Montag, 28. Dezember 2020

Anlagekommentar Oktober 2020 - Die zweite Corona-Welle sorgt zusehends für Nervosität an den Kapitalmärkten

 Es war ein Versuch wert mit lokal verschärften Restriktionen der Corona-Pandemie Einhalt zu gebieten. Allerdings hatte es bereits abgezeichnet, dass diese Strategie scheitern wird. So stiegen nicht nur wie bisher in den USA, sondern auch Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland die täglichen Corona-Neuinfektionen rasant an. Konnten die osteuropäischen Länder die erste Corona-Welle im Frühjahr noch recht gut überstehen, so kristallisierten sie sich nun als neue Corona-Hotspots heraus. Daraus resultierte, dass immer mehr Staaten erneute Lockdowns ab November verhängten. Auch wenn diese zwar weniger restriktiv als im Frühjahr ausfallen, leidet die Stimmung an den Finanzmärkten unter diesen Verschärfungen zusehends. Auch der Der Ölpreis kam unter Druck und sank auf einen Preis von 36 US-Dollar für das Fass. Für die besonders stark betroffene Hotel-, Restaurant- und Freizeitbranche sind milliarden-schwere Hilfsprogramme im Gespräch. Dagegen konnten die stetigen Fortschritte bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen dazu beitragen die Verluste zu dämpften, allerdings konnte dies die Finanzmärkte nicht nachhaltig stützen.

Entwicklung der Anlagemärkte
Die europäischen Aktien wurden durch die Korrektur der zweiten Covid-19 Welle besonders hart getroffen. So gab der Eurostoxx 50 Index um 7,4 Prozent nach, der DAX Index ging sogar 9,4 Prozent ins Minus und der FTSE 100 Index verlor 7,9 Prozent. Beim S&P 500 Index mit einem Minus von 2,8 Prozent, dem NASDAQ 100 Index der um 3,2 Prozent nach gab und beim NASDAQ Composite Index mit 2,3 Prozent Rückgang konnten sich die Verluste in den USA noch in Grenzen halten. Dagegen konnten die asiatischen Aktienmärkte besser abschneiden. Dort konnte sich der japanische NIKKEI 225 Index mit einem Minus von 0,9 Prozent recht robust halten und mit der stetigen Verbesserung der chinesischen Konjunktur, schaffte der SSE Composite Index im Oktober sogar leichtes Plus. Der weltweite MSCI World Index (EUR) konnte durch die starke amerikanische Gewichtung seine Verluste mit 2,1 Prozent ebenfalls im Rahmen halten.

DAX Entwicklung

Auch an den Rentenmärkten gab es eine gemischte Bilanz. So wurden die europäischen Anleiherenditen von der Erwartung weiterer expansiver Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) beflügelt. So konnten die Renditen von griechischen und italienischen Staatspapieren auf Allzeittiefs notierten. Bei den Unternehmensanleihen in der Eurozone haben sich im Oktober sich die Kreditaufschläge leicht ausgeweitet, was aber durch die sinkenden Zinsen überkompensiert werden konnte. Dagegen war das Bild in den USA spiegelverkehrt, denn mit den besser als befürchteten Quartalsberichten und Konjunkturindikatoren gingen hier die Kreditaufschläge umso stärker nach unten, je geringer die Qualität der Emittenten war. Die Hochzinsanleihen hatten Kursgewinne zu bieten, während die Anleihekurse bonitätsstarker Emittenten sanken. Aufgrund dieser Zweiteilung wertete der US-Dollar gegenüber dem Euro auf, was dann wiederum dazu führte, dass der Goldpreis, einen Abschlag von 0,4 Prozent verbuchen musste.

Unruhe unter den Machtteilnehmern stiftete auch die politische Unsicherheit in den USA. Die US-Wahlen sind in der Endphase und wurden durch die Coronainfektion von Donald Trump und der notwendigen Unterbrechung seiner Wahlkampftour nochmals spannender. Denn der demokratische Herausforderer Joe Biden profitierte von dieser Entwicklung und baute seinen landesweiten Vorsprung aus. Für Finanzmärkte kann man aber sagen: Egal wer gewinnt, die Börse wird damit leben können, so wie sie es immer getan hat.

