Donnerstag, 30. Juli 2020

Anlagekommentar Mai 2020 - Die Stimulierungen der Regierungen und Notenbanken sorgen für positive Stimmung an den Aktienmärkten

 Die Corona-Neuinfektionen sind in Europa und den USA rückläufig und die Aussicht auf weitere Lockerungen der Pandemie-Einschränkungsmaßnahmen sowie eine Flut von geld- und fiskalpolitischen Programmen rund um den Globus sorgten für eine Aufhellung der Anlegerstimmung. Dabei unterscheidet sich die gegenwärtige Situation von jedem wirtschaftlichen Abschwung in der Vergangenheit, da sie weitgehend durch politische Entscheidungen, die eine massive Einschränkung der Geschäftsaktivitäten mit sich bringen, verursacht wird.

Da der gegenwärtige wirtschaftliche Abschwung der extremste in der modernen Geschichte ist, sind die staatlichen Unterstützungspakete so umfassend wie nie zuvor und werden vielerorts um ein Vielfaches größer ausfallen als bisher angekündigt wurde. Während Zinssenkungen im derzeitigen hoheitlich verordneten wirtschaftlichen Abschwung nicht helfen, sind die Notenbanken wie in jeder Krise der ultimative Liquiditätsanbieter für das Bankensystem. Darüber hinaus werden die Zentralbanken als Käufer von Anleihen vermehrt zum „Lender of Last Resort“ für Regierungen und den Unternehmenssektor.

Entwicklung der Anlagemärkte
Durch den besser als befürchtete Start in die US-Gewinnsaison und die Erholung der chinesischen Konjunkturdaten im Zuge des Neustarts der Wirtschaft kam es zu einer Normalisierung der Finanzmärkte. Der weltweite MSCI World Index (EUR) konnte sich um 3,0 Prozent erholen, angeschoben durch die amerikanischen Leitindizes. Der S&P 500 Index gewann 4,5 Prozent und der technologielastige NASDAQ 100 Index konnte sogar 6,1 Prozent zulegen. Während der deutsche DAX Index ein Plus von 6,7 Prozent erreichte, entwickelte sich der europäische Eurostoxx 50 Index mit 4,2 Prozent unterdurchschnittlich. Auch Japans NIKKEI 225 Index verbesserte sich um 8,3 Prozent.

DAX Entwicklung

Auch die Rentenmärkte haussierten trotz der starken Aktienmärkte, denn im Vormonat April fielen geldpolitisch weitere Grenzen. So sank die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe um 12 Basispunkte und die 10-jährigen US Staatsanleihen rentierten um 0,05 Prozent niedriger. Die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) verkündete ein zusätzliches 2,3 Billionen USD schweres Rettungsprogramm. Neben einer direkten Kreditvergabe an Bundesstaaten und Unternehmen mit bis zu 10.000 Angestellten, darf die Federal Reserve System (Fed) nun auch Unternehmensanleihen erwerben, die aufgrund der Corona-Pandemie aktuell eine Herabstufung aus dem Investmentgrade-Bereich erlitten haben. Einige Tage später erfolgte auch von der Europäische Zentralbank (EZB) eine ähnliche Aufweichung der Sicherheitenakzeptanz. Die japanische Notenbank Bank of Japan (BoJ) kündigte den unbegrenzten Kauf von Staatspapieren und einen verstärkten Erwerb von Unternehmensanleihen an. Die chinesische Zentralbank People’s Bank of China senkte dagegen seinen Leitzins.

Die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) und Europäische Zentralbank (EZB) bleiben bis auf weiteres bei ihrer Zinspolitik. Das bedeutet, die Zinsen bleiben für die nächste Zeit dort wie sie gerade sind - nämlich so gut wie bei 0 Prozent. Diese Tatsache wird dividendenstarke Aktien guter Bonität weiter unterstützen. So liegt die Dividendenrendite des S&P 500 Index derzeit bei rund 2,8 Prozent und beim Dow Jones Industrial Average Index sogar bei 3,4 Prozent. Im Vergleich dazu liefern 10-jährige US Staatsanleihen derzeit gerade einmal 0,65 Prozent Ertrag pro Jahr ab.

