Freitag, 17. Februar 2023

Geldanlagen im Jahr 2023 - Gibt es schon Licht am Horizont?

 Die Anleger hatten es im vergangenen Jahr 2022 nicht leicht: Krieg, Leitzinssprünge, Energieknappheit und Chinas No-Covid-Lockdowns sorgten für Schwankungen bei fast allen Anlageklassen. Im neuen Jahr 2023 sind  zwar nicht alle der genannten Probleme gelöst, trotzdem wagen viele Experten bereits einen optimistischen Ausblick. Nachfolgend sollen in diesem Beitrag die vielfältigen Prognosen von Forschungsinstituten, Banken, Volkswirten und Fondsmanagern betrachtet werden.

Prognosen 2023: Licht am Horizont?

Auch wenn die Vorhersagen der verschiedenen Experten durchaus stark voneinander abweichen können, lässt sich doch eine Konsensmeinung herauslesen. Und diese sollte Anlegern Mut machen. „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“, soll schon Mark Twain gespottet haben. Diesen Spott mussten auch viele Volkswirte, Marktexperten und (selbsternannte) Börsengurus ertragen, die zu Beginn des letzten Jahres zu ihren Jahresprognosen befragt wurden. Selten waren die Halbwertszeiten von Börsenvorhersagen und Wirtschaftsausblicken so kurz wie im Krisenjahr 2022. Viele Experten hatten zwar bereits zum Jahresanfang steigende Inflation und höhere Zinsen auf dem Zettel, der Ukraine-Krieg änderte dann aber die wirtschaftlichen Vorzeichen gewaltig. Wenig überraschend lagen die 12-Monats-Vorhersagen ganz überwiegend daneben und waren Anlegern keine wirkliche Hilfe.

Süddeutsche besonders engagiert am Aktienmarkt

Doch was bedeutet das für 2023?

Zunächst einmal muss festgestellt werden, dass geopolitische Geschehnisse natürlich auch im aktuellen Jahr einen Einfluss auf die Wirtschaft und Börsen haben könnten. Man denke nur an eine Ausweitung des Ukraine-Kriegs auf weitere Gebiete und Kriegsteilnehmer oder eine Verschärfung des Taiwan-Konflikts. Auf diese Risiken weisen übrigens auch alle Experten ganz offen hin. Entsprechend sollte der Fokus beim Lesen der Marktausblicke auch nicht auf den Jahresendschätzungen für Indizes liegen. Ob der DAX Index zum Jahresende nun bei 15.500 oder 16.000 liegt, fällt in den Bereich der Spekulation. Auch Fachleute haben keine Glaskugel und so bleibt der Erkenntnisgewinn solcher Aussagen begrenzt. Entscheidender für Anleger ist es, sich ein Bild der allgemeinen Stimmung zu machen und vielleicht auch längerfristige Trends aus den Aussagen herauszulesen. Dabei helfen einige Fragen.

Was macht die Inflation?

Die zuletzt gefallenen Energiepreise haben am Jahresanfang nicht nur für Euphorie an den Aktienmärkten gesorgt, sondern auch die Inflationsrate zurückkommen lassen. Sollte sich dieser Trend weiter fortsetzen, könnte die Gesamtinflation in den USA und Europa stärker zurückgehen als noch vor wenigen Monaten erwartet. Wichtiger für die globalen Notenbanken bleibt aber die Entwicklung der Kerninflation. Bei dieser werden Preise für Energie und Lebensmittel aus dem betrachteten Warenkorb herausgerechnet. Sollte diese Zahl auf hohem Niveau verharren, könnte dies an sogenannten „Zweitrundeneffekten“ liegen. Dazu zählen höhere Lohnforderungen der Arbeitnehmer oder steigende Mieten, welche sich verstärkend auf die Preise auswirken. Insgesamt sehen die Fachleute den Höhepunkt der Inflation in den USA und Europa bereits überschritten und sie sollte im Laufe des Jahres weiter sinken. Dass sich die Teuerungsrate in 2023 aber schon in den „gewünschten“ Bereich der Notenbanken bewegt – etwa die ca. 2 Prozent der EZB – halten viele Marktbeobachter für zu optimistisch.

Wohin gehen die Zinsen?