Goldene Zeiten? - Gold als Anlage ist wieder in den Fokus gerückt
Es gab in den letzten zwei Jahren kaum eine Anlageklasse, welche eine bessere Performance aufweisen konnte. Dementsprechend sind derzeit Investitionen in Gold wieder in aller Munde. Doch was sind die Treiber des Goldpreises und ist die aktuelle Korrektur der Allzeithöchststände gar eine Kaufgelegenheit?

Festhalten muss man, dass Gold keinen Cash-Flow generiert und keinen wirklich messbaren Nutzen erbringt. Bedingt durch die Lagerkosten ist Goldbesitz sogar eher mit Kosten - also einem negativen Cash-Flow - verbunden. Dementsprechend gibt es, unabhängig davon, ob man Gold als Währung, Rohstoff, Anlageklasse oder Schmuck bzw. Konsumgut betrachtet, aktuell kein Modell, um theoretisch einen fairen Preis des Edelmetalls herzuleiten. Diese Tatsache ist einer der Hauptkritikpunkte der Goldanlagegegner und zu Recht ein Makel. Doch solange man Gold die Funktion der Wertaufbewahrung nicht abspricht, muss es zwangsläufig einen Wert haben.

Der Vorteil des Goldes gegenüber dem Fiatgeld der Zentralbanken als alternatives Wertaufbewahrungs- und Tauschmittel, besteht ganz einfach im endlichen Bestand. Im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen kann Gold nicht einfach gedruckt werden. Doch wie entsteht der Goldpreis? Wenn es um die Bewertung des Goldpreises geht, kommt man zwangsläufig nicht daran vorbei, sich die historischen Zusammenhänge zwischen Angebot und Nachfrage anschauen. Dabei kann man erkennen, dass es erstens über die letzten Jahre eine gewisse Stabilität auf der Angebotsseite gibt und dass zweitens die relativen Schwankungen auf der Nachfrageseite bei Investitionen und Zentralbanken am größten sind.

Vor dem Hintergrund, dass bedingt durch die tatsächlich verfügbaren Kapazitäten bei den Goldminenbetreibern eine starke Änderung des Goldangebots unwahrscheinlich ist, sind nachhaltige Ungleichgewichte in diesem Verhältnis hauptsächlich über die Nachfrageseite und hier speziell von der Investmentseite zu erwarten. Deshalb kommt man folglich zu der Frage, von was diese investitionsseitige Nachfrage und somit der Goldpreis abhängen? Der offensichtlichste Zusammenhang der sich zudem sehr plausibel erklären lässt, ist die Abhängigkeit des Goldpreises vom realen Zinsniveau.

Wenn genügend Marktteilnehmer dem Edelmetall Gold die Eigenschaft als Wertaufbewahrungsmittel sowie eine Funktion als Tauschmittel zusprechen und zudem ein freier Handel und Besitz möglich sind, dann ist Gold als eine valide Konkurrenz zum Papiergeld zu betrachten. Die Kaufkraft des Geldes hängt vereinfacht dargestellt vom Nominalzins abzüglich der realisierten Inflation, also dem Realzins ab. Da dieser Zusammenhang für die „Kaufkraft“ des Goldes nicht greift, muss sich der Preis des Goldes - gerechnet in Papiergeld - umgekehrt proportional zum Realzins entwickeln. Die Umsetzung dieses theoretischen Konstrukts obliegt dann der breiten Masse von Investoren, die in der ständigen Abwägung der relativen Attraktivität zwischen Geld und Gold durch ihre Handelsaktivitäten den Preis des Goldes bestimmen.