Eine wesentliche Erkenntnis aus der Pandemie wird die neue Dimension der Staatsverschuldung rund um den Globus sein. Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass die Verschuldungsquote in Relation zum Brutto-Inlandsprodukt in den Industrieländern von 105 Prozent auf 122 Prozent steigen wird. In den USA wird die Verschuldung um nahezu 20 Prozent auf 131 Prozent ansteigen, in Deutschland von 60 Prozent auf rund 80 Prozent und in der Schweiz von 39 Prozent auf 46 Prozent.

Zentralbanken Zinsen und Bilanzen

Alte Feindbilder zur Unzeit in USA, dagegen beeindruckt der EU-Wiederaufbauplan
Eine sich verschärfende Rhetorik im US-chinesischen Handelsstreit seitens Donald Trumps sorgte an den Aktienmärkten für Verunsicherung. Hinzu kamen einige Datenveröffentlichungen, die die Schwere des wirtschaftlichen Einbruchs im März und April drastisch verdeutlichten. Die Auswirkungen des Lockdowns zeigten sich beispielsweise in den Daten zu den Einzelhandelsumsätzen in den USA. Diese gaben im April um 16,4 Prozent gegenüber dem Vormonat nach, deutlich stärker als die vom Konsens erwarteten -12,5 Prozent. Zudem wurde der Wert für März auf -8,3 Prozent nach unten korrigiert. Der massive Rückgang der Wirtschaftsleistung spiegelte sich auch in den Daten zur Industrieproduktion wider. Diese gab im April um 11,2 Prozent nach, nach einem Rückgang von 4,5 Prozent im März.

Der von der New Yorker Fed veröffentlichte Empire-State-Index, eine Einkaufsmanagerumfrage, stieg von -78,2 auf -48,5 Punkte und zeigte damit weiterhin sich deutlich verschlechternde Geschäftsaussichten an. Ermutigende Zahlen kamen derweil aus China. Im April legte dort die Industrieproduktion gegenüber dem Vorjahresniveau um 3,9 Prozent zu. Etwas hinterher hinkte hingegen die Belebung im Einzelhandel. Dort betrug der Rückgang 7,5 Prozent (gegenüber dem Vorjahr), was aber immerhin eine Verbesserung gegenüber den -15,8 Prozent im März darstellte. In Deutschland gab das BIP im ersten Quartal um 2,2 Prozent nach, womit sich die hiesige Volkswirtschaft innerhalb der Eurozone noch relativ stabil hielt.

Positiv beeindruckt zeigten sich die Finanzmärkte vom Wiederaufbauplan, den EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen zur Bekämpfung der Corona-Krise präsentierte. So möchte die EU 750 Milliarden Euro, die per Kredit finanziert werden sollen, in die Ankurbelung der Wirtschaft pumpen.

Ein Blick auf die aktuellen Anlagestrategien
Es ist schwierig, sich mittelfristig eine Welt vorzustellen, die der Welt vor dem Ausbruch von Covid-19 in Bezug auf das Produktionspotenzial und die Unternehmensgewinne nicht weitgehend ähnelt. Als Basisszenario erholen sich die Volkswirtschaften in weiten Teilen rasch nach dem Ende des Lockdowns. Allerdings wird eine vollständige Erholung auf das Vorkrisen-Niveau jedoch länger dauern. Dennoch haben im Basisszenario die Aktienmärkte ihre Talsohle durchschritten und die Kreditspreads den Höhepunkt hinter sich. Während somit mittelfristig Potenzial besteht, scheinen die Kapitalmärkte ein solches Szenario vorerst weitgehend eingepreist zu haben, so dass die kurzfristigen Aussichten eher symmetrisch sein dürften.

Für die Markttrends bleibt der Nachrichtenfluss zu Covid-19 entscheidend und die Geschwindigkeit und das Ausmaß der wirtschaftlichen Erholung nach der Lockerung der Sperrmaßnahmen. Am anderen Ende des Spektrums ist ein Szenario, welches so lange extreme Maßnahmen erfordert, bis ein Impfstoff verfügbar ist, denn dann, würde sich die Wirtschaft erst nachhaltig erholen. Daher sollte eine Anlagestrategie defensiv gestaltet sein. Gleichzeitig ergeben sich aber besonders bei Aktien auch Chancen für mittelfristig und langfristig agierende Anleger. In der aktuellen Phase sind Unternehmen zu bevorzugen, die sich bisher in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt haben, eine solide Bilanz aufweisen und selbst bei anhaltenden Notmaßnahmen gegen Covid-19 nur einen begrenzen Einfluss auf die Nachfrage sehen würden.

