211 Prozent vom DAX mit 185 Prozent absetzen konnte.

Wertentwicklung ausgewählter europäischer Aktienindizes
Da schau her: Im Kanon der europäischen Leitdindizes muss sich der DAX in Sachen Performance über den Betrachtungszeitraum von zehn Jahren (Stand 1. September 2021) nur dem Schweizer SMI geschlagen geben, führt aber das Feld der Verfolger an. Währenddessen haben Indizes wie der britische FTSE 100, die gemeinhin als dynamischer wahrgenommen werden, im direkten Vergleich das Nachsehen.

DAX an der Spitze des Verfolgerfelds

Anschluss an den DAX als direkter SMI-Verfolger hält noch der französische CAC 40 mit einem Plus von rund 168 Prozent, während sein italienisches Pendant, der FTSE MIB, mit 141 Prozent schon den Anschluss verliert. Noch einmal deutlich dahinter reiht sich der britische FTSE 100 mit knapp 103 Prozent Wertsteigerung ein. Weit abgeschlagen rangiert der spanische IBEX 35, der über zehn Jahre kaum 50 Prozent Plus verzeichnet hat.

Eine ähnliche Verteilung zeigt sich in dem von Lehmann betrachteten Zeitraum auch bei den Wachstumsraten der in den Indizes enthaltenen Konzerne: So bewegt sich das Wachstum der aggregierten Umsatzerlöse der Schweizer Unternehmen (2,5 Prozent) mit jenem der deutschen (2,4 Prozent) auf ähnlichem Niveau und danach kommt lange nichts.

Aus DAX-Sicht noch erfreulicher die Situation beim durchschnittlichen Gewinnwachstum: Das beschreibt Lehmann im Fall der italienischen und französischen Raten von 1,0 Prozent bzw. 0,6 Prozent treffend als „anämisch“, von den spanischen und britischen Konzernen, bei denen das Gewinnwachstum sogar rückläufig war, ganz zu schweigen. Mit 2,6 Prozent wesentlich besser in dieser Disziplin unterwegs sind die eidgenössischen Unternehmen, während sich die deutschen mit 3,1 Prozent p.a. an die Spitze des Vergleichs setzen können. Nicht schlecht für „eine Riege von Problemunternehmen“ möchte man meinen.

Die Revolution bleibt vorerst aus

Fernab revolutionärer Bestrebungen tragen die nun durchgeführten Reformen zum DAX 40 denn auch eher die Züge einer behutsamen Modellpflege mit nachholendem Charakter, eines Neustarts mit externer Signalwirkung, der den Wirecard-Skandal symbolisch hinter sich lassen soll, nach dem Motto: „Seht her, wir haben daraus gelernt!“. Wenn die Unternehmen künftig fristgerecht testierte Zahlen vorlegen oder ihr rechtskonformes Handeln durch einen Prüfungsausschuss belegen müssen, wird dies krimineller Energie wie im Fall Wirecard sicher auch künftig kaum Einhalt gebieten, entspricht aber nun internationalen Standards. Und auch die gestärkte Marktkapitalisierung, die jetzt entscheidendes Kriterium für die Aufnahme in den DAX ist, reflektiert bloß aktuelle Gepflogenheiten, während die aus der Zeit gefallene Größe des Handelsumsatzes entfällt. Das stattdessen geforderte Mindesthandelsvolumen dürfte in der Praxis ebenfalls kaum eine Rolle spielen.

DAX Entwicklung

Schon praxisnäher ist das künftig erforderliche positive EBITDA, also das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Mit ihm müssen die Unternehmen in den vorangegangenen zwei Jahren im Plus gelegen haben, um DAX-40-Aspirant zu werden. Die Maßnahme gilt als Konsequenz aus den Erfahrungen mit Delivery Hero: Der Lieferdienst verzeichnet, da er Wachstum über Profit stellt, fortgesetzt Anlaufverluste und kann bislang kein positives Geschäftsjahr vorweisen.

Ebenfalls angepasst wurde der Turnus, in dem die neuen Kriterien überprüft werden. Das geschieht nun halbjährlich statt wie bisher alle zwölf Monate. Zusätzlich sollen sogenannte fast-entry- beziehungsweise fast-exit-Regeln für zügigeren DAX-Ein- oder -Ausstieg von Unternehmen sorgen. Hier überprüfen die Verantwortlichen zum Ende jedes Quartals in einem Schnellverfahren, ob es nach Börsenwert Auf- oder Abstiegskandidaten gibt.

Etwas mehr von dem Zauber, der bekanntlich jedem Anfang innewohnt, bringen die zehn Neuen mit: Mit Airbus und Brenntag stammen zwei aus dem Segment Industriegüter, vier kommen mit HelloFresh, Puma, Zalando, Porsche aus dem Bereich zyklischer Konsum. Mit Siemens Healthineers, Sartorius und Qiagen verstärken drei den Sektor Gesundheitswesen, während Symrise den Bereich Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe vertritt.

Die Struktur des DAX ändern sie mit ihrem Anteil von etwa 17 Prozent an der gesamten Marktkapitalisierung des Leitindex nur wenig: Healthcare kann sich vor den Sektor Materialien setzen und rangiert nun knapp hinter dem verarbeitenden Gewerbe, das größte Stück vom Kuchen macht aber weiterhin zyklischer Konsum vor Industriegütern aus.

Warum der MDAX das Nachsehen hat

Auch wenn der ganz große Wurf also ausgeblieben ist, ist die DAX-Reform doch gewiss kein Rohrkrepierer, sondern bietet Anlegern verschiedene Vorteile: Zuallererst rückt der Neustart den DAX auch international wieder stärker ins Blickfeld von Investoren und macht ihn als Benchmark attraktiver. Dabei dürften sich nicht nur Anleger über ihr breiter diversifiziertes Portfolio freuen, auch Fondsmanager haben jetzt mehr Möglichkeiten, die Vorteile aktiven Managements unter Beweis zu stellen.

Darüber hinaus erwarten Beobachter von den international meist gut aufgestellten Neuzugängen deutliche Wachstumsimpulse, während der digitale Wandel zahlreicher Vertreter der Old Economy im Index auf gutem Wege ist und ebenfalls neue Wachstumschancen birgt. Als Leidtragender dieser Entwicklung gilt der MDAX, der mit den zehn Neuen seine dicksten Brocken ersatzlos an den DAX verliert und so nur noch 50 Titel umfasst. Ob und wie der DAX 40 letztlich davon wird profitieren können, muss sich natürlich zeigen. Ein gutes Zeichen für die Fortsetzung als Erfolgsgeschichte ist das neue Rekordhoch von 16.064 Punkten Anfang des Monats aber allemal.

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Mittwoch, 17. November 2021

Anlagekommentar Oktober 2021 - Die Konjunkturdaten kühlen sich ab und die Inflationsraten steigen höher als erwartet

 Die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich im Laufe des Oktobers etwas eingetrübt. So dürften nach der ausgeprägten Aktien-Rallye in diesem Jahr in den kommenden sechs bis zwölf Monaten die Erträge etwas tiefer ausfallen. Diese Einschätzung wird weniger von der Tatsache getragen, dass die führenden Aktienindizes heute höher liegen, als unmittelbar vor dem Rückschlag des Corona-Pandemie-Ausbruchs im März 2020. Aus vergangenen Zyklen kann abgelesen werden, dass die Aktienerträge in aller Regel dann am höchsten sind, wenn sich die Wirtschaft nach einem Abschwung kräftig erholt.

Deshalb wird die wirtschaftliche Dynamik in Europa und den USA in den kommenden sechs bis zwölf Monaten etwas nachlassen, was für verhaltene, aber nicht negative Aktienerträge spricht. In den USA könnte das Momentum wegen derzeit rückläufiger Covid-19-Fallzahlen im vierten Quartal sogar vorübergehend etwas anziehen und die Kapitalmärkte positiv stützen.

Entwicklung der Anlagemärkte im Oktober 2021

Nach der Marktkorrektur an den Aktienmärkten im September 2021, ging es bei den wichtigsten Aktienindizes in der westlichen Welt wieder nach oben. So konnte der globale Anlageindizes MSCI World Index (EUR) um +5,6 Prozent zulegen. Bei den amerikanischen Anlageindizes, wie dem S&P 500 Index ging es um +6,9 Prozent und beim  NASDAQ 100 Index sogar mit +7,9 Prozent nach oben. Auch die europäischen Werte legten auf einem etwas geringeren Niveau zu. Der deutsche DAX Index konnte mit +2,5 Prozent, der  Eurostoxx 50 Index mit +5,0 Prozent und der britische FTSE 100 Index mit +2,2 Prozent einen Zuwachs erzielen. Gegen den Trend musste der japanische NIKKEI 225 Index mit -1,9 Prozent einen Rückgang verkraften.