Bei den Leitzinsen ergibt sich global ein sehr differenziertes Bild. Während die Fed und die EZB erst in 2022 begannen, stärker an der Zinsschraube zu drehen, sind viele Schwellenländer bereits mehrere Schritte weiter oder starteten gleich von einem höheren Niveau. In Brasilien liegt der Leitzins beispielsweise bei 13,75 Prozent. Zum Vergleich sehen die 4,5 Prozent in den USA oder 2,5 Prozent im Euroraum geradezu mickrig aus. Bemerkenswert ist in Brasilien auch die vergleichsweise geringe Inflation von zuletzt 5,8 Prozent. Das Land könnte damit eines der Ersten in diesem Jahr sein, welches die Zinsen wieder absenkt. Andere Kandidaten sind Mexiko, Chile, Südafrika und auch unser Nachbar Tschechien.

An den Märkten ist eine erste Zinssenkung in den USA für dieses Jahr ebenfalls schon eingepreist. Dies widerspricht aber (noch) den Aussagen von Vertretern der Fed, die aktuell erst Anfang 2024 von einer Senkung ausgehen. Wer am Ende Recht behält, wird stark von den Konjunkturdaten und der Inflation abhängen. Immerhin hatte Fed-Chef Jerome Powell angekündigt, die Zinserhöhungen erst zu stoppen, wenn die Inflation unter das Leitzinsniveau gefallen ist. Prognosen gehen daher derzeit noch von einem Anstieg auf 5 bis 5,5 Prozent aus.

Auch die EZB wird nicht so schnell von weiteren Zinserhöhungen abrücken. So äußerte sich zumindest Christine Lagarde in ihrer Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Zunächst müsse die Inflation deutlicher zurückgehen. Dies lässt wenig Spielraum für schnelle Zinssenkungen zu und deutet laut Beobachtern auf insgesamt zwei Erhöhungen im Februar und März hin.

Wie ist die Stimmung bei den Unternehmen?

Das bekannte Stimmungsbarometer für Unternehmen in Deutschland, der ifo-Geschäftsklimaindex, ist Ende Januar zum vierten Mal in Folge gestiegen. Positiv überraschte dabei insbesondere die Bewertung der Geschäftserwartungen. Die Unternehmer schauen also durchaus etwas optimistischer in die Zukunft. Der positive Stimmungsumschwung ist damit zwar durchaus nachhaltig, kommt aber auch von einem sehr niedrigen Niveau. Gerade die gesunkenen Energiekosten sorgen für eine spürbare Entlastung der Firmen. Mit einer spürbaren Verbesserung der Situation rechnen die Unternehmer aber wohl erst in den Sommermonaten. Gut, dass die Börsen der Realwirtschaft häufig schon ein paar Monate voraus sind…

Frauen investieren seltener in Aktien als Männer

Was passiert in China?

China hat sich von der bisherigen Zero-Covid-Politik verabschiedet. Regelmäßige Lockdowns mit Millionen Betroffenen sollten damit erstmal der Vergangenheit angehören. Mit dieser Entscheidung hat sich auch der Ausblick von Marktbeobachtern für das Land deutlich aufgehellt. Auch wenn aktuell noch eine gewaltige Infektionswelle durch China rollt, sieht man an den Börsen bereits die positiven Auswirkungen der Öffnung. In Verbindung mit den günstigen Energiekosten scheint China damit gut für eine rasche Erholung aufgestellt. Die Regierung wird weiter versuchen das Wirtschaftswachstum stark anzukurbeln und insbesondere den wichtigen Immobiliensektor weiter stützen. Eine anziehende Wirtschaft in China würde zudem die Versorgung mit Waren weltweit erhöhen und damit auch bremsend auf die Inflationsraten wirken.

Fazit
Die Prognosen der Marktexperten gehen in diesem Jahr von einer Erholung in den meisten Volkswirtschaften aus. Immer im Verhältnis zu dem desaströsen Jahr 2022! Auch wenn sich viele Marktbeobachter nicht einig sind, wann und wie stark diese Erholung eintreten wird, könnte sich eine Rückkehr an die Aktien- und Anleihemärkte für Anleger in 2023 lohnen. Es bleibt dabei immer zu beachten, dass die Börsen eine Markterholung in der Regel schon vorwegnehmen. Aktien steigen also bereits, bevor die Wirtschaftsentwicklung ihren Tiefpunkt erreicht hat. Dabei sollten sie sich aber nicht von kurzfristigen Rücksetzern in Panik versetzen lassen. Die Weltwirtschaft befindet sich in einem Heilungsprozess, der nicht immer gleichmäßig verläuft.

