Donnerstag, 14. März 2024

ELTIF 2.0 - Neue Möglichkeiten für Kapitalanleger bei der Diversifikation des Portfolios

  

Die geringe Nachfrage der Anleger hatte aber nichts mit der grundsätzlichen Idee hinter den ELTIFs zu tun, sondern mit der Gestaltung. Diese entsprach weder den Bedürfnissen der Anleger noch den Anforderungen der Fondsgesellschaften. Die strikten Investitionsrichtlinien schufen schnell Bedenken bei Investoren und zahlreiche Vorgaben erschwerten ein effektives Liquiditätsmanagement. Der Erwerb von ELTIF-Anteilen erforderte zudem eine Mindestinvestition von 10.000 Euro, es musste ein Gesamtportfolio von mindestens 100.000 Euro nachgewiesen werden und Investoren mit liquiden Vermögenswerten von bis zu 500.000 Euro durften maximal zehn Prozent ihres Vermögens in ELTIFs investieren.

Schon 2015 kam vom Deutschen Fondsverband BVI Kritik

Der BVI (Bundesverband Investment und Asset Management e.V.) bezeichnete das Vorhaben als zu aufwändig, kompliziert und teuer. Mit dieser Einschätzung sollte der Verband recht behalten: 2022 gab es lediglich 77 ELTIFs in Europa mit einem Gesamtvolumen von 11 Milliarden Euro, was einem Anteil von nur 0,07 Prozent der innerhalb der EU verwalteten Vermögenswerte entspricht.Bereits die Ankündigung der European Long-Term Investment Funds 2.0 Gesetzgebung hat in den letzten Monaten für ein großes Interesse bei Investoren und Fondsanbietern gesorgt. Für Anleger bieten ELTIFs Zugang zu langfristigen Anlagechancen und potenziell interessanten Renditen. Daneben ermöglichen sie eine breitere Diversifizierung des Portfolios, da sie in Vermögenswerte und Branchen investieren, die oft außerhalb des traditionellen Anlageuniversums liegen. Mehr zum aktuellen Stand der ELTIF 2.0 gibt es im folgenden Artikel zu lesen.

ELTIF 2.0 – eine Wiederbelebung?

Im Jahr 2015 eröffnete die Europäische Union mit der Einführung der sogenannten ELTIFs eine neue Möglichkeit für Privatpersonen, in Anlageklassen zu investieren, die bisher ausschließlich institutionellen Anlegern vorbehalten waren. Ganz nebenbei sollten damit auch Zukunftsprojekte vorangetrieben werden, die der EU besonders am Herzen liegen. Gut gedacht, ist aber – wie so häufig – nicht immer gut gemacht. Zu hohe Einstiegshürden, komplizierte sowie unklare Regelungen sorgten bei Fondsgesellschaften, Banken und Anlegern für Verunsicherung. Auch acht Jahre nach Einführung finden sich daher nur eine Handvoll ELTIFs am Markt. Das soll sich mit überarbeiteten Regeln nun schnell ändern.

ELTIF steht für European Long-Term Investment Fund und bedeutet übersetzt “europäischer langfristiger Investmentfonds”. Diese Anlageform wurde von der EU eingeführt, um langfristige Investitionen in die europäische Realwirtschaft zu fördern. Konkret sollen damit Herausforderungen wie die Digitalisierung, der soziale Wandel oder die Energiewende angegangen werden. ELTIFs ermöglichen es privaten Anlegern, in illiquide Vermögenswerte wie Private Equity, Private Debt, Infrastruktur, Immobilien oder Windkraft- und Solaranlagen zu investieren. Dies war bisher nur bei Banken und institutionellen Anlegern möglich. Von den bei Einführung prognostizierten Milliarden Euro, die darüber in europäische Infrastruktur und Energieversorgung fließen sollten, ist jedoch kaum etwas angekommen.

Das soll sich mit der neuen Gesetzgebung vom 10. Januar 2024 nun endlich ändern. In Zukunft entfällt sowohl die Überprüfung des Vermögens als auch die Festlegung einer Mindestanlagesumme. Stattdessen gelten analoge Regeln wie für Publikumsfonds gemäß den Bestimmungen der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II. Ein weiteres wichtiges Merkmal der neuen Gesetzgebung ist die Stärkung der Transparenz und des Anlegerschutzes. ELTIFs unterliegen nun strengeren Vorschriften bezüglich der Offenlegung von Informationen und der Überwachung durch die Aufsichtsbehörden. Dies gibt den Anlegern mehr Vertrauen in die Integrität und Sicherheit dieser Anlageform.