Goldpreis und Rendite inflationsgeschützter US-Staatsanleihen

Deshalb ist es bei der Frage nach der zukünftigen Entwicklung des Goldpreises also wichtig, auf die Entwicklung des Realzinses zu schauen. Denn wir wissen, dass das Papiergeld in der Regel von unabhängigen Notenbanken mit dem Versprechen der garantierten relativen Preisstabilität kontrolliert wird. Nimmt man nun den aktuellen Hintergrund mit unterdurchschnittlichen Wachstumsaussichten und politisch nicht opportuner Spar- oder Steuererhöhungsprogramme, so sind die meisten Staaten mit chronisch defizitären Staatshaushalten konfrontiert. Die Fiskalpakete zur Bekämpfung der aktuellen COVID-19-Krise stellen einen zwischenzeitlichen Höhepunkt in dieser Entwicklung dar.

Dies hat zu einem Niveau der globalen Staatsverschuldung geführt, welches ohne rekordniedrige Nominalzinsen und die sogenannte Monetarisierung der Staatsschulden durch Aufkauf von Staatsanleihen durch die Zentralbank nicht tragbar wäre. Mit der Aussage der großen Zentralbanken, dass man an dem Umfeld der niedrigen Zinsen auch auf längere Sicht keine Änderung sieht und die rapide Ausweitung der Geldmenge durch die Monetarisierung der Staatsschulden inflationär wirkt, werden wir auch in den nächsten Jahren mit weiter fallenden Realzinsen konfrontiert sein. Die Richtung für den Goldpreis dürfte damit, zumindest sachlich betrachtet, geklärt sein.

Ein Blick auf die aktuellen Anlagestrategien
Die Kurse von Aktien und Unternehmensanleihen haben sich im Einklang mit der Wirtschaft erholt. Unmittelbar nach den Lockdowns V-förmig und danach verhaltener. Dabei können an den Anlagemärkten enorme Diskrepanzen festgestellt werden. So haben Aktien von Unternehmen, insbesondere aus dem Technologiebereich, die gute Börsenentwicklung angeführt, wobei im dritten Quartal generell konjunktursensitive Werte vorne lagen. Im September 2020, einem traditionell schwachen Börsenmonat, haben die Gewinnmitnahmen bei den Rallye-Gewinnern dominiert. Die Konjunkturdaten liegen zwar meist über den Erwartungen, es setzt sich aber vermehrt die an sich bekannte Einsicht durch, dass sich die nach wie vor schwachen Branchen, wie Reisen, Gastgewerbe und Events erst erholen, wenn Impfstoffe breit verfügbar werden, was noch einige Monate nicht der Fall sein wird.

Trotz einer möglicherweise hohen Marktvolatilität in den kommenden Monaten, sollte man sich als Anleger zunehmend auf eine weitgehende Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität in den kommenden 12-24 Monaten einstellen. Zu berücksichtigen gilt auch, dass sich die relevanten Stellen, wie Regierungen, Gesundheitssysteme, Einzelpersonen und Unternehmen seit Monaten viel dazu gelernt haben, mit der Situation umzugehen. Daher sollte eine Anlagestrategie defensiv gestaltet sein. Gleichzeitig ergeben sich aber besonders bei Aktien auch Chancen für mittelfristig und langfristig agierende Anleger. In der aktuellen Phase sind Unternehmen zu bevorzugen, die sich bisher in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt haben, eine solide Bilanz aufweisen. Stärkere Rückschläge können als Möglichkeit zum Aufbau von neuen Positionen erachten werden, wenn diese in eine längerfristige Anlagestrategie passen.

Weiterhin sorgen dennoch Dividendenwerte für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Als interessantes langfristiges Thema zur Depotbeimischung kann der Fokus auf eine „Alternde Gesellschaft“ gelegt werden und über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten abgebildet werden. Auch globale Immobilienaktienfonds können zur Depotdiversifikation beitragen, denn stabile Dividendenzahlungen durch regelmäßige Mieterträge und die Partizipation an aussichtsreichen Langfristtrends zeichnen diesen Anlagebereich aus. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen. In diesem Umfeld sollten Unternehmensanleihen aus dem gesamten Euroraum weiter den Vorzug bekommen.

