Dienstag, 24. November 2020

Aktive und passive Anlagestrategien - Es kommt auf die richtige Mischung an

 Eine Portfoliokonstruktion nach herkömmlicher Prägung scheint heute veraltet. Anleger stellen sich zunächst oft die Frage, ob sie sich in Bezug auf eine bestimmte Anlageklasse für eine aktive oder passive Strategie entscheiden sollten. Das ist aus Sicht von BlackRock der falsche Ansatz. Für optimale Portfoliorenditen sollten sich Anleger von dem Denken in Aktiv-/Passiv-Kategorien verabschieden, so Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie für Deutschland, Schweiz, Österreich und Osteuropa. Christian Nicolaisen von der Netfonds AG führte mit Dr. Lück dazu ein interessantes Gespräch.

Christian Nicolaisen: In den Medien wird viel über den Glaubenskrieg zwischen aktiven und passiven Strategien berichtet. Was ist genau der Unterschied dieser Strategien?

Dr. Martin Lück: Die Renditen, die Fondsmanager erzielen, lassen sich in zwei Kategorien aufteilen:
In die erste Kategorie fallen Renditen, die sich systematisch durch das Investment in marktbreite Indizes wie zum Beispiel den MSCI World Aktienindex abbilden lassen. Auch Faktorindizes wie zum Beispiel der MSCI World Quality Aktienindex fallen darunter. Diese Renditen können mit passiven Investmentinstrumenten wie ETFs (Exchange Traded Funds) sehr kostengünstig abgebildet werden.
In die zweite Kategorie fallen Renditen, die das Ergebnis aktiver und kluger Anlageentscheidungen und nicht systematisch über einen Index darzustellen sind. Letzteres bezeichnet man gemeinhin als Überrendite oder Alpha. Stichworte sind in diesem Zusammenhang Wertpapierauswahl, anlageklassenübergreifende taktische Asset-Allokation und Markt-Timing-Strategien.

Möglichkeiten der Geldanlage aktuell genutzt

Christian Nicolaisen: Können Sie auf das Investieren nach Faktoren eingehen – was steckt genau dahinter?

Dr. Lück: Hier unterscheiden Investmentprofis ebenfalls in zwei Kategorien. Zunächst sind Makrofaktoren zu erwähnen, die anlageklassenübergreifend die Hauptrenditetreiber darstellen. Beispielsweise haben Makrofaktoren wie das generelle Wirtschaftswachstum, die Realzinsen sowie die Inflation entscheidende Auswirkungen auf viele Anlageklassen. Neben den Makrofaktoren werden zunehmend mehr den Stilfaktoren Aufmerksamkeit geschenkt. Dies sind spezifische Merkmale einzelner Anlageklassen. Beispiele für Stilfaktoren sind Value (unterbewertete Unternehmen), Size (kleinere und flexiblere Unternehmen) und Quality (bilanzstarke Unternehmen).

Christian Nicolaisen: Jeder spricht vom Megatrend des passiven Investierens. Sind ETFs ein Allheilmittel für Privatanleger?

Dr. Lück: Es ist tatsächlich so, dass der Siegeszug von ETFs in den letzten Jahren vielen Endanlegern den Einstieg in den Kapitalmarkt erleichtert hat. Mit Angeboten wie Musterportfolios oder ETF-Sparplänen ist der Vermögensaufbau heute so leicht und kostengünstig wie noch nie. Dennoch sind wir überzeugt, dass aktive Renditen auch in Zukunft eine entscheidende Rolle in der Portfoliokonstruktion spielen wird. Viele Anleger haben noch immer relativ hoch gesteckte Ziele in einem Umfeld allgemein niedriger Renditen. Allein mit Marktrenditen sind diese wahrscheinlich nicht erreichbar. Was bedeutet das? Aktive Renditen zu erwirtschaften – also mehr als die Benchmark – spielt weiterhin eine Schlüsselrolle.

Christian Nicolaisen: Was sind nun Ihre Kernbotschaften für Endanleger für die Portfoliokonstruktion?

Dr. Lück: Da haben wir drei identifiziert.