DAX Entwicklung

An den Anleihemärkten gab es dagegen keine großen Veränderungen. Das Ende der ultra-niedrigen Zinspolitik ist wohl nicht mehr zu leugnen, denn die Notenbanken werden in ihren Aussagen immer konkreter. Allerdings ist mit Zinserhöhungen unmittelbar noch nicht zu rechnen.  Die Anleiherückkaufprogramme der Notenbanken werden aber bereits merklich reduziert. Bei den Rohstoffen ist der Rohölpreis weiter unverändert auf dem Weg nach oben und scheint derzeit durch nichts zu stoppen zu sein. Beim Kupferpreis ging es derweil nach unten und er ist bereits merklich von seinen Höchstständen entfernt. Bei den Agrarmärkten zeigt sich dagegen eher ein gemischtes Bild. Gold tritt seit langem auf der Stelle und Silber ist auf dem Weg nach unten. Somit ist Rohöl unumstritten der König an den Rohstoffmärkten und der Rest zeigt sich derzeit eher unauffällig. Hier spielt sicherlich auch der immer stärker werdende US-Dollar eine Rolle, der für die Rohstoffmärkte in der Vergangenheit immer nachteilig war, da die wichtigsten Rohstoffe in US-Dollar gehandelt werden.

Megatrends - Langsame Lawinen an den Kapitalmärkten

Ein Begriff für langfristig anhaltende Trends ist derzeit in aller Munde: der Megatrend. Megatrends entwickeln sich zunächst oftmals unbemerkt, sind in ihrer Wirkung aber enorm mächtig. Sie stellen ein Modell für den Wandel der Zeit dar, der in einer komplexen und vielfältigen Dynamik stattfindet. Alle Ebenen der Gesellschaft werden durch Megatrends beeinflusst: Individuen, Unternehmen und ganze Wirtschaftsbereiche unterliegen dank ihnen oftmals einer Evolution. Anfangs erscheinen Megatrends nur sehr punktuell oder regional, doch im Laufe der Zeit entwickeln sie sich von einer Randerscheinung zu einem weltweiten Phänomen. Ihre Dynamik nimmt durch vielschichtige Wechselwirkungen immer mehr an Fahrt auf.

Ein Trend beeinflusst den nächsten und so verstärkt sich ihre Wirkung – wie eine Lawine, die langsam ins Rollen gerät. Ein allgegenwärtiges Beispiel dafür liefert das Internet der Dinge. Vor einigen Jahren noch geisterte der Begriff durch die visionäre Fachpresse. Inzwischen ist das Internet der Dinge fester Bestandteil des Alltags geworden und lässt den Desktop-Computer in der Ecke verstauben. Die Haustür, der Geschirrspüler, das Hundehalsband und die Waage: Sie alle sind inzwischen miteinander vernetzt und wir steuern das Gefüge bequem mit dem Smartphone von unterwegs. Die internetbasierte Datenübertragung macht es möglich!

Herausforderungen für die Wirtschaft

Ein Megatrend wird nicht mal eben erfunden oder ausgerufen. Es handelt sich dabei vielmehr darum, ein konzentriertes Ineinandergreifen neuer Entwicklungen in Gesellschaft und Wirtschaft zu verstehen. Dabei gilt es, als Unternehmen diese Entwicklung frühzeitig zu erkennen, um sich mit den Trends für die strategische Ausrichtung des Geschäftsmodells auseinanderzusetzen. Die Schwierigkeit beruht dabei vor allem darin, den Wald vor lauter Bäumen zu sehen und Relevantes von Irrelevantem zu unterscheiden. Für den Investor bedeutet dies, Unternehmen zu finden, die Vorreiter und Vorbereiter von Megatrends sind, ist der zentrale Investmentansatz ihrer Fonds. Die Herausforderung für ein Fondsmanagement besteht dabei darin, dass es eine kontinuierliche Beobachtung und Analyse verschiedenster gesellschaftlicher, kultureller und wirtschaftlicher Entwicklungen unter einen Hut bringen muss, sowie daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Der Ursprung der Megatrends

Ein Megatrend reflektiert gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Veränderungen und hat aufgrund der Wechselwirkung gleichsam eine enorme Relevanz für die langfristige Entwicklung von Gesellschaften und Wirtschaften. Der genaue Ursprung eines Trends lässt sich selten festlegen. Oftmals finden mehrere ähnliche Entwicklungen parallel zueinander statt, die sich gegenseitig verstärken und irgendwann zu einem Phänomen avancieren: Der Megatrend ist geboren. Wer glaubt, dass die westliche Welt und ihre Industrienationen der alleinige Ursprung jeden modernen Fortschritts seien, der irrt gewaltig. Denn Megatrends zeigen sich überall auf der Welt in unterschiedlichsten Ausprägungen. Beispielsweise ist das Thema E-Mobilität auch bei uns inzwischen omnipräsent, doch der tatsächliche Durchbruch fand längst in China statt. Für zukunftsorientierte und langfristig planende Investoren heißt es daher, auch den Blick über den heimischen Tellerrand und insbesondere nach Asien zu wagen.

Der Wachstumsmarkt in Asien

Wenn man in den nächsten zehn Jahren im Technologiebereich von Trends profitieren möchte, so kommt man bei der Vermögensallokation um den asiatischen Kontinent nicht herum. Anlageexperten sehen in Asien zumindest teileweise das Silicon Valley der Zukunft. Die Geschwindigkeit, mit der neue Geschäftsmodelle in Asien vorangetrieben und staatlich gefördert werden, nimmt weiter zu.

So hat China die USA bei den Forschungs- und Entwicklungsausgaben im Jahr 2020 überholt und es wird erwartet, dass die Volksrepublik im Jahr 2025 bereits jährlich etwa 900 Milliarden US-Dollar in diesen Bereich investieren wird. Die größten Chancen in Asien finden sich in den technologischen Kernbereichen wie beispielsweise Halbleiter, E-Autos, Künstliche Intelligenz, Roboter, Automatisierung. Die Technologie-Epizentren sind dabei die Länder Südkorea, Japan, China und Taiwan. Die Folge des wirtschaftlichen Aufstiegs und des steigenden Wohlstands wird sich zwangsläufig auch auf die Konsumgütermärkte niederschlagen. Während nicht auszuschließen ist, dass auch europäische Markenkonzerne von der asiatischen Dynamik profitieren, setzt die chinesische Regierung den Fokus nun vermehrt auf die Förderung lokaler Markenhersteller.

So ist die anhaltende Offenheit von Unternehmen gefragt. Wer die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkennt, hat die Möglichkeit, strukturellen Veränderungen mit einem evolutionären oder revolutionären Geschäftsmodell zu begegnen. Für Investoren bietet sich die Möglichkeit, strategisch von den Megatrends unserer Zeit sowie von der Entwicklung daran partizipierender Unternehmen zu profitieren und kurzfristige Schwankungen gut zu überstehen.

Ausblick auf die zukünftige Kapitalmarktentwicklung

Für die Kapitalmärkte bleibt die wirtschaftliche Normalisierung das Kernthema, wodurch sich für Risikoanlagen wie Aktien oder Unternehmensanleihen eine positive Ertragstendenz ableiten lässt. Die Börsenerträge sind zwar nach der Frühphase einer wirtschaftlichen Erholung gesunken und die Kapitalmärkte sind korrekturanfälliger geworden, was aber nicht bedeutet, dass die bisherigen positiven fundamentalen Grundtrends grundsätzlich in Frage gestellt werden. Auch wenn die Energiepreise wie Erdgas und Elektrizität unlängst stark gestiegen sind, wird dies die wirtschaftliche Normalisierung nur verzögern. Für den Fall einer Zahlungsunfähigkeit von systemisch relevanten Unternehmen in China, wie beispielsweise China Evergrande Group, stehen erprobte Prozeduren wie Rekapitalisierung, Schuldenrestrukturierung und Verkauf von Vermögensteilen im Rahmen einer geordneten Liquidation zur Verfügung. Dadurch können die systemischen Risiken stark relativiert werden. Auch eine mögliche Erhöhung des Körperschaftssteuersatzes in den USA von 21 Prozent auf 26,5 Prozent würde die Gewinnaussichten der Unternehmen nur kurzfristig tangieren.