Anlagemärkte Entwicklung

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet.
Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
    •  
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Dienstag, 22. Dezember 2020

Der alljährliche Weltspartag - Weltsparplantag wäre ein besserer Name

 Der Sparstrumpf war einmal: Die Deutschen mausern sich mehr und mehr zu Anlegern nach Plan, wie die rasante Zunahme aktiver Fonds-Sparpläne belegt. Gerade in Zeiten der Corona-Krise und der noch lange anhaltenden Niedrigzinsphase kann diese Anlageform ihre Vorteile voll entfalten. Wer zum Weltspartag noch immer an Sparbuch, Festgeldkonto & Co. denkt, hat morgen sicher keinen Grund zur Freude: Während Investmentfonds in den vergangenen Jahren laut Bundesbank-Statistik eine reale Rendite von durchschnittlich 4,1 Prozent pro Jahr erzielten und Aktien mit 9,7 Prozent pro Jahr sogar noch einmal deutlich mehr, verloren verzinsliche Einlagen durch den Negativzins an Wert.

Weltspartag - Die Historie
Der Weltspartag findet jedes Jahr offiziell am 31. Oktober statt. Da dieser Tag jedoch in manchen Bundesländern ein Feiertag ist (Reformationstag), wird er gemeinhin einen Tag vorgezogen, nämlich am letzten Arbeitstag vor dem 31.10. im Monat Oktober. Die Idee geht auf den 1. Internationalen Sparkassenkongress vom Oktober 1925 in Mailand (Italien) zurück. Dieser ersten Veranstaltung wohnten 354 Delegierte aus 27 Ländern bei. Sinn und Zweck dieses besonderen Tages war es, den Menschen und insbesondere den Kindern das Sparen schmackhaft zu machen und den Wert des Sparens auf der ganzen Welt zu verbreiten. Damals war das Sparbuch noch die wichtigste Vermögensquelle der Deutschen. Seither hat sich die Welt aber deutlich gewandelt. Zinsen auf Spareinlagen gibt es schon lange keine mehr, entsprechend ist der langfristige Vermögensaufbau allein mit dem Sparbuch kaum mehr möglich. Auch die Idee des Weltspartags ist rückläufig, beispielsweise ist sie in Frankreich nahezu ausgestorben und gleiches gilt für andere Teile der Welt.

Warum ist das Sparen so wichtig?
Der Ursprung des Weltspartages fiel in eine finanziell sehr angespannte Zeit, denn weltweit litt man noch unter den Folgen des ersten Weltkriegs und die Weltwirtschaftskrise bahnte sich langsam an. Deshalb war es ein wichtiges Anliegen vieler Regierungen, der Bevölkerung in dieser Zeit das Sparen nahe zu bringen. Denn nur wenn ausreichend gespart wird, kann auch investiert werden. Auch für jeden Einzelnen ist das Sparen deshalb auch heute noch wichtig, um sich eine finanzielle Grundlage aufzubauen, die später entweder als Sicherheitspolster, Altersvorsorge oder sogar als Einkommensquelle verwendet werden kann. Durch die Zinsen wird mit der Zeit der Wert des Ersparten größer und gleicht, zumindest zum Teil, den Verlust durch die Inflation wieder aus.

Wertentwicklung Sparpläne

Fonds-Sparpläne haben eine immer größer werdende Fangemeinde
Als Antwort auf die Niedrigzins-Situation sind Fonds-Sparpläne schon länger auf dem Vormarsch, ein Trend, der nun durch die Corona-Krise noch einmal deutlich an Beliebtheit zugenommen hat. Der Sparplan mit überschaubaren monatlichen Beträgen ist für viele Zielgruppen das passende Instrument, um langfristig Vermögen aufzubauen. Durch die unterschiedlichen Einzahlungszeitpunkte können Anleger zudem vom Cost-Average-Effekt (Durchschnittskaufmethode) profitieren, der das Momentum einer einzigen Einzahlung glättet. Mögliche Kursschwächen bieten so auch Vorteile, ein beruhigendes Argument gerade für noch nicht so erfahrende Anleger. Wie gut das Fondssparen unterm Strich funktioniert, zeigt die aktuelle Statistik des BVI (Bundesverband Investment und Asset Management e.V.): Wer vor 10 Jahren – also inklusive der vergangenen Krisen – einen Sparplan im Segment globaler Aktienfonds mit einem Sparbetrag von monatlich 100 Euro eingerichtet hat, kommt zum Stichtag 30. September 2020 auf eine Rendite von durchschnittlich 5,9 Prozent pro Jahr.

