Montag, 28. Dezember 2020

Anlagekommentar Oktober 2020 - Die zweite Corona-Welle sorgt zusehends für Nervosität an den Kapitalmärkten

 Es war ein Versuch wert mit lokal verschärften Restriktionen der Corona-Pandemie Einhalt zu gebieten. Allerdings hatte es bereits abgezeichnet, dass diese Strategie scheitern wird. So stiegen nicht nur wie bisher in den USA, sondern auch Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland die täglichen Corona-Neuinfektionen rasant an. Konnten die osteuropäischen Länder die erste Corona-Welle im Frühjahr noch recht gut überstehen, so kristallisierten sie sich nun als neue Corona-Hotspots heraus. Daraus resultierte, dass immer mehr Staaten erneute Lockdowns ab November verhängten. Auch wenn diese zwar weniger restriktiv als im Frühjahr ausfallen, leidet die Stimmung an den Finanzmärkten unter diesen Verschärfungen zusehends. Auch der Der Ölpreis kam unter Druck und sank auf einen Preis von 36 US-Dollar für das Fass. Für die besonders stark betroffene Hotel-, Restaurant- und Freizeitbranche sind milliarden-schwere Hilfsprogramme im Gespräch. Dagegen konnten die stetigen Fortschritte bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen dazu beitragen die Verluste zu dämpften, allerdings konnte dies die Finanzmärkte nicht nachhaltig stützen.

Entwicklung der Anlagemärkte
Die europäischen Aktien wurden durch die Korrektur der zweiten Covid-19 Welle besonders hart getroffen. So gab der Eurostoxx 50 Index um 7,4 Prozent nach, der DAX Index ging sogar 9,4 Prozent ins Minus und der FTSE 100 Index verlor 7,9 Prozent. Beim S&P 500 Index mit einem Minus von 2,8 Prozent, dem NASDAQ 100 Index der um 3,2 Prozent nach gab und beim NASDAQ Composite Index mit 2,3 Prozent Rückgang konnten sich die Verluste in den USA noch in Grenzen halten. Dagegen konnten die asiatischen Aktienmärkte besser abschneiden. Dort konnte sich der japanische NIKKEI 225 Index mit einem Minus von 0,9 Prozent recht robust halten und mit der stetigen Verbesserung der chinesischen Konjunktur, schaffte der SSE Composite Index im Oktober sogar leichtes Plus. Der weltweite MSCI World Index (EUR) konnte durch die starke amerikanische Gewichtung seine Verluste mit 2,1 Prozent ebenfalls im Rahmen halten.

DAX Entwicklung

Auch an den Rentenmärkten gab es eine gemischte Bilanz. So wurden die europäischen Anleiherenditen von der Erwartung weiterer expansiver Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) beflügelt. So konnten die Renditen von griechischen und italienischen Staatspapieren auf Allzeittiefs notierten. Bei den Unternehmensanleihen in der Eurozone haben sich im Oktober sich die Kreditaufschläge leicht ausgeweitet, was aber durch die sinkenden Zinsen überkompensiert werden konnte. Dagegen war das Bild in den USA spiegelverkehrt, denn mit den besser als befürchteten Quartalsberichten und Konjunkturindikatoren gingen hier die Kreditaufschläge umso stärker nach unten, je geringer die Qualität der Emittenten war. Die Hochzinsanleihen hatten Kursgewinne zu bieten, während die Anleihekurse bonitätsstarker Emittenten sanken. Aufgrund dieser Zweiteilung wertete der US-Dollar gegenüber dem Euro auf, was dann wiederum dazu führte, dass der Goldpreis, einen Abschlag von 0,4 Prozent verbuchen musste.

Unruhe unter den Machtteilnehmern stiftete auch die politische Unsicherheit in den USA. Die US-Wahlen sind in der Endphase und wurden durch die Coronainfektion von Donald Trump und der notwendigen Unterbrechung seiner Wahlkampftour nochmals spannender. Denn der demokratische Herausforderer Joe Biden profitierte von dieser Entwicklung und baute seinen landesweiten Vorsprung aus. Für Finanzmärkte kann man aber sagen: Egal wer gewinnt, die Börse wird damit leben können, so wie sie es immer getan hat.

Goldene Zeiten? - Gold als Anlage ist wieder in den Fokus gerückt
Es gab in den letzten zwei Jahren kaum eine Anlageklasse, welche eine bessere Performance aufweisen konnte. Dementsprechend sind derzeit Investitionen in Gold wieder in aller Munde. Doch was sind die Treiber des Goldpreises und ist die aktuelle Korrektur der Allzeithöchststände gar eine Kaufgelegenheit?

Festhalten muss man, dass Gold keinen Cash-Flow generiert und keinen wirklich messbaren Nutzen erbringt. Bedingt durch die Lagerkosten ist Goldbesitz sogar eher mit Kosten - also einem negativen Cash-Flow - verbunden. Dementsprechend gibt es, unabhängig davon, ob man Gold als Währung, Rohstoff, Anlageklasse oder Schmuck bzw. Konsumgut betrachtet, aktuell kein Modell, um theoretisch einen fairen Preis des Edelmetalls herzuleiten. Diese Tatsache ist einer der Hauptkritikpunkte der Goldanlagegegner und zu Recht ein Makel. Doch solange man Gold die Funktion der Wertaufbewahrung nicht abspricht, muss es zwangsläufig einen Wert haben.

Der Vorteil des Goldes gegenüber dem Fiatgeld der Zentralbanken als alternatives Wertaufbewahrungs- und Tauschmittel, besteht ganz einfach im endlichen Bestand. Im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen kann Gold nicht einfach gedruckt werden. Doch wie entsteht der Goldpreis? Wenn es um die Bewertung des Goldpreises geht, kommt man zwangsläufig nicht daran vorbei, sich die historischen Zusammenhänge zwischen Angebot und Nachfrage anschauen. Dabei kann man erkennen, dass es erstens über die letzten Jahre eine gewisse Stabilität auf der Angebotsseite gibt und dass zweitens die relativen Schwankungen auf der Nachfrageseite bei Investitionen und Zentralbanken am größten sind.

Vor dem Hintergrund, dass bedingt durch die tatsächlich verfügbaren Kapazitäten bei den Goldminenbetreibern eine starke Änderung des Goldangebots unwahrscheinlich ist, sind nachhaltige Ungleichgewichte in diesem Verhältnis hauptsächlich über die Nachfrageseite und hier speziell von der Investmentseite zu erwarten. Deshalb kommt man folglich zu der Frage, von was diese investitionsseitige Nachfrage und somit der Goldpreis abhängen? Der offensichtlichste Zusammenhang der sich zudem sehr plausibel erklären lässt, ist die Abhängigkeit des Goldpreises vom realen Zinsniveau.

Wenn genügend Marktteilnehmer dem Edelmetall Gold die Eigenschaft als Wertaufbewahrungsmittel sowie eine Funktion als Tauschmittel zusprechen und zudem ein freier Handel und Besitz möglich sind, dann ist Gold als eine valide Konkurrenz zum Papiergeld zu betrachten. Die Kaufkraft des Geldes hängt vereinfacht dargestellt vom Nominalzins abzüglich der realisierten Inflation, also dem Realzins ab. Da dieser Zusammenhang für die „Kaufkraft“ des Goldes nicht greift, muss sich der Preis des Goldes - gerechnet in Papiergeld - umgekehrt proportional zum Realzins entwickeln. Die Umsetzung dieses theoretischen Konstrukts obliegt dann der breiten Masse von Investoren, die in der ständigen Abwägung der relativen Attraktivität zwischen Geld und Gold durch ihre Handelsaktivitäten den Preis des Goldes bestimmen.

Goldpreis und Rendite inflationsgeschützter US-Staatsanleihen

Deshalb ist es bei der Frage nach der zukünftigen Entwicklung des Goldpreises also wichtig, auf die Entwicklung des Realzinses zu schauen. Denn wir wissen, dass das Papiergeld in der Regel von unabhängigen Notenbanken mit dem Versprechen der garantierten relativen Preisstabilität kontrolliert wird. Nimmt man nun den aktuellen Hintergrund mit unterdurchschnittlichen Wachstumsaussichten und politisch nicht opportuner Spar- oder Steuererhöhungsprogramme, so sind die meisten Staaten mit chronisch defizitären Staatshaushalten konfrontiert. Die Fiskalpakete zur Bekämpfung der aktuellen COVID-19-Krise stellen einen zwischenzeitlichen Höhepunkt in dieser Entwicklung dar.

Dies hat zu einem Niveau der globalen Staatsverschuldung geführt, welches ohne rekordniedrige Nominalzinsen und die sogenannte Monetarisierung der Staatsschulden durch Aufkauf von Staatsanleihen durch die Zentralbank nicht tragbar wäre. Mit der Aussage der großen Zentralbanken, dass man an dem Umfeld der niedrigen Zinsen auch auf längere Sicht keine Änderung sieht und die rapide Ausweitung der Geldmenge durch die Monetarisierung der Staatsschulden inflationär wirkt, werden wir auch in den nächsten Jahren mit weiter fallenden Realzinsen konfrontiert sein. Die Richtung für den Goldpreis dürfte damit, zumindest sachlich betrachtet, geklärt sein.