So sprechen mittelfristig in einem weiter anhaltenden Nullzinsumfeld die Dividendenrenditen und Ertragsaussichten für Aktien weiter für Erfolg. Aufgrund des aktuellen Wirtschaftsszenarios werden konjunktursensitive Werte und damit auch das Segment kleinerer und mittelgroßer Unternehmen auf Erholungskurs bleiben. Aber auch bei Value-Aktien gibt es weiterhin Potenzial und auch defensive Unternehmen mit einer soliden Dividendenhistorie sollten besser abschneiden als Unternehmensanleihen mit Anlagequalität. Nach der derzeitigen längeren Phase eines insgesamt positiven Börsentrends sind Gewinnmitnahmen weiter wahrscheinlich. Ohne signifikante negative Nachrichten sind Korrekturphasen jedoch meist von kurzer Dauer und würden eher weiter Einstiegsmöglichkeiten zum Nachkaufen bieten.

Trotz einer möglicherweise hohen Marktvolatilität in den kommenden Monaten, sollte man sich als Anleger zunehmend auf eine weitgehende Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität in den kommenden 12-24 Monaten einstellen. Zu berücksichtigen gilt auch, dass sich die relevanten Stellen, wie Regierungen, Gesundheitssysteme, Einzelpersonen und Unternehmen seit Monaten viel dazu gelernt haben, mit der Situation umzugehen. In der aktuellen Phase sind Unternehmen zu bevorzugen, die sich bisher in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt haben und eine solide Bilanz aufweisen.

Weiterhin sorgen dennoch Dividendenwerte für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Als interessantes langfristiges Thema zur Depotbeimischung kann der Fokus auf eine „Alternde Gesellschaft“ gelegt werden und über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten abgebildet werden. Auch globale Immobilienaktienfonds können zur Depotdiversifikation beitragen, denn stabile Dividendenzahlungen durch regelmäßige Mieterträge und die Partizipation an aussichtsreichen Langfristtrends zeichnen diesen Anlagebereich aus. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen. In diesem Umfeld sollten Unternehmensanleihen aus dem gesamten Euroraum weiter den Vorzug erhalten.

Anlagemärkte Entwicklung

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet.
Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
  • Textbereich "Megatrents - Langsame Lawinen an den Kapitalmärkten" von MainFirst Affiliated Fund Managers (Deutschland) GmbH
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Freitag, 5. November 2021

Attraktive Alternativen zu Strafzins, Inflation & Co. - Wie ihr Geld besser für Sie arbeitet

 Strafzinsen waren für viele lange kein Thema, doch nun wird das sogenannte Verwahrentgelt teilweise schon ab 5.000 Euro Einlagesumme und darunter fällig. Zugleich schmälert die Inflation das Vermögen. Anlegern bieten sich zum Glück attraktive Alternativen.

Die Commerzbank hat ihn, die Postbank hat ihn, die ING seit kurzem auch und viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken ebenso: Die Rede ist vom Strafzins, von den Geldhäusern selbst mehr oder weniger schamhaft als „Verwahrentgelt“ verbrämt. Ging zu Beginn noch bei jeder größeren Bank, die ihn einführte, ein Aufschrei durch die Finanzpresse, ist das heute kaum noch eine Meldung wert. Und das obwohl das Phänomen weiter munter um sich greift.

Banken verdienten 2020 am Verwahrentgelt

So zählt etwa das Vergleichsportal Biallo aktuell 500 Banken und Sparkassen, die Negativzinsen auf private Guthaben berechnen. Allein mehr als 240 davon kamen demnach im laufenden Jahr hinzu. Das Verwahrentgelt beträgt in aller Regel 0,5 Prozent, ebenjener Satz, den die Geschäftsbanken selbst an die Europäische Zentralbank (EZB) entrichten müssen, wenn sie dort Einlagen belassen. Diese Kosten gebe man mit dem Verwahrentgelt bloß weiter, lautet daher seit jeher das Mantra des Bankenlagers.

Durchschnittliche Realzinsentwicklung

War diese Argumentation in der frühen Niedrigzinsphase vielleicht schlüssig, ist sie spätestens seit vergangenem Jahr Makulatur, wie die jüngste Ertragslage-Statistik der Bundesbank offenbart: Demzufolge zahlten die Geschäftsbanken 2020 netto 1 Milliarde Euro Einlagenzins an die EZB, während ihr Zinsaufwand im eigenen Einlagengeschäft durch „angepasste Einlagenkonditionen“ im selben Zeitraum um 1,3 Milliarden Euro zurückging. Im Klartext: Unterm Strich hat man durch den Strafzins 300 Millionen Euro Plus gemacht.

Das mag auch an den stetig sinkenden Freibeträgen liegen, ab denen der Strafzins greift: Anfänglich waren nur größere Vermögen betroffen, heute sind Freibeträge von nur noch 25.000 bis 50.000 Euro üblich. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht, vielmehr zeigen immerhin schon 33 Ausreißer wohin die Reise geht - sie verlangen das Verwahrentgelt laut Biallo-Portal bereits ab dem ersten Euro.

Wer sich als Bestandskunde in Sicherheit wähnt, erlebt dieser Tage möglicherweise eine unangenehme Überraschung, denn auch sie sind gegen den Strafzins nicht mehr gefeit: Stattdessen gibt es immer öfter ein Schreiben von der Bank, man möge doch bitte dem Verwahrentgelt zustimmen, damit die Geschäftsbeziehung fortgeführt werden könne. Tut man das nicht, droht also schlicht die Kündigung des Kontos.

Die gestiegene Inflation tut ihr Übriges

Ungemach droht dem deutschen Sparer aber noch von ganz anderer Seite, denn gemeinsam mit dem Verwahrentgelt nimmt die zuletzt deutlich gestiegene Inflationsrate Einlagen gewissermaßen in die Zange. Der Kaufkraftverlust beträgt aktuell 4,1 Prozent, ein Stand, der zuletzt im Dezember 1993 mit 4,3 Prozent übertroffen wurde. Beobachter rechnen zwar nicht damit, dass dies von Dauer sein wird. Doch bereits jetzt hat die gegebene Konstellation aus Strafzins und Inflation für einen neuen Höchststand beim Wertverlust für Sparer gesorgt.

So lag der Realzins Ende des zweiten Quartals 2021 Berechnungen der comdirect und Barkow Consulting zufolge bei 2,19 Prozent, wodurch die Spareinlagen der Deutschen allein im ersten Halbjahr 2021 mehr als 22 Milliarden Euro (!) an Wert verloren haben. Das sind pro Kopf 269 Euro in nur sechs Monaten. Das läppert sich: Seit Ende 2010 haben Niedrigzins und Inflation statistisch betrachtet jeden Deutschen 2.019 Euro gekostet. Vermögen bewahren und vermehren geht anders.

Realzinsverlust

Wie Sie Ihr Geld schützen und vermehren können

Um zu erkennen wie, muss man nicht lange suchen, ein Blick etwa auf den DAX Index genügt. Auch wenn die vergangene Wertentwicklung bekanntlich kein Garant für zukünftige Performance ist und das deutsche Börsenbarometer zuletzt etwas nachgab, bietet der Leitindex über die vergangenen zehn Jahre mit einem Plus von aktuell mehr als 165 Prozent doch ein eindrucksvolles Gegenbeispiel, von Dow Jones Industrial Average Index, S&P 500 Index & Co. ganz zu schweigen. An der Enwicklung der Aktienmärkte lässt sich im Rahmen eines Sparplans indes schon mit kleinen Beträgen teilhaben .

Es muss jedoch nicht zwingend ein Aktienfonds sein: Selbst im Anleihebereich finden sich noch ausgewählte Produkte, die mit der nötigen Expertise für eine auskömmliche Rendite sorgen können. Damit bietet sich selbst dem defensiven, sicherheitsorientierten Anleger weiterhin die Chance, endlich vom gehörnten Sparer zum glücklichen Investor zu werden.

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Freitag, 29. Oktober 2021

Geldanlagen im 3. Quartal 2021 - Die Börsen erreichten zwischenzeitlich Rekordkurse

 Im 3. Quartal 2021 erreichten die Aktienmärkte neue Höchststände und konnten diese aber nicht bis in den Oktober halten. Anziehende Corona-Zahlen, die angekündigte Straffung der Geldpolitik und China-Sorgen führten zuletzt zu einer Abkühlung. Auch der Ausgang der Bundestagswahl hatte nur kurz einen positiven Effekt. Langfristig ist der Ausblick der Marktexperten aber positiv. Die Rahmenbedingungen für Wachstum bleiben stabil und die Erholung der Unternehmensgewinne spiegeln dies auch wider.

Bundestagswahl hat kaum Einfluss auf Märkte

Der Ausgang der Wahlen in Deutschland hat internationale Anleger kalt gelassen und selbst den DAX Index nicht nachhaltig beeinflusst. Von den möglichen Regierungskoalitionen wird kein entscheidender Kurswechsel erwartet - zumindest was das Ausland betrifft. Deutschland wird ein verlässlicher Handelspartner bleiben und im Verhältnis zu den großen Industrienationen sollte sich nichts Grundlegendes ändern. Da fällt auch nicht ins Gewicht, dass sich die Koalitionsbildung als schwierig und langwierig herausstellen könnte. Wie so häufig nach Wahlen gilt die Phrase „Politische Börsen haben kurze Beine“. Viel wichtiger für die nächsten Monate sollten also Faktoren wie die Geldpolitik, Entwicklung der Unternehmensgewinne, Inflation und Konjunktur bleiben.