Weiterhin sorgen dennoch Dividendenwerte für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Als interessantes langfristiges Thema zur Depotbeimischung kann der Fokus auf eine „Alternde Gesellschaft“ gelegt werden und über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten abgebildet werden. Auch globale Immobilienaktienfonds können zur Depotdiversifikation beitragen, denn stabile Dividendenzahlungen durch regelmäßige Mieterträge und die Partizipation an aussichtsreichen Langfristtrends zeichnen diesen Anlagebereich aus. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen. In diesem Umfeld sollten Unternehmensanleihen aus dem gesamten Euroraum weiter den Vorzug bekommen.

Anlagemärkte Entwicklung

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Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
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Freitag, 10. Juli 2020

Geldanlagen im 1. Quartal 2020 - In vielerlei Hinsicht historisch beispiellos

 Mit einer noch dagewesenen Geschwindigkeit sind die Finanzmärkte im ersten Quartal 2020 abgestürzt. Ebenfalls in einer noch nie dagewesenen Größenordnung stemmen sich Notenbanken und Regierungen gegen eine durch das Coronavirus ausgelöste drohende schwere Wirtschaftskrise. Das erste Quartal 2020 wird in die Börsen- und Wirtschaftsgeschichte eingehen, soviel steht fest. Wer am Jahresanfang 2020 vorausgesagt hätte, dass der DAX Index drei Monate später vierstellig notieren würde, der wäre ausgelacht worden. Waren Aktien denn nicht eigentlich alternativlos zu allen anderen liquiden Anlagen geworden? Ja, sie waren es, aber wie wir jetzt wissen bedeutete dies nicht, dass sie nicht auch stark fallen können.

Noch nie ging es so schnell abwärts
Der Absturz an den Börsen der Welt ist nicht der stärkste aller Zeiten. Im Zuge der Finanzkrise 2008 war der S&P 500 Index sogar um 57 Prozent gefallen und auch der DAX Index halbierte sich. Doch die Geschwindigkeit, mit der die Kurse diesmal zu Tal fuhren, ist historisch beispiellos. Ja, da gab es den 19. Oktober 1987, als der Dow Jones Industrial Average Index 22,3 Prozent an einem Tag verlor - doch damals war es mit diesem Highspeed Crash nach einem Tag erledigt. Diesmal hingegen verzeichneten wir mehrere Tage mit Verlusten im Bereich von 10 Prozent. Dabei schien das Coronavirus den Aktienmärkten zunächst nichts anzuhaben. Nachdem die Krankheit in China schon ausgebrochen war, markierte der DAX und auch die Wall Street nach kurzem Einbruch schon wieder Rekordkurse.

Von einer Angstkrise zu einer realen Krise
Zunächst war die Corona-Krise ja auch nur eine Angstkrise, wie wir sie an den Börsen schon oft erlebt haben. So verhielt es sich mit Ebola und auch mit SARS. Diese beiden Epidemien blieben am Ende regional begrenzt und entwickelten sich für die alten Industrieländer nicht zu einem realen Problem. Entsprechend schnell erholten sich die Kurse wieder. Der Supergau des Atomkraftwerkes in Fukushima ist ebenfalls ein gutes Beispiel für eine Angstkrise. Auch damals gingen die Börsen im Mai 2011 sehr steil auf Talfahrt, als aber klar war, dass die Auswirkungen auf Japan begrenzt bleiben würden, ging es genauso schnell wieder aufwärts. Das Coronavirus ist nun aber zu einer realen Krise geworden, weil die Seuche sich durch Europa und die USA frisst. Die Maßnahmen, die gegen seine Ausbreitung beschlossen wurden, sind historisch ohne Beispiel.

Schätzungen für das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal

Einen Shut-Down fast des gesamten öffentlichen Lebens gab es in Friedenszeiten noch nie. Entsprechend groß ist die Verunsicherung, weil niemand genau abschätzen kann, wie groß die wirtschaftlichen Auswirkungen am Ende tatsächlich sein werden. Es hängt vor allem ja auch davon ab, wann die Maßnahmen beendet werden. Vorher ist eine seriöse Berechnung ohnehin nicht möglich. Die aktuellen Schätzungen für das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal gehen jedenfalls weit auseinander. Von dieser Frage hängt auch die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten ab. Eine nachhaltige Erholung, dürfte dann einsetzen, wenn ein definitiver Zeitpunkt für das Ende des Shut Downs bekannt ist. Ein Greifen der Maßnahmen, ablesbar durch nachlassende Ansteckungszahlen, könnten die Börsen als Hinweis auf ein Ende schon im Vorfeld positiv quittieren.