Was ein Sparplan bringt, kann hier mit dem Sparplanrechner des BVI ausprobiert werden.
Hier geht es zum BVI Sparplan-Rechner

Durchschittskaufmethode

Die Macht der Durchschnittskosten
Die Angst vor dem falschen Einstiegszeitpunkt, die viele Anleger davon abhält, überhaupt mit dem Vermögensaufbau anzufangen, kann deshalb ein Sparplan nehmen. Der Mechanismus des sogenannten "Durchschnittskosteneffekts" bei dem ein Anleger jeden Monat Anteile eines Investmentfonds im Wert von 50 Euro erwirbt, variiert in der Anzahl der erworbenen Fondsanteile entsprechend dem aktuellen Anteilspreis. Angenommen, das dieser gerade nachgegeben hat, gäbe es für die 50 Euro mehr Anteile, wodurch sich dann auch der durchschnittliche Einstandspreis verringern würde. Deshalb entspringt dem DWS-Starfondsmanager Klaus Kaldemorgen die Idee, dass der Weltspartag seiner Meinung nach besser Weltsparplantag heißen sollte. Aufgrund der historischen Expertise von Klaus Kaldemorgen als Fondsmanager ist dem nichts hinzu zu fügen.

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Freitag, 18. Dezember 2020

Geldanlagen im 3. Quartal 2020 - Die Notenbanken schicken die Finanzielle Repression in die nächste Runde

 Es ist mittlerweile schon lange, lange her, dass sie ausgerufen wurde, die Finanzielle Repression. Jene Phase, in der die Gläubiger durch ihre Bereitschaft, in niedrig oder negativ verzinsliche Staatsanleihen zu investieren, erheblich dazu beitragen, den Schuldenberg des Staates abzubauen. Es war eine Folge der Finanzkrise 2008/2009 und durch die finanziellen Rettungspakete zur Corona-Pandemie wird uns die Finanzielle Repression noch viele Jahre begleiten.

Der Fiskus befindet such in einer komfortablen Situation
Die derzeitige Fiskal- und Geldpolitik der Staaten und ihrer Zentralbanken erinnert stark daran, dass mit der Corona-Pandemie die nächste Runde dieser Repression eingeläutet wurde. Über 70 Prozent des globalen Staatsanleihemarktes haben eine Rendite von einem Prozent und weniger. Knapp 30 Prozent weisen eine negative Rendite aus (siehe nachfolgendes Schaubild).

Generische Staatsanleiherenditen

Die auf den Staatsschulden lastenden durchschnittlichen Refinanzierungskosten sind seit der Finanzmarktkrise und der Euroschuldenkrise weiter gesunken und könnten fiskalisch kaum komfortabler sein. Der Schuldenberg trägt sich so über die Zeit von allein ab – zumindest, wenn sich die Schuldenquote im Rahmen hält und keine dauerhaften Fiskaldefizite aufgebaut werden. Der Refinanzierungszins muss nur unterhalb der Wachstumsrate liegen.

Hinzu kommt: In vielen Staaten der Eurozone, aber auch in Großbritannien, können Teile der Altschulden durch die Neuaufnahme von Schulden getilgt werden. Was hierzulande noch ein relativ junges Phänomen ist, lässt sich in Japan schon sehr lange beobachten. Den Negativzinsen sei Dank. Die Jagd nach Kapitaleinkommen geht also weiter. Und dies dürfte eine der Erklärungen dafür sein, warum sich die Kapitalmärkte in einer nie dagewesenen Schnelligkeit von dem Corona-Pandemie bedingten Absturz im März 2020 erholt haben. Mit ihrem Versuch, die Finanzmärkte zu stabilisieren, haben die Zentralbanken nicht nur das Niedrig-/Negativzinsumfeld zementiert, sondern scheinbar einen weiteren „Zentralbank-Put“ ausgesprochen. Von diesem erwarten die Anleger eine nach unten absichernde Wirkung. Gestützt wird die risikofreudige Grundeinstellung von den Konjunkturdaten der letzten Wochen und Monate. Diese indizieren in der Tat, dass wir die globale Rezession verlassen haben.