Federal Reserve stellt Straffung der Geldpolitik in Aussicht

Die US-Wirtschaft hat sich aus Sicht der US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) in den vergangenen Monaten weiter von ihrem Corona-Einbruch erholt. Wie Fed-Chef Jerome Powell Ende September erklärte, hatten sich die Arbeitsmarktdaten zuletzt weiter verbessert. Die stark gestiegene Inflation halten die Währungshüter eher für ein kurzfristiges Phänomen, getrieben von Engpässen in einigen Wirtschaftsbereichen im Zuge der wirtschaftlichen Öffnung nach der Corona-Krise. Mögliche Zinserhöhungen stellte Powell frühestens für das Jahr 2022 in Aussicht. Und dies auch nur, wenn sich an den Rahmenbedingungen nicht grundsätzlich etwas ändert. Zugleich bereitet die Fed die Finanzmärkte darauf vor, dass das in der Corona-Krise gestartete große Wertpapierkaufprogramm womöglich noch in diesem Jahr heruntergefahren wird. Die Zentralbank schickt sich also an, den anhaltenden Krisenmodus langsam zu verlassen.

Wie beurteilen Sie die gegenwärtige Lage der europäischen Wirtschaft?

Europa weiter auf Erholungskurs

Die guten Zahlen aus europäischen Unternehmen wurden von Anlegern mit neuen Börsen-Rekordständen Anfang September goutiert. Erst zum Ende des Quartals kühlte die Euphorie wieder etwas ab. Wie erwartet gingen mit Anbruch der kälteren Jahreszeit die Corona-Zahlen wieder leicht in die Höhe und die Lieferengpässe bei wichtigen Wirtschaftsgütern wie Computerchips sorgten teilweise für Produktionsausfälle. Im Euroraum kam als dritter Belastungsfaktor ein Preisanstieg für Gas und Strom hinzu, der einen zusätzlichen Kostenschub für sämtliche Wirtschaftsbereiche nach sich zieht. Diese Effekte drücken zwar aktuell auf die Stimmung, sollten aber mittel- bis langfristig überwunden werden. Mit einer raschen Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) ist weiterhin nicht zu rechnen. Niedrige Zinsen werden als Konjunkturprogramm für Unternehmen im Euroraum also noch länger bestehen bleiben.

Chinesische Aktien leiden unter Regulierung und „Evergrande“

Die chinesische Wirtschaft wurde in den letzten Monaten durch eine striktere Regulierung der Behörden in Peking geprägt. Ins Visier der Regierung gerieten dabei auch die chinesischen Technologieriesen, deren Monopolstellung im Markt schon länger kritisiert wurde. Von einer der letzten Entscheidungen aus Peking waren aber auch private Bildungsunternehmen betroffen, die zukünftig ihre Dienstleistungen nur noch gemeinnützig anbieten dürfen. Mit diesem Schritt will Peking für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen und die häufig sehr teuren Angebote für die gesamte Bevölkerung zugänglich machen. Weitere Regelungen betrafen insbesondere die Themen Umweltschutz und CO2-Einsparung. Ziele also, die auch für westliche Beobachter nachvollziehbar sind. Trotzdem sorgt die Vehemenz des Durchgreifens und die schwierige Vorhersehbarkeit weiterer Regulierungsschritte für Unsicherheit. Verstärkt wird diese noch durch die Krise des Immobilienentwicklers „Evergrande“. Marktbeobachter hoffen hier weiterhin auf ein rasches Eingreifen der Regierung. Die chinesische Zentralbank pumpte in den letzten Wochen zwar bereits Milliarden Dollar in die Finanzmärkte, ein klares Bekenntnis aus Peking zur Rettung des Konzerns ist vorerst aber ausgeblieben. Die Volatilität an asiatischen Aktien könnte also noch die nächsten Wochen hoch bleiben, an den perspektivischen Wachstumsaussichten ändert dies aber vorerst nichts.

Anleiheanleger finden positive Renditen in Schwellenländern

Das angekündigte Herunterfahren der Anleihekäufe durch die Notenbanken hat Anleiheinvestments in den westlichen Industrienationen belastet. Staatsanleihen werden es in diesem Umfeld auch in den nächsten Monaten schwer haben und selbst Unternehmensanleihen mit Investmentgrade-Bewertung könnten im Vergleich zum ersten Halbjahr schwächer abschneiden. Anleiheexperten und Fondsmanager tendieren daher aktuell stärker zu Hochzins- und Schwellenländer-Anleihen, die auch im abgelaufenen Quartal schon zu den Renditebringern im Rentensegment gehört haben. Die wirtschaftliche Erholung nach Corona hat sich hier bereits positiv auf die Ausfallraten ausgewirkt und für eine robuste Entwicklung der Gesamtrenditen geführt.

Fazit

Nach einem rekordverdächtigen ersten Halbjahr 2021 scheint das Wachstum zuletzt ins Stocken geraten zu sein. Betrachtet man aber das Gesamtbild und insbesondere Unternehmensdaten, zeigt sich, dass der Erholungskurs weiter intakt geblieben ist. Auch wenn die Corona-Krise wahrscheinlich noch lange nicht ausgestanden ist, nehmen die meisten Regierungen weltweit Abstand von Lockdowns oder anderen harten Maßnahmen, wie im Vorjahr oder öffnen die Wirtschaft bereits komplett. Dieses größte Risiko für das Wachstum ist für die Börsen daher auch kaum noch von Relevanz. Weitere belastende Themen, wie Inflation, Lieferengpässe, chinesische Regulierung und Evergrande-Krise haben zwar das Potential kurzfristig für Schwankungen zu sorgen, auf lange Sicht zeichnet sich aber eine Fortführung der wirtschaftlichen Erholung ab. Die fiskalische und geldpolitische Unterstützung durch Regierungen und Notenbanken sollte den globalen Börsen ebenfalls weiter Auftrieb geben. Mit Blick auf die schwache Entwicklung von Zinsanlagen, Anleihen und der hohen Inflation, führt für Anleger daher kaum ein Weg an Aktieninvestments vorbei.

Quartalsbericht Q3 2021

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Montag, 11. Oktober 2021

Anlagekommentar September 2021 - Weltwirtschaft ist etwas weniger dynamisch und die Energiepreise steigen rasant an

 Die wirtschaftliche Erholung in Europa und den USA ist solide geblieben und wurde vom privaten Konsum getragen. Die Industrieproduktion hat sich erwartungsgemäß sowohl in Europa als auch in den USA auf nahezu Vorpandemieniveaus erholt. Die Corona-Delta-Variante hat sich zuletzt für einzelne Branchen als eine geringfügige Belastung entwickelt. Lieferengpässe und Engpässe am Arbeitsmarkt in den USA haben zudem die Aktivität etwas belastet, obwohl dadurch der Normalisierungsprozess nicht in Frage gestellt wird. Die wirtschaftliche Dynamik in den kommenden Monaten wird nicht wesentlich schwächer sein, als in der starken ersten Jahreshälfte, wobei Europa und die USA weiterhin vergleichsweise gut abschneiden werden.

Entwicklung der Anlagemärkte im September 2021

Der September 2021 sorgte für die längst überfällige Marktkorrektur an den Aktienmärkten. Nachdem die wichtigsten Aktienindizes in der westlichen Welt Anfang September noch neue Höchststände erreicht hatten, sorgten die Inflationssorgen, die an Schwung verlierende weltweite Wirtschaftserholung und erste Gewinnwarnungen den Investoren merklich zu. Allerdings fielen die Kursrückgänge dennoch ziemlich moderat aus. So ging der globale Aktienindikator MSCI World Index um -4,3 Prozent zurück, wobei vor allem hoch bewertete Technologie- und Wachstumswerte als Replik auf die sprunghaft angestiegenen langfristigen Renditen überproportional verloren haben.

DAX Entwicklung

Bei den amerikanischen Anlageindizes, wie dem S&P 500 Index ging es um -4,8 Prozent runter und der  NASDAQ 100 Index kam mit -5,7 Prozent "unter die Räder". Bei den europäischen Werten ging es auch Bergab, wie beim deutschen DAX Index mit -3,6 Prozent, dem Eurostoxx 50 Index mit -3,5 Prozent, dem britischen FTSE 100 Index mit -0,5 Prozent, Frankreichs CAC 40 Index mit -2,4 Prozent und Spaniens IBEX 35 Index sogar nur -0,6 Prozent.