Ein Blick auf die aktuellen Anlagestrategien
Die Kurse von Aktien und Unternehmensanleihen haben sich im Einklang mit der Wirtschaft erholt. Unmittelbar nach den Lockdowns V-förmig und danach verhaltener. Dabei können an den Anlagemärkten enorme Diskrepanzen festgestellt werden. So haben Aktien von Unternehmen, insbesondere aus dem Technologiebereich, die gute Börsenentwicklung angeführt, wobei im dritten Quartal generell konjunktursensitive Werte vorne lagen. Im September 2020, einem traditionell schwachen Börsenmonat, haben die Gewinnmitnahmen bei den Rallye-Gewinnern dominiert. Die Konjunkturdaten liegen zwar meist über den Erwartungen, es setzt sich aber vermehrt die an sich bekannte Einsicht durch, dass sich die nach wie vor schwachen Branchen, wie Reisen, Gastgewerbe und Events erst erholen, wenn Impfstoffe breit verfügbar werden, was noch einige Monate nicht der Fall sein wird.

Trotz einer möglicherweise hohen Marktvolatilität in den kommenden Monaten, sollte man sich als Anleger zunehmend auf eine weitgehende Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität in den kommenden 12-24 Monaten einstellen. Zu berücksichtigen gilt auch, dass sich die relevanten Stellen, wie Regierungen, Gesundheitssysteme, Einzelpersonen und Unternehmen seit Monaten viel dazu gelernt haben, mit der Situation umzugehen. Daher sollte eine Anlagestrategie defensiv gestaltet sein. Gleichzeitig ergeben sich aber besonders bei Aktien auch Chancen für mittelfristig und langfristig agierende Anleger. In der aktuellen Phase sind Unternehmen zu bevorzugen, die sich bisher in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt haben, eine solide Bilanz aufweisen. Stärkere Rückschläge können als Möglichkeit zum Aufbau von neuen Positionen erachten werden, wenn diese in eine längerfristige Anlagestrategie passen.

Weiterhin sorgen dennoch Dividendenwerte für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Als interessantes langfristiges Thema zur Depotbeimischung kann der Fokus auf eine „Alternde Gesellschaft“ gelegt werden und über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten abgebildet werden. Auch globale Immobilienaktienfonds können zur Depotdiversifikation beitragen, denn stabile Dividendenzahlungen durch regelmäßige Mieterträge und die Partizipation an aussichtsreichen Langfristtrends zeichnen diesen Anlagebereich aus. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen. In diesem Umfeld sollten Unternehmensanleihen aus dem gesamten Euroraum weiter den Vorzug bekommen.

Anlagemärkte Entwicklung

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet.
Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
    •  
Anlagekommentar als eBook herunterladen

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Aktienrückkäufe – nicht immer die beste Wahl für langfristige Investoren
Kfz-Fahrerschutz - Mit dem Auto sorgenfrei unterwegs
Wasserstoff – der blaue Energieträger der Zukunft?

Bildnachweis

Dienstag, 22. Dezember 2020

Der alljährliche Weltspartag - Weltsparplantag wäre ein besserer Name

 Der Sparstrumpf war einmal: Die Deutschen mausern sich mehr und mehr zu Anlegern nach Plan, wie die rasante Zunahme aktiver Fonds-Sparpläne belegt. Gerade in Zeiten der Corona-Krise und der noch lange anhaltenden Niedrigzinsphase kann diese Anlageform ihre Vorteile voll entfalten. Wer zum Weltspartag noch immer an Sparbuch, Festgeldkonto & Co. denkt, hat morgen sicher keinen Grund zur Freude: Während Investmentfonds in den vergangenen Jahren laut Bundesbank-Statistik eine reale Rendite von durchschnittlich 4,1 Prozent pro Jahr erzielten und Aktien mit 9,7 Prozent pro Jahr sogar noch einmal deutlich mehr, verloren verzinsliche Einlagen durch den Negativzins an Wert.

Weltspartag - Die Historie
Der Weltspartag findet jedes Jahr offiziell am 31. Oktober statt. Da dieser Tag jedoch in manchen Bundesländern ein Feiertag ist (Reformationstag), wird er gemeinhin einen Tag vorgezogen, nämlich am letzten Arbeitstag vor dem 31.10. im Monat Oktober. Die Idee geht auf den 1. Internationalen Sparkassenkongress vom Oktober 1925 in Mailand (Italien) zurück. Dieser ersten Veranstaltung wohnten 354 Delegierte aus 27 Ländern bei. Sinn und Zweck dieses besonderen Tages war es, den Menschen und insbesondere den Kindern das Sparen schmackhaft zu machen und den Wert des Sparens auf der ganzen Welt zu verbreiten. Damals war das Sparbuch noch die wichtigste Vermögensquelle der Deutschen. Seither hat sich die Welt aber deutlich gewandelt. Zinsen auf Spareinlagen gibt es schon lange keine mehr, entsprechend ist der langfristige Vermögensaufbau allein mit dem Sparbuch kaum mehr möglich. Auch die Idee des Weltspartags ist rückläufig, beispielsweise ist sie in Frankreich nahezu ausgestorben und gleiches gilt für andere Teile der Welt.

Warum ist das Sparen so wichtig?
Der Ursprung des Weltspartages fiel in eine finanziell sehr angespannte Zeit, denn weltweit litt man noch unter den Folgen des ersten Weltkriegs und die Weltwirtschaftskrise bahnte sich langsam an. Deshalb war es ein wichtiges Anliegen vieler Regierungen, der Bevölkerung in dieser Zeit das Sparen nahe zu bringen. Denn nur wenn ausreichend gespart wird, kann auch investiert werden. Auch für jeden Einzelnen ist das Sparen deshalb auch heute noch wichtig, um sich eine finanzielle Grundlage aufzubauen, die später entweder als Sicherheitspolster, Altersvorsorge oder sogar als Einkommensquelle verwendet werden kann. Durch die Zinsen wird mit der Zeit der Wert des Ersparten größer und gleicht, zumindest zum Teil, den Verlust durch die Inflation wieder aus.

Wertentwicklung Sparpläne

Fonds-Sparpläne haben eine immer größer werdende Fangemeinde
Als Antwort auf die Niedrigzins-Situation sind Fonds-Sparpläne schon länger auf dem Vormarsch, ein Trend, der nun durch die Corona-Krise noch einmal deutlich an Beliebtheit zugenommen hat. Der Sparplan mit überschaubaren monatlichen Beträgen ist für viele Zielgruppen das passende Instrument, um langfristig Vermögen aufzubauen. Durch die unterschiedlichen Einzahlungszeitpunkte können Anleger zudem vom Cost-Average-Effekt (Durchschnittskaufmethode) profitieren, der das Momentum einer einzigen Einzahlung glättet. Mögliche Kursschwächen bieten so auch Vorteile, ein beruhigendes Argument gerade für noch nicht so erfahrende Anleger. Wie gut das Fondssparen unterm Strich funktioniert, zeigt die aktuelle Statistik des BVI (Bundesverband Investment und Asset Management e.V.): Wer vor 10 Jahren – also inklusive der vergangenen Krisen – einen Sparplan im Segment globaler Aktienfonds mit einem Sparbetrag von monatlich 100 Euro eingerichtet hat, kommt zum Stichtag 30. September 2020 auf eine Rendite von durchschnittlich 5,9 Prozent pro Jahr.

Was ein Sparplan bringt, kann hier mit dem Sparplanrechner des BVI ausprobiert werden.
Hier geht es zum BVI Sparplan-Rechner

Durchschittskaufmethode

Die Macht der Durchschnittskosten
Die Angst vor dem falschen Einstiegszeitpunkt, die viele Anleger davon abhält, überhaupt mit dem Vermögensaufbau anzufangen, kann deshalb ein Sparplan nehmen. Der Mechanismus des sogenannten "Durchschnittskosteneffekts" bei dem ein Anleger jeden Monat Anteile eines Investmentfonds im Wert von 50 Euro erwirbt, variiert in der Anzahl der erworbenen Fondsanteile entsprechend dem aktuellen Anteilspreis. Angenommen, das dieser gerade nachgegeben hat, gäbe es für die 50 Euro mehr Anteile, wodurch sich dann auch der durchschnittliche Einstandspreis verringern würde. Deshalb entspringt dem DWS-Starfondsmanager Klaus Kaldemorgen die Idee, dass der Weltspartag seiner Meinung nach besser Weltsparplantag heißen sollte. Aufgrund der historischen Expertise von Klaus Kaldemorgen als Fondsmanager ist dem nichts hinzu zu fügen.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Aktive und passive Anlagestrategien – Es kommt auf die richtige Mischung an
Autofahrer sind bei der Kfz-Versicherung wechselbereit
Baufinanzierung – Sonderkündigungsrecht nach § 489 BGB

Bildnachweis

Freitag, 18. Dezember 2020

Geldanlagen im 3. Quartal 2020 - Die Notenbanken schicken die Finanzielle Repression in die nächste Runde

 Es ist mittlerweile schon lange, lange her, dass sie ausgerufen wurde, die Finanzielle Repression. Jene Phase, in der die Gläubiger durch ihre Bereitschaft, in niedrig oder negativ verzinsliche Staatsanleihen zu investieren, erheblich dazu beitragen, den Schuldenberg des Staates abzubauen. Es war eine Folge der Finanzkrise 2008/2009 und durch die finanziellen Rettungspakete zur Corona-Pandemie wird uns die Finanzielle Repression noch viele Jahre begleiten.

Der Fiskus befindet such in einer komfortablen Situation
Die derzeitige Fiskal- und Geldpolitik der Staaten und ihrer Zentralbanken erinnert stark daran, dass mit der Corona-Pandemie die nächste Runde dieser Repression eingeläutet wurde. Über 70 Prozent des globalen Staatsanleihemarktes haben eine Rendite von einem Prozent und weniger. Knapp 30 Prozent weisen eine negative Rendite aus (siehe nachfolgendes Schaubild).