Wissen, was Sie für Ihr Geld bekommen: Anleger sollten zwischen Alpha-, Markt- und Faktorrenditen differenzieren können. Warum? Dafür gibt es aus unserer Sicht zwei Hauptgründe. Zum einen ist diese Differenzierung erforderlich, damit Anleger echte Alpha-Chancen identifizieren können. Zum anderen gilt: Ein klares Bild von den Ertragsquellen des Portfolios erleichtert es Anlegern, konsequent ihre strategischen Ziele zu verfolgen.

Ganzheitliche Betrachtung: Ein Denken in Aktiv-/Passiv-Optionen greift zu kurz. Zu bevorzugen ist heute eine gute Mischung unter Berücksichtigung der Anlageziele und Restriktionen des einzelnen Anlegers. Patentrezepte gibt es dabei nicht. Die Kombination von alphaorientierten Fonds und Index- und Faktor-Strategien sollte auf Portfolioebene stattfinden und nicht Anlageklasse für Anlageklasse erfolgen. Ein ganzheitlicher Ansatz ist gefragt. Alphaorientierte Strategien mit höherem erwartetem Alpha (nach Gebühren) sollten Bestandteil eines Portfolios sein.

Zeit ist Geld: Ausschlaggebend ist die Rendite nach Kosten. Die Gebühren für die einzelnen Produkte sind jedoch nicht für alle gleich und können sich im Laufe der Zeit ändern, sind also kundenspezifisch. Die Kosten, die für die Identifizierung und Beobachtung alphaorientierter Fonds anfallen, können ebenfalls stark ins Gewicht fallen. Vielen Anlegern stehen dafür nur begrenzte Mittel zur Verfügung. Anleger müssen sich daher die Frage stellen, ob sie über die Kompetenzen und Research-Ressourcen verfügen, um dies zu leisten.

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Sonntag, 15. November 2020

Anlagekommentar September 2020 - Die Fed passt ihre Strategie an und die Aktienmärkte vollziehen die längst fällig gewesene Marktkorrektur

 Die Fed hat Ende August das Resultat der Überarbeitung ihrer geldpolitischen Strategie bekanntgegeben. Demnach wird künftig auf eine präventive geldpolitische Straffung bei einem angespannten Arbeitsmarkt verzichtet, solange die Inflation nicht steigt. Zudem wird das 2 Prozent-Inflationsziel als Mittelwert interpretiert, um die langfristigen Inflationserwartungen am Markt im Rahmen des 2 Prozent-Ziels zu verankern. Somit stehen die Änderungen im Einklang mit dem Umfeld der letzten Jahre, in denen trotz einer rekordtiefen Arbeitslosenrate kaum ein Inflationsdruck zu merken war. Zusammengefasst dürfte deshalb die Neuausrichtung der Fed dazu führen, dass die Fed-Zinsen noch für einige Jahre auf den aktuell sehr niedrigen Niveaus verbleiben werden.

Entwicklung der Anlagemärkte
Die Börsen haben also im September die längst fällig gewesene Marktkorrektur abgeliefert. Da der September statistisch gesehen zu den schwächsten Börsenmonaten des Jahres zählt, war dies auch so zu erwarten gewesen. Dabei haben vor allem die hoch gehandelten Technologieaktien kräftig korrigiert, während zyklische Werte besser bestehen konnten. So lag der Technologieindex NASDAQ 100 Index zeitweise über 10 Prozent unter seinem zum Monatsanfang markierten Allzeithoch und beendete den September schließlich mit einem Minus von 5,7 Prozent. Aufgrund der hohen Gewichtung von Technologiewerten im US-Aktienindizes S&P 500 Index verlor dieser auch 3,9 Prozent. Die europäischen und asiatischen Pendants konnten sich etwas besser behaupten, so dass der Eurostoxx 50 Index nur um 2,4, der deutsche DAX Index um 1,4 Prozent, der britische FTSE 100 Index um 1,6 Prozent nachgaben und der NIKKEI 225 Index sogar im leichten Plus mit 0,2 Prozent landete. Der weltweite MSCI World (EUR) schloss dementsprechend auch mit einem Minus von 2,4 Prozent.