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Freitag, 10. Februar 2023

Anlagekommentar Januar 2023 - Die Geldpolitik der Notenbanken zielt auf eine schwächere Konjunktur ab

 Die Zinserhöhungen in den USA dürften nach dem markanten Anstieg der Leitzinsen in 2022 im ersten Quartal 2023 enden. Von der Europäischen Zentralbank (EZB) waren die Aussagen im Dezember 2022 für die Eurozone gegenteilig. Hier wurde klar kommuniziert, dass die Zinsen noch deutlich und in einem gleichmäßigen Tempo steigen müssen, um ein ausreichendes restriktives Niveau zu erreichen. So wurde von der EZB und Fed wiederholt signalisiert, dass die Zinsen für einige Zeit hoch bleiben müssen, damit der Rückgang der Inflation auch nachhaltig ist.

Ein wichtiger Gradmesser wird die Konjunktur sein, da der zugrundeliegende Inflationsdruck letztlich nur bei einem Vorliegen freier Kapazitäten, d.h. wenn keine Vollbeschäftigung mehr herrscht, nachlässt. Deshalb wird mit Zinssenkungen erst dann zu rechnen sein, wenn die Konjunktur aus Sicht der Zentralbanken schwächer ist als dies zur Inflationsbekämpfung nötig ist. Auch ist es ist weiterhin unklar, welches Zinsniveau die Zentralbanken schließlich als ausreichend restriktiv erachten.

Entwicklung der Anlagemärkte im Januar 2023

Im Januar 2023 verzeichneten die Kapitalmärkte die stärksten Zuwächse seit Jahren. So konnten sich globale Aktien um +7 Prozent und globale Anleihen um +3 Prozent nach oben entwickeln. Dabei haben sich die europäischen Aktienleitindizes deutlich stärker als ihre amerikanischen oder asiatischen Pendants entwickelt.

So konnte der deutsche DAX Index um +8,6 Prozent zulegen und wurde vom französischen CAC 40 Index noch mit einem Zuwachs von +9,4 Prozent überboten. Auch der niederländische  AEX-Index und der österreichische Austrian Traded Index (ATX) mit jeweils +8,2 Prozent lagen gut im Rennen. Beim britischen Pendant FTSE 100 Index spiegelte sich weiterhin die derzeitige wirtschaftliche Schwäche mit dem geringen Zuwachs von nur +4,3 Prozent wieder.

Eine außereuropäische Ausnahme bildete der amerikanische technologieorientierte NASDAQ Composite Index, der mit +10,7 Prozent eine sehr kräftige Erholung vollzog. Dagegen konnte der Dow Jones Industrial Average Index nur +2,8 Prozent erwirtschaften, wogegen der S&P 500 Index mit +6,2 Prozent ein respektableres Ergebnis erreichte. Auch in Asien gab es große Unterschiede. Der NIKKEI 225 Index kam nur auf +4,7 Prozent Zuwachs, wogegen der Hang Seng Index mit +10,4 Prozent auch eine kräftige Erholung erreichte.

An den Anleihenmärkten trieben langfristig sinkende Zinsen die Kurse. So sank die Rendite von zehnjährigen deutschen Staatsanleihen um 29 Basispunkte und die zehnjährigen US-Staatspapiere rentierten sogar 0,38 Prozent niedriger. Durch die gleichzeitige Einengung der Kreditaufschläge stiegen die Kurse von US-Unternehmensanleihen guter Qualität besonders stark an. In Europa verzeichneten langlaufende italienische Staatsanleihen einen kräftigen Kursschub.

An den Rohstoffmärkten konnten Gold, Kupfer und Aluminium deutliche Gewinne erzielten. Der Ölpreis bewegte sich mit -2,0 Prozent leicht abwärts, unterschritt jedoch die Marke von 80 US-Dollar je Fass nicht signifikant.