Generische Staatsanleiherenditen

Die auf den Staatsschulden lastenden durchschnittlichen Refinanzierungskosten sind seit der Finanzmarktkrise und der Euroschuldenkrise weiter gesunken und könnten fiskalisch kaum komfortabler sein. Der Schuldenberg trägt sich so über die Zeit von allein ab – zumindest, wenn sich die Schuldenquote im Rahmen hält und keine dauerhaften Fiskaldefizite aufgebaut werden. Der Refinanzierungszins muss nur unterhalb der Wachstumsrate liegen.

Hinzu kommt: In vielen Staaten der Eurozone, aber auch in Großbritannien, können Teile der Altschulden durch die Neuaufnahme von Schulden getilgt werden. Was hierzulande noch ein relativ junges Phänomen ist, lässt sich in Japan schon sehr lange beobachten. Den Negativzinsen sei Dank. Die Jagd nach Kapitaleinkommen geht also weiter. Und dies dürfte eine der Erklärungen dafür sein, warum sich die Kapitalmärkte in einer nie dagewesenen Schnelligkeit von dem Corona-Pandemie bedingten Absturz im März 2020 erholt haben. Mit ihrem Versuch, die Finanzmärkte zu stabilisieren, haben die Zentralbanken nicht nur das Niedrig-/Negativzinsumfeld zementiert, sondern scheinbar einen weiteren „Zentralbank-Put“ ausgesprochen. Von diesem erwarten die Anleger eine nach unten absichernde Wirkung. Gestützt wird die risikofreudige Grundeinstellung von den Konjunkturdaten der letzten Wochen und Monate. Diese indizieren in der Tat, dass wir die globale Rezession verlassen haben.

Eine Wachstums-Skepsis ist durchaus angebracht
Skeptizismus gegenüber einem schnellen Zurück zum Vor-Pandemie-Wachstumspfad bleibt allerdings angebracht. Alternative und sehr schnell konjunkturreagible Daten, etwa die Mobilitätsdaten von Google oder elektronische Reservierungen von Restauranttischen, zeigen ein nachlassendes Konjunkturmomentum. Während die Liquidität stützend wirken sollte, muss mit Volatilität infolge von Enttäuschungen seitens der Konjunktur und des Pandemie-Verlaufs gerechnet werden. Die Bewertungen an den Aktienmärkten zeigen sich als sehr heterogen. Für die USA sind sie am höchsten und bieten keinen Puffer für mögliche negative Überraschungen. Das Revisionsverhalten der Analysten hat sich verbessert. Zunehmend werden die Schätzungen für die Unternehmensgewinne der nächsten Quartale nach oben revidiert. Besonders günstig zeigt sich die Relation von nach oben gerichteten zu nach unten gerichteten Revisionen für die USA und die Schwellenländer. Auch für die Unternehmen Europas hat sich das Bild deutlich verbessert.

Nachhallender Effekt niedrigerer Energiepreise
Die Renditen von Staatsanleihen dürften aufgrund des zementierten Negativ-/Niedrigzinsumfeldes und der Ankaufprogramme der Notenbanken bis auf Weiteres sehr negativ/niedrig bleiben. Vonseiten der Inflationsentwicklung scheint wenig Risiko für einen Renditeanstieg auszugehen. Trotz preissteigernder Effekte durch gestörte Lieferketten und eine extrem expansive Geldpolitik dürften die disinflationären Auswirkungen der COVID-Krise und der nachhallende Effekt niedrigerer Energiepreise in den kommenden Monaten dominieren. Ein Anstieg der Langfristrenditen zum Beispiel in Folge erhöhter Fiskalrisiken sollte eine noch stärkere Intervention der Zentralbanken zur Folge haben, die diesem Anstieg entgegenwirkt. Unternehmensanleihen dürften ebenfalls von der Nachfrage der Zentralbanken profitieren, auch wenn sie einem rezessiven Umfeld, steigenden Ausfallraten und einem hohen Verschuldungsgrad ausgesetzt sind.
Nach Durchschreiten des tiefen Konjunkturtals im März/April 2020 konnte sich die Nachfrage nach Rohstoffen festigen. Ein abwertender US-Dollar stützt gewöhnlich Rohstoffpreise, da diese in US-Dollar gehandelt werden und entsprechend höhere Dollarpreise erzielen sollten.

Quartalsbericht Q3 2020

Geldanlagen im Quartal als eBook herunterladen

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Aktienrückkäufe – nicht immer die beste Wahl für langfristige Investoren
Sparpläne - Der Trick mit dem Durchschnittskosteneffekt
Wie ist man im Home-Office richtig versichert

Bildnachweis

Quelle: Dr. Hans-Jörg Naumer, AllianzGI

Donnerstag, 10. Dezember 2020

Investmentfonds und Steuern - Ihre Gebrauchsanweisung für 2020

 Gleichgültig, wie hoch Ihr angelegtes Vermögen ist und wie erfahren Sie im Umgang mit Fonds bereits sind: Die steuerliche Seite Ihrer Geldanlage sollten Sie als Anleger kennen und verstehen. Durch die Investmentsteuerreform hat sich die Besteuerungssystematik bei Investmentfonds mit Wirkung zum 1. Januar 2018 grundlegend geändert. Wesentlich ist hierbei die Abkehr vom bisher geltenden Transparenzprinzip mit dem Ziel, die Besteuerung für Fondsanleger einfacher und nachvollziehbarer zu gestalten. Dies soll durch ein sogenanntes pauschales Besteuerungssystem bei Investmentfonds erreicht werden. Deshalb sollte sich jeder Anleger auch mit der steuerlichen Seite seiner Geldanlage befassen.

Der Fondsanbieter Allianz Global Investors stellt Ihnen eine aktualisierte verständliche und anschauliche Broschüre zu dem Thema "Investmentfonds und Steuern 2020" für Privatanleger als PDF-Datei oder auch als Druckstück zur Verfügung. Eines der wichtigsten Anliegen war es, dem Verbraucher das zweifelsohne nicht immer ganz einfache Steuerrecht in einer verständlichen Form nahezubringen.

Funktionsweise von Investmentfonds

Dort finden Sie interessante Informationen zu:

  • Eine Art Gebrauchsanweisung für Investmentfonds
  • Investmentfonds und Steuern auf einen Blick
  • Abgeltungssteuer auf Fondserträge
  • Übergangsvorschriften 2017/2018
  • Befreiung von der Abgeltungsteuer
  • Fondserträge in der Einkommensteuererklärung 2019
  • So füllen Sie die Anlage KAP und KAP-INV für die Einkommensteuererklärung 2019 aus
  • Beantragen der Arbeitnehmer-Sparzulage
  • Beantragen der staatlichen „Riester-Förderung“
  • Häufig gestellte Fragen
  • Steuer-ABC

Das PDF-Dokument für Privatvermögen können Sie hier herunterladen.
Broschüre für Privatvermögen herunterladen

Ebenfalls erhältlich ist eine Broschüre für Investmentfonds im Betriebsvermögen. Diese möchte inländischen Firmenkunden die Prinzipien der Fondsbesteuerung und die damit verbundenen Bilanzierungsgrundsätze nach den Regeln des deutschen Handelsgesetzbuches (HGB) erläutern.

Das PDF-Dokument für Betriebsvermögen können Sie hier herunterladen.
Broschüre für Betriebsvermögen herunterladen

Die steuerliche Behandlung von Kapitalerträgen hängt von den persönlichen Verhältnissen des Anlegers ab und kann künftig Änderungen unterworfen sein. Für Einzelfragen, insbesondere unter Berücksichtigung seiner individuellen steuerlichen Situation, sollte man sich an seinen persönlichen Steuerberater wenden. Bei einer Anlageentscheidung ist auch die persönliche außersteuerliche Situation des Anlegers zu berücksichtigen.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Aktienrückkäufe – nicht immer die beste Wahl für langfristige Investoren
Sparpläne - Der Trick mit dem Durchschnittskosteneffekt
Rohstoffe – Was uns vorangegangene Krisen lehren können

Bildnachweis

Dienstag, 1. Dezember 2020

Aktienrückkäufe - nicht immer die beste Wahl für langfristige Investoren

 Bis zur Eskalation der Corona-Pandemie in den USA haben sich bei US-Unternehmen Aktienrückkaufprogramme zu einer beliebten Art der Liquiditätsverwendung entwickelt. Im bisherigen Rekordjahr 2018 belief sich ihr Volumen auf rund 806 Milliarden US-Dollar. Auch im Folgejahr 2019 waren es immer noch rund 729 Milliarden US-Dollar.

Liquiditätsdruck schwächt Rückkauf-Trend
2020 scheint dieser Trend zunächst vorbei zu sein, da die Unternehmen angesichts der konjunkturellen Auswirkungen unter Liquiditätsdruck stehen und auch die Kritik an möglichen Rückkäufen vor dem Hintergrund staatlicher Hilfen für die Unternehmen wuchs. Lagen die Volumina der Rückkäufe im ersten Quartal noch bei 175 Milliarden US-Dollar, gingen sie im zweiten Quartal angesichts sinkender Unternehmensgewinne auf 30 Milliarden US-Dollar zurück.

Zahl der direkten Aktionäre in Deutschland bis 2019

Schon für das laufende dritte Quartal erwartet etwa die Deutsche Bank aber wieder einen Anstieg. Eine Ausnahme nimmt hier Warren Buffett mit seiner Berkshire Hathaway ein. Er kaufte in den ersten sechs Monaten bereits für 6,7 Mrd. US-Dollar eigene Aktien zurück, so viel wie nie zuvor. In Deutschland nimmt sich das Volumen der Aktienrückkäufe mit 8,8 Milliarden Euro in 2019 beim DAX Index und MDAX Index noch vergleichsweise bescheiden aus. Hierzulande herrschen allerdings auch andere Rahmenbedingungen als in den USA. So sind beispielsweise die Rückkaufvolumina gesetzlich limitiert. Aktienrückkäufe erhöhen bei typisierter Betrachtung den Aktienkurs der Unternehmen. Viele Unternehmen begründen deshalb auch ihre Rückkaufprogramme mit einer Unterbewertung an der Börse. Die Erhöhung des Kurses soll ein Signal der Stärke an den Markt aussenden und helfen, feindliche Übernahmen abzuwehren.

