Donnerstag, 29. September 2016

Der Durchschnittskosteneffekt

An den Börsen geht es ständig auf und ab. Den optimalen Zeitpunkt für seine Geldanlage zu erwischen ist nahezu unmöglich. Abhilfe schafft hier der der Durchschnittskosteneffekt (Cost Average Effekt). Anstatt bei einer Einmalanlage den vollen Betrag zu investieren, wird dieser über mehrere Perioden aufgeteilt. In Zeiten hoher Unsicherheiten stellen sich Anleger immer wieder die Frage, ob der aktuelle Zeitpunkt sinnvoll für ein Neuinvestment ist, oder ob es besser ist zu warten. Die Frage eindeutig zu beantworten ist nahezu unmöglich.

Helfen kann hier der sogenannte Durchschnittskosteneffekt (Cost Average Effect, abgekürzt CAE)
Die Strategie ist, dass eine Einmalanlage nicht in voller Höhe sofort investiert wird, sondern über einen bestimmten Zeitraum verteilt. Das anzulegende Kapital wird also zunächst risikolos geparkt und es wird – beispielsweise über einen Zeitraum von zehn Monaten – in die eigentlichen Anlagefonds umgeschichtet. Der Effekt für den Anleger ist, dass er gleich doppelt profitieren kann. Er umgeht die schwierige Entscheidung zum richtigen Einstiegszeitpunkt und er bezahlt Dank des Durchschnittseffektes weniger für die Fondsanteile und erzielt so am Ende eine höhere Rendite.

Durchschnittskaufmethode

Durchschnittskosteneffekt reduziert den Kaufpreis
Doch wie funktioniert dieser Effekt genau? Das Prinzip ist einleuchtend: Kaufen Anleger auch bei fallenden Kursen Fondsanteile, so erhalten sie für ihren monatlichen Sparbetrag mehr Anteile. Bei hohen Kursen werden weniger Anteile gekauft. Die durchschnittlichen Kosten pro Fondsanteil liegen insgesamt unter dem durchschnittlichen Kurs der Fondsanteile während der Sparphase.

Beispiel:
Ein Anleger investiert monatlich 100,- Euro in einen Fonds. Der Kurs variiert zwischen 5,- und 20,- EUR. Nach sieben Perioden hat er insgesamt 73,3 Fondsanteile gekauft.

Cost Average Effect Methode

Der durchschnittliche Kurs liegt in diesem Beispiel bei 10,71 EUR. Der Durchschnittskosteneffekt führt jedoch dazu, dass der Anleger tatsächlich einen durchschnittlichen Kaufpreis von lediglich 9,55 hatte, was sich positiv auf die Rendite auswirkt.

Fazit:
Den optimalen Einstiegszeitpunkt bei der Geldanlage zu finden ist nicht möglich. Eine sinnvolle Strategie besteht darin, die Anlagesumme über einen bestimmten Zeitraum zu strecken. Damit umgeht der Anleger die Problematik des richtigen Einstiegszeitpunktes und profitiert gleichzeitig von dem Durchschnittskosteneffekt.

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Montag, 26. September 2016

Renditen durch Unternehmensübernahmen

Am Aktienmarkt investieren und trotzdem stabile Renditen erzielen – gerade in Märkten mit hohen Schwankungen und niedrigen Zinsen kaum vorstellbar. Doch mit alternativen Anlagestrategien bieten sich Anlegern neue Möglichkeiten des Investierens an. Eine solche Möglichkeit ist die sogenannte Merger Arbitrage Strategie.

Das Problem ist bekannt
Stark schwankende Aktienmärkte und nur geringste Zinsen machen Anlegern das Leben schwer. Alternative Anlagestrategien bieten hier die Möglichkeit, die traditionelle Portfoliozusammensetzung zu bereichern, denn sie verfolgen andere Ansätze. Anstatt dem Erfolg bzw. Misserfolg einer Anlageklasse ausgeliefert zu sein, verfolgen sie das Ziel einer vom Markt unabhängigen Rendite. Ein Beispiel ist die Merger Arbitrage Strategie, die sich auf Unternehmensübernahmen fokussiert. Soll ein Unternehmen durch ein anderes übernommen werden, so steigt sein Aktienkurs aufgrund des Übernahmeangebotes.