Das Comeback der Anleihen für die Diversifikation

Anleihen erfreuten sich aufgrund ihrer weitgehenden Stabilität für lange Zeit bei professionellen und privaten Anlegern als Anlageklasse einer großen Beliebtheit. Sie dienten in den Anlageportfolios nicht selten zur Risikominderung und Diversifizierung. Doch angesichts von Inflation und steigenden Marktzinsen setzte nun ein breiter Ausverkauf am Anleihenmarkt ein und der den seit drei Jahrzehnten andauernden Bullenmarkt wurde jäh beendet. Aktuell könnte aber ein guter Zeitpunkt zum Widereinstieg gekommen sein, der sich nicht nur in den gestiegenen Renditen der Zinspapiere offenbart. Warum dies so ist und worauf man als Anleger im aktuellen Marktfeld achten sollten, soll nachfolgend beleuchtet werden.

Woher kommt der aktuelle Aufwind für die Anlageklasse Anleihen?

Hintergrund für die höheren Zinsen ist der restriktive geldpolitische Kurs der Notenbanken, der auf den stark gestiegenen Inflationsraten fußt. Deren Anstieg hängt wiederum mit den explodierenden Energiepreisen zusammen. Dies ist in erster Linie auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen. Das Bild ist aber nicht einheitlich: So sorgt in Europa vor allem das knappe Angebot von Öl und Gas für die derzeit immer noch hohen Inflationsraten.

In den USA hingegen haben wir es mit einer nachfragegetriebenen Inflation zu tun, die auf gestiegene Lohnkosten und eine rückläufige Sparquote zurückzuführen ist. Zwar ist die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) bei den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) deutlich voraus, aber die Europäer ziehen mittlerweile nach. Die Anlageklasse der Anleihen profitiert aktuell davon, dass nun neue Kupons mit einem höheren Zinsniveau auf den Markt kommen, was sie für Anleger deutlich interessanter werden lässt. Außerdem sehen viele verzinsliche Papiere nach den Kursverlusten in diesem Jahr wieder attraktiv aus.

Worauf sollte man als Anleger achten, um von gestiegenen Zinsen und Renditen zu profitieren?

Es sollte auf Qualität geachtet werden: Staatsanleihen oder Corporate Bonds mit Investmentgrade-Rating in US-Dollar oder Euro stehen hier im Fokus. Vorsichtiger sollte man hingegen im Bereich High Yield angesichts höherer Wahrscheinlichkeiten für Ausfallrisiken (CDS-Entwicklung) sein. Zudem sollten Zinsstrukturkurven nicht völlig außer Acht gelassen werden: Hier zeigt sich, dass beispielsweise in den USA die Zinsen für kurzlaufende Anleihen höher sind als für langlaufende Papiere.

Auch in Europa ist das inverse Bild ähnlich. In der Vergangenheit war dies immer ein Indikator dafür, dass eine Rezession bevorsteht. Wenn sich die Wahrscheinlichkeit dafür erhöht, spricht dies für den Kauf von Anleihen mit längeren Laufzeiten, da dort bei einer Rezession die Zinsen über die gesamte Kurve zurückgehen, was wiederum Kursgewinne besonders bei den langlaufenden Papieren bedeutet.

Wohin entwickeln sich die Zinsen?

In den USA zeigte sich, dass die Fed bei ihrer letzten Sitzung bei den Zinserhöhungen das Tempo heraus nahm. Zwar stellt die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) bei ihren Maßnahmen derzeit die Inflationsbekämpfung klar in den Vordergrund, Ziel dürfte hier aber auch ein soft landing der Wirtschaft sein.

Entwicklung Leitzins, 10-jährige Bundesanleihe und Inflation der letzten fünf Jahre

Da die Teuerungsrate in der Eurozone noch höher ist als in den USA, ist erkennbar, dass die Europäische Zentralbank (EZB) beim Kampf gegen die Preissteigerungen weiterhin einen straffen Kurs verfolgen wird. Eine Inflationsrate von vier bis fünf Prozent kann in der Eurozone für 2023 als realistisch eingeschätzt werden, so dass der Leitzins in Europa zum Ende des ersten Quartals bzw. im zweiten Quartal 2023 jenseits von drei Prozent liegen könnte.