Beseitigung von Hindernissen für den Zugang

Schon die Ankündigung der Gesetzgebung hat in den letzten Monaten für großes Interesse bei Fondsanbietern und Investoren gesorgt. In den letzten sechs Monaten hat sich die Anzahl der angefragten und bearbeiteten ELTIFs in Luxemburg stark erhöht. Seit Beginn des Jahres vergeht kaum eine Woche, in der nicht mehrere Gesellschaften neue Produkte ankündigen oder auflegen.
Für langfristige Anleger bieten sich nun vollkommen neue Optionen. Wer auch in nicht börsengehandelte Unternehmen investieren möchte, kann dies zukünftig über einen Private-Equity-ELTIF tun und muss nicht den indirekten Weg über die Anlage in verschiedene Private-Equity-Gesellschaften gehen.

Außerdem können Investments noch gezielter auf die eigenen Ziele ausgerichtet werden. Bestes Beispiel ist hier das Thema Nachhaltigkeit: Will ein Anleger den Bau von Solar- und Windkraftanlagen sowie den Ausbau der Energieinfrastruktur fördern, bleibt oft nur die Investition in Energiekonzerne oder breit aufgestellte Fonds. Damit werden aber häufig indirekt Projekte unterstützt, die nicht im Interesse des Kunden liegen – wie etwa Anlagen im Bereich der fossilen Energieträger. Über die Auswahl des passenden ELTIFs kann in Zukunft sichergestellt werden, dass die Gelder nur direkt in Projekte fließen, welche die Energiewende vorantreiben. Und die Möglichkeiten werden mit jedem weiteren ELTIF vielfältiger.

Reform der Vorschriften für Investitionen, Kreditaufnahme und Diversifizierung

Dass die Gesetzgebung aber noch für mehr Klarheit und eine Vereinheitlichung sorgen sollte, erkennt man schnell an der sehr unterschiedlichen Vorgehensweise bei Entnahmen. Während einzelne ELTIFs die Möglichkeit bieten, vierteljährlich Entnahmen aus dem Fonds vorzunehmen, werden andere Produkte an das Vorbild der offenen Immobilienfonds in Deutschland angeglichen. Das bedeutet dann für Anleger eine Mindesthaltedauer von zwei Jahren und eine Kündigungsfrist von einem Jahr.

Daneben gibt es auch sogenannte „geschlossene“ ELTIF, die über eine feste Laufzeit verfügen und vor Ablauf dieser Frist keine Entnahmen ermöglichen. Die Verfügbarkeit der Anlegergelder ist damit noch sehr stark von der individuellen Gestaltung eines ELTIF abhängig. Doch der Gesetzgeber könnte hier schon relativ kurzfristig nachbessern, um eine stärkere Vereinheitlichung für die Zukunft zu erreichen.

Fazit

Die Vorteile von ELTIFs für Privatanleger liegen auf der Hand. Erstens bieten sie Zugang zu langfristigen Anlagechancen und potenziell hohen Renditen. Zweitens ermöglichen ELTIFs eine breite Diversifizierung des Portfolios, da sie in verschiedene Vermögenswerte und Branchen investieren, die oft außerhalb des traditionellen Anlageuniversums liegen. Gerade Investitionen in Privatmärkte, vor allem in Sachwerte wie Infrastruktur und Immobilien, haben das Potenzial, auch in einem Marktumfeld mit Schwankungen langfristig stabile Kapitalrenditen zu erzielen.

Insgesamt markiert die Erweiterung des Anwendungsbereichs von ELTIFs und die Stärkung der Regulierung einen Meilenstein für langfristige Investitionen in Europa. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Veränderungen auf die Entwicklung des europäischen Anlagemarktes auswirken werden, doch eins ist klar: ELTIFs haben das Potenzial, eine wichtige Rolle in den Portfolios von Anlegern aller Art zu spielen.

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Freitag, 1. März 2024

Renaissance der Zinspapiere - Wird 2024 das „Jahr der Anleihe“?

 Im Jahr 2023 konnten Anleihen eine wahre Renaissance erleben, denn sie erzielten endlich wieder eine positive Realrendite. Dazu kommt, dass zusätzlich auch noch Potenzial für steigende Kurse der Anleihen aufgrund von  Zinssenkungen in 2024 besteht. Wer als Anleger davon profitieren möchte, sollte daher wieder stärker auf längere Laufzeiten bei Anleihen setzen. Mehr zu den Aussichten von Anleihen erfahren Sie im folgenden Artikel.