DAX Entwicklung

Zum Monatsende konnten jedoch die fortschreitende Erholung Chinas, die anhaltende Verbesserung der Unternehmens- und Konsumentenstimmung und hervorragende Zahlen vom US-Immobilienmarkt die Abwärtsbewegung aufhalten. An den Rentenmärkten gab es dagegen ein spiegelbildliches Bild, wobei die zehnjährige deutsche Staatsanleihen um 0,13 Prozent deutlich niedriger bei -0,52 Prozent rentierte. Bei den langlaufenden US-Staatsanleihen sank dagegen die Rendite kaum merklich um drei Basispunkte. Die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) änderte zwar wie erwartet ihre Inflationsstrategie, wodurch die Geldhüter nun ein durchschnittliches Inflationsziel von zwei Prozent im Blick haben, was mehr Flexibilität bei kurzfristigen Abweichungen bietet. Die Mehrheit der Fed-Mitglieder geht mittlerweile davon aus, dass es bis Ende 2023 zu keiner Leitzinserhöhung kommt. Allerdings reagierten jedoch die Marktteilnehmer enttäuscht darauf, dass der Präsident Jerome Powell trotz der Warnungen vor einer schwächeren Wirtschaftserholung und der erneuten Aufforderung an die Politik, dass die Wirtschaft fiskalisch unterstützt werden muss, keine Aufstockung der Anleihekäufe anvisierte. Dagegen gab es bei der Europäische Zentralbank (EZB) keine geldpolitischen Änderungen. Allerdings betonte das EZB-Mitglied Philip Lane, dass für die Notenbank der Euro-Wechselkurs durchaus wichtig sei.

Was könnten die US Präsidentschaftswahlen für die Aktienmärkte bringen
Es gibt dabei die drei möglichen Grundszenarien lauten:

  1. Donald Trump wird wiedergewählt
  2. Joe Biden gewinnt klar
  3. Donald Trump wird die Wahl anfechten und führt endlose Verfahren vor Gericht

Dann wäre im letzten Fall die aktuelle Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi die Interimspräsidentin, bis alle Verfahren abgeschlossen sind. Dies ist in der US Verfassung so vorgegeben, denn sie ist nach dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten die nächste Instanz in der Nachfolgereihung für den US-Präsidenten. Wenn es dazu kommen würde, wäre dies ein durchaus interessantes Szenario für die amerikanische Politik. Grundsätzlich muss man feststellen, dass sich Wahlanfechtungen für die Stimmung an den Finanzmärkten nicht günstig auswirken, weil sie naturgemäß eine Menge Unsicherheit mit sich bringen.

Ein Wahlsieg von Donald Trump gilt als günstig für die Börsen. Im Falle eines Wahlsieges von Joe Biden wird beispielsweise nach Ansicht von Goldman Sachs eine kurzfristige negative Marktreaktion zu erwartet. Dennoch werden auch in diesem Fall keine mittelfristigen oder langfristigen negativen Folgen auf die Kursentwicklung an den Finanzmärkten befürchtet. Auch die von Joe Biden oftmals als negativ beurteilte geplante Einkommensteuererhöhung würde ohne dies erst ab einem Jahreseinkommen von USD 400.000 wirken und somit die für den Konsum so bedeutende Mittelschicht nicht betreffen.

