Mittwoch, 25. Januar 2023

Geldanlagen im 4. Quartal 2022 - Aufhellung am Horizont, aber noch nicht über dem Berg

 Im vierten Quartal 2022 gab es eine Vielzahl von relevanten Entwicklungen für die Real- und Finanzwirtschaft. Dabei überwogen tendenziell die positiven Entwicklungen in einem nach wie vor stark von Risiken geprägten Umfeld, was unter anderem in der Erholung der Aktienmärkte ablesbar war. Politisch setzte sich im Verlauf die zunehmende Teilung der Welt fort. Westlich orientierte Länder verstärkten das Sanktionsregime gegenüber Russland. In der EU wurde im Dezember das neunte Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet. Die restliche Welt (circa 65 Prozent der Weltwirtschaft, Basis Kaufkraftparität), die bisher nicht an Sanktionen teilnimmt, erfreut sich vergleichsweise überwiegend attraktiver Wirtschafts- und Investitionsbedingungen.

Die Weltwirtschaft war im 4. Quartal 2022 von weiteren Dynamikverlusten geprägt

Das globale Organigramm ändert sich zudem als Konsequenz der westlichen Politik und ihres unilateralen Führungsanspruchs dynamisch. Politische Strukturen außerhalb der westlichen politischen Hemisphäre wuchsen und gedeihen weiter. So haben 12 zum Teil bedeutende Länder (u.a. Saudi-Arabien und Türkei) Anträge gestellt, Mitglieder der BRICS-Formation zu werden. So senkte der Internationale Währungsfonds im Oktober im World Economic Outlook die BIP-Prognose für die Weltwirtschaft per 2022 von zuvor 3,6 Prozent (April 2022) auf 3,2 Prozent und per 2023 von zuvor 3,6 Prozent auf 2,7 Prozent. Ein entscheidender Hintergrund für die negative Anpassung war der erhöhte Preisdruck, der durch das westliche Sanktionsregime forciert wurde, der Kosten in der Weltwirtschaft erhöhte und der Investitionsunsicherheit begründete.

Das Thema Versorgungssicherheit mit Energie und Rohstoffen belastete tendenziell weniger. Rohstoffpreise entspannten sich. So sank der CRB-Rohstoffindex seit Juni 2022 von 361 auf zuletzt 298 Punkte. Die Öffnung Chinas mit dem partiellen Ausstieg aus der rigiden Corona-Politik im Dezember lieferte einen Lichtblick für die Wirtschaftsaussichten Chinas und der Weltwirtschaft auch im Hinblick auf potentiell verringerte Lieferkettenprobleme. Die Finanzmärkte reagierten im 4. Quartal 2022 in einer grundsätzlichen Betrachtung mit geringerer Risikowahrnehmung auf die Dynamikverluste der Weltwirtschaft. In der Folge legte der deutsche Aktienindex DAX von 12.093 Punkten am 30. September 2022 in der Spitze mehr als 14.600 Punkte (13. Dezember) zu (Stand 16.12.2022).

Entwicklung Leitzins, 10-jährige Bundesanleihe und Inflation der letzten 20 Jahre

Zinserhöhungen setzten sich im 4. Quartal 2022 fort. Sowohl die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) verringerten im Dezember die Höhe der Zinsanpassungen von 0,75 Prozent auf 0,50 Prozent. Der Leitzins der Federal Reserve liegt aktuell in der Bandbreite bei 4,25 Prozent - 4,50 Prozent, der Leitzins der EZB bei 2,50 Prozent. Beide Zentralbanken signalisierten eine Fortsetzung der Zinserhöhungspolitik. Am Kapitalmarkt bewegten sich die Renditen im Berichtszeitraum in bekannten Fahrwassern. 10-jährige Bundesanleihen wiesen eine Bandbreite zwischen 1,75 Prozent - 2,50 Prozent, 10-jährige US-Staatsanleihen zwischen 2,45 Prozent - 3,40 Prozent aus.