Wie immer bringt das neue Börsenjahr viel Hoffnung, aber auch Sorgen mit sich

Doch bei aller Unsicherheit gehen gerade die Anleihemärkte unter deutlich besseren Vorzeichen in 2024 als in den Vorjahren. Nach beinahe zwei Jahren mit hoher Inflation und steigenden Leitzinsen sollte 2024 endgültig das Jahr der Trendwende werden. Anleger sollten diese tiefgreifenden Entwicklungen auch in ihren Depots berücksichtigen. Die letzten beiden Jahre waren für Investoren in Anleihen wahrlich kein Zuckerschlecken. Die gestiegenen Verbraucherpreise – unter anderem getrieben von teurer Energie als Folge des Ukraine-Kriegs – zwangen die Notenbanken in den Industrienationen zum Handeln.

Diese lieferten dann auch und erhöhten die Leitzinsen mit beispielloser Schnelligkeit. In den USA stiegen sie etwa seit Anfang 2022 von 0,25 Prozent auf 5,5 Prozent. In Europa ging es von 0 Prozent auf zuletzt 4,5 Prozent. Die Europäische Zentralbank und die Federal Reserve bemühten sich dabei um einen schwierigen Spagat: Nämlich einerseits die Wirtschaft einzubremsen, um die Inflation wieder deutlich zu senken, ohne dabei die Unternehmen so stark zu treffen, dass eine langwierige und tiefgreifende Rezession ausgelöst wird. Entsprechend wurde wiederholt das Ziel eines „Soft Landing“, also einer „sanften Landung“ (ohne Absturz!) ausgegeben.

Zumindest bei der Senkung der Inflation können die Notenbanken in 2023 Erfolge verbuchen: In den USA ging die Teuerungsrate zuletzt auf 3,1 Prozent, in Europa sogar auf 2,4 Prozent zurück. Im Euro-Währungsraum gibt es aber nach wie vor große Unterschiede. Diese reichen von 6,9 Prozent in der Slowakei bis 0,8 Prozent in Belgien. Deutschland liegt mit 2,3 Prozent übrigens beinahe im europäischen Durchschnitt. Das Inflationsziel von 2 Prozent scheint damit wieder in greifbarer Nähe.
Leidtragende dieser Notenbankpolitik waren jedoch sowohl die Aktien- als auch die Anleihemärkte.

Rendite für Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit ausgewählter Länder weltweit im Januar 2024

Zinsrückgang bei US-Anleihen verursachte eine Schieflage bei US-Banken

In 2022 kam es bei Anleihen zu starken Rückgängen und sorgte sogar für ein „Bankenbeben“. In den USA waren Anleiheverluste Auslöser für die Schließung der „Silicon Valley Bank“ und der Vertrauensverlust der Bankenbranche besiegelte das Ende der „Credit Suisse“ sowie weiterer kleiner Geldinstitute. Auch das Jahr 2023 war geprägt von immer wieder auftretenden Schwankungen – und von einer beeindruckenden Kursrallye zum Jahresende.

Zur Erklärung: Die Wechselwirkung von Anleihepreisen und Zinsniveau ist konträr. Dies bedeutet, dass bei steigenden Zinssätzen die Anleihekurse fallen und bei sinkenden Zinssätzen steigen. Der Grund hierfür liegt darin, dass der Preis einer Anleihe den Wert des Einkommens widerspiegelt, das sie über ihre Zinszahlungen generiert. Wenn die aktuellen Zinssätze abnehmen, gewinnen ältere Anleihen mit höheren Zinsen an Wert. Ein Anleger, der diese Anleihen besitzt, kann einen Aufschlag verlangen, wenn er sie an den Börsen verkauft. Im Gegensatz dazu verlieren ältere Anleihen an Wert, wenn die aktuellen Zinssätze steigen. Dies geschieht, da die erhaltenen Zinszahlungen nun niedriger sind als die der neuen Anleihen, die auf dem Markt angeboten werden.