Die asiatischen Aktienmärkte tendierten dagegen uneinheitlich. Die Besorgnis über Ansteckungseffekte auf den chinesischen Immobilienmarkt von möglichen Zahlungsausfällen und dass harte Durchgreifen der chinesischen Regierung gegen den Technologiesektor belasteten das Wachstum der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Dass sich der SSE Composite Index trotzdem um +0,7 Prozent verbessern konnte, lag vor allem daran, dass die Zentralbank die Märkte mit Liquidität stützte und die Anleger davon ausgingen, dass die Regierung einen Preisverfall am Immobilienmarkt auf jeden Fall verhindern will. Gegen den Trend konnte sich der japanische NIKKEI 225 Index um +4,8 Prozent auf ein 31-Jahreshoch stark verbessern.

Auch an den globalen Rentenmärkten standen die Zeichen auf Baisse. Trotz schwächerer Konjunkturindikatoren will die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) ab November die Anleihenkäufe sukzessive zu reduzieren. Ziel der amerikanischen Währungshüter ist, Mitte des nächsten Jahres keine weiteren Staats- und Hypothekenanleihen mehr aufzukaufen. Auch die Präsidentin Christine Lagarde der Europäischen Zentralbank (EZB) stieß ins gleiche Horn. So sollen die Anleihekäufe bereits im vierten Quartal langsam reduziert werden. Gleichzeitig hoben sowohl Fed als auch EZB ihre Inflationsprognosen für dieses Jahr an und thematisierten die gestiegenen Energiepreise. Dies- und jenseits des Atlantiks stiegen die Renditen für langlaufende Staatsanleihen an.

Mit Diversifikation die Anlagerisiken professionell verteilen

Wer langfristig Vermögen bilden will, kommt am Aktienmarkt kaum vorbei. Dies galt schon früher so und in der aktuellen Niedrigzinsphase umso mehr. Aber wie kann man als Sparer die Schwankungen an der Börse in den Griff bekommen? Mit der Diversifikation seiner Anlagen kann man ein günstiges Verhältnis von Renditechance und Risiko schaffen.

Langfristige Renditechancen nutzen

An Aktien geht im Umfeld niedriger und negativer Zinsen deshalb kein Weg vorbei. Denn die Börse bietet Sparern die Chance auf interessante Renditen für den langfristigen Vermögensaufbau. Ein Beispiel: Deutsche Aktien aus dem DAX haben über Zeiträume von 15 Jahren im Schnitt eine Rendite von 8,9 Prozent erzielt. Und selbst nach dem Kurseinbruch im Frühjahr 2020 lag der DAX über das ganze Jahr gesehen im Plus.

Aktien sind wie alle Wertpapieranlagen jedoch mit Risiken verbunden. Die Kurse schwanken und unerwartete Ereignisse, wie die erste Coronawelle, können den ganzen Markt erschüttern. Wie können Sparer diese Risiken in den Griff bekommen, um Renditechancen bei möglichst geringen Kursschwankungen zu erzielen? Hier kommt die Risikostreuung ins Spiel und heißt im Fachdeutsch: Diversifikation.

Die Portfoliotheorie und die Korrelation

Diversifikation ist ein Begriff der Portfoliotheorie, die der spätere Wirtschafts-Nobelpreisträger Harry M. Markowitz in den 1950er-Jahren entwickelt hat. Markowitz erkannte, dass einzelne Anlagen bei der Rendite-Risiko-Analyse nicht isoliert voneinander betrachtet werden dürfen: Auch ihr Zusammenspiel mit den anderen Bestandteilen des Portfolios spielt eine große Rolle. Dieses Zusammenspiel heißt Korrelation. Zwei Vermögensanlagen, deren Kurse sich ungefähr im Gleichklang bewegen, sind hoch korreliert; dies könnte zum Beispiel für die Aktien von zwei Unternehmen gelten, die im gleichen Land in der gleichen Branche tätig sind. Verlaufen die Kurse dagegen weitgehend unabhängig voneinander, ist die Korrelation gering.

Aktien sind wie alle Wertpapieranlagen jedoch mit Risiken verbunden. Die Kurse schwanken und unerwartete Ereignisse, wie die erste Coronawelle, können den ganzen Markt erschüttern. Wie können Sparer diese Risiken in den Griff bekommen, um Renditechancen bei möglichst geringen Kursschwankungen zu erzielen? Hier kommt die Risikostreuung ins Spiel und heißt im Fachdeutsch: Diversifikation.

Die Portfoliotheorie und die Korrelation

Diversifikation ist ein Begriff der Portfoliotheorie, die der spätere Wirtschafts-Nobelpreisträger Harry M. Markowitz in den 1950er-Jahren entwickelt hat. Markowitz erkannte, dass einzelne Anlagen bei der Rendite-Risiko-Analyse nicht isoliert voneinander betrachtet werden dürfen: Auch ihr Zusammenspiel mit den anderen Bestandteilen des Portfolios spielt eine große Rolle. Dieses Zusammenspiel heißt Korrelation. Zwei Vermögensanlagen, deren Kurse sich ungefähr im Gleichklang bewegen, sind hoch korreliert; dies könnte zum Beispiel für die Aktie von zwei Unternehmen gelten, die im gleichen Land und in der gleichen Branche tätig sind. Verlaufen die Kurse dagegen weitgehend unabhängig voneinander, ist die Korrelation gering.

Und das hat positive Folgen: In einem Portfolio aus gering korrelierten Anlagen gleichen sich die Kursschwankungen mit der Zeit aus. Dies sogt dafür, dass das Verlustrisiko bei gleichbleibender Renditechance sinkt. Ein diversifiziertes Portfolio ermöglicht so ein deutlich besseres Verhältnis von Rendite und Risiko als eine Einzelanlage.

Wie setzt man die Diversifikation in der Praxis um

Aktiensparer sind deshalb gut beraten, dass sie die Struktur ihres Gesamtportfolios im Auge zu behalten. Dies ist sinnvoller, anstatt unsystematisch in Einzeltitel zu investieren - auch wenn dies auf den ersten Blick attraktiv erscheint. Dabei können die Sparer ihre Risiken auf mehreren Ebenen streuen:

  1. innerhalb eines Aktienportfolios
    • indem sie ihr Vermögen auf verschiedene Branchen und Regionen verteilen
  2. über die Anlageklassen hinweg
    • indem sie zum Beispiel Aktienanlagen und Anleihen miteinander kombinieren
  3. auf der Zeitachse
    • indem sie regelmäßig kleinere Beträge anlegen und so günstige Durchschnittskosten erzielen

Was bedeutet das in der Praxis? Regelmäßig Geld anzulegen ist nicht kompliziert, denn man kann als Aktiensparer dazu einfach einen Sparplan eröffnen. Für Laien ist eine gezielte Diversifikation innerhalb der Anlageklasse und darüber hinaus aber nur schwer zu realisieren. Denn ein Portfolio aus gering korrelierten Wertpapieren zu managen erfordert die kontinuierliche Beobachtung der Märkte und der relevanten Kennzahlen. Diese Aufgabe sollten Sparer professionellen Fondsmanagern überlassen.

Durchschittskaufmethode

Ein Blick auf die aktuellen Anlagestrategien

In der für die Finanzmärkte wichtigen US-Wirtschaft ist die Normalisierung weiter im Gang und die Volkswirtschaften in Europa dürften mit etwas Verzögerung dieser Richtung folgen. Dieses Szenario ist an den Kapitalmärkten, denn führende Börsenindizes befinden sich auf Allzeithochs und die Kreditaufschläge von Unternehmensanleihen nahe Rekordtiefs, weitgehend eingepreist. Nach drei Monaten mit hohen monatlichen Zuwächsen der Kernkonsumentenpreise in den USA im Umfang von 0,7 Prozent bis 0,9 Prozent deutet der Anstieg im Juli 2021 mit 0,3 Prozent auf eine mögliche Entspannung hin. Allerdings sollte aufgrund der anhaltend hohen Konsumnachfrage und Engpässen in Lieferketten ein Wiederaufflackern der Inflation nicht überraschen. Die anstehenden reduzierten Anleihekäufe (Tapering) der US-Notenbank Fed sollten von den Marktteilnehmern weitestgehend eingepreist sein. Nach den Wahlen in Deutschland am 26. September 2021 dürften langwierige Koalitionsverhandlungen folgen, wobei an den Kapitalmärkten je nach Koalition höchstens geringfügige Auswirkungen zu erwarten sind.