Unternehmensvorstände mit Eigeninteresse
Für Unternehmensvorstände mag es daneben noch einen weiteren Grund geben: Vor allem US-Unternehmen werden häufig anhand ihres Gewinns pro Aktie (Earnings per share, EPS) bewertet. Da Rückkäufe die Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien reduzieren, steigt der EPS automatisch an. Ein steigender EPS hat wiederum einen steigenden Aktienkurs zur Folge (bzw. führt eine Verfehlung der EPS-Ziele zum Kursrückgang). Für Manager, deren Gehalt teilweise an die Entwicklung des Aktienkurses des eigenen Unternehmens gekoppelt ist, kann die Versuchung, den Kurs auf diese Weise zu erhöhen, also durchaus verlockend sein.

Aber wie sind Aktienrückkäufe aus der Sicht der Eigentümer zu bewerten? Steigende Aktienkurse sollten ja eigentlich auch in ihrem Interesse liegen. Doch ganz so einfach ist es nicht. Da sind zunächst die grundsätzlichen Risiken. Der Entzug der Liquidität durch Rückkauf (oder Ausschüttung) kann ein Unternehmen schwächen. Die verringerte Eigenkapitalausstattung, sollte es im Nachgang zum Rückerwerb zu einer Kapitalherabsetzung kommen, wirkt sich negativ auf die Finanzstabilität aus und führt möglicherweise zu Herabstufungen durch die Ratingagenturen. Vor dem Hintergrund unsicherer Perspektiven in vielen Branchen sind das keine attraktiven Aussichten.

Wer sich als langfristiger Anleger und Miteigentümer der Unternehmen versteht, in die er investiert, hat weniger Interesse an einem kurzfristig steigenden Aktienkurs oder an Ausschüttungen, sondern ist primär an einem nachhaltigen Unternehmenswachstum interessiert. Ziel ist eine hohe Gesamtkapitalrendite. Wunschunternehmen für das Portfolio zeichnen sich vor diesem Hintergrund durch ein stabiles und skalierbares Geschäftsmodell aus.

Der Einzelfall entscheidet
Unternehmen mit einem skalierbaren Geschäftsmodell wie beispielsweise Microsoft oder Ryman Healthcare weisen eine hohe interne Verzinsung des reinvestierten Kapitals auf. Entsprechend steht die operative Weiterentwicklung des Unternehmens auf der Prioritätenliste ganz oben. Hier ist beispielsweise eine Investition in Kapazitäten für Forschung und Entwicklung zu bevorzugen Sollte dies nicht möglich oder notwendig sein, sind strategische Akquisitionen eine Alternative. Erst wenn es hier keine attraktiven Übernahmeziele gibt, ist eine andere Verwendung der Liquidität eine Option.

Der Rückkauf ist der Ausschüttung von Dividenden zwar grundsätzlich vorzuziehen, letztendlich ist jedoch ausschlaggebend, welche Option wertschöpfend ist. Wird die Aktie eines Unternehmens unter ihrem inneren Wert gehandelt, kann ein Rückkauf ein geeignetes Mittel sein, um Kurs und inneren Wert wieder in Einklang zu bringen. Wird die Aktie bereits oberhalb des inneren Wertes gehandelt, würden sich kurzfristig orientierte Investoren zwar über die höheren Kurse freuen und verkaufen. Aus Sicht der langfristig orientierten Investoren hingegen wäre das eine Wertvernichtung, denn die erhöhten Kurse würden sich mittel- bis langfristig wieder dem inneren Wert annähern. Die Kapitalallokation ist deshalb auch immer ein Indiz dafür, ob das Management eines Unternehmens die nachhaltige Unternehmensentwicklung im Blick hat.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Wenn die bisherige Reiseversicherung in der Corona-Pandemie nicht hilf
Garagen versichern - Diese Details sollten beachtet werden
Kfz-Versicherung - Wechseln ist sinnvoll und kleingedrucktes zu beachten ist angeraten

Bildnachweis

Dienstag, 24. November 2020

Aktive und passive Anlagestrategien - Es kommt auf die richtige Mischung an

 Eine Portfoliokonstruktion nach herkömmlicher Prägung scheint heute veraltet. Anleger stellen sich zunächst oft die Frage, ob sie sich in Bezug auf eine bestimmte Anlageklasse für eine aktive oder passive Strategie entscheiden sollten. Das ist aus Sicht von BlackRock der falsche Ansatz. Für optimale Portfoliorenditen sollten sich Anleger von dem Denken in Aktiv-/Passiv-Kategorien verabschieden, so Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie für Deutschland, Schweiz, Österreich und Osteuropa. Christian Nicolaisen von der Netfonds AG führte mit Dr. Lück dazu ein interessantes Gespräch.

Christian Nicolaisen: In den Medien wird viel über den Glaubenskrieg zwischen aktiven und passiven Strategien berichtet. Was ist genau der Unterschied dieser Strategien?

Dr. Martin Lück: Die Renditen, die Fondsmanager erzielen, lassen sich in zwei Kategorien aufteilen:
In die erste Kategorie fallen Renditen, die sich systematisch durch das Investment in marktbreite Indizes wie zum Beispiel den MSCI World Aktienindex abbilden lassen. Auch Faktorindizes wie zum Beispiel der MSCI World Quality Aktienindex fallen darunter. Diese Renditen können mit passiven Investmentinstrumenten wie ETFs (Exchange Traded Funds) sehr kostengünstig abgebildet werden.
In die zweite Kategorie fallen Renditen, die das Ergebnis aktiver und kluger Anlageentscheidungen und nicht systematisch über einen Index darzustellen sind. Letzteres bezeichnet man gemeinhin als Überrendite oder Alpha. Stichworte sind in diesem Zusammenhang Wertpapierauswahl, anlageklassenübergreifende taktische Asset-Allokation und Markt-Timing-Strategien.

Möglichkeiten der Geldanlage aktuell genutzt

Christian Nicolaisen: Können Sie auf das Investieren nach Faktoren eingehen – was steckt genau dahinter?

Dr. Lück: Hier unterscheiden Investmentprofis ebenfalls in zwei Kategorien. Zunächst sind Makrofaktoren zu erwähnen, die anlageklassenübergreifend die Hauptrenditetreiber darstellen. Beispielsweise haben Makrofaktoren wie das generelle Wirtschaftswachstum, die Realzinsen sowie die Inflation entscheidende Auswirkungen auf viele Anlageklassen. Neben den Makrofaktoren werden zunehmend mehr den Stilfaktoren Aufmerksamkeit geschenkt. Dies sind spezifische Merkmale einzelner Anlageklassen. Beispiele für Stilfaktoren sind Value (unterbewertete Unternehmen), Size (kleinere und flexiblere Unternehmen) und Quality (bilanzstarke Unternehmen).

Christian Nicolaisen: Jeder spricht vom Megatrend des passiven Investierens. Sind ETFs ein Allheilmittel für Privatanleger?

Dr. Lück: Es ist tatsächlich so, dass der Siegeszug von ETFs in den letzten Jahren vielen Endanlegern den Einstieg in den Kapitalmarkt erleichtert hat. Mit Angeboten wie Musterportfolios oder ETF-Sparplänen ist der Vermögensaufbau heute so leicht und kostengünstig wie noch nie. Dennoch sind wir überzeugt, dass aktive Renditen auch in Zukunft eine entscheidende Rolle in der Portfoliokonstruktion spielen wird. Viele Anleger haben noch immer relativ hoch gesteckte Ziele in einem Umfeld allgemein niedriger Renditen. Allein mit Marktrenditen sind diese wahrscheinlich nicht erreichbar. Was bedeutet das? Aktive Renditen zu erwirtschaften – also mehr als die Benchmark – spielt weiterhin eine Schlüsselrolle.

Christian Nicolaisen: Was sind nun Ihre Kernbotschaften für Endanleger für die Portfoliokonstruktion?

Dr. Lück: Da haben wir drei identifiziert.

Wissen, was Sie für Ihr Geld bekommen: Anleger sollten zwischen Alpha-, Markt- und Faktorrenditen differenzieren können. Warum? Dafür gibt es aus unserer Sicht zwei Hauptgründe. Zum einen ist diese Differenzierung erforderlich, damit Anleger echte Alpha-Chancen identifizieren können. Zum anderen gilt: Ein klares Bild von den Ertragsquellen des Portfolios erleichtert es Anlegern, konsequent ihre strategischen Ziele zu verfolgen.

Ganzheitliche Betrachtung: Ein Denken in Aktiv-/Passiv-Optionen greift zu kurz. Zu bevorzugen ist heute eine gute Mischung unter Berücksichtigung der Anlageziele und Restriktionen des einzelnen Anlegers. Patentrezepte gibt es dabei nicht. Die Kombination von alphaorientierten Fonds und Index- und Faktor-Strategien sollte auf Portfolioebene stattfinden und nicht Anlageklasse für Anlageklasse erfolgen. Ein ganzheitlicher Ansatz ist gefragt. Alphaorientierte Strategien mit höherem erwartetem Alpha (nach Gebühren) sollten Bestandteil eines Portfolios sein.