Eine Wachstums-Skepsis ist durchaus angebracht
Skeptizismus gegenüber einem schnellen Zurück zum Vor-Pandemie-Wachstumspfad bleibt allerdings angebracht. Alternative und sehr schnell konjunkturreagible Daten, etwa die Mobilitätsdaten von Google oder elektronische Reservierungen von Restauranttischen, zeigen ein nachlassendes Konjunkturmomentum. Während die Liquidität stützend wirken sollte, muss mit Volatilität infolge von Enttäuschungen seitens der Konjunktur und des Pandemie-Verlaufs gerechnet werden. Die Bewertungen an den Aktienmärkten zeigen sich als sehr heterogen. Für die USA sind sie am höchsten und bieten keinen Puffer für mögliche negative Überraschungen. Das Revisionsverhalten der Analysten hat sich verbessert. Zunehmend werden die Schätzungen für die Unternehmensgewinne der nächsten Quartale nach oben revidiert. Besonders günstig zeigt sich die Relation von nach oben gerichteten zu nach unten gerichteten Revisionen für die USA und die Schwellenländer. Auch für die Unternehmen Europas hat sich das Bild deutlich verbessert.

Nachhallender Effekt niedrigerer Energiepreise
Die Renditen von Staatsanleihen dürften aufgrund des zementierten Negativ-/Niedrigzinsumfeldes und der Ankaufprogramme der Notenbanken bis auf Weiteres sehr negativ/niedrig bleiben. Vonseiten der Inflationsentwicklung scheint wenig Risiko für einen Renditeanstieg auszugehen. Trotz preissteigernder Effekte durch gestörte Lieferketten und eine extrem expansive Geldpolitik dürften die disinflationären Auswirkungen der COVID-Krise und der nachhallende Effekt niedrigerer Energiepreise in den kommenden Monaten dominieren. Ein Anstieg der Langfristrenditen zum Beispiel in Folge erhöhter Fiskalrisiken sollte eine noch stärkere Intervention der Zentralbanken zur Folge haben, die diesem Anstieg entgegenwirkt. Unternehmensanleihen dürften ebenfalls von der Nachfrage der Zentralbanken profitieren, auch wenn sie einem rezessiven Umfeld, steigenden Ausfallraten und einem hohen Verschuldungsgrad ausgesetzt sind.
Nach Durchschreiten des tiefen Konjunkturtals im März/April 2020 konnte sich die Nachfrage nach Rohstoffen festigen. Ein abwertender US-Dollar stützt gewöhnlich Rohstoffpreise, da diese in US-Dollar gehandelt werden und entsprechend höhere Dollarpreise erzielen sollten.

Quartalsbericht Q3 2020

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Quelle: Dr. Hans-Jörg Naumer, AllianzGI

Donnerstag, 10. Dezember 2020

Investmentfonds und Steuern - Ihre Gebrauchsanweisung für 2020

 Gleichgültig, wie hoch Ihr angelegtes Vermögen ist und wie erfahren Sie im Umgang mit Fonds bereits sind: Die steuerliche Seite Ihrer Geldanlage sollten Sie als Anleger kennen und verstehen. Durch die Investmentsteuerreform hat sich die Besteuerungssystematik bei Investmentfonds mit Wirkung zum 1. Januar 2018 grundlegend geändert. Wesentlich ist hierbei die Abkehr vom bisher geltenden Transparenzprinzip mit dem Ziel, die Besteuerung für Fondsanleger einfacher und nachvollziehbarer zu gestalten. Dies soll durch ein sogenanntes pauschales Besteuerungssystem bei Investmentfonds erreicht werden. Deshalb sollte sich jeder Anleger auch mit der steuerlichen Seite seiner Geldanlage befassen.