Beispiel: Wer am 18. Mai 2016 die Finanznachrichten verfolgte und gleichzeitig Besitzer von Kuka Aktien war, hatte allen Grund zur Freude: Innerhalb kürzester Zeit schnellte der Kurs der Kuka Aktie um über 20% nach oben. Der Grund lag in der Übernahmeofferte des chinesischen Haushaltswarenherstellers Midea.

Beispielhafter Kursverlauf einer Aktie bei einem Übernahmeangebot

Übernahmekandidaten bieten oft eine Erfolgsprämie
Hier setzen Merger Arbitrage Fonds an, wobei es zwei Varianten gibt. Einige Investieren schon frühzeitig in mögliche Übernahmekandidaten. Andere legen mehr Wert auf Sicherheit und investieren erst bei Vorliegen eines Übernahmeangebotes, da es hier eine Besonderheit gibt: Der Aktienkurs des Übernahmekandidaten steigt nicht ganz bis zur Höhe des Angebotes, da nicht sicher ist, ob die notwendige Mehrheit der Aktionäre zustimmt. Die Differenz wird als „Arbitrage Spread“ bezeichnet. Kommt die Mehrheit zustande, schließt sich die Lücke und der Fonds vereinnahmt diese Erfolgsprämie.

Die zweite Strategie hat insofern ihren Charme, als dass sie weniger riskant ist. Denn bei Vorliegen eines Angebotes kommt es mehrheitlich auch tatsächlich zu einer Übernahme und somit zu einer Vereinnahmung des Spreads, also der noch fehlenden Differenz zum Übernahmeangebot. Die Vorteile für den Anleger liegen damit auf der Hand. Durch diese spezielle Merger Arbitrage Strategie ist es möglich, durch eine Aktienanlage eine Erfolgsprämie von 2% bis 5% p.a. (vor Kosten) zu realisieren.

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Mittwoch, 21. September 2016

Anlagekommentar Juli 2016 - Der Brexit kommt - welche Auswirkungen hat dies auf dem Finanzmarkt?

Der 23. Juni 2016 hat die Europäische Union (EU) vor eine Herausforderung gestellt. Mehrheitlich haben sich die Briten gegen die EU entschieden und sich für einen Austritt ausgesprochen. Kapitalmarktteilnehmer und Wettbüros hatten mit einem Verbleib Großbritanniens in der EU gerechnet, wodurch die Reaktion enorm war. Sowohl das britische Pfund wie die Aktienmärkte brachen vorübergehend ein und sichere Häfen, zum Beispiel Gold oder deutsche und amerikanische Bundesanleihen erlebten einen unaufhaltsamen Boom. Es bleibt abzuwarten, wie andere Industrieländer reagieren und wie sich deren Unzufriedenheit im Bezug auf die EU auf das einzelne Land und die Finanzwirtschaft auswirken wird.

Europa verliert an Bedeutung bei internationale Investoren
Der Euroraum lässt viele Menschen als Verlierer zurück. Die Massenarbeitslosigkeit und Stagnierung der Volkswirtschaften in Südeuropa sind nicht von der Hand zu weisen. Die Schuldenpyramide wird von der EZB stabilisiert, in dem schwache Schuldner über die Notenpresse finanziert werden. Der Zinssatz befindet sich unter Null und auch wenn der juristische Rahmen fehlt, handelt es sich um eine faktische Transferunion. Es besteht die Gefahr, dass das internationale Kapital aus dem Euroraum abgezogen wird. Warum? Weil die schwer kalkulierbaren politischen Unwägbarkeiten keine finanzielle Sicherheit ermöglichen und bei Anlegern daher auf wenig Interesse stoßen.