Hilfsprogramme in nie dagewesener Größenordnung
Beispiellos sind auch die Maßnahmen, mit denen sich Regierungen und Notenbanken gegen den wirtschaftlichen Abschwung stellen. Die USA wenden zwei Billionen US-Dollar auf, was gigantischen zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Auch Deutschland hat die Schuldenbremse gelöst und ein Paket über 156 Milliarden Euro aufgelegt. Dazu kommen Garantien in Höhe von 600 Milliarden Euro. Die Notenbanken tragen ihren Teil dazu bei. Die US Notenbank Federal Reserve System (Fed) hat erstmals das Mandat unbegrenzt Anleihen verschiedenster Art kaufen zu können, und die Europäische Zentralbank (EZB) kauft für weitere 750 Milliarden Euro Staatsanleihen auf. Wie viel diese Maßnahmen bringen, wird auch davon abhängen, wie schnell sie bei den Bedürftigen Unternehmen und Verbrauchern ankommen. Ansonsten droht eine riesige Pleitewelle, was viele Arbeitsplätze kosten würde. In den USA erreichten nach dem Shutdown die Neuanträge für Arbeitslosenunterstützung einen gigantischen Rekord von 3,283 Millionen. Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahr 1982 mit 695.000.

Anleihekäufe der FED lassen die Bilanz sprunghaft wachsen

Langfristig positive Aussichten
Vieles ist unsicher derzeit, gesichert ist jedoch eines: Auch diese Krise wird vorübergehen. Ist der Shut Down beendet, sollten die gigantischen Konjunkturprogramme die Wirtschaft wieder ankurbeln. Auch wenn einige der hoch verschuldeten Unternehmen, von denen es insbesondere in den USA sehr viele gibt, es nicht überleben, wird die Welt sich weiter drehen und andere an ihre Stelle treten. Insofern liegt in der Krise auch etwas Gutes, weil sie zu einer Bereinigung führt. Die sogenannten Zombie-Unternehmen, die schon vor der Krise kaum mehr die Zinsen erwirtschaftet haben, verschwinden und damit auch das Risiko, das sie darstellten. Was nach der Krise dann außerdem bleibt ist eine gigantische Liquidität, die die Notenbanken ins System gepumpt haben und die dann der Treibstoff für die nächste große Hausse sein wird. So war es nach allen Krisen der vergangen 35 Jahre beginnend mit dem schon zitierten Krach von 1987. Auch das Zinsniveau dürfte noch tiefer sein als es ohne die Corona-Krise wäre und Aktien demgemäß noch alternativloser machen als sie es ohnehin schon waren. Für langfristige Investoren bietet der Markt daher momentan ungeahnte attraktive Einstiegsmöglichkeiten, die es sonst nicht gegeben hätte.

Kurzfristig wackliger Boden
Um auszuloten, wo der Boden an den Aktienmärkten schon gefunden ist, oder noch tiefere Kurse drohen, helfen nur sogenannte Stimmungsindikatoren, die einen Einblick in die Investitionsgrade der Anleger bieten. Dazu zählen Put/Call-Ratios, genauso wie Umfragen unter privaten oder institutionellen Anlegern. Sieht man sich diese Indikatoren an, dann müsste das Schlimmste hinter uns liegen, historisch betrachtet geben Sie allesamt Kaufsignale so stark wie seit der Finanzkrise nicht mehr. In extrem kurzer Zeit haben Anleger von Risiko auf Sicherheit umgeschaltet. So zeigt des zum Beispiel der Fund Manager Survey (FMS) der Bank auf America (BofA).

Fund Manager Survey (FMS)

Die Finanzkrise allerdings war auch ein Beispiel dafür, dass Kurse trotz Rekordpessimismus in Ausnahmesituationen - und in einer solchen befinden wir uns ganz sicher - noch tiefer fallen können. Doch so oder so, selbst wenn die Kurse nochmals die bisherigen Tiefs unterschreiten, sehr viel tiefer sollte es eigentlich nicht mehr gehen.

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Quelle: Stefan Riße ACATIS Investment