Der Fondsanbieter Allianz Global Investors stellt Ihnen eine aktualisierte verständliche und anschauliche Broschüre zu dem Thema "Investmentfonds und Steuern 2020" für Privatanleger als PDF-Datei oder auch als Druckstück zur Verfügung. Eines der wichtigsten Anliegen war es, dem Verbraucher das zweifelsohne nicht immer ganz einfache Steuerrecht in einer verständlichen Form nahezubringen.

Funktionsweise von Investmentfonds

Dort finden Sie interessante Informationen zu:

  • Eine Art Gebrauchsanweisung für Investmentfonds
  • Investmentfonds und Steuern auf einen Blick
  • Abgeltungssteuer auf Fondserträge
  • Übergangsvorschriften 2017/2018
  • Befreiung von der Abgeltungsteuer
  • Fondserträge in der Einkommensteuererklärung 2019
  • So füllen Sie die Anlage KAP und KAP-INV für die Einkommensteuererklärung 2019 aus
  • Beantragen der Arbeitnehmer-Sparzulage
  • Beantragen der staatlichen „Riester-Förderung“
  • Häufig gestellte Fragen
  • Steuer-ABC

Das PDF-Dokument für Privatvermögen können Sie hier herunterladen.
Broschüre für Privatvermögen herunterladen

Ebenfalls erhältlich ist eine Broschüre für Investmentfonds im Betriebsvermögen. Diese möchte inländischen Firmenkunden die Prinzipien der Fondsbesteuerung und die damit verbundenen Bilanzierungsgrundsätze nach den Regeln des deutschen Handelsgesetzbuches (HGB) erläutern.

Das PDF-Dokument für Betriebsvermögen können Sie hier herunterladen.
Broschüre für Betriebsvermögen herunterladen

Die steuerliche Behandlung von Kapitalerträgen hängt von den persönlichen Verhältnissen des Anlegers ab und kann künftig Änderungen unterworfen sein. Für Einzelfragen, insbesondere unter Berücksichtigung seiner individuellen steuerlichen Situation, sollte man sich an seinen persönlichen Steuerberater wenden. Bei einer Anlageentscheidung ist auch die persönliche außersteuerliche Situation des Anlegers zu berücksichtigen.

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Dienstag, 1. Dezember 2020

Aktienrückkäufe - nicht immer die beste Wahl für langfristige Investoren

 Bis zur Eskalation der Corona-Pandemie in den USA haben sich bei US-Unternehmen Aktienrückkaufprogramme zu einer beliebten Art der Liquiditätsverwendung entwickelt. Im bisherigen Rekordjahr 2018 belief sich ihr Volumen auf rund 806 Milliarden US-Dollar. Auch im Folgejahr 2019 waren es immer noch rund 729 Milliarden US-Dollar.

Liquiditätsdruck schwächt Rückkauf-Trend
2020 scheint dieser Trend zunächst vorbei zu sein, da die Unternehmen angesichts der konjunkturellen Auswirkungen unter Liquiditätsdruck stehen und auch die Kritik an möglichen Rückkäufen vor dem Hintergrund staatlicher Hilfen für die Unternehmen wuchs. Lagen die Volumina der Rückkäufe im ersten Quartal noch bei 175 Milliarden US-Dollar, gingen sie im zweiten Quartal angesichts sinkender Unternehmensgewinne auf 30 Milliarden US-Dollar zurück.

Zahl der direkten Aktionäre in Deutschland bis 2019

Schon für das laufende dritte Quartal erwartet etwa die Deutsche Bank aber wieder einen Anstieg. Eine Ausnahme nimmt hier Warren Buffett mit seiner Berkshire Hathaway ein. Er kaufte in den ersten sechs Monaten bereits für 6,7 Mrd. US-Dollar eigene Aktien zurück, so viel wie nie zuvor. In Deutschland nimmt sich das Volumen der Aktienrückkäufe mit 8,8 Milliarden Euro in 2019 beim DAX Index und MDAX Index noch vergleichsweise bescheiden aus. Hierzulande herrschen allerdings auch andere Rahmenbedingungen als in den USA. So sind beispielsweise die Rückkaufvolumina gesetzlich limitiert. Aktienrückkäufe erhöhen bei typisierter Betrachtung den Aktienkurs der Unternehmen. Viele Unternehmen begründen deshalb auch ihre Rückkaufprogramme mit einer Unterbewertung an der Börse. Die Erhöhung des Kurses soll ein Signal der Stärke an den Markt aussenden und helfen, feindliche Übernahmen abzuwehren.