Zu den positiven Faktoren für die Börsen zählt insbesondere eine kräftige Zunahme der Unternehmensgewinne in diesem Jahr. Eine Korrektur wäre zu erwarten, wenn sich die wirtschaftliche Normalisierung verzögern sollte. Auch die US-Unternehmenssteuern bleiben in den kommenden Monaten weiter ein Thema, wobei eine Erhöhung wie sie Präsident Joe Biden anstrebt, angesichts der hauchdünnen demokratischen Mehrheit im Senat unwahrscheinlich ist. Der Anstieg der Inflation in den USA dürfte von den meisten Investoren als temporäres Phänomen betrachtet werden und kaum belasten. Bis zum Jahresende kann von leicht steigenden Anleiherenditen, insbesondere in den USA ausgegangen werden. Für die Börsen sollte dies in aller Regel keine negativen Auswirkungen haben.

So sprechen mittelfristig in einem weiter anhaltenden Nullzinsumfeld die Dividendenrenditen und Ertragsaussichten für Aktien für Erfolg. Aufgrund des aktuellen Wirtschaftsszenarios werden konjunktursensitive Werte und damit auch das Segment kleinerer und mittelgroßer Unternehmen auf Erholungskurs bleiben. Aber auch bei Value-Aktien gibt es weiterhin Potenzial und auch defensive Unternehmen mit einer soliden Dividendenhistorie sollten besser abschneiden als Unternehmensanleihen mit Anlagequalität. Nach der derzeitigen längeren Phase eines insgesamt positiven Börsentrends sind Gewinnmitnahmen weiter wahrscheinlich. Ohne signifikante negative Nachrichten sind Korrekturphasen jedoch meist von kurzer Dauer und würden eher weiter Einstiegsmöglichkeiten zum Nachkaufen bieten.

Trotz einer möglicherweise hohen Marktvolatilität in den kommenden Monaten, sollte man sich als Anleger zunehmend auf eine weitgehende Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität in den kommenden 12-24 Monaten einstellen. Zu berücksichtigen gilt auch, dass sich die relevanten Stellen, wie Regierungen, Gesundheitssysteme, Einzelpersonen und Unternehmen seit Monaten viel dazu gelernt haben, mit der Situation umzugehen. In der aktuellen Phase sind Unternehmen zu bevorzugen, die sich bisher in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt haben und eine solide Bilanz aufweisen.

Weiterhin sorgen dennoch Dividendenwerte für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Als interessantes langfristiges Thema zur Depotbeimischung kann der Fokus auf eine „Alternde Gesellschaft“ gelegt werden und über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten abgebildet werden. Auch globale Immobilienaktienfonds können zur Depotdiversifikation beitragen, denn stabile Dividendenzahlungen durch regelmäßige Mieterträge und die Partizipation an aussichtsreichen Langfristtrends zeichnen diesen Anlagebereich aus. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen. In diesem Umfeld sollten Unternehmensanleihen aus dem gesamten Euroraum weiter den Vorzug erhalten.

Anlagemärkte Entwicklung

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

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Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

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  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
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Quelle:  Bereich "Mit Diversifikation die Anlagerisiken professionell verteilen" von DJE Kapital AG

Donnerstag, 23. September 2021

ESG-Regulierung - Ein Ausblick und welche Rolle dabei der Geldanlage zukommt

 Die Umsetzung der EU-Richtlinie, mit der Finanzströme in nachhaltige Produkte umgelenkt werden sollen, ist in vollem Gange. Warum die ESG-Regulierung trotz allen Aufwands unverzichtbar ist, welche Pflichten den Marktteilnehmern daraus erwachsen und was das Ganze Anlegern bringt, soll nachfolgend betrachtet werden.

Wie schnell unser CO2-Ausstoß sinken muss

Jeglicher Verzug bedeutet eine noch schärfere Einschränkung in der Zukunft. Die Kurve muss ab sofort steil nach unten gehen, im ähnlichen Umfang wie im Jahr 2020 während des monatelangen Lockdowns, in dem die Treibhausgase in Deutschland nach ersten Berechnungen um 8,7 Prozent sanken. Dieser Trend muss mit jährlich 7 Prozent Reduktion fortsetzt werden. 2021 wird dies vermutlich leider nicht der Fall sein. Der Treibhausgasausstoß wird gegenüber 2020 wieder deutlich steigen. Als Teil der Finanzindustrie, ob als Asset Manager oder als Anlageberater besteht eine wesentliche Rolle in der Kommunikation und in der Aufklärung. Anleger sollten über die Möglichkeiten nachhaltiger Geldanlagen informiert und beraten werden.

notwendige CO2-Reduktion, um den Ausstoß bis 2040 beziehungsweise 2055 auf Null zu reduzieren

Seit dem 2. August 2022 ist dies dann keine bloße Option mehr, sondern eine Verpflichtung gemäß europäischer Regulierung. Ab diesem Zeitpunkt müssen Anlageberater und Vermögensverwalter die Anleger nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen im Beratungsgespräch befragen. Die Eignungsbeurteilung wird dann um die Nachhaltigkeitspräferenzen erweitert.

Welche Rolle dabei der Finanzbranche zukommt

Der Anfang August in Teilen veröffentlichte Weltklimabericht des Weltklimarates der Vereinten Nationen, dem 195 Staaten zugestimmt haben, hat uns erneut die Dringlichkeit zu handeln vor Augen geführt. Wir müssen jetzt agieren, um den Klimawandel zu stoppen, indem wir der Erhöhung der Treibhausgasintensität in der Atmosphäre Einhalt gebieten. Oder anders formuliert: Wir sollten die Treibhausgasemission sofort reduzieren. Jeglicher Verzug bedeutet eine noch schärfere Einschränkung in der Zukunft.

Die Neufassung der Delegierten Verordnung zur MiFID sieht vor, dass Fondsprodukte drei Kategorien entsprechen können, um als nachhaltig zu gelten: Entweder sie berücksichtigen ökologische und soziale Mindeststandards oder -ausschlüsse, oder sie weisen zumindest einen Teil nachhaltiger Investitionen nach der Definition der Offenlegungsverordnung (OffenlegungsVO), genauer Art. 2 Nr. 17 OffenlegungsVO, aus, oder sie investieren zumindest zum Teil in ökologische  Anlagen nach der Taxonomieverordnung (TaxonomieVO), genauer in taxonomiekonforme Tätigkeiten und Geschäftsmodelle.

Was die ESG-Regulierung Anlegern bringt

Die erste Gruppe der Mindeststandards oder -ausschlüsse ist in der Verordnung technisch umschrieben als Finanzprodukte, „die bezogen auf die wichtigsten nachteiligen Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren negative externe Effekte von Investitionen auf die Umwelt oder die Gesellschaft berücksichtigen“. Nachhaltigkeitsfaktoren sind dabei Effekte des investierten Unternehmens auf die Umwelt, im Gegensatz zu Nachhaltigkeitsrisiken in den Bereichen Umwelt, Soziales oder Unternehmensführung, die von außen negativ auf das Unternehmen einwirken können. Nachhaltigkeitsfaktoren sind Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, die Achtung der Menschenrechte und die Bekämpfung von Korruption und Bestechung nach Art. 2 Nr. 24 OffenlegungsVO.

Umfrage zur Beachtung von Nachhaltigkeit bei Geschäftsreisen der Deutschen bis 2020

Die Nachhaltigkeitsfaktoren, die berücksichtigt werden, müssen – anhand qualitativer oder quantitativer Indikatoren (Zielgrößen) – auch im Zeitverlauf nachgewiesen werden können. Das können, müssen aber nicht Indikatoren sein, die auch nach der OffenlegungsVO herangezogen werden und beispielsweise auf Gesellschaftsebene nach der OffenlegungsVO zu veröffentlichen sind. Beispiele wären: Treibhausgasemissionen (Scope 1, 2, 3), Emissionen ins Wasser, Verletzungen der zehn UN Global Compact Prinzipien oder auch der Anteil an Frauen in Vorstand und Aufsichtsrat.

Die zweite Gruppe an nachhaltigen Produkten muss zumindest einen Teil an nachhaltigen Investitionen im Sinne des Art.2 Nr. 17 OffenlegungsVO enthalten. Nach der OffenlegungsVO ist eine Investition nachhaltig, wenn sie zur Erreichung eines Umweltziels oder eines sozialen Ziels beiträgt oder wenn Geld in Humankapital fließt.

Die dritte Gruppe: Im Gegensatz dazu ist die Taxonomie auf sechs Umweltziele ausgerichtet. Sie kategorisiert Wirtschaftsaktivitäten als nachhaltig, wenn sie wesentlich zu einem oder mehreren der Umweltziele beiträgt. Zwei dieser Ziele - Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel - werden bereits in einem umfassenden Katalog auf eine Reihe von Wirtschaftssektoren angewandt und übersetzen damit die abstrakten Anforderungen in konkrete nachhaltige Aktivitäten der Realwirtschaft. Angaben zu diesen ersten beiden Zielen müssen ab dem 1. Januar 2022 in die vorvertraglichen Informationen, also die Verkaufsprospekte, sowie die regelmäßigen Berichte aufgenommen werden.