Westeuropa stabilisiert sich, ist aber nicht über dem Berg

Mangels autarker Rohstoffversorgung war und ist Europa von der Krise am stärksten betroffen. Das Thema Versorgungssicherheit konnte für den Winter 2022/2023 erfolgreich, wenn auch teuer beordnet werden. Zusätzlich entspannte das 200 Mrd. EUR-Programm der Bundesregierung, das bis Mitte 2024 eine Abschirmung der privaten Haushalte und der Unternehmen von überbordenden Energiepreisen vorsieht. Die Stimmungslage hellte sich in Deutschland und in Europa in der Folge leicht auf. So stiegen sowohl der IFO-Index, der ZEW-Index in Deutschland als auch der Economic Sentiment Index der Eurozone leicht an. Sie bewegen sich aber weiter auf historisch betrachtet niedrigen Niveaus.

Die Verbraucherpreisinflation der Eurozone erklomm in der Eurozone mit 10,6 Prozent per Oktober 2022 das höchste Niveau in der Historie. Im Berichtsmonat November kam es zu einem Rückgang auf 10,1 Prozent. Die Erzeugerpreise definierten per August 2022 mit 43,3 Prozent einen Rekordwert. Seitdem entspannte sich das Niveau auf 30,8 Prozent per Berichtsmonat Oktober. Außerhalb der Eurozone bleibt die Ukraine der größte Verlierer innerhalb Europas mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung laut IWF per 2022 von circa 30 Prozent. Russlands Datensätze und BIP-Prognosen unterlagen weiter positiven Anpassungen. So wurde die BIP-Prognose des IWF im Oktober von -6,0 Prozent (Juli-Prognose) auf -3,4 Prozent angepasst.

 Entwicklung des DIW-Konjunkturbarometers¹ für Deutschland vom 4. Quartal 2020 bis zum 4. Quartal 2022

US-Konjunktur läuft zwar, aber nicht rund

Anders als in Europa stand und steht die US-Versorgungssicherheit nicht infrage, ebenso ist insbesondere Energie deutlich günstiger als in Europa. Diese beiden Attribute wirken sich für die US-Wirtschaft stabilisierend und in der Standortdebatte positiv aus. Mit massiven Wirtschaftspaketen sind die USA bemüht, einerseits die Klimawende voranzutreiben und andererseits auch mit den Mitteln unzulässiger Subventionen sich zu Lasten Europas und Taiwans zu reindustrialisieren.

Nachdem es in den ersten beiden Quartalen 2022 in Folge zu Rückgängen der Wirtschaftsleistung kam, lieferte das 3. Quartal 2022 eine Wende mit einem auf das Jahr hochgerechneten Wachstum in Höhe von 2,9 Prozent. Die Phalanx der Daten offerierte im vierten Quartal unterschiedliche Signale. Die Einkaufsmanagerindices von S&P implizierten Schwäche (Composite Index 46,4). Im letzten Berichtsmonat ergaben sich negative Signale im Einzelhandel, in der Industrieproduktion und am Immobilienmarkt.

An der Preisfront setzte im vierten Quartal bei Verbraucherpreisen (7,1 Prozent), bei Importpreisen (2,7 Prozent) und bei Erzeugerpreisen (7,4 Prozent) Entspannung ein. Die US-Notenbank blieb ihrem Stabilitätskurs treu. Nach vier Zinserhöhungen um 0,75 Prozent folgte im Dezember ein Zinsschritt um 0,50 Prozent auf eine Bandbreite der Federal Funds Rate zwischen 4,25 Prozent - 4,50 Prozent. Im Offenmarktausschuss der Federal Reserve hat das Thema Preisstabilität weiter Vorrang vor dem Aspekt der Konjunkturstabilität.

In den Schwellenländermärkten setzt China Akzente

Die Dynamikverluste der Weltwirtschaft wirkten und wirken sich in den Schwellenländern belastend aus. Die Schwellenländer nehmen überwiegend nicht am westlichen Sanktionsregime teil und schaffen damit ohne eigene Aktivität im relativen Vergleich zu westlichen Ländern verbesserte wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Gleichzeitig ist im Jahresverlauf eine Initiative erkennbar, sich stärker von westlichen politischen Einflüssen zu befreien. Asien zeigt sich insbesondere widerstandsfähig und profitiert aus der geopolitischen und geowirtschaftlichen Konstellation. Die Divergenz zu Europa lässt sich an den Preisentwicklungen und damit verbunden den sich nicht in der Form materialisierenden Wohlstandsverlusten belegen.