DAX Entwicklung

Britische Unternehmen profitieren derzeit auf den Aktienmärkten
Das Referendum hat die internationalen Aktienmärkte vorübergehend in eine Schockstarre mit sinkender Performance versetzt. Dabei verloren die britischen Aktien weitaus weniger an Wert, als es bei Aktien vom europäischen Festland der Fall war. Das schwache Pfund stützt die Volkswirtschaft mittelfristig, zumal die Firmen im FTSE Index rund 70 Prozent ihrer Gewinne im ausländischen Territorium erwirtschaften. Wer aktuell in britische Aktien investieren möchte, sollte sich auf Unternehmen mit einem hohen Exportanteil berufen. Es gibt nicht nur eine negative Beeinflussung, sondern eine Vielfalt unterschiedlicher Faktoren, die für ein schwankungsreiches zweites Halbjahr sorgen. Darin enthalten sind neben verschiedenen Faktoren die fehlende Phantasie im Gewinnwachstum, die Unruhen durch die politische Performance innerhalb der EU, potenzielle Gewinnwarnungen durch geopolitische Belastungen.

Anleihenmärkte warten mit sinkenden Renditen auf
Das Thema Zinserhöhung ist bei der US Notenbank nun endgültig abgeschlossen, sodass sich die Erwartungen für die globalen Anleihemärkte nicht verändern. Staatsanleihen mit US-amerikanischem Background sind weiter der sichere Hafen, wodurch die Renditen nicht steigen und weiter geringfügig ausfallen werden. In Europa herrscht Unsicherheit auf den Finanzmärkten, sodass deutsche Bundesanleihen zwar gefragt sind, aber weitere Tiefpunkte in der Rendite mit sich bringen können. Expansive Maßnahmen seitens der Notenbanken werden sich verstärken. Dies geht unter anderem aus der Ankündigung der Bank of England und der Schweizer Notenbank hervor. Auch die europäische Notenbank wird alles tun, um die südeuropäischen Anleihemärkte zu stützen.

Anlagemärkte Entwicklung

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.
Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet.
Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100% des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:
  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
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Donnerstag, 15. September 2016

Fondsidee des Monats Juli 2016

Abitrage ist in der Wirtschaft als risikoloses Ausnutzen von Preisunterschieden bekannt. Zur Gewinnmitnahme werden in der Theorie zwei verschieden Orte mit verschiedenen Preisen angenommen. In Realität ist eine risikolose Gewinnmitnahme durch Preisunterschiede zunehmend schwer zu finden, was der hohen Markttransparenz sowie dem elektronischen Handel zuschulden kommt. Jedoch können Preisineffizienzen bei Unternehmenstransaktionen ausgenutzt werden.

Der Allianz Merger Abitrage Strategy Fonds von der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AGI) hat sich genau auf diese Ineffizienzen bei Übernahmen, Verschmelzungen und sonstigen Unternehmenstransaktionen spezialisiert. Das Management kann sich so Short und Long über Aktien sowie Derivate im Zielunternehmen positionieren. Die Engagements können weltweit ausgerichtet sein und werden gegen Währungsrisiken abgesichert. Die Rendite sowie Risiko stehen auch hier in einem klaren Zusammenhang, jedoch werden die Risiken durch Mechanismen begrenzt.

Die Wertentwicklung des Allianz Merger Abitrage Strategy Fonds der letzten sieben Jahre zeigt die folgende Grafik:

Allianz Merger Abitrage Strategy Fonds

Der Fonds soll Preisineffizienzen am Aktienmarkt ausnutzen, die sich im Zuge von Übernahmen, Verschmelzungen und sonstigen Unternehmenstransaktionen ergeben. So weicht je nach Wahrscheinlichkeit einer Transaktion der Börsenkurs des Zielunternehmens vom gebotenen Übernahmekurs ab. Zur Ausnutzung der Preisdifferenz (Transaktionsrisikoprämie) kann sich der Fonds über Aktien oder Aktienderivate (z.B. Optionen und Futures) im Zielunternehmen engagieren. Erfolgt eine Übernahme mittels Aktientausch, kann der Fonds über Derivate zusätzlich eine Short-Position in Aktien des übernehmenden Unternehmens eingehen. Das Netto-Engagement aus Long- und Short-Positionen schwankt, soll aber im Regelfall 100 % des Fondsvermögens nicht überschreiten. Die Strategie ist weltweit (inkl. Schwellenländer) ausgerichtet. Über 10 % des Fondsvermögens hinausgehende Fremdwährungsrisiken müssen gegen Euro abgesichert werden. Anlageziel ist eine hohe risikobereinigte Rendite in allen Marktphasen. Gleichzeitig soll ein spezieller Risikomechanismus mögliche Verluste begrenzen.

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.
Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw . Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet.
Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100% des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

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Sonntag, 4. September 2016

Brexit – Briten stimmen für EU-Austritt

Die Briten haben es doch getan. Am 24. Juni 2016 wurden die Befürchtungen eines „Brexit“-Votums zur Gewissheit. Entgegen jeglicher ökonomischer Vernunft haben sie dafür gestimmt, aus der Europäischen Union (EU) auszutreten. Mit knapper Mehrheit entschieden sich die Briten für einen Austritt Großbritanniens aus der EU. Diese Entscheidung löste an den Finanzmärkten heftige Turbulenzen aus. Neben den globalen Aktienmärkten wurde insbesondere das britische Pfund in Mitleidenschaft gezogen.

Realwirtschaftlich überschaubare Konsequenzen, finanzpolitisch schwerwiegender
Der anfängliche Schock an den internationalen Kapitalmärkten hat sich in den ersten Stunden nach Öffnung der Europäischen Börsen schon wieder etwas gelegt. Zu Recht, denn zunächst ändert sich fundamental überhaupt nichts. Die Briten haben in den anstehenden Austrittverhandlungen keine starke Verhandlungsposition und werden ganz bestimmt die eine oder andere unverdauliche Kröte schlucken müssen. Außerdem ist das Vereinigte Königreich wirtschaftlich recht unbedeutend, denn es erwirtschaftet ca. 2 Prozent des Welt-Bruttosozialproduktes. Anders sieht es mit der Bedeutung als wichtiger Finanzplatz aus. Die aktuellen Börsenturbulenzen erklären sich hauptsächlich aus der herausgehobenen Position der britischen Hauptstadt am Weltfinanzmarkt.

Die Situation ist historisch ohne Beispiel
An den Aktienmärkten wird es als Reaktion auf einzelne Ereignisse immer wieder zu erhöhten Kursschwankungen kommen. In solchen Zeiten ist es hilfreich, sich bewusst zu machen, dass:
  • Kursschwankungen bei langfristig orientierten Kapitalanlagen nichts Ungewöhnliches sind
  • man sollte sich bei Anlageentscheidungen nicht von kurzzeitigen Stimmungen beeinflussen lassen
  • als langfristig orientierter Anleger wird man in der Regel für das mit Aktienanlagen verbundene Risiko belohnt
  • Kurskorrekturen am Markt bringen häufig attraktive Anlagechancen mit sich
  • eine aktive Anlagestrategie kann helfen, Phasen erhöhter Volatilität gut zu überstehen oder Einstiegschancen richtig zu nutzen

Ergebnis des EU-Referendums in Großbritannien

Folgen für die britische Wirtschaft
Die Bank of England hat bereits verkündet, dass das Brexit-Votum das Wirtschaftswachstum
Großbritanniens vermutlich aus folgenden Gründen kurzzeitig belasten wird:
  • verstärkte Unsicherheiten und nachlassendes Vertrauen dämpfen den privaten
    Konsum und die Anlageinvestitionen
  • steigende Risikoprämien an den britischen Anleihemärkten und möglicherweise
    höhere Kreditaufnahmekosten
  • vermehrte Unsicherheiten, Risikoscheu und möglicherweise höhere Finanzierungskosten
    im britischen Finanzsektor
Auf der anderen Seite steht ein schwächeres Pfund, dass den Export stützen dürfte. Zugleich könnte die  Bank of England die Zinsen senken und dadurch die negativen Folgen insgesamt etwas abfedern.

