Mittwoch, 19. November 2014

Anlagekommentar Oktober 2014 - FED und EZB gehen unterschiedliche Pfade

Im September 2014 hat die Europäische Zentralbank (EZB) zu einem neuerlichen Rundumschlag ausgeholt und den Leitzins auf historisch niedrige 0,05 Prozent gesenkt. Binnen weniger Minuten schoss der Dax um 100 Indexpunkte hoch und der Euro fiel unter die Marke von 1,30 US-Dollar. Auch ein Ankaufprogramm für Kreditpakete (Asset Backed Securities, ABS) und Pfandbriefe wurde bekanntgegeben und soll substantiell noch mehr ausgeweitet werden.

Was wird aus Niedrigzins-Europa?
Über die immer weiter sinkenden Zinsen könnte man noch hinwegsehen, da sich hier ein wirklicher Einfluss auf das Wachstum oder die Inflation nicht zeigt. Doch ob die EZB die Abschwächung des Euro und damit die importierte Inflation und Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone herbeigeführt oder herbeigeredet hat, bleibt weiter offen. Für blumige Ansprachen und große Versprechen sind die EZB Notenbanker um Draghi bekannt, doch was am Ende wirklich eintritt und um Euroland eine bessere Performance erwartet, lässt sich im Augenblick nur mutmaßen.

USD Entwicklung gen Euro

USA-Arbeitsmarkt bestimmt weiteren Zinsverlauf
Ein Blick auf die USA zeigt, dass der Verlauf der Zinsen dort auch weiter vom Arbeitsmarkt bestimmt werden. Eine weitere Lockerung der Geldpolitik ist nicht ausgeschlossen, sollte sich die aktuelle Performance nicht im gewünschten Maße erhöhen. Die Markterwartungen liegen weit unter denen der Notenbank, sodass eine Anpassung zur vorübergehenden Korrektur der Risikomärkte führen könne. Augenblicklich schein die Lage ruhig, beinahe zu ruhig nach den kürzlich heftigen Diskussionen um die Ankäufe von Staatsanleihen aus wirtschaftlich schwachen Euroländern und den damit verbundenen Risiken für Europa.

Arbeitslosenrateentwicklung USA und Eurozone



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Dienstag, 11. November 2014

Der lange Weg des Euro zur Weltwährung

Der Euro ist von einem Status als Weltwährung noch weit entfernt. Es wurde vor der Finanzkrise darüber spekuliert, ob der Euro den US-Dollar als Weltwährung ablösen wird. Jedoch spätestens nach der Finanzkrise, die auch Europa in eine Krise stürzte, zeigte sich, dass in der Einheitswährung noch einige Konstruktionsfehler stecken.

Die Politik war viele Jahre inkonsequentSo haben die Sanktionsmöglichkeiten gegen fehlende Budgetdisziplin der Mitgliedsländer keine Wirkung gezeigt. Zum Beispiel haben Portugal und Griechenland jahrelang gegen die Maastricht-Kriterien verstoßen, ohne dass sie dafür von der Europäischen Union (EU) belangt wurden. Erst als während der Finanzkrise die Kapitalmärkte die weitere Finanzierung der Schuldenpolitik verweigerten, wurde die Politik zum Handeln gezwungen. Wenn man die Stabilität des europäischen Finanzsystems genauer betrachtet, ist zu erkennen, dass auch erst von der Politik gehandelt wurde, als von den Kapitalmärkten keine Unterstützung mehr für die Banken vorhanden war. Die nationalen Aufsichtsbehörden wollten keine Kompetenzen abgeben und haben so lange wie möglich versucht, die eigenen Banken zu schonen. Dies konnte man sehr gut in Spanien sehen, als dort die Bankenbonitäten geprüft wurden und nach der ersten Prüfung keine Probleme zu finden waren. Scheibchenweise kamen dann jedoch immer mehr Hiobsbotschaften ans Tageslicht, was dann zu dem EU-Rettungspaket für die spanischen Banken führte.

ist Euro als Währung langfristig erfolgreich

Die Bankenunion ist der richtige Weg
Durch die Bankenunion sind nun die Voraussetzungen für ein intaktes europäisches System geschafften worden. Die nationalen Zentralbanken der Euroländer hatten bei Gründung der Währungsunion ihre geldpolitischen Kompetenzen an die EZB abgegeben und so den Weg für Euro-taugliche Entscheidungen freigemacht. Das die Europäische Zentralbank (EZB) als einzige Institution in der Krise durch Handlungsfähigkeit überzeugen konnte, ist deshalb nicht verwunderlich. Während der Eurokrise war die EZB deshalb dass einzige europäische Institut, welches das Vertrauen der Kapitalmärkte genoss. Wenn die EZB diesen Status aufrecht erhalten kann, könne dies für den Euro die Grundlage als Weltwährung sein. Voraussetzung dafür sind aber krisenfeste Entscheidungsgremien mit intakten Sanktionsmechanismen bei Fehlverhalten. Dies gelingt jedoch nur, wenn Kompetenzen an zentrale EU-Einrichtungen analog der EZB delegiert werden.

Entwicklung zur Weltwährung vorerst ausgeschlossen
Aus der Delegation an zentrale EU-Einrichtungen ergibt sich dann die entscheidende Herausforderung für die Weiterentwicklung des Euro. Die Grundlage für die Förderung der Zentralisierung innerhalb der Euroländer sind entsprechende Vertragsänderungen im EU-Vertrag. Diese müssen von den nationalen Parlamenten aller Mitgliedsländer genehmigt werden. Da dies auf absehbare Zeit politisch nur schwer umsetzbar ist, kann man die Entwicklung des Euros zu einer Weltwährung vorerst kategorisch ausschließen.

 
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