Notenbaken Bilanzsummen 7/2014 bis 7/2020

Die heiße Phase des Wahlkampfes hat begonnen…
Dass Donald Trump eine sehr enthusiastische Fangemeinde besitzt, ist wohl jedem mittlerweile hinlänglich bekannt. So hält er auch weiterhin zahlreiche Wahlkampfveranstaltungen vor Ort ab und lässt sich dabei gebührend feiern. Ob das in der Corona-Pandemie so durchgehalten werden kann, muss abgewartet werden. Joe Biden ist da wesentlich zurückhaltender, was Donald Trump in diesem Punkt durchaus Vorteile bringt. In der weiteren Wahlauseinandersetzung könnte auch das Thema „Fracking“ ein wichtiger Punkt werden. Denn diese umwelttechnisch fragwürdige Art der Rohölgewinnung hat vor allem in den Bundesstaaten Pennsylvania und New Mexico eine große Bedeutung und Joe Biden aktuell noch keine klare Position bezogen hat, ob er Fracking gesetzlich verbieten würde oder nicht. Dies ist deshalb besonders wichtig, weil die Fracking Industrie in der Zwischenzeit für einen erheblichen Teil der Arbeitsplätze in diesen beiden Bundesstaaten sorgt. Dagegen hat Donald Trump in Anbetracht der Unruhen der letzten Monate immer wieder betont, dass er für die öffentliche Sicherheit die beste Wahl wäre. Nunmehr hat er seine Strategie verändert und behauptet nun, dass er der Beste wäre, um die wirtschaftliche Erholungsphase in den USA anzuführen.

In diesem Zusammenhang ist es allerdings eine interessante Tatsache, dass gerade in den wichtigen „Swing States“ Joe Biden mit dem einsammeln von Spenden für den Wahlkampf sehr erfolgreich ist. Donald Trump muss dagegen derzeit mit einem rückläufigen Spendenaufkommen kämpfen. Allerdings kann auch Donald Trump Pluspunkte aufbieten, beispielsweise mit der Tatsache, dass er nunmehr durchsetzen konnte, dass in den USA wieder Football gespielt werden kann. Das ist für den amerikanischen Nationalsport und somit für weite Teile der Bevölkerung eine ganz wichtige Sache. Auch das derzeit sehr aktuelle Thema der Nachbesetzung der durch das Ableben der von Ruth Bader Ginsburg vakant gewordenen Richterstelle im US-Höchstgericht spielt Donald Trump in die Karten. Dies vor allem deshalb, da dem US-Höchstgericht im Falle einer Anfechtung der US-Wahlen eine entscheidende Rolle zukommen wird. Donald Trump will deshalb die Nachbesetzung durch seine Kandidatin Amy Coney Barrett unbedingt noch vor dem Wahlurnengang durchziehen.

Zusammenfassend kann man deshalb feststellen, dass in der Summe der oben geschilderten Faktoren Donald Trump derzeit wohl einen gewissen Vorteil im Präsidentschaftsrennen hat. Dagegen führt in den Meinungsumfragen derzeit Joe Biden, was allerdings bei der letzten Präsidentenwahl bei Hillary Clinton auch so war und Donald Trump dennoch gewonnen hat.

Was ist nun für die Börsen das beste Wahlergebnis?
Unabhängig der Person ist das beste Wahlergebnis für die Börsen ein klarer Wahlsieger. Dann können sich die Wertpapiermärkte wieder völlig ihren Themen widmen, nämlich der Entwicklung der Volkswirtschaft und der Unternehmensgewinne. Daher würde eine endlose gerichtliche Auseinandersetzung einer positiven Kursentwicklung für den Rest des Jahres sicherlich abträglich sein, denn traditionell ist das letzte Quartal eines Jahres das stärkste.

Ein Blick auf die aktuellen Anlagestrategien
Hauptsächlich die Kurse von Aktien und etwas weniger ausgeprägt jene von Unternehmensanleihen haben sich in den letzten Monaten als Folge von zusehends weniger negativen fundamentalen Entwicklungen und reduzierten Unsicherheiten deutlich erholt. Deshalb haben sich viele Aktienbörsen von den zuvor erlittenen Einbrüchen mittlerweile fast gänzlich erholt. Allerdings bleibt die Corona-Pandemie das weiterhin bestimmende Thema an den Finanzmärkten. Die unlängst gestiegenen Spannungen zwischen den USA und China dürften wohl hauptsächlich den anstehenden US-Wahlen geschuldet sein und die Wirtschaftsentwicklung kaum beeinflussen. Angesichts der Tatsache, dass die Wirtschaft auch mittelfristig aus strukturellen Gründen nur verhalten wachsen wird und die Corona-Pandemie noch nicht überwunden ist, sollte man unverändert einen klaren Fokus auf Qualitätsanlagen legen. Da die Zinssätze und Anleiherenditen in den wichtigsten Volkswirtschaften über einen längeren Zeitraum nahe ihrer Rekordtiefs bleiben dürften, gewinnen Aktien von Unternehmen mit einer soliden Dividendenhistorie weiter an Attraktivität.