Mit Blick auf das Jahr 2022 kann man aufgrund des ungewöhnlich starken und schnellen Zinsanstieges von einem „Renten-Crash“ sprechen. Das bevorstehende Jahr 2023 könnte man hingegen mit „ja, aber“ umschreiben. Deshalb sollten Anleger die Anleihen nicht außer Acht lassen. Der Fokus sollte vor allem auf Emittenten mit einer soliden Bonität gerichtet werden, die eine gute Marktstellung und gute Chancen vorweisen können, auch eine Rezession zu überstehen. Allerdings sollte man sich als Anleger bewusst sein, dass angesichts der Inflation, die derzeitigen Zinserhöhungszyklen noch nicht vorbei sind. Erst wenn die Inflation zurückgeht, ist eine Rallye am Rentenmarkt möglich.

Ausblick auf die zukünftige Kapitalmarktentwicklung

Am wahrscheinlichsten ist eine Entwicklung mit einer im historischen Vergleich eher milden Rezession, d.h. die Arbeitslosenraten werden um 1 bis 1,5 Prozent in Europa und den USA ansteigen. Aber auch die Bekämpfung der Inflation und die Sicherung der Energieversorgung in Europa, werden weiterhin die wesentlichen Herausforderungen bleiben.

Dieser Prozess dürfte jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen und zu einer erhöhten Kapitalmarktvolatilität führen. Das Verhalten der US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) wird bezüglicher Entwarnungssignale für die Kapitalmärkte zentral bleiben. Die zur Inflationsbekämpfung nötige Konjunkturschwäche ist dann erreicht, wenn sich die US-Wirtschaft entweder für einige Zeit unterdurchschnittlich entwickelt hat oder in eine ausgeprägte Rezession gefallen ist.

Bei der Zinsertragskurve, gemessen wird hier die Rendite der Staatsanleihen über 10 Jahre abzüglich 3 Monate, signalisiert derzeit eine Rezession und damit ein Ende der Hochzinsphase etwa 12 Monate vor einer Rezession. Dieses Segment der US-Zinskurve hatte im Oktober 2022 erstmals eine inverse Entwicklung. Ein Rückgang der Inflation auf die Zentralbankziele von 2 Prozent ist demgegenüber für eine Entwarnung seitens der Kapitalmärkte nicht erforderlich, da die Inflation mit einer schwächeren Konjunktur absehbar sinkt, in aller Regel aber deutlich verzögert.

Als Basisinvestments sind in diesem Umfeld dividendenorientierte Anlagen ein Option. Auch ausgewählte Mischfonds gehören dazu. Für längerfristige Anlagethemen ist ein Fokus auf die „Alternde Gesellschaft", die „Digitalisierung", Klimawandel und Infrastruktur aussichtsreich. Im Anleihenbereich sind weiterhin Unternehmensanleihen aus dem Euroraum dem Vorzug gegenüber Staatsanleihen zu geben. Auch Anleihen von aufstrebenden Ländern und Unternehmen in Hartwährungen sowie Wandelanleihen können als Ergänzungsanlage für eine Depotbeimischung dienen. Auch offene Immobilienfonds können wegen ihrer geringen Schwankungsbreite zur Depotstabilisierung beitragen.

Anlagemärkte Entwicklung

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Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet. Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
  • Bereich “Das Comeback der Anleihen für die Diversifikation“ von DJE Kapital AG

Anlagekommentar Januar 2023 als ePaper lesen

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Freitag, 3. Februar 2023

Stehen festverzinsliche Wertpapiere vor einem Comeback?

In vergangenen Jahr 2022 hatten es festverzinsliche Wertpapiere (Anleihen) schwer. So drückten die hohe Inflation und die steigenden Leitzinsen immer wieder auf die Anleihenkurse. Derzeit scheint aber mittlerweile ein Ende bei den Zinsschritten absehbar zu sein. Dies macht Anleihen auch für Anleger wieder interessanter, da bereits ein Großteil der zukünftigen Leitzins-Erhöhungen eingepreist zu sein scheint. Bei der Auswahl der richtigen Anlagefonds gilt es im sehr breiten und vielfältigen Anleihemarkt aber genau hinzuschauen.