In China nahmen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich zuletzt um 1,6 Prozent zu, Erzeugerpreise sanken um 1,3 Prozent. Die Öffnung Chinas im Rahmen der Neuausrichtung der Corona-Politik per Dezember 2022 offeriert China und der asiatischen Region, aber auch der Weltwirtschaft frische Impulse. Grundsätzlich zeigte und zeigt der Sektor der aufstrebenden Länder und der Schwellenländern auch im vierten Quartal 2022 anders als in früheren Krisen eine sehr hohe Widerstandskraft und Stabilität.

Versorgungslage, Inflation, Zinspolitik und Geopolitik bleiben an den Finanzmärkten bestimmend

Im 4. Quartal 2022 dominierte moderate Risikobereitschaft vor dem Hintergrund einer global stabilisierten Versorgungslage, der Rückgänge des Inflationsanstiegs, einer weniger aggressiven Zinspolitik seitens der Zentralbanken (Höhe der Zinsschritte) bei weiterer Fokussierung auf Preisstabilität die Finanzmärkte. Geopolitik blieb und bleibt ein ernst zu nehmendes Thema. Festzustellen war und ist ein Gewöhnungsmodus bezüglich des Ukraine-Konflikts. Aktienmärkte legten unter Schwankungen zu. An den Rentenmärkten ergaben sich Bewegungen in bekannten Bandbreiten. Der USD verlor nach der vorangegangenen markanten Stärke gegenüber dem Euro an Boden. Edelmetalle konnten im Verlauf des Quartals an Boden gewinnen. Energiepreise bewegten sich auf moderaten Niveaus.

Internationale Strukturveränderungen durch die geopolitische Situation

Die internationale gesetzesbasierte Ordnung hat auch im vierten Quartal weiter Schaden genommen. Beispielhaft darf der Inflation Reduction Act der USA angeführt werden, dessen Inhalte zu großen Teilen WTO-widrig sind. Die gesetzesbasierte Ordnung ist Grundlage des globalen Wirtschaftsverkehrs als auch der internationalen Politik. Das durch den Westen und seine unilateralen Maßnahmen erodierte Vertrauen in das seit 1944 (Bretton Woods) westlich dominierte System führt zu neuen nicht westlich dominierten Strukturen (u.a. BRICS-Staaten Erweiterung). Die daraus mittel- und langfristigen Folgen werden nicht nur konjunkturell markant sein. Neue Strukturen werden sich sowohl in der Politik, der Finanz- als auch in der Realwirtschaft aus dieser Situation heraus etablieren. Diese Veränderungen werden die Charakteristika einer multilateralen Ordnung sein, die zu Lasten der jetzt dominanten Ordnung gehen.

Quartalsbericht Q4 2022

Geldanlagen im vierten Quartal 2022 als ePaper lesen

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Steigende Energiepreise: Verbraucher sollten ihre Strom- und Gaszähler am 31.12. ablesen
Das Eigenkapital für das Wohneigentum mit Fonds ansparen
Energiekosten sparen – So klappt ein Anbieterwechsel

Bildnachweis

Freitag, 20. Januar 2023

Sparer-Pauschbetrag - Erhöhung vom Freistellungsauftrag für Kapitaleinkünfte ab 2023

 Der Sparer-Pauschbetrag wird zum 1. Januar 2023 von bisher 801 Euro auf 1.000 Euro für Alleinstehende und von bisher 1.602 Euro auf 2.000 Euro für Ehegatten/Lebenspartner um knapp 25 Prozent erhöht. Mit dem Sparer-Pauschbetrag werden Kapitaleinkünfte wie Zinsen und Dividenden bis zu einer bestimmten Höhe pro Jahr steuerfrei gestellt. Bisher erteilte Freistellungsaufträge werden automatisch prozentual angepasst.

Steuerfreibetrag für Anleger steigt um fast 25 Prozent

Ab dem 1. Januar 2023 profitieren Kapitalanleger von einer Erhöhung des bisherigen Freibetrags um um 24,844 Prozent von bis dahin 801 Euro für einzelveranlagte Steuerzahler auf 1.000 Euro und für zusammen veranlagte Ehegatten von 1.602 Euro auf 2.000 Euro. Die Freistellungsaufträge, mit denen die Steuerpflichtigen ihre Geldanlageinstitute anweisen können, den Kapitalertragssteuerabzug bis zum Sparer-Pauschbetrages nicht vorzunehmen, werden automatisch um die prozentuale Erhöhung angepasst. Anleger können den höheren Sparer-Pauschbetrag aber auch über die Freistellungsaufträge neu aufteilen. Dies kann für Anleger mit verschiedenen Geldanlageverbindungen sinnvoll sein, wenn beispielsweise die Zinserträge bei einem Geldanlageinstitut den bisherigen Freistellungsbetrag übersteigen.