Zeit ist Geld: Ausschlaggebend ist die Rendite nach Kosten. Die Gebühren für die einzelnen Produkte sind jedoch nicht für alle gleich und können sich im Laufe der Zeit ändern, sind also kundenspezifisch. Die Kosten, die für die Identifizierung und Beobachtung alphaorientierter Fonds anfallen, können ebenfalls stark ins Gewicht fallen. Vielen Anlegern stehen dafür nur begrenzte Mittel zur Verfügung. Anleger müssen sich daher die Frage stellen, ob sie über die Kompetenzen und Research-Ressourcen verfügen, um dies zu leisten.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Wie ist man im Home-Office richtig versichert
Anhängerhaftung - Neuregelung bei Unfall mit Anhängern sorgt für mehr Klarheit
Kein Ring, viel Risiko – Wer ohne Eheversprechen zusammenlebt sollte sich absichern

Bildnachweis

Sonntag, 15. November 2020

Anlagekommentar September 2020 - Die Fed passt ihre Strategie an und die Aktienmärkte vollziehen die längst fällig gewesene Marktkorrektur

 Die Fed hat Ende August das Resultat der Überarbeitung ihrer geldpolitischen Strategie bekanntgegeben. Demnach wird künftig auf eine präventive geldpolitische Straffung bei einem angespannten Arbeitsmarkt verzichtet, solange die Inflation nicht steigt. Zudem wird das 2 Prozent-Inflationsziel als Mittelwert interpretiert, um die langfristigen Inflationserwartungen am Markt im Rahmen des 2 Prozent-Ziels zu verankern. Somit stehen die Änderungen im Einklang mit dem Umfeld der letzten Jahre, in denen trotz einer rekordtiefen Arbeitslosenrate kaum ein Inflationsdruck zu merken war. Zusammengefasst dürfte deshalb die Neuausrichtung der Fed dazu führen, dass die Fed-Zinsen noch für einige Jahre auf den aktuell sehr niedrigen Niveaus verbleiben werden.

Entwicklung der Anlagemärkte
Die Börsen haben also im September die längst fällig gewesene Marktkorrektur abgeliefert. Da der September statistisch gesehen zu den schwächsten Börsenmonaten des Jahres zählt, war dies auch so zu erwarten gewesen. Dabei haben vor allem die hoch gehandelten Technologieaktien kräftig korrigiert, während zyklische Werte besser bestehen konnten. So lag der Technologieindex NASDAQ 100 Index zeitweise über 10 Prozent unter seinem zum Monatsanfang markierten Allzeithoch und beendete den September schließlich mit einem Minus von 5,7 Prozent. Aufgrund der hohen Gewichtung von Technologiewerten im US-Aktienindizes S&P 500 Index verlor dieser auch 3,9 Prozent. Die europäischen und asiatischen Pendants konnten sich etwas besser behaupten, so dass der Eurostoxx 50 Index nur um 2,4, der deutsche DAX Index um 1,4 Prozent, der britische FTSE 100 Index um 1,6 Prozent nachgaben und der NIKKEI 225 Index sogar im leichten Plus mit 0,2 Prozent landete. Der weltweite MSCI World (EUR) schloss dementsprechend auch mit einem Minus von 2,4 Prozent.

DAX Entwicklung

Zum Monatsende konnten jedoch die fortschreitende Erholung Chinas, die anhaltende Verbesserung der Unternehmens- und Konsumentenstimmung und hervorragende Zahlen vom US-Immobilienmarkt die Abwärtsbewegung aufhalten. An den Rentenmärkten gab es dagegen ein spiegelbildliches Bild, wobei die zehnjährige deutsche Staatsanleihen um 0,13 Prozent deutlich niedriger bei -0,52 Prozent rentierte. Bei den langlaufenden US-Staatsanleihen sank dagegen die Rendite kaum merklich um drei Basispunkte. Die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) änderte zwar wie erwartet ihre Inflationsstrategie, wodurch die Geldhüter nun ein durchschnittliches Inflationsziel von zwei Prozent im Blick haben, was mehr Flexibilität bei kurzfristigen Abweichungen bietet. Die Mehrheit der Fed-Mitglieder geht mittlerweile davon aus, dass es bis Ende 2023 zu keiner Leitzinserhöhung kommt. Allerdings reagierten jedoch die Marktteilnehmer enttäuscht darauf, dass der Präsident Jerome Powell trotz der Warnungen vor einer schwächeren Wirtschaftserholung und der erneuten Aufforderung an die Politik, dass die Wirtschaft fiskalisch unterstützt werden muss, keine Aufstockung der Anleihekäufe anvisierte. Dagegen gab es bei der Europäische Zentralbank (EZB) keine geldpolitischen Änderungen. Allerdings betonte das EZB-Mitglied Philip Lane, dass für die Notenbank der Euro-Wechselkurs durchaus wichtig sei.

Was könnten die US Präsidentschaftswahlen für die Aktienmärkte bringen
Es gibt dabei die drei möglichen Grundszenarien lauten:

  1. Donald Trump wird wiedergewählt
  2. Joe Biden gewinnt klar
  3. Donald Trump wird die Wahl anfechten und führt endlose Verfahren vor Gericht

Dann wäre im letzten Fall die aktuelle Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi die Interimspräsidentin, bis alle Verfahren abgeschlossen sind. Dies ist in der US Verfassung so vorgegeben, denn sie ist nach dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten die nächste Instanz in der Nachfolgereihung für den US-Präsidenten. Wenn es dazu kommen würde, wäre dies ein durchaus interessantes Szenario für die amerikanische Politik. Grundsätzlich muss man feststellen, dass sich Wahlanfechtungen für die Stimmung an den Finanzmärkten nicht günstig auswirken, weil sie naturgemäß eine Menge Unsicherheit mit sich bringen.

Ein Wahlsieg von Donald Trump gilt als günstig für die Börsen. Im Falle eines Wahlsieges von Joe Biden wird beispielsweise nach Ansicht von Goldman Sachs eine kurzfristige negative Marktreaktion zu erwartet. Dennoch werden auch in diesem Fall keine mittelfristigen oder langfristigen negativen Folgen auf die Kursentwicklung an den Finanzmärkten befürchtet. Auch die von Joe Biden oftmals als negativ beurteilte geplante Einkommensteuererhöhung würde ohne dies erst ab einem Jahreseinkommen von USD 400.000 wirken und somit die für den Konsum so bedeutende Mittelschicht nicht betreffen.

Notenbaken Bilanzsummen 7/2014 bis 7/2020

Die heiße Phase des Wahlkampfes hat begonnen…
Dass Donald Trump eine sehr enthusiastische Fangemeinde besitzt, ist wohl jedem mittlerweile hinlänglich bekannt. So hält er auch weiterhin zahlreiche Wahlkampfveranstaltungen vor Ort ab und lässt sich dabei gebührend feiern. Ob das in der Corona-Pandemie so durchgehalten werden kann, muss abgewartet werden. Joe Biden ist da wesentlich zurückhaltender, was Donald Trump in diesem Punkt durchaus Vorteile bringt. In der weiteren Wahlauseinandersetzung könnte auch das Thema „Fracking“ ein wichtiger Punkt werden. Denn diese umwelttechnisch fragwürdige Art der Rohölgewinnung hat vor allem in den Bundesstaaten Pennsylvania und New Mexico eine große Bedeutung und Joe Biden aktuell noch keine klare Position bezogen hat, ob er Fracking gesetzlich verbieten würde oder nicht. Dies ist deshalb besonders wichtig, weil die Fracking Industrie in der Zwischenzeit für einen erheblichen Teil der Arbeitsplätze in diesen beiden Bundesstaaten sorgt. Dagegen hat Donald Trump in Anbetracht der Unruhen der letzten Monate immer wieder betont, dass er für die öffentliche Sicherheit die beste Wahl wäre. Nunmehr hat er seine Strategie verändert und behauptet nun, dass er der Beste wäre, um die wirtschaftliche Erholungsphase in den USA anzuführen.

In diesem Zusammenhang ist es allerdings eine interessante Tatsache, dass gerade in den wichtigen „Swing States“ Joe Biden mit dem einsammeln von Spenden für den Wahlkampf sehr erfolgreich ist. Donald Trump muss dagegen derzeit mit einem rückläufigen Spendenaufkommen kämpfen. Allerdings kann auch Donald Trump Pluspunkte aufbieten, beispielsweise mit der Tatsache, dass er nunmehr durchsetzen konnte, dass in den USA wieder Football gespielt werden kann. Das ist für den amerikanischen Nationalsport und somit für weite Teile der Bevölkerung eine ganz wichtige Sache. Auch das derzeit sehr aktuelle Thema der Nachbesetzung der durch das Ableben der von Ruth Bader Ginsburg vakant gewordenen Richterstelle im US-Höchstgericht spielt Donald Trump in die Karten. Dies vor allem deshalb, da dem US-Höchstgericht im Falle einer Anfechtung der US-Wahlen eine entscheidende Rolle zukommen wird. Donald Trump will deshalb die Nachbesetzung durch seine Kandidatin Amy Coney Barrett unbedingt noch vor dem Wahlurnengang durchziehen.

Zusammenfassend kann man deshalb feststellen, dass in der Summe der oben geschilderten Faktoren Donald Trump derzeit wohl einen gewissen Vorteil im Präsidentschaftsrennen hat. Dagegen führt in den Meinungsumfragen derzeit Joe Biden, was allerdings bei der letzten Präsidentenwahl bei Hillary Clinton auch so war und Donald Trump dennoch gewonnen hat.

Was ist nun für die Börsen das beste Wahlergebnis?
Unabhängig der Person ist das beste Wahlergebnis für die Börsen ein klarer Wahlsieger. Dann können sich die Wertpapiermärkte wieder völlig ihren Themen widmen, nämlich der Entwicklung der Volkswirtschaft und der Unternehmensgewinne. Daher würde eine endlose gerichtliche Auseinandersetzung einer positiven Kursentwicklung für den Rest des Jahres sicherlich abträglich sein, denn traditionell ist das letzte Quartal eines Jahres das stärkste.