Folgen für den britischen Finanzmarkt
Kurzzeitig sollten Anleger mit Folgendem rechnen:
  • erschüttertem Anlegervertrauen und erhöhten Kursschwankungen am britischen Markt
  • eine weitere Abschwächung des Pfund Sterling zusätzlich zu dem Wertverlust gegenüber dem Euro
  • Abwärtsdruck auf britische Aktien, zumal auf Titel aus dem Finanzsektor und aus Branchen, die
    besonders stark auf EU-Migranten angewiesen sind (z.B. Bau, Gastronomie), sowie nachlassendem  Druck auf britische Unternehmen, die einen Großteil ihres Gewinns in Fremdwährung erwirtschaften
  • eventuell moderatem Aufwärtsdruck auf Renditen britischer Staatsanleihen angesichts
    verstärkter Unsicherheiten, höherer Risikoprämien und der Aussicht auf einen Inflationsanstieg
    wegen des schwächeren Pfunds
  • Aufwärtsdruck auf Renditen britischer Unternehmensanleihen aufgrund der höheren
    Unsicherheit und der kurzzeitig getrübten Aussichten – wie bei Aktien sind auch hier die Risiken für den Finanzsektor am größten
  • möglicherweise ein leichter Rückgang der Immobilienpreise in Großbritannien angesichts des
    Vertrauensverlusts bei Käufern und eines möglichen Anstiegs der Arbeitslosigkeit

Meinung zur Europäische Union

Folgen für Europa
Moderate direkte Auswirkungen auf die Wirtschaft:
  • Europäische Unternehmen mit umfangreichen Aktivitäten und Vermögenswerten in Großbritannien werden ihre Investitionen möglicherweise drosseln, bis Klarheit über die künftigen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU herrscht
  • daneben kann die Ungewissheit auch den Handel der EU mit Großbritannien belasten
  • sollten die Auswirkungen für die Wirtschaft als erheblich eingestuft werden, dürfte die EZB ihre Anleihekäufe ausweiten, um so die Gefahr unerwartet negativer Folgen für die Wirtschaft zu verringern
Gewisse Auswirkungen auf die europäischen Finanzmärkte:
  • kurzfristig könnte der Druck auf Aktien zunehmen, vor allem auf solche von europäischen
    Unternehmen mit bedeutenden Einnahmen, Handelsbeziehungen und Anlagen in Großbritannien,
    zumal wenn der Euro steigt
  • an den Anleihemärkten könnten die Renditen der als sicher geltenden Anlagen sinken und die
    Renditen bzw. Spreads von Unternehmensanleihen steigen; wie bei Aktien wäre der Finanzsektor am stärksten betroffen
  • auf längere Sicht könnte das Brexit-Votum den Euroskeptikern Auftrieb geben und Bedenken über das EU-Projekt im Allgemeinen schüren; das würde den Druck gerade auf Vermögenswerte in den Peripherieländern erhöhen
Abschließend kann man sagen, dass die Welt nicht untergehen wird. Die Wirtschaft wird sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. Es wird Bereiche oder Regionen geben, die vom Brexit profitieren und Bereiche, die darunter leiden werden. Die politischen Auswirkungen werden erst mit der Zeit klarer werden. Hier sind sicher die Austrittsverhandlungen ein entscheidendes Kriterium. Im Moment scheinen die Brexit-Befürworter selbst keinen Plan zu haben, wie es weitergehen wird. Für die Finanzmärkte heißt dies, dass in der nächsten Zukunft schwankend zugehen wird und sich dadurch interessante Einstiegsmöglichkeiten ergeben werden.

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