Sparer-Pauschbetrag und seine Entwicklung

Die Anpassung des Freistellungsauftrages kann dann die Zinserträge teilweise oder komplett von der Besteuerung befreien. Der Sparer-Pauschbetrag wurde 2009 mit der Abgeltungssteuer (25 Prozent plus Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer) eingeführt
und löste die zuvor mögliche Deklaration individueller Werbungskosten (zum Beispiel Depotkosten) für Anlagen ab (siehe Grafik Sparer-Pauschbetrag).

Was ist der Sparer-Pauschbetrag?

Der Sparer-Pauschbetrag ist ein jährlicher Freibetrag zur Freistellung von Kapitaleinkünften für Kapitalanleger in Deutschland.

Was ist ein Freistellungsauftrag?

Der Freistellungsauftrag ist ein Auftrag an ein Geldanlageinstitut, um anfallende Kapitaleinkünfte vom automatischen Abzug der Kapitalertragsteuer zu befreien. Zur Freistellung von der Kapitalertragsteuer steht der Sparer-Pauschbetrag zur Verfügung.
Dieser Sparer-Pauschbetrag kann durch entsprechende Freistellungsaufträge auf verschiedene Geldanlageinstitute aufgeteilt werden.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Steigende Energiepreise: Verbraucher sollten ihre Strom- und Gaszähler am 31.12. ablesen
Das Eigenkapital für das Wohneigentum mit Fonds ansparen
Energiekosten sparen – So klappt ein Anbieterwechsel

Bildnachweis

Freitag, 13. Januar 2023

Anlagekommentar Dezember 2022 - Das fundamentale Bild in der Eurozone hellt sich leicht auf

 Im Dezember 2022 ergab sich in der Eurozone ein positives Stimmungsbild für die Kapitalanleger. So stieg die Unternehmensstimmung an, die Inflationsrate ging leicht zurück, Deutschlands Industrieproduktion ging weniger zurück als befürchtet und die Wirtschaftsleistung in der Eurozone entwickelte sich im dritten Quartal 2023 mit +2,3 Prozent besser als erwartet gegenüber dem Vorjahr. Lediglich der europäische Konsument zeigte sich anhaltend zurückhaltend.

In dessen Folge gingen die Einzelhandelsumsätze in der Jahresrate merklich zurück. Auch die Entscheidung der Energieminister der EU sich auf eine Deckelung des Gaspreises von 180 Euro je MWh zu einigen, trug zur positiven Stimmung bei. Da aber aufgrund des milden Wetters im Dezember der Gaspreis um 47 Prozent auf nur noch 75 Euro je MWh zurück ging, war die Entscheidung zunächst ohne Belang.

Entwicklung der Anlagemärkte im Dezember 2022

Trotz des positiven Stimmungsbildes, ließ zum Jahresende die Risikobereitschaft der Anleger nach und es dominierten rote Vorzeichen die Kapitalmärkte. So sank der weltweite MSCI World Index um -3,9 Prozent und beendete das Jahr 2022 mit einem Minus von 19,5 Prozent in US-Dollar gerechnet. Eine der wichtigsten Nachrichten kam aus China, das seine Null-Covid-Politik überraschend aufgegeben hat. Dies goutierte auch der heimische Aktienmarkt, so dass der SSE Composite Index im Dezember nur -2 Prozent verlor.

In Europa lag der deutsche DAX Index mit -3,3 Prozent eher im hinteren Mittelfeld. Der französische CAC 40 Index musste mit -3,9 Prozent einen stärkeren Rückgang hinnehmen, dagegen konnten der britische FTSE 100 Index mit -1,6 Prozent und spanische IBEX 35 Index -1,6 Prozent besser behaupten. Für den europäischen Eurostoxx 50 Index war das Ergebnis mit -4,3 Prozent dagegen schon etwas schlechter. In den USA war der letzte Monat im Jahr 2022 dagegen etwas mehr im Rückwärtsgang. So musste sich der Dow Jones Industrial Average Index mit einem Rückgang von - 4,2 Prozent, der S&P 500 Index mit -5,9 Prozent und der NASDAQ 100 Index sogar mit -9,1 Prozent zu frieden geben.