Unternehmensvorstände mit Eigeninteresse
Für Unternehmensvorstände mag es daneben noch einen weiteren Grund geben: Vor allem US-Unternehmen werden häufig anhand ihres Gewinns pro Aktie (Earnings per share, EPS) bewertet. Da Rückkäufe die Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien reduzieren, steigt der EPS automatisch an. Ein steigender EPS hat wiederum einen steigenden Aktienkurs zur Folge (bzw. führt eine Verfehlung der EPS-Ziele zum Kursrückgang). Für Manager, deren Gehalt teilweise an die Entwicklung des Aktienkurses des eigenen Unternehmens gekoppelt ist, kann die Versuchung, den Kurs auf diese Weise zu erhöhen, also durchaus verlockend sein.

Aber wie sind Aktienrückkäufe aus der Sicht der Eigentümer zu bewerten? Steigende Aktienkurse sollten ja eigentlich auch in ihrem Interesse liegen. Doch ganz so einfach ist es nicht. Da sind zunächst die grundsätzlichen Risiken. Der Entzug der Liquidität durch Rückkauf (oder Ausschüttung) kann ein Unternehmen schwächen. Die verringerte Eigenkapitalausstattung, sollte es im Nachgang zum Rückerwerb zu einer Kapitalherabsetzung kommen, wirkt sich negativ auf die Finanzstabilität aus und führt möglicherweise zu Herabstufungen durch die Ratingagenturen. Vor dem Hintergrund unsicherer Perspektiven in vielen Branchen sind das keine attraktiven Aussichten.

Wer sich als langfristiger Anleger und Miteigentümer der Unternehmen versteht, in die er investiert, hat weniger Interesse an einem kurzfristig steigenden Aktienkurs oder an Ausschüttungen, sondern ist primär an einem nachhaltigen Unternehmenswachstum interessiert. Ziel ist eine hohe Gesamtkapitalrendite. Wunschunternehmen für das Portfolio zeichnen sich vor diesem Hintergrund durch ein stabiles und skalierbares Geschäftsmodell aus.

Der Einzelfall entscheidet
Unternehmen mit einem skalierbaren Geschäftsmodell wie beispielsweise Microsoft oder Ryman Healthcare weisen eine hohe interne Verzinsung des reinvestierten Kapitals auf. Entsprechend steht die operative Weiterentwicklung des Unternehmens auf der Prioritätenliste ganz oben. Hier ist beispielsweise eine Investition in Kapazitäten für Forschung und Entwicklung zu bevorzugen Sollte dies nicht möglich oder notwendig sein, sind strategische Akquisitionen eine Alternative. Erst wenn es hier keine attraktiven Übernahmeziele gibt, ist eine andere Verwendung der Liquidität eine Option.

Der Rückkauf ist der Ausschüttung von Dividenden zwar grundsätzlich vorzuziehen, letztendlich ist jedoch ausschlaggebend, welche Option wertschöpfend ist. Wird die Aktie eines Unternehmens unter ihrem inneren Wert gehandelt, kann ein Rückkauf ein geeignetes Mittel sein, um Kurs und inneren Wert wieder in Einklang zu bringen. Wird die Aktie bereits oberhalb des inneren Wertes gehandelt, würden sich kurzfristig orientierte Investoren zwar über die höheren Kurse freuen und verkaufen. Aus Sicht der langfristig orientierten Investoren hingegen wäre das eine Wertvernichtung, denn die erhöhten Kurse würden sich mittel- bis langfristig wieder dem inneren Wert annähern. Die Kapitalallokation ist deshalb auch immer ein Indiz dafür, ob das Management eines Unternehmens die nachhaltige Unternehmensentwicklung im Blick hat.

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