Im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie und der Zinserhöhungen hat sich die Ausgangslage für festverzinsliche Wertpapiere inzwischen deutlich verbessert. Zum einen liegt die Verzinsung von Anleihen („Kupon“) wieder über den Inflationserwartungen und es können damit wieder positive Realrenditen (= Ertrag einer Investition abzüglich der Inflationsrate) erzielt werden. Zum anderen scheinen die Europäische Zentralbank und die Federal Reserve den Höhepunkt bei den Leitzinserhöhungen bereits erreicht zu haben. Lediglich ein überraschend hoher Anstieg der Inflation könnte hier noch zu einem Umdenken führen. Wahrscheinlicher bleibt, dass die Notenbanken in diesem Jahr mit ersten Zinssenkungen beginnen werden.

Für die USA und Großbritannien erwarten Marktbeobachter einen solchen Schritt bereits im ersten Halbjahr. Die EZB sollte folgen. Aller Voraussicht nach aber später und mit kleineren Rückstufungen.
Dies wird auch Auswirkungen auf die sogenannte „Zinsstrukturkurve“ haben. Diese gibt an, wie hoch die Renditen von Anleihen bei unterschiedlichen (Rest-)Laufzeiten ausfallen. Üblicherweise sind diese Renditen höher, je länger die Laufzeiten der Anleihen, da Investoren in der Regel eine höhere Verzinsung erwarten, wenn sie ihr Vermögen längerfristig abgeben.

Die „inverse Zinskurve“ favorisiert längere Laufzeiten

Diese Logik – höhere Renditen für langlaufende Anleihen – greift aber schon seit Juni 2022 nicht mehr: Anleihen mit kürzerer Laufzeit brachten auf einmal mehr Rendite als langlaufende Zinspapiere. Experten bezeichnen dieses Phänomen als eine „inverse Zinskurve“, welche häufig ein Vorzeichen für eine abkühlende Wirtschaft ist. In der zweiten Jahreshälfte 2023 verringerte sich diese Inversion allerdings und 2024 dürfte die Zinsstrukturkurve wieder normal nach oben verlaufen.

Wer als Anleger davon profitieren möchte, sollte daher wieder stärker auf längere Laufzeiten bei Anleihen setzen. Genauso machen dies aktuell auch viele Anleihefondsmanager: Während in den letzten 2 Jahren verstärkt auf Bonds mit kurzen bis mittleren Laufzeiten gesetzt wurden, nehmen Manager auch wieder das „lange Ende“ der Zinsstrukturkurve ins Visier.

Damit sollen zum einen die aktuell hohen Zinsniveaus längerfristig gesichert werden. Dies lohnt sich allerdings nur, wenn die Zinsen auch oberhalb der langfristigen Inflationserwartungen liegen. Zum anderen reagieren langlaufende Anleihen empfindlicher auf Zinsänderungen. Bei fallenden Leitzinsen steigt der Kurs langlaufender Anleihen damit stärker an als der von kurzlaufenden. Sollten die Notenbanken wie erwartet mit Zinssenkungen in 2024 beginnen, verschafft dies Anlegern damit die Möglichkeit, von größeren Kursgewinnen zu profitieren.

Darüber hinaus waren langlaufende Anleihen in der Vergangenheit auch für die Diversifikation von Anlegerportfolios besonders wertvoll, da sie eine Absicherung gegen Schwankungen am Aktienmarkt boten. Der Grund: In den letzten Jahrzehnten wiesen Aktien- und Anleiheerträge meist eine negative Korrelation auf. Dies bedeutet, dass bei fallenden Aktienkursen die Anleihemärkte Kursgewinne verbuchen konnten – und umgekehrt.

Diese negative Korrelation wird in Zeiten hoher Inflation – wie 2023 – tendenziell aufgehoben, da die höhere Teuerungsrate sowohl höhere Zinsen als auch größere Rezessionsängste verursacht. Die üblichen Verhältnisse dürften wiederhergestellt werden, wenn sich die Inflation weiter normalisiert, was für 2024 erwartet wird.

Fazit

Die globalen Anleihemärkte haben selten eine so lange Phase der Volatilität erlebt wie in den letzten zwei Jahren. Mit dem Start in das neue Jahr sollte es damit wieder vorbei sein. Nachdem in den letzten Jahren eher auf Festgelder und kurzlaufende Anleihen gesetzt wurde, sollten sich Anleger wieder stärker auf längere Laufzeiten bei Anleihen konzentrieren. Dies bietet nicht nur eine langfristige Sicherung des aktuell hohen Zinsniveaus oder eine bessere Diversifikation, sondern ermöglicht auch von fallenden Leitzinsen zu profitieren.

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