DAX Entwicklung

Auch für die Rentenmärkte endete das Jahr 2022 in einem historisch unfreundlichen Umfeld. Die Notenbanker rund um den Globus setzten ihre restriktive Geldpolitik unverändert fort und bekräftigten den Willen, die Zinsen weiter anzuheben. Auch europäische und amerikanische Unternehmensanleihen mussten im Dezember 2022 Verluste hinnehmen, konnten sich aber besser als die jeweiligen Staatsanleihen halten. Die globalen Anleihen verbuchten damit das schlechteste Jahr seit einem Jahrhundert. An den Rohstoffmärkten führte die Aussicht auf eine schnellere Öffnung Chinas jedoch zu einer  Preisstabilisierung. Die Ölpreise notierten unverändert, Gold und Kupfer zogen dagegen an.

Innovation als Wachstumsmotor für die Wirtschaft und die Zukunft

Einer der wichtigsten Wachstumstreiber der Wirtschaft und treuer Begleiter in die Zukunft war schon immer Innovation. Im Jahr 2022 muss auf eine Reihe ungeahnter Ereignisse und Entwicklungen auf der ganzen Welt zurückgeblickt werden.

Ein Krieg in Europa sorgt nicht nur als humanitäre Krise für Angst und Schrecken, sondern beschleunigte auch den Übergang zu den erneuerbaren Energien, wovon hauptsächlich der europäische Energiemarkt betroffen ist. Denn hier war die Abhängigkeit von Russland als Energielieferant zu stark ausgeprägt. Trotz anhaltender Lieferengpässe gewinnt auch die Halbleiterindustrie immer mehr an Bedeutung und birgt neben politischen Interessenkonflikten auch ein erhebliches Potenzial für Weiterentwicklung. Besonders in den aktuell unsicheren Märkten können sich innovative Unternehmen als neue Werttreiber etablieren und einen grundlegenden Strukturwandel in ihren Branchen herbeiführen.

So ist auf der einen Seite das wirtschaftliche und politische Umfeld momentan von schnellen und maßgeblichen Veränderungen geprägt, während auf der anderen Seite innovationsorientierte Anlagestrategien weiter in den Vordergrund rücken:

  • Erneuerbare Energien
    Erneuerbare Energien sind zum aktuellen Stand der Technik einer der größten Hoffnungsträger, denn es besteht sowohl das Potenzial eines stetig wachsenden Anteils am Energiemarkt als auch hoher Investitionen und Gewinne.
  • Transport und Batterien
    Der Dekarbonisierungsprozess entwickelt sich von einem eindimensionalen zu einem mehrdimensionalen Ökosystem, da Kapitalmärkte, Unternehmen und Regierungen ihre Nachhaltigkeitsbemühungen und ihren Fokus auf ein breiteres Spektrum sauberer Technologien ausweiten. Vier Technologien haben sich als transformativ herauskristallisiert und spielen eine führende Rolle auf dem Weg zur Kohlenstoffneutralität, nämlich erneuerbare Energien, sauberer Wasserstoff, Kohlenstoffsequestrierung und Batteriespeicherung. Besonderes Augenmerk gilt der Wind- und Solarenergie, bei denen die Möglichkeit der Energiespeicherung ein „Gamechanger“ wäre.Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien
  • Halbleiter
    Inzwischen bilden Prozessoren einen Grundpfeiler der globalen Wirtschaft. Auch wenn sie inzwischen nicht mehr nur in Computern, Mobiltelefonen oder Servern verbaut werden, nimmt ihre Bedeutung sowohl politisch als auch wirtschaftlich zu. Der innovative Halbleitermarkt birgt aufgrund seiner zunehmenden technologischen und damit wirtschaftlichen Bedeutung ein großes Wachstumspotenzial entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
  • Digitale Transformation
    Die digitale Transformation treibt neue milliardenschwere Softwarebereiche voran und die Auslagerung der Kapazitäten auf große Serveranlagen als Rechenzentren ist einer der nächsten logischen Schritte in der Optimierung der digitalen Datenverarbeitung. Aktivitäten und Prozesse im digitalen Zeitalter erfordern enorme Rechenleistungen und erzeugen vor allem riesige Datenmengen. Diese digitalen Geschäftsprozesse erfordern auch gemeinsame Datenmodelle, die eine 360-Grad-Sicht auf die digitale Infrastruktur eines Kunden, eines Mitarbeiters, eines Patienten, eines Designs, eines Gebäudes, einer Brücke, einer Maschine usw. umfassen müssen.