Übergang von "Tina" zu "Tara" - Chancen für ein Anleihen-Comeback

Auf die Frage nach attraktiven Anlageklassen antworteten Experten in den letzten zwei Jahren immer wieder mit: „Tina“. Das Akronym steht für „There is no alternative“. Gemeint war damit, dass in einem Marktumfeld mit Null- oder sogar Negativzinsen, Aktieninvestments der Investition in Anleihen eindeutig überlegen sind. Aktien wurden als alternativlos erklärt. Seit wenigen Monaten klingt das aber schon ganz anders und in vielen Ausblicken auf das Jahr 2023 wurde „Tina“ bereits von „Tara“ abgelöst: „There are reasonable alternatives“.

Es gibt also wieder vernünftige Alternativen an den Wertpapiermärkten und damit sind in der Regel Anleihen gemeint. Die Bewertungen bei Anleihen sind im abgelaufenen Jahr stark unter Druck geraten. Das unsichere Umfeld hat seit Anfang 2022 bei nahezu allen Anlageklassen für Schwankungen und Kursverlusten geführt. Obwohl Anleihen gemeinhin als eher defensives Investment gelten, bewegten sie sich in den ersten drei Quartalen 2022 fast im Einklang mit den Aktienmärkten. Auslöser waren die überraschend großen Zinsschritte, hohe Inflation sowie die Einstellung der Anleihekaufprogramme der Europäischen Zentralbank (EZB).

So würden Deutsche 100.000 Euro investieren

Für das Jahr 2023 sind sich Anlageexperten und Portfoliomanager aber einig wie selten: Sie gehen inzwischen davon aus, dass schon ein leichter Rückgang der Inflation und Stillstand der Zinsen zu einer Trendumkehr auf dem Anleihemarkt führen könnte. Viele sehen den Höhepunkt der Inflation bereits überschritten und den Großteil der Risiken schon in den Bewertungen eingepreist. Die „Alternativlosigkeit“ der Aktie ist damit fürs Erste vorbei und die Chancen für ein Comeback der Anleihe stehen gut. Das sehen nicht nur Rentenfondsmanager so, sondern auch viele Fondsmanager von Multi-Asset-Fonds und Mischfonds, die ihre Gewichtung in Zinspapieren über die letzten Wochen bereits angehoben haben. Kurzfristig wird das Chance-Risiko-Profil von Anleihen den Aktienwerten vorgezogen.

Die Renditen für Anleihen sind in den USA derzeit höher als in Euroland

Aktuell werfen Zinspapiere in den USA noch deutlich mehr Rendite ab als hierzulande: Jenseits des Atlantiks gibt es rund vier Prozent für zehn- und fast 4,5 Prozent für zweijährige Staatsanleihen. So viel ließ sich mit zehnjährigen US-Bonds seit elf Jahren und mit zweijährigen seit Beginn der Finanzkrise 2007 nicht mehr holen. Allerdings müssen Anleger in Deutschland dabei aber auch immer das Währungsrisiko berücksichtigen. Mit dem Dollar auf weiterhin hohem Niveau im Vergleich zum Euro, sollte dieses nicht unterschätzt werden. Werden die Währungsschwankungen in einem Fonds aber abgesichert (englisch: „gehedgt“) ist dies aktuell relativ teuer. Der Renditevorteil im Vergleich zu europäischen Anleihen wird damit in der Regel gleich wieder abgegeben. Europäische Fondsmanager gehen daher auch verstärkt in Europa auf „Zinsjagd“.

Bei der Auswahl der passenden Wertpapiere ist auf viele Einzelheiten zu achten

Staats- oder Unternehmensanleihe? Investment-Grade-Rating oder High-Yield? Kurze oder lange Laufzeiten? Industrienationen oder Schwellenländer? Auch wenn hier die Ansichten naturgemäß auseinandergehen und gerade die Risikofreudigkeit ein wichtiger Faktor bei der Wahl bleibt, haben sich zuletzt einige Vorlieben der Fondsmanager herauskristallisiert. Gerade bei der Laufzeit, häufig auch als Duration bezeichnet, ergibt sich aufgrund der aktuellen Zinskurve ein einheitliches Bild. So setzen viele Rentenexperten auf kürzere Laufzeiten und haben ihre Portfolios entsprechend umgebaut. Die Renditen solcher Anleihen sind nach wie vor attraktiv und einem geringeren Zinsänderungsrisiko ausgesetzt. Erst im Verlauf des Jahres 2023 sollten wieder verstärkt Bonds mit längerer Duration in den Vordergrund rücken.