Ein Blick auf die aktuellen Anlagestrategien
Hauptsächlich die Kurse von Aktien und etwas weniger ausgeprägt jene von Unternehmensanleihen haben sich in den letzten Monaten als Folge von zusehends weniger negativen fundamentalen Entwicklungen und reduzierten Unsicherheiten deutlich erholt. Deshalb haben sich viele Aktienbörsen von den zuvor erlittenen Einbrüchen mittlerweile fast gänzlich erholt. Allerdings bleibt die Corona-Pandemie das weiterhin bestimmende Thema an den Finanzmärkten. Die unlängst gestiegenen Spannungen zwischen den USA und China dürften wohl hauptsächlich den anstehenden US-Wahlen geschuldet sein und die Wirtschaftsentwicklung kaum beeinflussen. Angesichts der Tatsache, dass die Wirtschaft auch mittelfristig aus strukturellen Gründen nur verhalten wachsen wird und die Corona-Pandemie noch nicht überwunden ist, sollte man unverändert einen klaren Fokus auf Qualitätsanlagen legen. Da die Zinssätze und Anleiherenditen in den wichtigsten Volkswirtschaften über einen längeren Zeitraum nahe ihrer Rekordtiefs bleiben dürften, gewinnen Aktien von Unternehmen mit einer soliden Dividendenhistorie weiter an Attraktivität.

Trotz einer möglicherweise hohen Marktvolatilität in den kommenden Monaten, sollte man sich als Anleger zunehmend auf eine weitgehende Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität in den kommenden 12-24 Monaten einstellen. Zu berücksichtigen gilt auch, dass sich die relevanten Stellen, wie Regierungen, Gesundheitssysteme, Einzelpersonen und Unternehmen seit Monaten viel dazu gelernt haben, mit der Situation umzugehen. Daher sollte eine Anlagestrategie defensiv gestaltet sein. Gleichzeitig ergeben sich aber besonders bei Aktien auch Chancen für mittelfristig und langfristig agierende Anleger. In der aktuellen Phase sind Unternehmen zu bevorzugen, die sich bisher in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt haben, eine solide Bilanz aufweisen.

Weiterhin sorgen dennoch Dividendenwerte für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Als interessantes langfristiges Thema zur Depotbeimischung kann der Fokus auf eine „Alternde Gesellschaft“ gelegt werden und über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten abgebildet werden. Auch globale Immobilienaktienfonds können zur Depotdiversifikation beitragen, denn stabile Dividendenzahlungen durch regelmäßige Mieterträge und die Partizipation an aussichtsreichen Langfristtrends zeichnen diesen Anlagebereich aus. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen. In diesem Umfeld sollten Unternehmensanleihen aus dem gesamten Euroraum weiter den Vorzug bekommen.

Anlagemärkte Entwicklung

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet.
Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

      • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
      • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
      • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
      • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
Anlagekommentar als eBook herunterladen

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Wie ist man im Home-Office richtig versichert
Sparpläne - Der Trick mit dem Durchschnittskosteneffekt
Das Finanzamt an Handwerker-Kosten beteiligen

Bildnachweis

Montag, 2. November 2020

Rohstoffe - Was uns vorangegangene Krisen lehren können

 Im Zuge von COVID-19 haben Rohstoffe teilweise heftig gelitten. Mit dafür verantwortlich war auch die Organisation erdölexportierender Länder (kurz OPEC), die trotz des Nachfrageeinbruchs aufgrund der globalen Lockdown-Maßnahmen das Rohölangebot wegen interner Streitigkeiten massiv ausweitete. So entstand eine „perfekte Krise“, die wie eine Lawine über den Rohstoffmarkt rollte und – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – zu einem deutlichen Rückgang der Notierungen führte.

Ein Blick zurück kann helfen sich für die Zukunft richtig zu positionieren
Um Rückschlüsse für die künftige Wertentwicklung am Rohstoffmarkt zu ziehen, würde man normalerweise die aktuelle Angebots- und Nachfragesituation beleuchten. Aufgrund der hohen Unsicherheit bezüglich einer möglichen zweiten Corona-Welle, die das fundamentale Gefüge abermals gehörig durcheinander wirbeln würde, soll es in diesem Beitrag jedoch für den Rohstoffmarkt 2020 mit dem französischen Universaltalent André Malraux gehalten werden und eine andere Betrachtungsweise gewählt werden, denn „Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern“.

aus Elektroschrott wieder Rohstoffen gewinnen

In den vergangenen 25 Jahren gab es bis COVID-19 vier ausgeprägte Bärenmärkte bei den Rohstoffen, definiert durch einen Rückgang um mindestens 20 Prozent – in den meisten Fällen sanken die Börsenkurse sogar noch deutlich stärker. Im Einzelnen waren das die asiatische Finanzkrise beziehungsweise die Zahlungsunfähigkeit Russlands in den späten 1990er Jahren, die Zeit nach dem Platzen der Blase am sogenannten Neuen Markt, die Finanzmarktkrise mit dem Tief im März 2009 sowie Chinas Börsenkapriolen 2014/2015.

Ab dem Tiefpunkt einer Krise legte der breit diversifizierte Bloomberg Commodity Index (BCOM) in drei Fällen in den darauffolgenden 260 Börsentagen um rund 30 Prozent zu. Nur in den Jahren 2015/2016 fiel die Erholung in diesem Zeitraum mit 22 Prozent weniger kräftig aus. Der jetzige positive Trend am Rohstoffmarkt befindet sich noch in einem frühen Stadium und hat bei weitem noch nicht das Mindestmaß früherer Erholungen erreicht. Der bisherige Wertzuwachs von 7,5 Prozent (per 16.06.2020) ist somit lediglich ein erstes Etappenziel auf dem Weg nach Norden. Schließlich sind seit dem Tief am 18. März 2020 gerade erst drei Monate vergangen und die handelnden Akteure an den Kapitalmärkten werden in den verbleibenden knapp 200 Börsentagen noch genug Gelegenheit haben, sich entsprechend zu positionieren.

Rohstoffe haben einen direkten Puls zur Wirtschaft
Auf Sektorenebene zeigte der BCOM Energy Subindex, der die Rohstoffe aus dem Energiebereich umfasst, in der Vergangenheit stets die schnellste Reaktion. Dieses immer wiederkehrende „First In – First Out“-Verhalten ist absolut nachvollziehbar, da Energierohstoffe, wie beispielsweise das amerikanische Rohöl West Texas Intermediate (WTI), einen direkten Bezug zum Puls der Wirtschaft haben. Veränderungen der wirtschaftlichen Aktivitäten zum Positiven wie Negativen wirken sich darum unmittelbar auf die Nachfrage nach Rohöl aus. Mit einem Plus von gerade einmal zehn Prozent stecken Energieträger derzeit quasi noch in den Kinderschuhen. Auch wenn man den Tiefpunkt beim Rohöl Ende April 2020 zugrunde legt, ist noch reichlich Platz nach oben.

Mit etwas Verzögerung und ungleich gemächlicher reagiert üblicherweise der BCOM Industrial Metals Subindex in den Erholungsphasen. Grund für eine weniger schnelle Reaktionsfreudigkeit bei der Preisentwicklung ist die Verwendung der Basismetalle, die eine weniger elastische Nachfrage aufweisen. Seit dem 18. März 2020 hat der BCOM Industrial Metals Subindex bislang rund ein Drittel der durchschnittlichen Erholung absolviert. Entgegen der landläufigen Meinung sind es die Edelmetalle, gemessen am BCOM Precious Metals Subindex, welche in den ersten Tagen nach Beendigung eines Bärenmarktes bei den Rohstoffen am wenigsten zulegen können. Betrachtet man die vergangenen Krisen, verzeichnete dieser Sektor nach 260 Tagen einen durchschnittlichen Zuwachs von 13 Prozent.

Anhängern der Edelmetalle sei jedoch versichert, dass diese in der Vergangenheit im Zeitabschnitt 261 bis 560 Tage den Rückstand zu Basismetallen und Energieträgern aufholten und sich dann an die Spitze setzten. Für die kommenden Tage und Wochen ist an dieser Stelle allerdings ein wenig Vorsicht geboten, da der BCOM seit dem Tief mit einem Plus von 21 Prozent bereits überdurchschnittlich zugelegt hat.

Selbstverständlich kann man zur Bewertung des Rohstoffmarktes auch auf die am Markt vorhandenen Rohstoff-Analysen zurückgreifen, um aufgrund der fundamentalen Datenlage zu einer Einschätzung zu kommen. Die Intention war es, mit diesem Beitrag über den Tellerrand hinauszublicken und einen alternativen Blick auf die Anlageklasse Rohstoffe zu werfen.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Wie die Künstliche Intelligenz (KI) unsere Ökonomie verändert, wie man sie kommerzialisiert und investierbar macht
Sparpläne - Der Trick mit dem Durchschnittskosteneffekt
Zahnersatz – Krankenkassen zahlen bald höheren Zuschuss und Bonus

Bildnachweis

Dienstag, 20. Oktober 2020

Wie die Künstliche Intelligenz (KI) unsere Ökonomie verändert, wie man sie kommerzialisiert und investierbar macht

 Die Künstliche Intelligenz wird als die Schlüsseltechnologie der Zukunft bewertet. Deshalb ist es naheliegend, dass man sich für den langfristigen Vermögensaufbau auch mit diesem Thema als Investitionsziel auseinander setzen sollte. Eine Investition in die vielversprechende Technologie bietet sich insbesondere mit Fondslösungen aus den Bereichen Digitalisierung, Robotik und Sicherheitstechnik an, da der Bezug zu KI bei Unternehmen aus diesen Segmenten am höchsten ist. Hintergrundinformationen zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) und welche Möglichkeiten sich für Anleger bieten, sind nachfolgend zusammengestellt.