Was heißt das nun ganz praktisch? Vermögensverwalter werden ihre Produkte beispielsweise in diese drei Gruppen einordnen und gegebenenfalls nach einem Kriterium ordnen, so dass der Anlageberater transparent über die drei Gruppen aufklären und dann dem Anleger Produkte dieser Kategorien empfehlen kann. Dafür sind auf Seiten der Fondsgesellschaften und der Anlageberater noch einige Anstrengungen notwendig. Eine gewisse Vereinheitlichung der Kriterienkataloge ist dabei wünschenswert, damit verhindert wird, dass die Anleger vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen.

Weitere Offenlegungspflichten im Überblick

Auf die Fondsgesellschaften werden in nächster Zeit weitere Veröffentlichungspflichten zukommen. Auf diese erweiterten Pflichtveröffentlichungen können Anlageberater dann zurückgreifen: Ab 1. Juli 2022 werden Musterformulare für die Darstellung von Art. 8 und 9 Fonds nach der OffenlegungsVO anzuwenden sein. Nach dem jetzigen Gesetzgebungsstand greifen zu diesem Zeitpunkt die detaillierten sogenannten Level-2-Vorgaben der OffenlegungsVO zu vorvertraglichen Informationspflichten bei Produkten nach Art. 8 und Art. 9 sowie die periodische Berichtspflicht in den regelmäßigen Berichten, wie unter anderem im Jahresbericht. Dann berichten die Fondsgesellschaften auch in Verbindung mit der TaxonomieVO über den Taxonomieanteil der ersten beiden Umweltziele in den jeweiligen Fonds, soweit darauf im Verkaufsprospekt Bezug genommen wird.

Früher, ab dem 1. Januar 2022, gilt die TaxonomieVO auf Level 1 und ergänzt die OffenlegungsVO auf Level 1. So ist zu beschreiben, wie Art. 8 Fonds zur Erreichung eines Umweltziels beitragen. Nach Art. 9 eingestufte Fonds müssen aufzeigen, wie sie ein gesetztes Ziel erreichen. Sollte dies ein Einsparungsziel von Treibhausgasen sein, so sollte diese Zielsetzung anhand der EU-Benchmark-VO und deren Kriterien gewährleistet werden. Spätestens bis zum 30. Juni 2021 haben die Fondsgesellschaften mit mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf deren Internetseite veröffentlicht, wie sie die nachteiligen Nachhaltigkeitsauswirkungen auf Unternehmensebene berücksichtigen. Die einzelnen Indikatoren werden die Unternehmen in einem definierten Formular voraussichtlich bis zum 30. Juni 2023 darstellen müssen.

Vollständigkeitshalber sei angemerkt, dass seit März 2020 die Berichtspflicht besteht, wie nach Art. 6 OffenlegungsVO die Nachhaltigkeitsrisiken in Investitionsentscheidungen einbezogen werden, wie bei Art. 8 die beworbenen ökologischen und/oder sozialen Merkmale erfüllt oder wie nach Art. 9 die angestrebte nachhaltige Investition erreicht werden sollen. Daran kann man erkennen, dass die Transparenz für den Anleger schrittweise erhöht wird.

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Quelle: Dr. Andreas Steinert, Head of ESG Business Amundi Deutschland

Montag, 6. September 2021

Anlagekommentar August 2021 - Strategieprüfung der EZB bei ihrer Geldpolitik und Lieferengpässe belasten die Konjunkturindikatoren

 Die EZB hat erstmals seit 2003 eine Strategieüberprüfung vorgenommen und dessen Resultate sind im Rahmen der Markterwartungen ausgefallen. Trotz leicht angepasstem Wortlauts bei der Inflationsrate, bleibt das Inflationsziel bei 2 Prozent und wird symmetrisch interpretiert. Dies bedeutet, dass sowohl eine höhere als auch eine tiefere Inflation eine geldpolitische Reaktion auslöst. Bei der Beurteilung der Inflation sollen zukünftig auch die Kosten für selbst genutztes Wohneigentum mit einfließen, wodurch die Inflation um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte erhöht wird. Auch nach der Strategieüberprüfung bleibt weiter unklar, wie die Europäische Zentralbank (EZB) den Anstieg der Inflation auf 2 Prozent bewerkstelligen kann, wenn faktisch die Untergrenze für die Nominalzinsen erreicht ist.

Dagegen ist in den USA, anders als in Europa, die Strategie bereits vorgezeichnet. Die Federal Reserve System (Fed) prognostiziert die ersten Zinserhöhungen für das Jahr 2023, wodurch das Ende der Nullzinsphase absehbar ist. Diese Zinserwartungen stützen den Dollar. Voraussichtlich weitgehend unerheblich ist für die Finanzmärkte, wann die Anleihekäufe (Tapering) in den USA reduziert werden. Aus den jüngsten Ausführungen des Fed-Chefs Jerome Powell lässt sich derzeit diesbezüglich keine Eile erkennen, wobei man abzuwarten muss, wie die Fed reagiert, wenn die monatlichen Inflationsraten weiter hoch bleiben.

Entwicklung der Anlagemärkte im August 2021

Aufgrund der überwiegend positiven Nachrichtenlage haben im August die Aktienmärkte mehrheitlich einen Zuwachs erzielen können. So konnten in den USA der S&P 500 Index um 2,9 Prozent und der technologieorientierte NASDAQ Composite Index um 4,0 Prozent ansteigen. Auch in Europa zeigte das Aktienbarometer ein positives Umfeld. So erreichten die Leitindizes in Frankreich CAC 40 Index und Großbritannien FTSE 100 Index ein Plus von 1 Prozent. Der deutsche DAX Index, in Spanien der IBEX 35 Index und der Schweiz der Swiss Market Index legten sie sogar um ca. 2 Prozent zu.

DAX Entwicklung

Noch etwas besser entwickelten sich die Aktienmärkte in Italien mit dem FTSE MIB Index mit +3 Prozent sowie in der Niederlande der AEX-Index und Österreich der Austrian Traded Index mit je 4 Prozent. Der europäische Eurostoxx 50 Index konnte sich deshalb auch um +2,6 Prozent nach oben bewegen. Die internationalen Aktienindizes in Japan und China konnten die Verluste des Vormonats zu einem Großteil wieder ausgleichen und so legte der japanische NIKKEI 225 um 5 3 Prozent und Chinas SSE Composite Index mehr als 4 Prozent zu. Und so verwundert es nicht, dass der der weltweite MSCI World Index (EUR) auch um +2,8 Prozent zu legen konnte.

Mit der angestiegenen Inflation im August 2021, welche erneut deutlich über den Erwartungen lag, kletterten im August die Renditen über alle Anleiheklassen. Allerdings geschah dies jedoch in einem relativ geringen Ausmaß. Dadurch sahen sich die großen Notenbanken noch nicht veranlasst, ihre geldpolitische Expansionsstrategie anzupassen.

Wohin wird sich die zukünftige Zinspolitik der US-Notenbank entwickeln?

Die Sachlage ist für die Fed ziemlich eindeutig, denn die US-Wirtschaft läuft derzeit sehr gut. Dagegen ist das wichtigere Thema, ob die derzeitigen hohen Inflationszahlen ein temporäres Phänomen sind oder ob man sich an eine Periode mit einer erhöhten Inflation gewöhnen muss. Fachleute denken, dass eher letzteres der Fall sein wird, denn das Grundproblem bleibt, dass die internationalen Lieferketten nach wie vor nicht wie gewohnt zur Verfügung stehen. Dem gegenüber hat die Nachfrage gleichzeitig stark angezogen und bei den Unternehmen herrscht eine gewisse Planungsunsicherheit. Denn die nächste COVID-19-Welle rollt schon an, obwohl die weltweite Durchimpfungsrate noch nicht zufriedenstellend darstellt. So sind die Unternehmen verständlicherweise zögerlich darin Kapazitäten auszubauen, weil einerseits die Lieferketten noch nicht klaglos funktionieren und andererseits das Vertrauen in eine länger anhaltende wirtschaftliche Expansion noch nicht gefestigt genug ist.

Wie kann die Lage der US-Wirtschaft derzeit eingeschätzt werden?