Wesentlich uneindeutiger ist die Sache bei Staats- und Unternehmensanleihen. In beiden Marktsegmenten finden sich noch Papiere mit attraktiven Bewertungen. Üblicherweise greifen defensive Anleger eher auf die etwas risikoärmeren Staatsanleihen zurück. Befürworter von Unternehmensanleihen („Corporate Bonds“) verweisen hingegen auf eine Schwäche dieser Zinspapiere: Die in der Vergangenheit negative Korrelation von Staatsanleihen zu Aktien hat sich ins Positive gedreht. Das heißt, dass Anleihen und Aktien in einem negativen Umfeld beide gleichermaßen Fallen werden und Verluste der einen, nicht von Gewinnen auf der anderen Seite ausgeglichen werden können. Der Diversifikationseffekt, der über viele Jahre so gut funktionierte, ist aktuell also verschwunden.

Genutzte Geldanlagen der Deutschen in 2022

Diversifikation ist hier auch das richtige Stichwort zur Strategie der Portfoliomanager: Eine gesunde Mischung von Unternehmens- UND Staatsanleihen ist derzeit die Regel. Die genaue Gewichtung ist dabei abhängig vom Risikoprofil. Ähnlich ergibt sich die Situation beim Blick auf die bevorzugten Ratings. Hier liegt der Fokus aktuell noch auf Bonds mit gutem bis sehr gutem Rating und geringer Ausfallwahrscheinlichkeit. Diese Ratingkategorie wird in der Fachwelt als „Investment-Grade“ bezeichnet. Die etwas riskanteren Papiere mit niedrigeren Ratings werden hingegen unter dem Begriff „High-Yield“ zusammengefasst. Auch dieses Segment wird derzeit immer stärker von Fondsmanagern ins Visier genommen. Sie verweisen auf die attraktiven Preise, die in diesem Jahr besonders stark gefallen sind. Die Bewertungsverluste werden von einige Experten als übertrieben angesehen, implizieren sie doch eine Ausfallwahrscheinlichkeit, welche zuletzt während der Finanzkrise erreicht wurde.

Selbst bei einer leichten Rezession könnten hier hohe Erträge schlummern

Wer bereit ist, ein etwas höheres Risiko einzugehen, sollte auch einen Blick auf Schwellenländeranleihen wagen. Diese können eine ideale Möglichkeit sein, um das Dollarrisiko im Depot zu verringern: Während Euro-Anleihen unabhängig von einer Schwäche beim Dollar sind, können Schwellenländeranleihen sogar von dieser profitieren. Bei Staatsanleihen liegt der Risikoaufschlag zu US-Anleihen aktuell bei einem Niveau von etwa 4,5 Prozent. Größer war dieser in den letzten 20 Jahren nur zum Höhepunkt des Corona-Crashs und in der Finanzkrise. Ein durchaus beachtlicher Risikopuffer. Darüber hinaus sollten viele Schwellenländer die Zinsen schon schneller wieder senken können als die meisten Industrienationen. Die Erholung könnte damit in den sogenannten „Emerging Markets“ schon früher einsetzen als in den USA und Europa.

Fazit
Schaut man auf die langfristige Entwicklung, bewegen sich Anleihen auf einem historisch niedrigen Niveau – auch im Vergleich zu Aktien. Die Erholung der Kurse könnte bei Anleihen aber sogar deutlich früher einsetzen. Neben der Streuung auf verschiedene Regionen und Währungen, ist vor allen Dingen die Laufzeit der Anleihen (Duration) entscheidend. Solange weitere Zinserhöhungen im Raum stehen, sollte der Fokus dabei vor allem auf sogenannten Kurzläufern liegen. Defensive Anleger werden vor allen Dingen im Investment-Grade-Bereich fündig. Echte „Zinsjäger“ sollten aber auch High-Yield- und
Schwellenländer-Anleihen nicht außen vorlassen.

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