Was ist Künstliche Intelligenz (KI)
Einer der derzeit in der Finanzwelt und den Medien am häufigsten verwendeten Begriffe ist die "Künstliche Intelligenz (KI)" beziehungsweise die englischsprachige Entsprechung "Artificial Intelligence (AI)". Es ist geradezu ein Hype um diese innovative Technologie entstanden, wobei sich Begeisterung und Weltuntergangs-Prophezeiungen die Waage halten. Warum ist die mediale Aufmerksamkeit so stark gestiegen? Und wie kann man als Anleger von Investitionen in KI profitieren?

vom Mainframe bis IoT - Internet der Dinge

Die KI holt schnell gegenüber menschlichen Fähigkeiten auf: Nachdem Computer bzw. KI den Menschen bereits vor einigen Jahren spektakulär im Schach und Go geschlagen haben, übertreffen die neuesten KI-Systeme den Menschen nun auch in der Sprach- bzw. Objekterkennung. (Quelle: Artificial Intelligence Index, Electronic Frontier Foundation, KI progress metrics). Der Siegeszug der Künstlichen Intelligenz steht aber vor allem in engem Zusammenhang mit der breiteren Digitalisierung unserer Wirtschaft und unserer Konsumwelt. Elektronische Geräte erzeugen gigantische Datenmengen, und dieses Wachstum der Datengenerierung beschleunigt sich noch. Die Menge der erzeugten Daten pro Jahr wächst exponentiell und könnte bis 2025 sage und schreibe 163 ZB (Zettabytes, wobei 1 ZB = 1 Billion Gigabyte sind) erreichen, gegenüber 12 ZB im Jahr 2015 (Quelle: IDC). Beispielsweise wird ein autonomes Fahrzeug alleine täglich rund 4.000 GB Daten produzieren. (Quelle: BofA ML, Data Capital).

Der Markt für Künstliche Intelligenz (KI) befindet sich erst am Anfang
Überraschend ist, dass die meisten dieser generierten Daten noch nicht strukturiert oder von Unternehmen analysiert und genutzt werden. Im Jahr 2015 waren lediglich 9 Prozent der generierten Daten strukturiert, bis 2025 soll der Wert auf rund ein Drittel ansteigen. Wirtschaftlich betrachtet kann es jedoch sehr sinnvoll sein, diese Daten zu strukturieren, da sie relevante Informationen über Verbraucherpräferenzen, Konsummuster, Gesundheitszustand einer bestimmten Bevölkerung, Möglichkeiten zur Optimierung von Produktionsprozessen usw. enthalten. Um aus dieser enormen Masse von Daten "Big Data" die relevanten Informationen zu extrahieren, bedarf es daher einer neuen Generation leistungsfähiger intelligenter Anwendungen.

Die Künstliche Intelligenz (KI) wird dabei den Weg zur Strukturierung und Analyse dieses riesigen Datensatzes weisen. Bald wird KI gewisse Tätigkeiten, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern, durch Computer ersetzen und damit in viel kürzerer Zeit viel mehr erreichen können. Unterstützt wird dieser Trend durch Investitionen digitaler Unternehmen, die heute Maschinen-Lernsysteme "Machine Learning" als eine wichtige Quelle für zukünftiges Wachstum sehen. Der KI-Markt ist schon jetzt groß. Aber gemäß Prognosen dürfte er noch sehr viel größer werden. Schätzungen zufolge wird er von etwa 9 Mrd. USD im Jahr 2018 auf jährlich etwa 120 Mrd. USD im Jahr 2025 wachsen. Derzeit spielen die USA und China eine führende Rolle, wobei der Großteil der Investitionen aus den Bereichen Hightech, Telekommunikation und Finanzdienstleistungen dieser Länder stammt.

Nutzungsbereiche Künstliche Intelligenz (KI)

Als Anleger sollte man die Bereiche Hardware und Software rund um die Künstliche Intelligenz (KI) im Blick haben
Technologieriesen wie Alphabet oder Baidu gaben 2016 zwischen 20 und 30 Milliarden Dollar für KI aus, davon 90 Prozent für Forschung und 10 Prozent für KI-Akquisitionen (Quelle: McKinsey, AI, The next digital frontier). Für die Weltwirtschaft könnte das ein zusätzliches Wachstum von Billionen von US-Dollar bedeuten, sowohl durch eine erhöhte Produktivität als auch durch einen Anstieg des Konsums, wenn die Verbraucher wieder mehr Geld für neue oder verbesserte Waren und Dienstleistungen ausgeben. Nach Ansicht des Beratungsunternehmens PwC (Sizing the Price, Juli 2017) könnte künstliche Intelligenz bis 2030 bis zu 15,7 Billionen US-Dollar zur Weltwirtschaft beisteuern, was einem Anteil von 14 Prozent des globalen BIP entspricht. Die Branchen, die bis 2030 am meisten von den Konsumauswirkungen profitieren sollten sind u.a. Gesundheitswesen (Pandemieerkennung, bildgebende Diagnostik), Automobile (autonomes Fahren) und Finanzdienstleistungen (Betrugserkennung, Kreditanträge, Backoffice-Prozessautomatisierung). Für Anleger gibt es zwei große Wirtschaftsbereiche, um an dem erwarteten langfristigen Wachstum der führenden Unternehmen mit signifikantem KI- Bezug zu profitieren: Hardware und Software.

Im Bereich Hardware sind Halbleiterproduzenten und -zulieferer ein aussichtsreicher Markt. Deep Learning, also das tiefgehende Lernen, erfordert in der Regel eine hohe Rechenleistung. Daraus ergibt sich eine Nachfrage nach leistungsfähigen Grafikprozessoren (GPUs), die Parallelverarbeitung unterstützen und den Computern so die Analyse und Nutzung großer Datenmengen möglichst schnell und kostengünstig ermöglichen.
Fahrerlose Autos müssen zum Beispiel noch viel lernen: sowohl in Bezug auf ihr direktes Umfeld als auch darüber, wie sie auf verschiedene Situationen reagieren sollen. Um dem besser gerecht zu werden, steigerte Tesla dank neuer GPUs kürzlich die Rechenleistung seiner Autopilot-Systeme um das 40-fache(!). Basierend auf unseren Gesprächen mit Schlüsselakteuren in der Halbleiterbranche könnten unseres Erachtens insgesamt rund 25 Prozent der gesamten Halbleiternachfrage bis zum Jahr 2020 auf KI zurückgehen, verglichen mit 10 bis 15 Prozent heute.

Im Softwarebereich schreitet die KI-gesteuerte Transformation wohl noch schneller voran. KI dringt in nahezu alle Bereiche vor: Über die nächsten Jahre wird jede App, jede Softwareanwendung und jede Dienstleistung mehr oder weniger stark ausgeprägte KI-Komponenten beinhalten. Das Analysehaus Gartner erwartet, dass bis 2021 40 Prozent aller neuen Unternehmenssoftware-Anwendungen die von Dienstleistern implementiert werden, KI-Technologien einsetzen. Wir glauben, dass digitale Software-Unternehmen am meisten von der KI-Ära profitieren werden, da sie sowohl wiederkehrende Einnahmen aus Abonnements als auch aus neuen Produkten erzielen können. Halbleiter-Unternehmen werden dagegen vor allem Nutznießer eines Zyklus mit einmaligen Anschaffungen sein. Unternehmen wie Alphabet, Facebook, Baidu, Salesforce.com oder Medidata Solutions haben in ihren jeweiligen Tätigkeitsfeldern Zugang zu umfangreichen Konsumenten- und Unternehmensdaten und können ihren Kunden auf der Grundlage von KI Mehrwertdienstleistungen anbieten.

Investition in viel KI-Technologie
Für den Anleger bedeutet dies, dass er in diese viel versprechenden Technologien investieren kann, dies aber "indirekt" über führende Software- und Hardwarehersteller erfolgen muss. Es gibt aktuell noch keine "reinen KI-Unternehmen", die man an der Börse erwerben könnte. Dabei sollte man als Anleger jedoch auch stets beachten, dass sich der technologische Wandel immer schneller vollzieht und heute führende Unternehmen ohne kluge Investitionen und Innovationen morgen schon durch neue, innovativere Firmen mit neuen, besseren Lösungen und Dienstleistungen vom Markt verdrängt werden könnten. Aus Rendite- Risiko-Überlegungen eignen sich daher insbesondere Fondslösungen aus den Bereichen Digitalisierung, Robotik und Sicherheitstechnik, da der Bezug zu KI bei Unternehmen aus diesen Segmenten zumeist am höchsten ist.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Wenn die bisherige Reiseversicherung in der Corona-Pandemie nicht hilft
Die (Haft-)pflicht für Kindersitter - Wer haftet, wenn etwas passiert?
Wenn Starkregen den Keller flutet – Das unterschätzte Risiko

Bildnachweis

Donnerstag, 15. Oktober 2020

Anlagekommentar August 2020 – Gold, Silber und Industriemetalle auf Höhenflug

 In unsicheren Zeiten schneidet Gold oft überdurchschnittlich gut ab, auch wenn positive Renditen in einer Krise natürlich nicht gesichert sind. Die derzeitigen hauptsächlichen Käufer von Gold sind Finanzinvestoren, wobei ETFs (Exchange Traded Funds) und ETCs (Exchange Traded Commodities) in den letzten Monaten sehr starke Zuflüsse verzeichnen konnten. Die Korrelation zwischen dem Goldpreis und den ETF-Goldbeständen ist tatsächlich sehr hoch. Während Goldminen-Unternehmen in den letzten Jahren im Durchschnitt wenig in neue Reserven investiert haben, dürften aufgrund der aktuell hohen Goldpreise mit soliden Cashflows die Investitionstätigkeit fördern. Gold bietet sich als guter Diversifikator in größeren Portfolios an und kann sich stabilisierend bei einem hohem Aktienanteil auswirken.