Dies ist wohl derzeit eine der wichtigsten Schlüsselfragen, denn ohne dem Wirtschaftsmotor USA läuft derzeit nichts in der westlichen Welt. Fachleute denken, dass dies zwar in erster Linie ein eher psychologisches Phänomen ist. Die Tatsache, dass wenn in den USA nichts läuft, dann läuft auch in der übrigen Weltwirtschaft nicht viel, ist nicht zu leugnen. So kann Asien beispielsweise alleine die Weltwirtschaft nicht genügend ankurbeln. Die in letzter Zeit von China eingeführten gesetzlichen Maßnahmen, welche vor allem gegen die großen international tätigen chinesischen Unternehmen gerichtet waren, machen nur zu deutlich, wie stark die westliche Welt von den in China erzeugten Produkten abhängig ist. China ist und bleibt ein gewisser Risikofaktor im weltwirtschaftlichen Gefüge. Europa als Wirtschaftseinheit ist nach wie vor weltpolitisch zu schwach, um eine wirklich entscheidende Rolle zu spielen. Also bleibt wieder einmal nur die USA, die den Ton sowohl politisch als auch wirtschaftlich im Westen angibt.

Und von der US Wirtschaft gibt es eigentlich derzeit nur gute Nachrichten. Am besten lässt es sich am Wirtschaftswachstum zeigen. Im 2. Quartal 2021 ist die US Wirtschaft um 12,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Die chinesische Wirtschaft allerdings nur um 7,9 Prozent. Natürlich mögen die Daten durch die Corona-Pandemie ein wenig verzerrt sein, aber was bleibt ist das beeindruckende US-Wirtschaftswachstum im 2. Quartal. Hinzu kommt, dass es derzeit einen Nachfrageüberhang und lange Lieferzeiten gibt. Das hingegen sichert jedoch nach heutigem Stand eine mehr als solides Wirtschaftswachstum der US-Wirtschaft für den weiteren Verlauf des Jahres 2021. Derzeit liegen die Schätzungen für 2021 bei einem US-Wirtschaftswachstum von 6 Prozent für 2021. Ähnlich gut entwickeln sich die für den Aktieninvestor so wichtigen Unternehmensgewinne. Wenn keine unerwarteten Ereignisse eintreten, ist der Wirtschaftsausblick für die US-Wirtschaft für das gesamte Jahr 2021 hervorragend. Für Europa gilt ähnliches, wenngleich wie immer die Wirtschaftsdynamik in den USA um einiges höher ist als in Europa.

Was kann von der US Notenbank für den Rest des Jahres erwartet werden?

Die US-Notenbank hat ja schon angedeutet, dass das Ende der ultraniedrigen Zinspolitik in Sicht ist. Realistisch kann man davon ausgehen, dass die US-Notenbank im Laufe des Herbstes noch etwas deutlicher auf bevorstehende Zinsschritte hinweisen wird. Experten erwarten allerdings nicht, dass es in diesem Jahr noch zu tatsächlichen Zinserhöhungen kommen wird. Man wird wohl die Anleihe Kaufprogramme zurückfahren und so ein langsames ansteigen der Zinsen am langen Ende auslösen. Dies alles jedoch immer unter der Voraussetzung, dass keine unvorhergesehenen wirtschaftlichen oder politischen Ereignisse auftreten. In Europa wird die EZB bestenfalls im Sommer 2022 auch auf diesen Kurs einschwenken.

Welche Bedeutung hat das alles für den Aktienmarkt?

Derzeit stehen alle Ampeln an den Aktienmärkten auf Grün, gelegentlich mit einer kurzzeitigen Gelbphase. Doch angesichts der aktuellen Wirtschaftszahlen haben die Kapitalmärkte durchaus noch Potential nach oben für den Rest des Jahres 2021. Dies gilt allerdings unter der Voraussetzung, dass keine unvorhergesehenen Entwicklungen eintreten. Auf jeden Fall gibt es ausreichend Liquidität im Wirtschaftssystem, welche nach Investitionsmöglichkeiten suchen. Nach wie vor gibt es zum Aktienmarkt derzeit keine wirklichen Alternativen, denn der Anleihemarkt wird sich über kurz oder lang mit langsam steigenden Zinsen abfinden müssen. Daher ist der Anleihemarkt derzeit keine wirkliche Alternative zu den Aktieninvestments. Die nach wie vor steigenden Unternehmensgewinne lassen dies auch zu. Deshalb kann man durchaus für den Rest des Jahres 2021 zuversichtlich sein, dass noch ein ausreichendes Kurspotential vorhanden ist.

Ein Blick auf die aktuellen Anlagestrategien

In der für die Finanzmärkte wichtigen US-Wirtschaft ist die Normalisierung weiter im Gang und die Volkswirtschaften in Europa dürften mit etwas Verzögerung dieser Richtung folgen. Dieses Szenario ist an den Kapitalmärkten, denn führende Börsenindizes befinden sich auf Allzeithochs und die Kreditaufschläge von Unternehmensanleihen nahe Rekordtiefs, weitgehend eingepreist. Nach drei Monaten mit hohen monatlichen Zuwächsen der Kernkonsumentenpreise in den USA im Umfang von 0,7 Prozent bis 0,9 Prozent deutet der Anstieg im Juli 2021 mit 0,3 Prozent auf eine mögliche Entspannung hin. Allerdings sollte aufgrund der anhaltend hohen Konsumnachfrage und Engpässen in Lieferketten ein Wiederaufflackern der Inflation nicht überraschen. Die anstehenden reduzierten Anleihekäufe (Tapering) der US-Notenbank Fed sollten von den Marktteilnehmern weitestgehend eingepreist sein. Zu den den Wahlen in Deutschland am 26. September 2021 dürften langwierige Koalitionsverhandlungen folgen, wobei an den Kapitalmärkten je nach Koalition höchstens geringfügige Auswirkungen zu erwarten sind.

Zu den positiven Faktoren für die Börsen zählt insbesondere eine kräftige Zunahme der Unternehmensgewinne in diesem Jahr. Eine Korrektur wäre zu erwarten, wenn sich die wirtschaftliche Normalisierung verzögern sollte. Auch die US-Unternehmenssteuern bleiben in den kommenden Monaten weiter ein Thema, wobei eine Erhöhung wie sie Präsident Joe Biden anstrebt, angesichts der hauchdünnen demokratischen Mehrheit im Senat unwahrscheinlich ist. Der Anstieg der Inflation in den USA dürfte von den meisten Investoren als temporäres Phänomen betrachtet werden und kaum belasten. Bis zum Jahresende kann von leicht steigenden Anleiherenditen, insbesondere in den USA ausgegangen werden. Für die Börsen sollte dies in aller Regel keine negativen Auswirkungen haben.

So sprechen mittelfristig in einem weiter anhaltenden Nullzinsumfeld die Dividendenrenditen und Ertragsaussichten für Aktien für Erfolg. Aufgrund des aktuellen Wirtschaftsszenarios werden konjunktursensitive Werte und damit auch das Segment kleinerer und mittelgroßer Unternehmen auf Erholungskurs bleiben. Aber auch bei Value-Aktien gibt es weiterhin Potenzial und auch defensive Unternehmen mit einer soliden Dividendenhistorie sollten besser abschneiden als Unternehmensanleihen mit Anlagequalität. Nach der derzeitigen längeren Phase eines insgesamt positiven Börsentrends sind Gewinnmitnahmen weiter wahrscheinlich. Ohne signifikante negative Nachrichten sind Korrekturphasen jedoch meist von kurzer Dauer und würden eher weiter Einstiegsmöglichkeiten zum Nachkaufen bieten.

Trotz einer möglicherweise hohen Marktvolatilität in den kommenden Monaten, sollte man sich als Anleger zunehmend auf eine weitgehende Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität in den kommenden 12-24 Monaten einstellen. Zu berücksichtigen gilt auch, dass sich die relevanten Stellen, wie Regierungen, Gesundheitssysteme, Einzelpersonen und Unternehmen seit Monaten viel dazu gelernt haben, mit der Situation umzugehen. In der aktuellen Phase sind Unternehmen zu bevorzugen, die sich bisher in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt haben und eine solide Bilanz aufweisen.

Weiterhin sorgen dennoch Dividendenwerte für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Als interessantes langfristiges Thema zur Depotbeimischung kann der Fokus auf eine „Alternde Gesellschaft“ gelegt werden und über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten abgebildet werden. Auch globale Immobilienaktienfonds können zur Depotdiversifikation beitragen, denn stabile Dividendenzahlungen durch regelmäßige Mieterträge und die Partizipation an aussichtsreichen Langfristtrends zeichnen diesen Anlagebereich aus. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen. In diesem Umfeld sollten Unternehmensanleihen aus dem gesamten Euroraum weiter den Vorzug erhalten.

Anlagemärkte Entwicklung

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Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
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Quelle:  Bereich "Wohin wird sich die zukünftige Zinspolitik der US-Notenbank entwickeln" von Schiketanz Capital Advisors GmbH