Innovation ist in allen Bereichen des Lebens und der Wirtschaft essenziell

Innovation sorgt für Fortschritt, Wandel sowie die Erschließung neuer Technologien und Möglichkeiten. Sie ist der Wind in den Segeln auf der Reise ins Unbekannte und sorgt bei jeder neuen Entdeckung für Euphorie auch an den Kapitalmärkten.

Ausblick auf die zukünftige Kapitalmarktentwicklung

In den kommenden 12 bis 18 Monaten werden die Bekämpfung der Inflation und die Sicherung der Energieversorgung in Europa, die wesentlichen Herausforderungen bleiben. Für die westlichen Volkswirtschaften sieht das Drehbuch in den Grundzügen eine schwächere Konjunktur vor, gefolgt von Zinssenkungen der Notenbanken, wenn die wirtschaftliche Abschwächung als für die Inflationsbekämpfung ausreichend erachtet wird. Spätestens dann dürfte die Inflationsbekämpfung aus Sicht der Kapitalmärkte beendet sein.

Dieser Prozess dürfte jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen und zu einer erhöhten Kapitalmarktvolatilität führen. Das Verhalten der US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) wird bezüglicher Entwarnungssignale für die Kapitalmärkte zentral bleiben. Die zur Inflationsbekämpfung nötige Konjunkturschwäche ist dann erreicht, wenn sich die US-Wirtschaft entweder für einige Zeit unterdurchschnittlich entwickelt hat oder in eine ausgeprägte Rezession gefallen ist.

Bei der Zinsertragskurve, gemessen wird hier die Rendite der Staatsanleihen über 10 Jahre abzüglich 3 Monate, signalisiert derzeit eine Rezession und damit ein Ende der Hochzinsphase etwa 12 Monate vor einer Rezession. Dieses Segment der US-Zinskurve hatte im Oktober 2022 erstmals eine inverse Entwicklung. Ein Rückgang der Inflation auf die Zentralbankziele von 2 Prozent ist demgegenüber für eine Entwarnung seitens der Kapitalmärkte nicht erforderlich, da die Inflation mit einer schwächeren Konjunktur absehbar sinkt, in aller Regel aber deutlich verzögert.

Als Basisinvestments sind in diesem Umfeld dividendenorientierte Anlagen ein Option. Auch ausgewählte Mischfonds gehören dazu. Für längerfristige Anlagethemen ist ein Fokus auf die „Alternde Gesellschaft", die „Digitalisierung", Klimawandel und Infrastruktur aussichtsreich. Im Anleihenbereich sind weiterhin Unternehmensanleihen aus dem Euroraum dem Vorzug gegenüber Staatsanleihen zu geben. Auch Anleihen von aufstrebenden Ländern und Unternehmen in Hartwährungen sowie Wandelanleihen können als Ergänzungsanlage für eine Depotbeimischung dienen. Auch offene Immobilienfonds können wegen ihrer geringen Schwankungsbreite zur Depotstabilisierung beitragen.

Anlagemärkte Entwicklung

wichtiger Hinweis:
Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet. Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
  • Bereich “Innovation als Wachstumsmotor für die Wirtschaft und die Zukunft“ von MainFirst GmbH

Anlagekommentar Dezember 2022 als ePaper lesen

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Geldanlageausblick 2023 – Das Motto lautet: Schritt für Schritt aus der Krise!
Bausparvertrag-Kontoführungsgebühr - BGH Urteil sorgt für Erstattungsanspruch erhobener Gebühren in der Ansparphase
Steigende Energiepreise: Verbraucher sollten ihre Strom- und Gaszähler am 31.12. ablesen

Bildnachweis