Entwicklung der Anlagemärkte
Die meisten wichtigen Aktienmärkte blieben im Aufwärtsmodus. Der S&P 500 Index stieg um 7,0 Prozent, die Technologie-Indizes NASDAQ 100 Index legte um 11,1 Prozent zu und der NASDAQ Composite Index markierte sogar neue Allzeithochs. Auch an den europäischen Märkten ging es aufwärts . So konnte der DAX Index um 5,1 zulegen der Eurostoxx 50 Index schaffte 3,1 Prozent Zuwachs und der britische FTSE100 immerhin noch 1,1 Prozent. Auch in Asien schien wieder die Sonne, was beim NIKKEI 225 Index mit einem Zuwachs von 6,6 Prozent und beim SSE Composite Index mit 2,7 Prozent zu Buche schlagen konnte. Auch der weltweite MSCI World (EUR) konnte sich um 5,3 Prozent steigern.

DAX Entwicklung

Dagegen konnten an den Anleihemärkten die Kursgewinne dominieren. Die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe sank um 0,07 Prozent, die entsprechende Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe in den USA fiel um 0,13 Prozent. Bei den Unternehmensanleihen kam es durch die fortlaufende Einengung der Kreditaufschläge zu zusätzliche Kursavancen. Die anhaltende Dollarschwäche sorgte bei Gold für eine große Nachfrage. Mit einem Plus von fast 11 Prozent stieg der Preis für die Feinunze Gold auf 1.975 US-Dollar auf ein neues Allzeithoch. Noch stärker ging es mit Silber aufwärts. Der Silberpreis sprang um fast 34 Prozent nach oben. Im Zuge der positiven chinesischen Konjunkturdaten befreiten sich die Industriemetallpreise aus ihrer Lethargie und verzeichneten ebenfalls deutliche Preisaufschläge.

China: Für aktive Anleger bieten sich viele Chancen
Trotz Corona-Pandemie und Handelsstreit befindet sich China auf einem guten Weg, um bis zum Jahr 2030 zur größten Volkswirtschaft der Welt aufzusteigen. Dies wird die Situation an den Finanzmärkten im kommenden Jahrzehnt grundlegend verändern. China erholt sich von der Coronavirus-Pandemie schneller als andere Volkswirtschaften. Davon werden auch die chinesischen Nachbarländer profitieren, denn es gibt starke Verflechtungen zwischen den asiatischen Ländern. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, um sich für die daraus entstehenden Chancen in Stellung zu bringen.

Die bisher vom Export getragene chinesische Wirtschaft konzentriert sich inzwischen zunehmend auf Technologiesektoren mit höherer Wertschöpfung. Zudem entwickelt sich die wachsende Mittelschicht zum Wachstumsmotor durch den Binnenmarktkonsum. Auch wenn Investitionen in China durchaus Risiken bergen und nicht unumstritten sind, ist das Land fundamental betrachtet aus drei Gründen eine sehr attraktive Anlageregion:

    1. China hat seine Märkte für ausländische Investitionen geöffnet
    2. China bietet den Anlegern attraktive Wachstumsbeispiele
    3. China verfolgt eine Strategie, um bis 2030 zur größten Volkswirtschaft der Welt zu werden

Die Wirtschaft in China verändert sich. Das Land, welches einst als „Werkbank der Welt“ galt, konzentriert sich inzwischen stärker auf Güter und Dienstleistungen mit höherer Wertschöpfung. Durch die Initiative „Made in China 2025“ wurde die inländische Produktion in den Bereichen wie Biotechnologie, Automobilindustrie und Halbleiter gesteigert, wodurch die Abhängigkeit von ausländischen Zulieferern verringert wurde. Man denke nur an Bann von Donald Trump gegen den Technologiekonzern Huawei und der Auflage, dass Google bei neuen Produkten nicht mehr mit Huawei zusammenarbeiten darf. Das chinesische Unternehmen hat sich genau darauf vorbereitet und das „Huawei OS“ in der Hinterhand. So wird das außenpolitische Motto "America first" von Donald Trump eher zum Bumerang für amerikanische Unternehmen. Dieses Beispiel zeigt, wie flexibel und dynamisch chinesische Unternehmen mittlerweile sind.

BIP Wachstum China

Andere Sektoren mit hoher Wertschöpfung, u.a. der Tourismus, haben derweil von umfassenden Veränderungen in der chinesischen Gesellschaft profitiert. Eine neue Mittelschicht entsteht. Sie hat das Wachstum des Landes vor Ausbruch der Coronakrise getragen und sollte auch zur Wiederbelebung der Konjunktur nach dem Virusausbruch beitragen und Chinas Wandel von einem exportabhängigen zu einem stärker vom inländischen Konsum gestützten Wirtschaftsmodell vorantreiben. China hat sein Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den vergangenen 12 Jahren bis zum Jahr 2020 verdoppelt und die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate lag dabei bei 7 Prozent. Bereits vor der Corona-Pandemie schien eine Verlangsamung dieses Wachstums unvermeidlich, zumal im Land seit der globalen Finanzkrise rasch Schulden angehäuft wurden und die Regierung das weitere Kreditwachstum ohnehin begrenzen wollte. Durch das Coronavirus wurde diese Herausforderungen noch verschärft. So ging im April 2020 das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum ersten Mal seit über 40 Jahren um 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück.

Vor dem Hintergrund des anhaltend angespannten Verhältnisses zu den USA hat China zudem zum ersten Mal seit 30 Jahren kein Wachstumsziel für das Jahr 2020 festgelegt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat zwar seine Wachstumsprognose für China deutlich auf 1,2 Prozent im Jahr 2020 heruntergefahren, allerdings dürften die meisten anderen großen Volkswirtschaften wegen der Corona-Pandemie stärker schrumpfen. So wird z.B. für die USA eine Kontraktion um 5,9 Prozent erwartet. Sieht man einmal vom Coronavirus und dessen wirtschaftlichen Auswirkungen ab, so befinden wir uns noch in einer relativ frühen Phase in der langfristigen Entwicklung der chinesischen Kapitalmärkte.

Ein Blick auf die aktuellen Anlagestrategien
Hauptsächlich die Kurse von Aktien und etwas weniger ausgeprägt jene von Unternehmensanleihen haben sich in den letzten Monaten als Folge von zusehends weniger negativen fundamentalen Entwicklungen und reduzierten Unsicherheiten deutlich erholt. Deshalb haben sich viele Aktienbörsen von den zuvor erlittenen Einbrüchen mittlerweile fast gänzlich erholt. Allerdings bleibt die Corona-Pandemie das weiterhin bestimmende Thema an den Finanzmärkten. Die unlängst gestiegenen Spannungen zwischen den USA und China dürften dürften wohl hauptsächlich den anstehenden US-Wahlen geschuldet sein und die Wirtschaftsentwicklung kaum beeinflussen. Angesichts der Tatsache, dass die Wirtschaft auch mittelfristig aus strukturellen Gründen nur verhalten wachsen wird und die Corona-Pandemie noch nicht überwunden ist, sollte man unverändert einen klaren Fokus auf Qualitätsanlagen legen. Da die Zinssätze und Anleiherenditen in den wichtigsten Volkswirtschaften über einen längeren Zeitraum nahe ihrer Rekordtiefs bleiben dürften, gewinnen Aktien von Unternehmen mit einer soliden Dividendenhistorie weiter an Attraktivität.

Trotz einer möglicherweise hohen Marktvolatilität in den kommenden Monaten, sollte man sich als Anleger zunehmend auf eine weitgehende Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität in den kommenden 12-24 Monaten einstellen. Zu berücksichtigen gilt auch, dass sich die relevanten Stellen, wie Regierungen, Gesundheitssysteme, Einzelpersonen und Unternehmen seit Monaten viel dazu gelernt haben, mit der Situation umzugehen. Daher sollte eine Anlagestrategie defensiv gestaltet sein. Gleichzeitig ergeben sich aber besonders bei Aktien auch Chancen für mittelfristig und langfristig agierende Anleger. In der aktuellen Phase sind Unternehmen zu bevorzugen, die sich bisher in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt haben, eine solide Bilanz aufweisen.

Weiterhin sorgen dennoch Dividendenwerte für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Als interessantes langfristiges Thema zur Depotbeimischung kann der Fokus auf eine „Alternde Gesellschaft“ gelegt werden und über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten abgebildet werden. Auch globale Immobilienaktienfonds können zur Depotdiversifikation beitragen, denn stabile Dividendenzahlungen durch regelmäßige Mieterträge und die Partizipation an aussichtsreichen Langfristtrends zeichnen diesen Anlagebereich aus. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen. In diesem Umfeld sollten Unternehmensanleihen aus dem gesamten Euroraum weiter den Vorzug bekommen.

Anlagemärkte Entwicklung

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet.
Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

      • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
      • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
      • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
      • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
Anlagekommentar als eBook herunterladen

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Wenn die bisherige Reiseversicherung in der Corona-Pandemie nicht hilft
Farbwechsel - Aus der Grünen Karte wird die Weiße Karte
Mit Fondssparplänen den Vermögensaufbau gestalten

Bildnachweis