Trotz einer möglicherweise hohen Marktvolatilität in den kommenden Monaten, sollte man sich als Anleger zunehmend auf eine weitgehende Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität in den kommenden 12-24 Monaten einstellen. Zu berücksichtigen gilt auch, dass sich die relevanten Stellen, wie Regierungen, Gesundheitssysteme, Einzelpersonen und Unternehmen seit Monaten viel dazu gelernt haben, mit der Situation umzugehen. Daher sollte eine Anlagestrategie defensiv gestaltet sein. Gleichzeitig ergeben sich aber besonders bei Aktien auch Chancen für mittelfristig und langfristig agierende Anleger. In der aktuellen Phase sind Unternehmen zu bevorzugen, die sich bisher in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt haben, eine solide Bilanz aufweisen.

Weiterhin sorgen dennoch Dividendenwerte für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Als interessantes langfristiges Thema zur Depotbeimischung kann der Fokus auf eine „Alternde Gesellschaft“ gelegt werden und über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten abgebildet werden. Auch globale Immobilienaktienfonds können zur Depotdiversifikation beitragen, denn stabile Dividendenzahlungen durch regelmäßige Mieterträge und die Partizipation an aussichtsreichen Langfristtrends zeichnen diesen Anlagebereich aus. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen. In diesem Umfeld sollten Unternehmensanleihen aus dem gesamten Euroraum weiter den Vorzug bekommen.

Anlagemärkte Entwicklung

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Dieser Bericht dient ausschließlich zu Informationszwecken und die Angaben wurden mit Sorgfalt zusammengestellt. Für die Richtigkeit kann jedoch keine Gewähr übernommen werden. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentfondsanteilen sind die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jährlichen Rechenschaftsberichte. Diese sind Grundlage für die steuerliche Behandlung der Fondserträge. Die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung) wurden berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag und Depotkosten) sind ggfs. nicht berücksichtigt. Bei Fremdwährungen kann die Rendite infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet.
Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

      • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
      • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
      • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
      • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
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Montag, 2. November 2020

Rohstoffe - Was uns vorangegangene Krisen lehren können

 Im Zuge von COVID-19 haben Rohstoffe teilweise heftig gelitten. Mit dafür verantwortlich war auch die Organisation erdölexportierender Länder (kurz OPEC), die trotz des Nachfrageeinbruchs aufgrund der globalen Lockdown-Maßnahmen das Rohölangebot wegen interner Streitigkeiten massiv ausweitete. So entstand eine „perfekte Krise“, die wie eine Lawine über den Rohstoffmarkt rollte und – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – zu einem deutlichen Rückgang der Notierungen führte.

Ein Blick zurück kann helfen sich für die Zukunft richtig zu positionieren
Um Rückschlüsse für die künftige Wertentwicklung am Rohstoffmarkt zu ziehen, würde man normalerweise die aktuelle Angebots- und Nachfragesituation beleuchten. Aufgrund der hohen Unsicherheit bezüglich einer möglichen zweiten Corona-Welle, die das fundamentale Gefüge abermals gehörig durcheinander wirbeln würde, soll es in diesem Beitrag jedoch für den Rohstoffmarkt 2020 mit dem französischen Universaltalent André Malraux gehalten werden und eine andere Betrachtungsweise gewählt werden, denn „Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern“.

aus Elektroschrott wieder Rohstoffen gewinnen

In den vergangenen 25 Jahren gab es bis COVID-19 vier ausgeprägte Bärenmärkte bei den Rohstoffen, definiert durch einen Rückgang um mindestens 20 Prozent – in den meisten Fällen sanken die Börsenkurse sogar noch deutlich stärker. Im Einzelnen waren das die asiatische Finanzkrise beziehungsweise die Zahlungsunfähigkeit Russlands in den späten 1990er Jahren, die Zeit nach dem Platzen der Blase am sogenannten Neuen Markt, die Finanzmarktkrise mit dem Tief im März 2009 sowie Chinas Börsenkapriolen 2014/2015.

Ab dem Tiefpunkt einer Krise legte der breit diversifizierte Bloomberg Commodity Index (BCOM) in drei Fällen in den darauffolgenden 260 Börsentagen um rund 30 Prozent zu. Nur in den Jahren 2015/2016 fiel die Erholung in diesem Zeitraum mit 22 Prozent weniger kräftig aus. Der jetzige positive Trend am Rohstoffmarkt befindet sich noch in einem frühen Stadium und hat bei weitem noch nicht das Mindestmaß früherer Erholungen erreicht. Der bisherige Wertzuwachs von 7,5 Prozent (per 16.06.2020) ist somit lediglich ein erstes Etappenziel auf dem Weg nach Norden. Schließlich sind seit dem Tief am 18. März 2020 gerade erst drei Monate vergangen und die handelnden Akteure an den Kapitalmärkten werden in den verbleibenden knapp 200 Börsentagen noch genug Gelegenheit haben, sich entsprechend zu positionieren.

Rohstoffe haben einen direkten Puls zur Wirtschaft
Auf Sektorenebene zeigte der BCOM Energy Subindex, der die Rohstoffe aus dem Energiebereich umfasst, in der Vergangenheit stets die schnellste Reaktion. Dieses immer wiederkehrende „First In – First Out“-Verhalten ist absolut nachvollziehbar, da Energierohstoffe, wie beispielsweise das amerikanische Rohöl West Texas Intermediate (WTI), einen direkten Bezug zum Puls der Wirtschaft haben. Veränderungen der wirtschaftlichen Aktivitäten zum Positiven wie Negativen wirken sich darum unmittelbar auf die Nachfrage nach Rohöl aus. Mit einem Plus von gerade einmal zehn Prozent stecken Energieträger derzeit quasi noch in den Kinderschuhen. Auch wenn man den Tiefpunkt beim Rohöl Ende April 2020 zugrunde legt, ist noch reichlich Platz nach oben.

Mit etwas Verzögerung und ungleich gemächlicher reagiert üblicherweise der BCOM Industrial Metals Subindex in den Erholungsphasen. Grund für eine weniger schnelle Reaktionsfreudigkeit bei der Preisentwicklung ist die Verwendung der Basismetalle, die eine weniger elastische Nachfrage aufweisen. Seit dem 18. März 2020 hat der BCOM Industrial Metals Subindex bislang rund ein Drittel der durchschnittlichen Erholung absolviert. Entgegen der landläufigen Meinung sind es die Edelmetalle, gemessen am BCOM Precious Metals Subindex, welche in den ersten Tagen nach Beendigung eines Bärenmarktes bei den Rohstoffen am wenigsten zulegen können. Betrachtet man die vergangenen Krisen, verzeichnete dieser Sektor nach 260 Tagen einen durchschnittlichen Zuwachs von 13 Prozent.

Anhängern der Edelmetalle sei jedoch versichert, dass diese in der Vergangenheit im Zeitabschnitt 261 bis 560 Tage den Rückstand zu Basismetallen und Energieträgern aufholten und sich dann an die Spitze setzten. Für die kommenden Tage und Wochen ist an dieser Stelle allerdings ein wenig Vorsicht geboten, da der BCOM seit dem Tief mit einem Plus von 21 Prozent bereits überdurchschnittlich zugelegt hat.

Selbstverständlich kann man zur Bewertung des Rohstoffmarktes auch auf die am Markt vorhandenen Rohstoff-Analysen zurückgreifen, um aufgrund der fundamentalen Datenlage zu einer Einschätzung zu kommen. Die Intention war es, mit diesem Beitrag über den Tellerrand hinauszublicken und einen alternativen Blick auf die Anlageklasse Rohstoffe zu werfen.

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